Название: Der Akron Tarot
Автор: Akron Frey
Издательство: Автор
Жанр: Эзотерика
isbn: 9783905372939
isbn:
Umgekehrt
Die umgedrehte Karte zeigt, dass wir uns nicht getrauen, uns unserer inneren Stimme anzuvertrauen, vielleicht gerade aus Angst vor den tiefen seelischen Abgründen. Wir vertrauen weder unseren Eingebungen noch denen der anderen. Deshalb sind wir blockiert und handeln im Außen gar nicht oder im falschen Moment. Möglicherweise erhalten wir Angebote und Anregungen im unbewussten Bereich, die wir aber nicht wagen anzunehmen. Oder wir sind überhaupt nicht bereit, uns mit solchem esoterischen oder religiösen Kram zu befassen, und lassen unsere Spiritualität verkümmern. Je stärker unsere Sensibilität und unser inneres Verlangen danach ist, unseren Weg zu finden, umso heftiger werden wir dieses Bedürfnis bekämpfen. Oft suchen wir dann Halt in einem durchstrukturierten Glaubensmodell, das uns die Verantwortung abnimmt und unsere intuitiven Eingebungen stellvertretend für uns ablehnt oder verteufelt.
III Die Herrscherin
Lebenskraft, Wachstum, Mutterschaft
Die Rote Göttin
Während der Magier die energetische Entladung des innersten, noch gestaltlosen Lebensfunkens ausdrückt und die Hohepriesterin das noch ungeformte Selbst ist, in dem Wachstum und Entwicklung ruhen, sorgt die Herrscherin für die materielle Manifestation des Lebens im Selbst und seine Geburt in die Polarität. Denn erst die Geburt trennt das Sein vom Nicht—Sein und die Manifestation vom Potenzial. Ursprünglich ist für das Neugeborene die Mutter die ganze Welt. Sein Ich ist noch vollständig mit dem verschmolzen, was man das innere Bild der Großen Mutter nennt. Als Kinder der Großen Mutter wiederholen die Wesen den ursprünglichen Sündenfall, der die Vertreibung aus dem Paradies nach sich zog. Dadurch ist jedes Wesen vom Paradies auf eine doppelte Weise getrennt: einerseits durch das - verborgene oder halbverborgene - Gefühl der Schuld, sich von der nährenden Geborgenheit der Mutter entfernt zu haben, und andererseits durch die Angst, von der Mutter aus Strafe für den Diebstahl der verbotenen Bewusstseinsfrucht wieder verschlungen zu werden. Denn es ist die Mutter, die jenes erstmals im Garten Eden sich manifestierende menschliche Ich will! wieder zunichte macht, indem sie die Seele zwingt, es im Augenblick des physischen Todes aufzugeben! So ist es unvermeidlich, dass das Ego des Magiers im ständigen Kampf mit der alles in sich aufnehmenden Herrscherin liegt.
Baphomet — Tarot der Unterwelt
Karte
Die Herrscherin regiert über die Zyklen des Lebens. Sie ist die Große Mutter, aus der alles Leben geboren wird und zu der es am Ende seines Zyklus wieder zurückkehren muss. Ihre Aufgabe ist es, den ursprünglichen Entstehungsimpuls ins Leben strömen zu lassen, und sie tut das, indem sie sich selbst im heiligen Schöpfungsakt der Geburt krönt. Lustvoll bindet sie sich an die Erde und bringt sich um nichts, was das Leben voll und stark werden lässt: Liebe, Vertrauen, Wachstum, Berührung, Verschmelzung und Erfüllung. Sie trägt einen Tatzelwurm auf dem Kopf, der wiederum einen Wurm im Maul trägt, der seinerseits mit dem Schwanz des Drachens verbunden ist. Und dass die Form des Menschen mit der Sicht der Schöpferin korrespondiert, zeigt der Schweif des Uroboros, der durch Augen und Mund des vergänglichen Adams führt. Dieser wächst wie ein Wurmfortsatz durch sein Gesicht, wie eine unendliche Zelle, die auf die Realität des Menschen übergreift. Jedes einzelne Bewusstsein, als Teil des Kollektiven, hat die Erinnerung an die Göttin im Bild der Urmutter bewahrt. Im Grunde wohnt jedem Individuum der vitale Antrieb der Herrscherin inne, sich in seinem Leben schöpferisch zu entfalten. Es ist das menschliche Verlangen, die Sehnsucht nach der Urquelle durch das Hervorbringen eigener Geschöpfe zu