The Family (Deutsche Edition). Ed Sanders
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу The Family (Deutsche Edition) - Ed Sanders страница 25

Название: The Family (Deutsche Edition)

Автор: Ed Sanders

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783862871469

isbn:

СКАЧАТЬ nahmen im fernen London die Beatles am 18. Juli 1968, einen Tag nach der Weltpremiere ihres Films Yellow Submarine, im Abbey-Road-Studio drei Fassungen eines Paul-McCartney-Songs auf, den dieser nach einer Achterbahn in einem britischen Vergnügungspark betitelt hatte. Die letzte Fassung in dieser Nacht dauerte 27 Minuten, es gab sogar einen Part, in dem das brilliante Quartett für ein paar Takte in den Standard »Blue Moon« wechselte, um dann wieder zu dem Song zurückzukehren. Zu welchem Song? Zu dem Song, der nur wenige Monate später eine mächtige Wirkung auf Charlie Manson haben würde: »Helter Skelter«.

      Den Beatles war klar, dass die Originalfassung mit 27 Minuten viel zu lang für eine Single war und so nahmen sie am 9. September in einer wilden Session ganze 21 Fassungen einer drei- bis vierminütigen Version von »Helter Skelter« auf. Nummer 21 wurde der Basistrack auf dem am folgenden Tag weitere Spuren aufgenommen wurden: John Lennon am Saxophon, McCartneys exzellenter Schrei- und Gesangspart, Ringo Starrs Ausruf: »Ich hab Blasen an den Fingern!«, mit dem der Song endet. Der Song an sich war unschuldig genug, aber etwas an der ruhelos-wogenden Instrumentierung erinnerte manchen Zuhörer an universelle, marschierende Insekten, die sich durch die Zeitläufe mampfen – eine machtvolle, fast avantgardistische Musik, die mit ihrer Assoziation an kosmische Heere von außer Kontrolle geratenen Heuschrecken für einen gewissen, verzweifelten Sänger zur persönlichen Bibel werden sollte.

       14. Die Spahn-Ranch [Spätsommer bis Frühherbst 1968]

      Irgendwann in der ersten Augustwoche fuhr der wohnungslose Charlie zur Spahn-Ranch und erkundigte sich bei den Leuten, die damals im hinteren Teil der Ranch lebten, ob sie was dagegen hätten, wenn die Family die nahe gelegenen Outlaw-Hütten bezöge. Diese sogenannten Outlaw-Hütten sahen wie Motel-Einheiten aus den zwanziger Jahren aus, die von einem Tornado verwüstet worden waren. Sie lagen ganz am Ende der Ranch. Diese Hütten waren offenbar benutzt worden, als man auf der Ranch einige jener zahllosen Filme drehte, in denen die Guten gegen die Bösen kämpften. Einige Ranchbewohner hatten etwas dagegen, Manson aufzunehmen, doch schließlich kam man überein, dass Manson und seine Leute »ein paar Tage« bleiben dürften. Die Möglichkeit, von den leckeren Essensabfällen, den Kochkünsten, der Arbeitskraft und den Kreditkarten der Family zu profitieren, dürfte bei dem Entschluss, die Brigade bleiben zu lassen, einen entscheidenden Ausschlag gegeben haben. John, der ehemalige Bewohner des hinteren Teils der Ranch, war zwar ausgezogen, aber die Family kannte die neuen Bewohner. Diesmal blieben sie ungefähr zweieinhalb Monate auf der Spahn-Ranch.

      Nachdem sie einige Tage in den Outlaw-Hütten am hinteren Ende der Ranch verbracht hatten, machte sich Charlie, unterstützt von einigen seiner stillen Haremskinder, an den blinden Besitzer des Ranch, George Spahn heran und überredete ihn, die Family für einige Zeit auf dem vorderen Areal der Ranch, also auf dem eigentlichen Western-Gelände, wohnen zu lassen. Die ersten paar Tage verbrachte die Family in dem vergitterten Holzhaus, das für die Filmdrehs als Gefängnis gedient hatte.

      Charlies Abmachung mit George Spahn sah vor, dass die Family kochen, Heu packen, Pferde vermieten, die Ställe und den ganzen übrigen Besitz sauber halten sollte. Außerdem stellte Charlie für den gebrechlichen George Spahn mit seinem Cowboyhut ein nur spärlich bekleidetes Pflegeteam zusammen.

      Es gab an die sechzig Pferde zu versorgen, von denen viele reif für die Gelatinefabrik waren; sie wurden für ungefähr 3 Dollar pro Stunde an Wochenendgäste vermietet. Eine Plage, die einen in den Wahnsinn treiben konnte, waren die Tausende und Abertausende von Pferdebremsen, die vor allem für die sich im Freien liebenden Pärchen eine arge Qual darstellten.

      Die Spahn-Ranch, wie sie allgemein genannt wurde, lag an der 12000 Santa-Susanna-Passstrasse, die vom nördlichsten Abschnitt des Topanga-Canyon in nordwestlicher Richtung ins San-Fernando-Valley führt. George Spahn hatte die Ranch 1948 erworben. Sie hatte einst dem Stummfilmstar William S. Hart gehört.

