The Family (Deutsche Edition). Ed Sanders
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Название: The Family (Deutsche Edition)

Автор: Ed Sanders

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783862871469

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СКАЧАТЬ beim Durchspielen seiner verschiedenen Rollen immer wieder »verfiel«, entsprach seiner wahren archetypischen Persönlichkeit. Charlie nannte das »in eine Rolle verfallen«. Paul Watkins zum Beispiel verfiel immer wieder in die Rolle des Apostels Paulus – und ebenso in eine, die die Gruppe »Daddys Junge« nannte.

      Im Laufe der Zeit auf der Spahn-Ranch nahm Manson seinen Anhängern gegenüber eine immer zynischere Haltung ein. Er sagte, er habe »auf der Ranch mit den Kindern herumgespielt« um sich danach in einen alten, klapprigen Lastwagen zu schwingen und verdreckt wie er war zu Dennis Wilsons Haus zu fahren. Dort habe er geduscht, sich teure Sachen angezogen, sich etwas Geld geschnappt und sei losgezogen, um sich auf den Hügeln, wo die Luxusvillen standen, zu amüsieren.

      Ein Mädchen namens Roberta, das die Gruppe wenig später verließ um sich auf die sicheren Pfade des Zen-Buddhismus zu begeben, sagte über Manson und sein Verhalten im Sommer 1968: »Er war in vieler Hinsicht wunderbar, und er schenkte viel Liebe.« Ständig knutschten und küssten sich die Mitglieder der Family und schliefen miteinander. Sie schliefen unaufhörlich miteinander. Dazu kam die abgeschiedene Lage der Spahn-Ranch im scheinbar sicheren Fantasieland, die Kunde verbreitete sich, und die Leute strömten in Scharen herbei.

      Wie bei jeder anderen Jugendbewegung auch tauchten die meisten Rekruten im Sommer auf. Charlie nervten die herbeiströmenden Scharen und entschied durch Hölzchenwerfen, wer bleiben durfte und wer nicht.

      Roberta erinnerte sich: »Charlie war sauer, dass so viele Leute auf der Ranch auftauchten, und so kam er auf diesen Einfall ... wie viele von uns dableiben durften ... Er nahm ein paar Streichhölzer und warf sie in die Luft ... und die Richtung ...«, die Richtung entschied offenbar, wer bleiben durfte und wer gehen musste. »Es lief darauf hinaus, dass eine Anzahl Mädchen gehen musste und eine Anzahl Jungen bleiben durfte.«

      Wenn Charlie jemanden nicht um sich haben wollte, äffte er ihn nach. Oder, schlimmer noch, er sang Lieder über ihn. Solche armen Schlucker wurden von den Mädchen dann umgehend von der Fummelliste gestrichen.

      Und dann war da für Charlie noch das »Gorilla-Problem«, Typen, die bloß wegen des Sex kamen. Einige der Mädchen, zum Beispiel Ella und Sadie, die gern am Sunset Strip in der Stadt herumlungerten, kamen immer wieder mit »Gorillas« zurück, wie Charlie sie nannte – Typen, die nicht in die Family passten.

      Eines der Mädchen (Manson hat immer Sadie beschuldigt) schleppte im Sommer 1968 den heftigen vietnamesischen Tripper auf die Ranch. Es wurde so schlimm, dass Charlie den Arzt kommen lassen musste, um etwas dagegen zu unternehmen. Juan Flynn hatte es so schlimm erwischt, dass er drei Monate brauchte, bis er wieder klar wurde. Als Manson zwei Jahre später der Prozess gemacht wurde, behauptete einer der Mordermittler, Flynn habe sich eine Hundekrankheit zugezogen, die in der Family grassierte, nachdem Manson mindestens eines der Mädchen – offenbar als Bestandteil ihrer Befreiungsexerzitien – dazu verleitet hatte, einen Hund oral zu befriedigen.

      Bücher wurden von Manson, dem halbgebildeten Propheten des Unheils, mit einem Bann belegt. Manson hielt anscheinend wenig von Offenbarung 1 Vers 3, wo es heißt: »Selig ist, der da liest.« Was ihn nicht daran hinderte, von den Mädchen zu verlangen, dass sie ihrem Pascha mit der behaarten Brust Texte wie Siddharta und natürlich die Bibel vorlasen.

      Charlie verachtete auch, was er »schwarze Sklavenmusik« nannte, und er ließ es nicht zu, dass Platten von Jimi Hendrix gespielt wurden. Trotzdem versuchte er bei manchen seiner Aufnahmen so wie Nat King Cole zu singen und bediente sich für manche seiner Songs bei Blues-Motiven und -Akkordfolgen.

      Charlie beeindruckte alle mit seinen Fähigkeiten als Schlagzeuger. Er war »geradezu teuflisch am Schlagzeug«, berichtet Richard Kaplan. Doch sein musikalisches Gehör war offenbar nicht unfehlbar. »Los, gib mir 'n Ton«, hörte man ihn oft sagen, wenn die Spieler in den Pausen bei den Family-Sessions ihre Instrumente stimmten. »Das ist 'n Erleuchtungstest, wie weit du mit dem Schlagzeug bist«, meinte Charlie einmal zu Richard Kaplan.

