Название: The Family (Deutsche Edition)
Автор: Ed Sanders
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783862871469
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Am 20. August 1968 musste die hochschwangere Sadie Mae Glutz alias Susan Atkins vor dem Obersten Gerichtshof des Mendocino-County erscheinen, wo sie sich wegen Drogenbesitzes schuldig bekannte. Da ein vom Gericht angeforderter Bewährungsbericht noch ausstand, wurde sie aufgefordert, am 30. August zur Urteilsverkündung erneut vor Gericht zu erscheinen. Man war übereingekommen, dass Susan/Sadie die Marihuanasache auf sich nahm und Mary Brunner die LSD-Anklage, damit die anderen frei ausgingen.
Es gelang Sadie mit ihrem Charme den Bewährungshelfer, einen gewissen David Mandel, einzuwickeln, und so fasste dieser einen verständnisvollen Bericht ab, eine Art »Schaden-an-der-Seele«-Dokument. Der Bericht schließt: »Unserer Meinung nach, Euer Ehren, wäre eine Inhaftierung der Beklagten von geringem oder gar keinem Nutzen für die Gesellschaft und für sie selbst. Bereits als Minderjährige befand sie sich auf dem Weg in ein Leben, das aus geringfügigen Betrügereien bestand, aus Edelprostitution und Prostitution im allgemeineren Sinne, und machte sich zu einem Objekt der Unterhaltung und Ersatzbefriedigung für andere gestörte Seelen.«
Den Hexen von Mendocino waren auf der Spahn-Ranch nur ein paar Tage der Ruhe vergönnt, dann mussten sie wegen ihrer Rauschgiftprozesse wieder aufbrechen.
Ende August trafen die Mädchen ihre Vorbereitungen für die Reise nach Mendocino, für die sie den neuen grünen und weißen Bus benutzten. Sie fuhren den Küsten-Highway über Big Sur hinauf nach Mendocino-County. Sadie saß am Steuer.
Am 30. August 1968 wurde Sadie Mae Glutz vom Obersten Gericht des Mendocino-County auf Grund ihres Schuldbekenntnisses für schuldig befunden, gegen die kalifornischen Rauschgiftgesetze verstoßen zu haben. Die verhängte Strafe von 60 Tagen Haft wurde auf drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt.
Offenbar blieb sie vor Ort und wartete den Prozess der anderen Mädchen ab, der am 6. September stattfand. An diesem Tag bekannte sich Mary Theresa Brunner alias Mother Mary schuldig, gegen die Rauschgiftgesetze verstoßen zu haben, und Richter Robert Winslow verurteilte sie zu 60 Tagen Gefängnis unter Anrechnung der Untersuchungshaft. Obgleich Mary Brunner ebenfalls einen günstigen Bewährungsbericht vorzeigen konnte, wurde sie ins Gefängnis gesteckt.
Roger Smith, vormaliger Bewährungshelfer von Charlie Manson, der 1968 ein Programm zur Drogenrehabilitation in der Haight-Ashbury-Klinik betrieb, erzählte mir später in einem Interview, dass Terry Melcher und Dean Morehouse in einem dicken Jaguar nach Mendocino gefahren seien, um Mary Brunners Baby abzuholen. Während Pooh-Bears Mutter ihre Strafe in Mendocino absaß, kümmerte sich Smith's Frau um das Kind und brachte es später seiner Mutter zurück.
Die übrigen Beklagten, Mary Ann Scott alias Stephanie Rowe, Katherine Smith alias Patricia Krenwinkel alias Katie sowie Ella Bailey alias Ella Sinder, gingen frei aus. Ein anderer Typ, ein gewisser Robert Bomse, wurde wegen Besitzes von Marihuana verurteilt.
Diese Übung in Gerechtigkeit, diese Aufdeckung einer Hippie-Hexen-Kabale kostete Mendocino-County eine beachtliche Summe Geldes. Allein für die Pflichtverteidiger musste der Steuerzahler 3.000 Dollar aufbringen.
Nach der Gerichtsverhandlung vom 6. September 1968 traten Susan Atkins alias Sadie Glutz und die Mädchen die Heimreise an. In San Jose machten sie für einige Tage Zwischenstation. Susan war hochschwanger, das Kind sollte in ungefähr sechs Wochen geboren werden. Susans Vater behauptet, dass Manson, Susan und mehrere andere Mitglieder der Family damals einige Tage bei ihm gewohnt hätten. Es trifft zu, dass im September 1968 etliche Mitglieder der Family in San Jose herumgammelten.
