Название: Der Akron Tarot
Автор: Akron Frey
Издательство: Автор
Жанр: Эзотерика
isbn: 9783905372939
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Anders gesagt: Die Hohepriesterin ist das kollektive Assoziationsgewebe in der Tiefe der Seele, an dem unsere mentalen Rückblenden immer wieder anknüpfen und unbewusste Erinnerungen ins Licht unseres Erlebens weben. Sie kann intuitiv erahnt oder sogar gefühlt, aber weder emotional noch mental kontrolliert werden, ist sie doch selbst die Quelle, aus der die Urmuster unserer Gefühle und Gedanken strömen. Umgekehrt kann man darin aber auch die Vorgehensweise der Weißen Göttin erkennen, die alle realen Erlebnisflashs in die Tiefe schickt, wo sie sich an der Stelle im Netz positionieren sollen, an der sie an vergangene Ähnlichkeiten anknüpfen. Der Spot in die Tiefe ist das innere Licht, das uns ahnen lässt, dass alles, was wir sehen, letztlich nur ein unbedeutender Bruchteil jener Träume ist, die für den Verstand verschwommen bleiben müssen, damit sich dieser in seinem Verlangen nach Kontrolle nicht verwirrt, denn wüsste er, dass es im Grunde nur eine Handvoll Möglichkeiten sind, aus denen er seine sichtbare Welt gestaltet, dann wäre er verwirrt. Es ist besser, er merkt nicht, dass die Karte, die er sieht, nur ein Bild in einem Rahmen ist, das er an die Stelle schiebt, an der er scheinbare Ähnlichkeiten entdeckt und aus deren Verknüpfungen er immer wieder ein neues Universum aus dem Hut zaubern kann.
Zusammenfassend können wir die Hohepriesterin als den heiligen Schrein im Teich des Unbewussten ansehen, in dem alle kollektiven und persönlichen Erlebnisse aufbewahrt sind. Somit ist die künftige Erkenntnis lediglich das Resultat der Messung neuer Eindrücke an den alten Erfahrungen, deren Auswirkungen wie die Ringe eines ins Wasser geworfenen Steines sich immer wieder auf die ursprünglichen Prägungen in unserer Erbmasse beziehen. Auf einer anderen Frequenz zeigt sich der Magier auch als eine ans Licht sprudelnde Quelle, aus der der Mensch seine Ziele schöpft. Die Hohepriesterin wäre dann der in der Tiefe liegende Wasserzufluss.
Sie sprudelt nicht perlend und lärmend der Oberfläche entgegen, ihr Wasser steigt und senkt sich langsam und unmerklich wie der Pegel des Grundwassers und wird erst sichtbar, wenn der Mensch beim Abschöpfen der Quelle sich auch für den unsichtbaren Zufluss interessiert. Das heißt: Der Magier kann die Hohepriesterin erst dann wahrnehmen, wenn er akzeptiert, dass es in der Tiefe noch jemand anderen geben muss, zu dem er sich in Beziehung setzen kann. Dadurch bringt er sich in die Lage, die in die Unendlichkeit reichenden Ausmaße dessen zu erkennen, was durch die Erschaffung unseres Ichs als Nicht—Ich zurückbleibt. Oft versagt der Magier in uns, seinem passiven Gegenpol, aus dem er schöpft, einen Namen zu geben, da sich die Kraft der Hohepriesterin nicht in die Ausformungen seiner Ideen integrieren lässt. Nur sie, die selbst passiv aus seiner Selbsterschaffung entstanden ist, vermag dem aus seiner Sicht Unbeschreiblichen einen Namen zu geben, und sie nennt es schlicht und einfach Du. Sie erscheint dem Menschen wie ein Bild im Schlaf, von dem er noch nicht weiß, ob die Begegnung in einer kreativen Vision oder einem Alptraum endet, und sie ist mehr als nur ein Traum, der als abhängige Koexistenz um das Licht seines erkennenden Geistes herumtanzt: Sie ist der Urgrund des Magiers, aus dem dieser entstand, der fruchtbare Boden, der seine Impulse wie der Acker das Saatgut aufnimmt. Sie ist aber auch die Nacht, in die er hinabtauchen muss, um mit seiner dunklen Weiblichkeit versöhnt wieder auferstehen zu können, und obwohl ihr Entstehen vom Werk des Magiers abhängig ist, ist sie in ihrer Existenz unabhängiger als er. Denn sie braucht ihn nicht, um fließen zu können; er hingegen braucht sie als Grundlage und Bezugsquelle. Somit wird die Hohepriesterin wohl am besten beschrieben als das unbeschreibbare, unpersonifizierte Gegengewicht zum schöpferischen Willen des Magiers, die Vision unserer Polarität in die Welt zu bringen.