stillen. In ihr werden alle Hoffnungen und Wünsche sichtbar, die in die Gesellschaft einfließen wollen, denn in ihrem Abdruck offenbart sich die Mutter der Absicht, die alle Vorstellungen durch den Raster ihrer bindenden Ausrichtung ins Leben presst. Deshalb ist sie nicht nur eine Repräsentantin für die körperlichen Vorgänge der Geburt und Mutterschaft - sie versinnbildlicht in erster Linie das dahinter liegende Eingebundensein in alles Irdische und zugleich das Verwobensein mit dem Kosmos, der sich in allem Leben der grobstofflichen Ebene widerspiegelt. So entspricht sie einem der wichtigsten Aspekte der Großen oder dreieinigen Göttin, doch im Laufe des Patriarchats wurden die natürlich zusammengehörenden Eigenschaften der Frau - Sexualität und Mutterschaft - getrennt. Die eine Seite wurde zum Bild der selbstlosen Mutter hoch gezüchtet, die andere Seite als liederliches Weib verdammt. Deshalb gehört die Lust nicht nur zur Hohepriesterin, sondern beinhaltet auch Aspekte der Roten Göttin. Beide Zusammen symbolisieren die Gebarende und Mutter, Künstlerin und Königin, Liebende und Libido-Lebende, die mittlere der dreifaltigen Göttin, die das ganze Spektrum des Daseins in seiner Pracht und seinem Wachstum auf der grobstofflichen Ebene entwirft und belebt.
Die Herrscherin lebt also Macht und Verantwortung aus und beansprucht ihren Raum. Aus Sicht der Frau repräsentiert sie die Meister(innen)schaft über das materielle Leben so, wie ihre mysteriöse Schwester eine Meisterin der unsichtbaren Welt ist. Die ihr zugeordnete Farbe ist rot - rot für Sexualkraft, rot für Blut, unseren Lebenssaft. Sie ist die das Leben Feiernde, die es den Menschen ermöglicht, den Tanz des Lebens immer wieder neu tanzen zu dürfen. Auch ihre Töchter in Gestalt starker Frauen sind mächtig und wissen ihre Ziele und Prinzipien mit durchaus irdischen Mitteln zu vertreten: Sie besitzen jene starke weibliche Kraft, die sich nicht nur nach körperlicher Erfüllung sehnt, sondern die im Austausch mit der Umwelt gleichermaßen Würde bewahrt wie auch Macht anstrebt. Was andere für übermäßiges Wachstum halten, entspringt ihrer produktiven Fülle und zugleich der von ihr in Gemeinschaft mit ihrer anderen, dunkleren Schwester erwirkten natürlichen Ordnung, in der sich zu viel Fülle automatisch von selbst reguliert: Nimmt zum Beispiel eine Tierart überhand, dann wird sie bald nicht mehr genug Nahrung für sich finden und dezimiert sich von selbst. Die Herrscherin gebiert jedes Jahr aufs Neue den Sonnenkönig, der sich mit der Weißen Göttin vereinigt und später als Gehängter (XII ergibt in der Quersumme die Zahl der Herrscherin) wieder dem ewigen Kreislauf und der Schwarzen Göttin zugeführt wird. Für jedes geistige und körperliche Ungleichgewicht, in das wir uns begeben, weiß sie die Lösung und die passende Heilpflanze. Sie ist die Herrin der Liebe, die sie ihren Nachkommen und unserem inneren Kind schenkt. Und zugleich beherrscht sie als Mutter die Fähigkeit, das Kind nicht nur zu nähren, sondern auch die Kunst, es zum rechten Zeitpunkt aus der Bindung zu entlassen und freizugeben, womit wir einen weiteren Aspekt der Roten Göttin im Solve et coagula der Alchimie wieder finden. Auch ist sie daran gewöhnt, dass man ihr Respekt entgegenbringt. Tut man es nicht, wird sie nicht viel Energie auf diesen Menschen verschwenden, sondern ihn postwendend bei ihrer sadistischen Schwester vorbeischicken. So rächt sich dann das Leben selbst an ihm, indem es ihm seine Schönheit, Freude, Liebe und Lebendigkeit entzieht. Im schlimmsten Falle landet er gerade dann bei der Stiefelherrin, wenn sie einen besonders rachelustigen Tag hat. Die größte Meisterschaft der Herrscherin als Aspekt der Großen Mutter besteht vor allem in ihrer Fähigkeit, ihre mannigfaltigen inneren Gesichter und Persönlichkeiten СКАЧАТЬ