      Aber nicht nur Bücher und Jimi-Hendrix-Platten, sondern sogar Brillen standen auf der Verbotsliste. Charlie glaubte nicht daran, dass George Spahn wirklich blind war. Es war einer von Charlies Ticks: Immer wieder redete er davon, dass George nur durch das Verhalten seiner ehemaligen Frau erblindet sei, die offenbar ein zänkisches Weib gewesen sein müsse. Charlie ließ keine Augenkrankheit gelten. Mary Brunner soll vierzehn Brillen besessen haben, wie Danny De Carlo berichtet, aber Charlie belegte sie mit seinem Bann: »Keine Brillen.«

      Charlie legte es auch darauf an, andere mit seiner Macht über Tiere zu beeindrucken. Er nahm Schlangen in die Hand und bändigte sie mit seinem Blick oder ließ es zu, dass die Pferdebremsen der Spahn-Ranch auf seinem Mund und seinen Lippen herumkrabbelten. Er habe sie verzaubert, behaupteten die Mädchen, und deshalb stächen sie ihn nicht.

      Später war es immer sehr beeindruckend, wie auch andere Family-Mitglieder gelassen die Bremsen auf ihren Lippen ertrugen, denn Pferdebremsen können, wenn sie wollen, eine Lippe regelrecht zerbeißen.

      Charlie hätte für seine wachsende Family gern den abgelegenen hinteren Teil der Ranch gehabt. Dort befand sich eine Bruchbude, die hauptsächlich aus einem großen Raum mit einem steinernen Kamin und einem großen, in viele kleine Scheiben unterteilten Fenster bestand. Um sie mit Strom zu versorgen, hatte man die Überlandleitung heimlich angezapft. Und für die Wasserversorgung nahmen sie das ziemlich eklige Wasser aus dem Creek, von einem selbstgebauten Damm flussaufwärts. Eine kleine Wasserpumpe beförderte es in einen Tank am Berghang. Von dort gelangte es durch einen grünen Plastikschlauch ins Badezimmer, und ein weiterer grüner Wasserschlauch führte durch das Wohnzimmer in die Küche.

      Wie in jeder Siedlung am Rand der Wüste lagen auf der Spahn-Ranch Berge von alten, rostigen Autoteilen und Maschinen herum. Diesen chaotischen, verstaubten, verödeten, wertlosen, schäbigen und baufälligen Gebäudekomplex mit seinen Blech- und Teerpappdächern und seinen kaputten Fenstern wollte Charlie also mit seiner Haschhorde erobern. Aber dieser Komplex war abgelegen und, wichtiger noch, ihr Besitzer war ein schwacher, konfuser, blinder alter Marin, der ständig von Verwandten und Bekannten bedrängt wurde, die ihm allerlei unerbetene Ratschläge erteilten und ihn teils auszunehmen versuchten.

      Schließlich schaffte es Manson: Er vertrieb die bisherigen Bewohner aus dem hinteren Teil der Ranch und nistete sich selbst dort ein.

      Ein Biker aus Topanga, den einige von der Family wahrscheinlich im Galaxy Club in der Stadt kennengelernt hatten, gab Richard Kaplan etwas LSD, das sich jedoch als PCP-Tiersedativum entpuppte, im Dope-Land auch als Steam bekannt – eine schräge, geisteszersetzende Droge. Voll auf Steam stolperte Kaplan in Charlies Büro am Ende des Plankenwegs und fand dort Charlie und die inbrünstigen Zwanzig vor, wie sie einem Band mit Songs – von na wem wohl – lauschten. Charlie machte mit ihm einen Rundgang durch das Camp der Family und fragte ihn, ob er nicht der Family den hinteren Teil der Ranch, die er, Charlie, doch so dringend brauchte, überlassen könne. Im Austausch dafür bot er ihm das mit Hexenemblemen bemalte Zelt an. Und so gab Kaplan, voll auf Stoff, den hinteren Teil der Ranch her. Noch in derselben Nacht feierte die Family ihren Umzug vom Filmgelände zum hinteren Teil der Ranch mit einer Orgie. Kaplan besitzt auch heute noch jenes Hexenzelt, eine erstklassige Reliquie des Manson-Wahns.

      Wie es sich für anständige Bücherhasser gehört, verbrannte die Family alle Bücher Kaplans, darunter alle Literatur über Magie und Richard erinnerte sich noch voller Sentimentalität daran, wie seine Bücher über Alchemie und Nietzsches Jenseits von Gut und Böse in der steinernen Feuerstelle der hinteren Ranch in Flammen aufgingen.

      Inzwischen waren weiter nördlich in Mendocino-County die Hexenmädchen am 16. August 1968, nachdem sie 55 Tage im Knast zugebracht und sich dann schuldig bekannt hatten, auf freien Fuß gesetzt worden. Charlie schickte Brenda und Squeaky nach Ukiah, um die freigelassenen Mädchen СКАЧАТЬ