Kontroverse
Die Priesterinnen der Weißen Göttin
Was schlagt Ihr da für wortgewandte Haken, verletzend-spöttischer Fürsprecher männlicher Abgründe, wenn Ihr in einem ergreifenden Plädoyer für die Weiße Göttin die Hohepriesterin einerseits als Ursprung, doch im gleichen Atemzug als ein aus dem Willen des Magiers entstandenes Bild erklärt? Mit Sicherheit entstand die Hohepriesterin im Tarot als die vom Magier abgespaltene andere Hälfte, die er zu einem Bild formte - weiblich, weil er männlich ist, und passiv, weil er sich auf altmodisch dualistische Weise als aktiv darstellt. Aber das ist nicht die unsichtbare Göttin! Es ist eine Ahnung dessen, was ihm fehlt, eine schwache Erinnerung an das, was sich jenseits seines Bewusstseins befindet, denn es ist der Magier allein, der die Dualität erschaffen hat, nicht die Göttin oder die Hohepriesterin. Sie auf die Zahl zwei zu setzen und zur Herrin der Dualität zu machen, wie das in so vielen populären Kartenspielen der Fall ist, ist ein Trugschluss - es sei denn, man nimmt den Standpunkt des Magiers ein: Dann kann die Hohepriesterin nichts anderes sein! Der Magier setzt das von ihm ersonnene Bild in diese Prägung. Aus der Sicht von uns Priesterinnen, die wir der Weißen Göttin nahe stehen, ist sie keine Repräsentantin der unsichtbaren Welt - sie ist die Welt selbst! Und das, was der Magier als passiv definiert, beinhaltet in Wahrheit jegliche Form und Richtung von Energie, die nur möglich ist. Wir erfahren dies auf unseren Reisen zu ihr und wir wissen auch, dass das, was wir in der Lage sind, aus unseren Erfahrungen in der unsichtbaren Welt mit zurück auf die Erde zu nehmen, nur ein Bruchteil dessen ist, was dort existiert - eben das, was wir wahrzunehmen gelernt haben. Somit müsste sie im Tarot in Wahrheit vor dem Magier stehen, und zwar als (hermaphroditisches) Imago der unsichtbaren Welt, aus dem der Magier sich löst und sich aufgrund dessen mit dem ihm eigenen, unerschütterlichen Selbstvertrauen des Nicht-Wissenden für den Initiator aller Bewegung und Zeugung hält. Und wer hat gesagt, dass er sich löst und nicht die Göttin selbst ihn auf große Fahrt schickt, da sie schon lange zuvor sein Schicksal auf dem großen Spinnrad des Lebens gesponnen und verwoben hat?
Akronos als Advocatus Diaboli
Im Grunde drückt die Karte das unbewusste Wissen der Seele aus, liebe Priesterinnen, deren Assoziationsgeflechte strickmusterförmig im Unbewussten aufgespannt sind und aus deren Netzen der Mensch seine individuellen Erinnerungsfäden herausziehen kann. Durch die duale Sicht stellt sich ihre Energie als Vision oder zukünftige Vergangenheit dar, d. h. entweder als vergessenes Ereignis, das im Dunkeln wirkt, bis es sich wieder in die Gegenwart drängt, oder als psychisch mögliche, aber noch unerlebte Wirklichkeit, die der Mensch als unbewusste Option in den Tiefen der Seele eingelagert hat und die er bruchstückweise in den Träumen oder in visionären Zuständen erfährt. Trotzdem kann man nicht sagen, auch wenn ich euch damit möglicherweise erzürne, dass sie ein nicht zu entschlüsselndes Mysterium darstellt, nur weil sie sich mit den Werkzeugen des Bewusstseins nicht völlig ausloten lässt. Man kann sich der Struktur ihres Wirkens mental zumindest annähern, wenn man Mechanismen in der Tiefe der Seele grundlegend erfassen will, und man kann sich kontemplativ in die Dimension ihres Wesens hineinfallen lassen, um die Wünsche und Ziele im Unbewussten erahnen zu lernen, die sich dem Zugriff des Verstandes entziehen. Die Hohepriesterin bündelt auf der unbewussten Ebene unsere Absichten zusammen, deren Ausformungen wir nach ihrer materiellen oder energetischen Verdichtung irgendwann als Haus, Weltreise oder Managerposten wahrnehmen können. Die (zukünftige) Realität führt über die Absicht und Aufmerksamkeit dieser Karte: Sie versinnbildlicht die tief in der Seele schlummernden Kräfte, die sich im Leben zu den Zielen und Absichten formen, die der Mensch СКАЧАТЬ