Eines Tages im September 1968 tauchte Manson in Dennis Wilsons Haus am Malibu-Beach auf und erklärte ihm und Gregg Jakobson im Stil eines psychedelischen Billy Graham, dies sei die Stunde der Entscheidung. Jetzt sei der Augenblick gekommen – entweder sie machten mit, oder sie ließen es bleiben. Für oder gegen Manson, hieß die Parole. Jakobson und Wilson sollten wählen. Die Family sei für sie, aber waren sie auch für die Family?
Tex Watson, die Sportskanone aus Copeville, Texas, schloß sich der Family in jenem Herbst für immer an. Er gab seinen Perückenladen am Santa-Monica-Boulevard auf und übergab Manson seinen 1935er Dodge-Lieferwagen.
Manson lernte eine Menge interessanter Leute in Wilsons Strandhaus kennen, darunter eine wohlhabende junge Dame namens Charlene Cafritz. Mrs. Cafritz machte in Wilsons Haus ein paar Filmaufnahmen von Manson und einigen seiner Mädchen. Im Spätherbst besuchte er sie für zwei Wochen auf ihrer flotten Luxusranch in Reno, Nevada. Davon später mehr.
Während sich Manson in San Jose aufhielt, lief ihm ein gewisser Patterson über den Weg, der offensichtlich für eine lokale Underground-Zeitung schrieb. Manson erzählte Patterson eine Geschichte, die bezeichnend ist für seine Unberechenbarkeit.
Manson erzählte – und Patterson war verblüfft, weil Manson so ganz wie ein Anhänger der Flower-Power-Bewegung wirkte –, dass er vor ein paar Monaten einen Vater und dessen Tochter mit einem Messer in der Hand die Straße entlanggejagt habe und bereit gewesen sei, sie niederzustechen. Manson erklärte diese Mordgelüste mit den Zahnschmerzen, die er damals gehabt habe. Das Gift von dem entzündeten Zahn müsse in sein Gehirn gesickert sein.
Ein gewisser Victor Wild alias Brother Ely hatte zusammen mit seiner Freundin und einem anderen Pärchen einen Lederladen im Viertel der Hippie-Läden, nahe dem San Jose State College eröffnet. Wild fertigte Lederhosen und -jacken für Mitglieder der Motorradgangs. Mitglieder der Gypsy Jokers hingen ständig dort herum. Einer der Gypsy Jokers war an einem Mädchen, das mit dem Laden zu tun hatte, interessiert, und so entwickelten sich rasch Beziehungen zwischen dem Laden und dem Club.
Brother Ely alias Wild schloss sich den Gypsy Jokers so eng an, dass er sogar ihren »Flicken führte«, das heißt, dass er, wie die Polizei von San Francisco berichtete, eine Jacke mit dem Emblem des Clubs trug.
Die Manson Family wohnte in San Jose bei einigen Gypsy Jokers. Charlie erzählte einem Mitglied der Straight Satans, dass die Family in jenem September in verschiedenen Wohnungen von Gypsy Jokers gewohnt habe. Später ließ die Family bei Victor Wild einige Lederklamotten für Manson, Watson und andere anfertigen.
Die Gypsy Jokers neigten zu brutaler Gewalt. Sie gehörten zur »Elite« der Biker-Clubs. Wild soll es nach Aussage ehemaliger Freunde genossen haben, sie bei ihren Gewalttaten zu beobachten.
Die Gypsy Jokers lebten in einer Welt von Tarnnamen und nannten sich Theo, Dago, Dirty Doug, Gypsy Jack, der Thumper, Frenchy oder Big Rich. Zu der Gruppe gehörte ein Krebskranker im Endstadium, der beschlossen hatte, schaurig-schön zu sterben, sowie ein einbeiniger Typ namens Garbage Can, der in seinem Holzbein ein eingebautes Schießeisen bei sich trug. Im September 1968, bei einem Labor-Day-Ausflug ins Mendocino-County, kam Brother Ely mit und wohnte in aller Ruhe – so berichtet es ein Augenzeuge – einem gewalttätigen, sadistischen Turnout bei, in der Biker-Sprache der Ausdruck für die Vergewaltigung einer Frau durch die Gang. Nur dass eben dieses Mädchen fast umgebracht wurde – sie wurde geschlagen, getreten und würgte und kotzte beim Oralverkehr, während vier Männer sie gepackt hielten und ihr ins Gesicht schlugen, wenn sie nicht gehorchte. Danach hoben sie sie auf, zogen ihr die Kleider an und setzten sie an einer Straße in der Nähe aus.
Im August 1968 waren Brother Ely und seine Freundin bereits zugegen gewesen, als einige Gypsy Jokers einem Mann mittleren Alters wiederholt eine Wagentür an den Kopf schmetterten, weil СКАЧАТЬ