Der neue Landdoktor Staffel 9 – Arztroman. Tessa Hofreiter
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Название: Der neue Landdoktor Staffel 9 – Arztroman

Автор: Tessa Hofreiter

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der neue Landdoktor

isbn: 9783740980528

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СКАЧАТЬ mich wieder als Angsthase geoutet, dachte sie.

      »Ein Fahrlehrer lebt übrigens gefährlicher als ein Fluglehrer. Wir können zwar beide jederzeit das Steuer übernehmen, falls ein Schüler versagt, aber in der Luft sind wir meistens allein und haben genügend Platz, auf der Straße sieht das anders aus. Aber natürlich, die Gefahr eines Absturzes ist gegeben, wenn man sich dort oben bewegt, das habe ich vorgestern bewiesen.«

      »Was glücklicherweise gut ausging. Hatten Sie irgendwann den Wunsch, große Maschine zu fliegen?«, wollte Fenja wissen.

      »Nein, ich möchte das Fliegen erleben. Eine Verkehrsmaschine ist mit so viel Technik ausgestattet, das hat mit dem eigentlichen Fliegen nicht mehr viel zu tun. Es sei denn, es tritt ein Notfall ein, dann muss der Pilot beweisen, was er kann. Glücklicherweise kommt das nicht oft vor. Was halten Sie von einem Spaziergang, Fenja, bevor sie wieder an ihren Schreibtisch zurückgehen?«

      »Tut mir echt leid, das geht nicht, ich muss meinen Abgabetermin einhalten.« Fenja umfasste ihre Tasse und trank einen Schluck Kaffee. Sie hatte das Gefühl, dass er ihr ansehen würde, dass sie ihn gerade anlog. Sie hätte auch liebend gern etwas mit ihm unternommen, aber solange sie ihm nichts von ihren Problemen erzählt hatte, lief sie Gefahr, dass ihn einer ihrer Panikanfälle unvorbereitet traf, das wollte sie auf keinen Fall riskieren.

      »Dann verschieben wir das auf ein anderes Mal.« Auch wenn sie seinem Blick auswich, spürte Pascal doch, dass er sie in eine unangenehme Lage gebracht hatte. Offensichtlich hatte Kendra ihm nichts vorgemacht, was Fenjas psychische Verfassung betraf. Da Fenja nicht erwähnt hatte, dass Kendra ihr von ihrem Cafébesuch gestern erzählt hatte, erwähnte er ihn auch nicht. So brachte er sich nicht in Gefahr, etwas Falsches zu sagen, das Fenja möglicherweise verletzt hätte. »Es wäre schön, wenn Sie mich anrufen, sobald Sie wieder mehr Zeit haben«, sagte er.

      »Das mache ich«, versicherte sie ihm.

      Vielleicht sollte ich noch hinzufügen, dass ich sie gern wieder besuche, sonst ruft sie mich möglicherweise gar nicht an, weil sie befürchtet, aus dem Haus gehen zu müssen, dachte Pascal, als er sie ansah. Er entschied sich aber dagegen, weil er sicher war, dass ihr dann klar war, dass er ihr Problem kannte, und dann würde sie sich erst recht unwohl fühlen. Als er sich zehn Minuten später von ihr verabschiedete, hoffte er, dass sie den Mut fand, sich wieder bei ihm zu melden.

      Kendra hat recht, ich werde mich nicht mehr mit ihm treffen. Ich schaffe es nicht einmal, einen Nachmittag mit ihm zu verbringen, dachte sie, als sie von der Haustür aus zuschaute, wie sein Wagen, ein dunkler Kombi, dessen Kofferraum genügend Platz für seinen Gleitschirm bot, aus ihrem Blickfeld verschwand. Sie hatte bereits vor einem Spaziergang, dessen Verlauf sie selbst hätte bestimmen können, kapituliert.

      »Bitte nicht«, stöhnte sie und warf die Haustür zu. Sie stützte sich mit beiden Händen gegen die Wand neben der Tür und versuchte, ruhig zu atmen. Irgendwie musste sie die aufsteigende Panik in den Griff bekommen. »Ich bin im Haus, alles ist gut, es kann mir nichts passieren«, sagte sie laut zu sich selbst und atmete tief ein und aus. Nachdem sie sich ein bisschen beruhigt hatte, kochte sie sich einen Baldriantee und ging in ihr Arbeitszimmer. ›Schließe heute noch Frieden mit deiner Angst, soll sie sich einen anderen Feind suchen‹, war der erste Spruch, mit dem sie ihre neue Poesiereihe für Glückskekse begann, und genau das wollte sie für sich ausprobieren: Frieden mit ihrer Angst schließen.

