Название: Der Akron Tarot
Автор: Akron Frey
Издательство: Автор
Жанр: Эзотерика
isbn: 9783905372939
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Seit Aristoteles sondern die Filter unseres alles miteinander in Bezug setzenden Denkens alles aus, was nicht durch Stoff und Form, Bewegung und Ziel definiert werden kann (auch wenn Platon davon ausging, dass wir im Sichtbaren nur das erkennen können, was wir an Informationen oder Vorstellungen in uns tragen). Aus diesem Blickwinkel heraus betrachtet ist auch das Modell der naturwissenschaftlichen Erkenntnis nur eine Vorstellung, abhängig von den Gesetzen, die wir selbst geschaffen haben. Davon ausgehend können wir schlussfolgern, dass unser Bewusstsein im Objekt immer nur unsere eingegebenen Erfahrungen erkennt, ja dass wir, indem wir das Gegenüberstehende erkennen, uns im Grunde immer nur selbst erkennen. Wir projizieren unsere Wahrnehmung in einen Gegenstand hinein und tun so, als würden wir damit seinen Sinn erfahren, aber wir sind uns nicht bewusst, dass wir erst durch unsere Empfindung dem Betreffenden zu der von uns wahrgenommenen Form verhelfen. Umgekehrt zeigt uns erst die äußere Betrachtung eines Objektes die Position unseres Standpunktes, wer wir sind, was wir aus unserer eigenen Perspektive herausziehen und wie wir uns in unseren eigenen Schöpfungen betrachten. Wir haben zwar die Kraft, die Welt durch die Sichtweise des Herrschers aus uns selbst hervorzubringen, aber wir haben nicht die Macht, hinter die Mechanismen unserer Realität zu sehen und die vereinnahmenden Energien unserer eigenen Prägungen zu durchschauen, denn hier beherrscht die Vorstellung bereits die Wirklichkeit, und die meisten Menschen glauben, dass die Vorstellung die Wirklichkeit eins zu eins wiedergibt.
Der Stehkragen, der den Hals des Diktators umschließt, zeigt das strukturelle Rückgrat, um die Position unserer Realität so zu betonieren, sodass die Welt, die wir sehen, immer genau unserer Vorstellung entspricht. In Wirklichkeit sind unsere Sinne aber die Formgebungskanäle, durch die unsere Anschauung das Gesehene in einen eigenen Rahmen presst. Gleichzeitig verfügen wir über einen hoch entwickelten Geist, nicht um eine fest existierende Welt wahrzunehmen, sondern um sie in das Band unserer kollektiven Vorstellungen einzugliedern, damit das Gesehene im Kontext unserer anerzogenen Bilder real werden kann und damit unsere Wahrnehmung stützt. Wir spielen sozusagen die Hauptrolle auf der Bühne des Herrschers, die seinerseits dem auf Funktionalität reduzierten Ausschnitt seiner verdichteten Überzeugungen und Erwartungen entspricht. Es ist aber falsch zu glauben, dass sich unsere Entwicklung in einem Umfeld des Gleichgewichts vollziehen könne; sie mag es zwar ständig suchen, aber sie darf es nicht erreichen, damit Realität überhaupt möglich ist. Dieses Problem ergibt sich aus der Unvereinbarkeit zweier Absichten: Der Mensch trachtet nach einem Gleichgewicht, um seine Entwicklung zu kontrollieren; gleichzeitig streben die vitalen Antriebskräfte aus der Form, was eben dieses Ungleichgewicht verursacht (das zeigen die bewaffneten Krieger auf dem Bild). Gleichgewicht ist eben kein statischer Zustand, sondern es wird durch die ständig herbeigezwungenen Veränderungen ermöglicht. Auch wenn die tägliche Realität vor unseren Augen statisch erscheint, damit wir die Entwicklung als ein Erscheinungsbild von relativer Dauerhaftigkeit wahrnehmen können, wird sie ständig neu geschaffen, so dass der Herrscher ständig gezwungen ist, die Änderungen fortwährend an die gesellschaftlichen Modelle anzupassen. Die Energie hinter den veralteten Standpunkten wird schwächer, und an einem bestimmten Punkt merken wir, dass sich die Welt verwandelt hat. Tatsächlich verändert sich die kollektive Sicht kontinuierlich, an der wir unsere Realität aufhängen, und durch den Blickwinkel unserer Gesellschaft nehmen wir diese Wechsel als sozialen Fortschritt oder sozial-kulturelle Entwicklung wahr. Jede Wirkung wird im Kraftfeld einer Ursache, aus der sie hervorgeht, erzielt, und indem alle Handlungen in ein Netzwerk von Beziehungen eingesponnen sind, ruft jede Bewegung immer neue Aspektkombinationen der Daseinsfaktoren hervor, und die unterschiedlichen Auswirkungen werden in immer neue Ursachen-Kerne aufgespaltet wie Atomkerne in einer Kettenreaktion.