      Spahns Augenlicht hatte in all den Jahren, in denen er die Film-Ranch betrieb und an High-School-Klassen usw. Pferde vermietete, immer mehr nachgelassen. Seit längerem hatte er eine Partnerin, Ruby Pearl, die sich um die Ranch kümmerte. Ruby, so hieß es in der Family, sei früher Zureiterin und Tänzerin gewesen. Zu der Zeit, als Manson auftauchte, war sie Ende Vierzig. In Reitzeug und mit einem Cowboyhut auf dem Kopf überwachte sie den Ranchbetrieb. Ihr Verhältnis zu der Family schwankte, denn die Family wollte es sich um keinen Preis mit George Spahn verderben. George Spahn hörte auf Ruby Pearl, die das Treiben der Family ständig beobachtete – außer nachts, denn am Abend ging sie nach Hause. Was der Family sehr zustatten kam, denn wenn etwas »im Gange« war, dann immer nachts.

      Von Ruby Pearl heißt es, sie besitze ein dickes Autogrammbuch mit den Namenszügen aller möglichen Größen der Unterhaltungsbranche, die in all den Jahren irgendwann einmal auf der Ranch gewesen sind.

      Manson trug dafür Sorge, dass immer ein attraktives Mädchen zur Stelle war, um sich um den blinden Mr. Spahn zu kümmern. Zu Spahns Hauptpflegerin wurde Lynn Fromme erkoren, die sieben Jahre später versuchen sollte, Präsident Ford mit einer 45er zu erschießen. Es war bekannt, dass Spahn die freundlich-körperliche Zuwendung der jungen Frau sehr schätzte. Das Family-Mitglied Paul Watkins erzählte später, Lynn Fromme habe ihren Spitznamen „Squeaky“ von den kleinen spitzen Schreien bekommen, die sie jedes Mal hören ließ, wenn George Spahn seine Hand an ihren Beinen hochgleiten ließ und sie in die Innenseite ihres Schenkels zwickte. Einem Verteidiger im Mordprozess von 1970 zufolge soll Squeaky erzählt haben, dass sie an Spahn Oralverkehr ausgeübt habe.

      Die Spahn-Ranch lag auf halbem Weg zwischen der Stadt und der Wildnis. Man brauchte also mit dem Wagen nur 35 Minuten, um zu Sharon Tates Wohnzimmer zu gelangen, und gleichzeitig nur 15 Minuten, um mit dem Strandbuggy in die Wildnis des Devil-Canyons und in die Santa-Susanna-Berge zu kommen. Die Ranch lag in einer Gegend, wo der Drogenhandel blühte. Die Kommunen im nordwestlichen San-Fernando-Valley waren damals regelrechte Drogen-Einkaufszentren für Los Angeles, ähnlich den Einkaufszentren für Lebensmittel und Handelswaren in den Außenbezirken der amerikanischen Großstädte.

      Die Spahn-Ranch lag unmittelbar vor einem Creek, der vom Nordwesten herunterführt und hinter der Ranch die Santa-Susanna-Passstrasse entlangplätschert. Der Creek hat mehrere Wasserfälle. Sie waren die Badestellen von Helter-Skelter. Noch weiter hinter der Spahn-Ranch erheben sich steinige Berghänge, die im Süden und im Norden steil ansteigen. Auf der Ranch wurden in den Fünfzigern zweitklassige Western gedreht. Die Geister von Tim Holt und Durango Kid jodelten noch in den Felsklippen.

      Der eigentliche Drehort waren die Sets direkt an der Santa-Susanna-Passstrasse. Sie bestanden aus einer geraden Flucht baufälliger Gebäude. Ein Plankenweg erstreckte sich über die ganze Länge des Geländes. Schlaffe Markisen an verbogenen Pfosten zogen sich die ganze Pseudo-Cowboy-Hauptstraße entlang. Es gab ein Restaurant namens Rock City Café; ein Gefängnis mit einer vergitterten Zelle; den Long Horn Saloon, ausgestattet mit Spiegeln, einem Musikautomaten und einer Bar, die die ganze Länge des Raums einnahm; ein Kutschenhaus voller alter Wagen; eine Bestattungshalle; dazu noch einige andere Gebäude, unter anderem auch George Spahns kleines Haus, das rechter Hand und im rechten Winkel zum Filmgelände lag. Diese Filmstadt war im Stil einer Kansas-Stadt des frühen Amerika gebaut. Ein unbefestigter Fahrweg verband das Filmgelände mit der Wirklichkeit der Santa-Susanna-Passstrasse. Oft lagen am Heuschober oder im Corral gemalte Filmkulissen herum.

      Es war ein Fantasieland. Doch die Ära des 08/15-Westerns war vorbei, und die Ranch musste Pferde vermieten, um nicht einzugehen. An guten Ferienwochenenden nahm die Ranch manchmal bis zu eintausend Dollar ein. Dazu kamen gelegentlich noch Extraeinkünfte aus Pornofilmen, Werbesendungen fürs Fernsehen oder Science-Fiction- und Monsterfilmen.

      Gegenüber der Ranch, auf der anderen Straßenseite, erstreckte sich ein Hügelgelände, Garden of the Gods genannt. Dort verliefen in einer Schlucht СКАЧАТЬ