      *

      Am nächsten Morgen war Fenja davon überzeugt, dass Pascals Besuch ihr gutgetan hatte. Er warf sie nicht zurück, wie Kendra befürchtete. Im Gegenteil, sie hatte das Gefühl, dass ihr Wunsch, sich mit ihm zu treffen, größer war als ihre Angst davor, das Haus zu verlassen. Selbst wenn es nicht gleich klappen würde, sie würde es schaffen. Sie musste nur den Mut besitzen, ehrlich zu ihm zu sein.

      »Leider wirst du daran scheitern, meine Liebe«, sagte sie, als sie im Badezimmer vor dem Spiegel stand und ihr Haar bürstete. Die meisten ihrer früheren Freunde hatten sich zurückgezogen, nachdem sie ihnen erklärt hatte, wie sie sich fühlte. Wie hätten sie auch Kontakt mit ihr halten können, wenn sie jede Einladung ablehnte und immer nur darauf hoffte, dass sie zu ihr kamen? Auch Pascal würde sich schnell zurückziehen, weil der Umgang mit ihr einfach zu kompliziert war. So sehr sie auch daran glauben wollte, dass ihre Begegnung mit ihm ihre Fahrkarte zurück in ein normales Leben sein konnte, so sehr fürchtete sie sich davor, dass er ihr nicht genug Zeit lassen würde, um das herauszufinden.

      Aber noch wollte sie die Hoffnung nicht ganz aufgeben. Vielleicht geschah ein Wunder und sie würde schon morgen in der Lage sein, das Haus zu verlassen. Oder vielleicht sogar schon heute, dachte sie. Um für diese Wendung in ihrem Leben gerüstet zu sein, tuschte sie ihre Wimpern, legte Lidschatten auf und benutzte einen hellen Lippenstift. Sie ging ins Schlafzimmer, zog den Kleiderschrank auf und tauschte die Jeans und das weite T-Shirt gegen eine schwarze Leinenhose und eine sandfarbene Bluse mit kurzen Ärmeln. Sie nahm sich fest vor, irgendwann im Laufe des Tages das Haus zu verlassen, um wenigstens ein paar Schritte in Richtung Dorf zu laufen.

      Als es um kurz nach neun an der Tür läutete, ging sie davon aus, dass es ein Paketbote war. Sie hatte vor ein paar Tagen Büromaterial bestellt. Sie überzeugte sich davon, dass sie die Textdatei mit den Glückskekssprüchen gesichert hatte und ging zur Tür.

      »Haben Sie gestern etwas vergessen?«, fragte sie erstaunt, als nicht der Paketbote, sondern Pascal vor der Tür stand.

      »Ja, schon, ich hatte vergessen, Ihnen zu sagen, dass ich heute zum Frühstück vorbeikomme«, sagte er lächelnd und drückte ihr eine Tüte mit noch warmen Brötchen in die Hand.

      »Danke, kommen Sie herein«, bat sie und trat zur Seite, um ihm Platz zu machen.

      »Ich hoffe, Sie haben noch nicht gefrühstückt.«

      »Nein, wenn ich allein bin, begnüge ich mich meistens mit einer Tasse Kaffee. Kendra ist ja zur Zeit in München.«

      »Aber Sie haben nichts gegen ein Frühstück einzuwenden.«

      »Nein, habe ich nicht. Dann will ich mal sehen, was ich Ihnen zu den Brötchen anbieten kann. Gehen wir in die Küche«, sagte sie.

      Fenja zog die Gardinen in der Küche beiseite und öffnete die Flügeltüren zum Garten. Das hereinströmende Sonnenlicht wärmte den Raum, nicht mehr so stark wie noch vor einigen Tagen, aber es war angenehm genug, um die Türen eine Weile geöffnet zu lassen.

      Nachdem sie Kaffeepulver in den Filter der Kaffeekanne gefüllt hatte, schaltete sie den Wasserkocher ein, stellte zwei Gedecke auf den Tisch, und Pascal füllte die knusprigen Brötchen in das Körbchen, das sie ihm reichte. Danach übernahm er die Zubereitung des Kaffees, und sie kümmerte sich um den Belag für die Brötchen: Marmelade, Honig, Butter und Käse.

      »Falls Sie heute wieder den ganzen Tag arbeiten müssen, könnte ich am Nachmittag mit Kuchen vorbeikommen, um Ihnen eine Pause zu verschaffen«, schlug er vor, als sie ein paar Minuten später zusammen am Küchentisch saßen.

      »Ich kann das nie so genau bestimmen, wie lange ich arbeite. Es kommt darauf an, wie schnell mir etwas einfällt.«

      »Was machen Sie, falls Ihnen nichts einfällt? Gehen Sie spazieren oder joggen, um den Kopf freizubekommen?«

      »Weder noch, ich lege mich aufs Sofa oder gehe in den Garten. Nur in den Garten, nicht weiter.« Sie wollte, dass er nachfragte, was dieses ›nicht weiter‹ bedeutete. In diesem Moment war sie bereit für die Wahrheit.

      »Was bedeutet nicht weiter?«, fragte er auch behutsam nach.

      »Ich СКАЧАТЬ