Kontroverse
Kronos als Hüter der Tradition
Entschuldigen Sie meine Anrede, lieber Herr Verteidiger, aber für mich sind Sie ein zynischer Entsteller sozialer und kultureller Tradition. Das ist die treffende Bezeichnung für jemanden, der die Rolle dessen, der die gesellschaftliche Entwicklung so sehr verkörpert, bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Der Herrscher ist das Abbild des höchsten Vaterprinzips und somit der Schöpfergenius der menschlichen Evolution. Er repräsentiert die oberste Instanz auf Erden und besitzt als Einziger die Kraft, Mutter Natur zu trotzen und daraus eine allgemein gültige Ordnung zu schaffen. Er ist der Pflug, der willkürlich durch das geduldig wartende Brachland ackert, um es seinem Willen nach Fruchtbarkeit zu unterwerfen. Er ist auch der Erfinder und Erbauer von eingrenzenden Zäunen und Mauern, mit deren Hilfe er der Natur stückweise Land abringt, um es sich zur Sicherung seiner Herrschaft zu erhalten und das ebenfalls der Natur entrissene Vieh darin festzuhalten. Seine Durchschlagskraft erobert die Welt und schafft Geborgenheit, Sicherheit und Ordnung, denn er steht darüber hinaus für die Person eines Staatsgründers oder die Form einer notwendigen Diktatur, die auf der Macht eines Königs beruht, der die Kräfte des Einzelnen mit den Zielen des Ganzen zu verbinden sucht. Kraft seiner Autorität fliegen ihm die Herzen der Leute zu, weil es neben ihm keine andere Domäne gibt, an der sich der Mensch in der Welt orientieren kann. Sein Wissen ist komplex und seine Einsichten in die Gesamtzusammenhänge des Lebens machen ihn zum großen Strategen, denn jede Erdenseele wird ihm auf ihrem Weg an den Entwicklungspunkten (Staatsexamen, Familiengründungen etc.) begegnen. Seine Ziele sind gleichzeitig die Grundlage für all die Regeln, die er selbst hervorbringt, denn die Kurzsichtigkeit der Menschen verpflichtet ihn zur väterlichen Strenge gegenüber dem Chaos seiner Kinder. So gesehen ist er der Kapitän, der als letzter sein Schiff verlässt, und der Hirte, der sein Leben lässt für seine Schafe. Daher meine Frage, Sie durchtriebener Schwätzer und hämischer Gegenspieler: Welcher Teufel spricht aus Ihrem Mund, wenn Sie die Loyalität des Allmächtigen so diskreditieren und seine Schöpferkraft mit den Füßen treten? Ist er nicht der ideale Vater, der Diener seines Volkes, indem er seine Überlegenheit unter die Bedürftigkeit der anderen stellt?
Akronos als Advocatus Diaboli
Sie bewegen sich mit Ihren Argumenten auf sehr dünnem Eis, geschätzter Herr Kollege, denn die Schöpferkraft des weltlichen Herrschers ist aus den Augen der Götter sehr umstritten. Fakt ist doch: Unsere komplexe Gesellschaft ist ohne die den Menschen eingeimpften künstlichen Bedürfnisse gar nicht mehr in der Lage, das Bruttosozialprodukt zu erwirtschaften, um sich selbst über Wasser zu halten, denn wir sind mit den Wirtschaftssystemen so hoffnungslos verschmolzen, dass wir untergehen würden, wenn wir sie nicht mehr bedienen würden (selbst Oma hängt über die Rente an ihrem Tropf!). Nur wenn ein arglistiger Dämon uns überreden würde, herauszufinden, auf welchen Grundlagen wir wirklich stehen, müsste das Ganze zusammenbrechen, denn wir stehen auf einem Haufen Scheiße, einem kollektiven Wahn oder einem wuchernden Krebsgeschwür, das sich nur dadurch im Gleichgewicht halten kann, dass es ständig wächst. Die erste, notwendige Lüge besagt, dass eine feste, bedrohliche Welt da draußen existiert, die uns feindlich umgibt; die uns überwältigt und besiegt, wenn wir uns nicht dagegen wehren. Die Brille des Herrschers, durch die wir wahrnehmen, verleitet uns zur Annahme, dass alles, was wir sehen, so ist, wie es ist. Das ist die Falle. Denn die Realität erscheint uns nur als real, weil wir vergessen haben, dass wir sie selbst geschaffen haben, indem wir die Brille nämlich genau an jene Stelle rückten, wo sie sitzen muss, damit uns das Gesehene in der uns beschriebenen Form real erscheinen kann. Wir verdrängen, dass sich uns alles nur als wirklich zeigt, weil die gesellschaftliche Übereinstimmung uns vorgibt, die aufgeprägte Doktrin als real wahrzunehmen. Die Realität des Menschen erscheint an einer bestimmten Stelle im Bewusstsein, weil es die Prägungen so vorgeben, denn der genaue Sitz dieser Bewusstseinsfilter ist durch kollektive Gewohnheiten vorgegeben. Zuerst lernen wir, in welcher Position wir sie vor unserem Gesichtsfeld aufzusetzen haben, und dann setzen wir sie genau an der Stelle auf, an der unsere Sichtweise mit den Beschreibungen der Welt in Übereinstimmung СКАЧАТЬ