Название: Der neue Landdoktor Staffel 7 – Arztroman
Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der neue Landdoktor
isbn: 9783740953676
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Seine Mutter war bei seiner Geburt gestorben, und Traudel, ihre Cousine und beste Freundin, hatte ihr versprochen, sich um ihn zu kümmern. Sie hatte ihm ihre ganze Liebe geschenkt und es nie versäumt, ihm von seiner Mutter zu erzählen. Sie hatte es verstanden, sie ihm so nahe zu bringen, dass er inzwischen das Gefühl hatte, sie gekannt zu haben.
»Traudel ist eben die allerbeste Mamomi auf der ganzen Welt«, sagte Emilia und kreierte, wie es Teenager in ihrem Alter gern taten, ein Kunstwort aus Mama und Omi.
»Mei«, seufzte Traudel, die so berührt von Sebastians und Emilias Worten war, dass sie mit den Tränen kämpfte.
»Wuff«, machte Nolan und lugte unter dem Tisch hervor, seinem Lieblingsplatz, sobald die Familie sich zum Essen dort versammelte.
»Seht ihr, unsere Superspürnase, der allerliebste Hund des Universums, stimmt auch zu«, verkündete Emilia und streichelte über den wuscheligen Kopf des Berner Sennenhundes.
»Gut, nachdem das nun mit den Superhelden und Superkräften geklärt ist, sollten wir uns dem Essen widmen, sonst wird es nichts mit dem Supergeschmack, weil es dann kalt ist«, erklärte Traudel, die sich wieder gefangen hatte.
»Ich stelle nur meine Tasche ab und wasche mir die Hände, dann bin ich bei euch«, sagte Benedikt und trug seine Golftasche in die Diele.
»Du hast also deinem Sportlehrer geraten, meine Sprechstunde zu besuchen«, kam Sebastian wieder auf den Ausgangspunkt des Gespräches zurück, als sich auch Benedikt zu ihnen gesetzt hatte und das Essen auf den Tellern verteilt war.
»Ich denke halt, dass er Hilfe braucht, sie aber nicht wirklich bekommt«, antwortete Emilia.
»Aber du weißt schon, dass ich im Gegensatz zu den Superhelden nicht unfehlbar bin?«
»Klar weiß ich das, aber du hast ein ausgezeichnetes Gespür, wenn es darum geht, die Ursache für die Beschwerden deiner Patienten zu finden. Das ist einfach Fakt, Papa«, erklärte Emilia voller Überzeugung.
»Ja, das ist Fakt«, stimmte Traudel ihr lächelnd zu und auch Benedikt nickte zur Bestätigung, dass auch er mit Emilias Einschätzung einverstanden war.
»Danke für euer Vertrauen«, antwortete Sebastian und sah lächelnd in die Runde.
»Immer wieder gern«, entgegnete Emilia und klopfte ihrem Vater auf die Schulter.
»Hallo, zusammen, ich wünsche euch einen guten Appetit«, sagte die junge Frau in dem hellroten Leinenkleid, die über die Terrasse in die Küche kam. Sie hatte langes braunes Haar, strahlend grüne Augen, und ihr erster Blick galt Sebastian.
»Hallo, Anna, setz dich zu uns. Oder hast du schon gegessen?«, fragte Traudel Anna Bergmann, die seit einiger Zeit mit Sebastian zusammen war.
»Nein, noch nicht. Ich komme gerade aus Augsburg.«
»Wie war der Vortrag in der Hebammenschule?«, wollte Sebastian wissen, nachdem Anna ihn mit einer zärtlichen Umarmung begrüßt hatte.
»Sie haben alle aufmerksam zugehört und anschließend Fragen gestellt. Ein gutes Zeichen dafür, dass sie sich wirklich für das Thema interessiert haben.«
»Es ging doch um die Frage, ob Hausgeburten generell von einem Arzt begleitet werden sollten, richtig?«, fragte Traudel, während sie einen Teller und Besteck für Anna holte.
»Ja, genau darum ging es. Es ist ein schwieriges Thema. Manche Hebammen sind inzwischen verunsichert. Trotzdem sind die meisten davon überzeugt, dass eine Hausgeburt durchaus noch zeitgemäß ist. Ein Arzt sollte allerdings im Notfall schnell erreichbar sein. Nicht überall funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Arzt und Hebamme so gut wie bei uns. Ich weiß, dass Sebastian mir sofort beisteht, wenn ich Hilfe brauche.«
»Es gibt Kollegen und Kolleginnen, die von unserer Zusammenarbeit nicht gerade schwärmen, da ich kein Gynäkologe bin«, sagte Sebastian.
»Die haben doch keine Ahnung«, mischte sich Emilia ein. »Anna ist eine super Hebamme, und du hast als Chirurg in der Unfallklinik in Toronto gearbeitet. Was bitte will eine werdende Mutter mehr als so ein super Team, das dazu noch…«
»Das dazu noch?«, fragte Sebastian schmunzelnd, als Emilia kurz innehielt.
»O Mann, Papa, du weißt schon, was ich meine«, stöhnte sie.
»Du meinst, wir sind auch ein super Paar?«
»Ja, genau«, erklärte Emilia und nahm sich noch einen Krautwickel mit viel Soße.
»Wir sind ein super Paar?«, fragte Anna, als Emilia auch ihr einen Krautwickel auf den Teller legte.
»Ja, ungefähr so wie Superman und seine Verlobte Lois Lane, die haben auch gemeinsam dafür gesorgt, dass es den Menschen gut geht.«
»Unser Spatzl umgibt sich heute mit Superhelden. Angefangen hat es damit, dass sie Sebastian als super Diagnostiker bezeichnet hat«, fügte Traudel als Erklärung für Anna hinzu.
»Dem werde ich nicht widersprechen.«
»Das tut niemand von uns«, sagte Traudel und nickte dabei.
»Hat es einen bestimmten Grund, warum du seine Fähigkeiten in dieser Disziplin erwähnt hast?«, wollte Anna von dem Mädchen wissen, während sie sich die Krautwickel und die Petersilienkartoffeln schmecken ließ.
»Meinem Sportlehrer geht es nicht so gut. Ich habe ihm geraten, Papa aufzusuchen«, sagte Emilia und erzählte Anna von dem Vorfall am Vormittag in der Sportstunde.
»Ich hoffe, er folgt deinem Rat.«
»Ja, ich auch. Ich meine, dass er dauernd krank ist, kann nicht gesund sein oder?«, fragte sie mit verschmitztem Blick.
»Scherzkeks«, sagte Sebastian und verwuschelte Emilias Haar.
»O Mann, Papa, jetzt muss ich mich wieder kämmen«, entgegnete das Mädchen und schob die Hand ihres Vaters beiseite.
»Ich kann dich kämmen«, schlug Anna vor.
»O ja, bitte, ich lasse mich so gern kämmen. Mama hat mich immer gekämmt, wenn ich gerade mal unleidlich war. Es hat mich beruhigt. Du machst das auch ziemlich gut«, versicherte sie Anna.
Sie ist die Richtige und zwar für beide, dachte Traudel und betrachtete Anna mit einem liebevollen Lächeln.
*
Zwei Tage später betrat Kai Küster die Praxis Seefeld. Emilia hatte ihn darauf vorbereitet, dass die Praxis voll sein würde, aber mit so einem Andrang hatte er nicht gerechnet. Sogar in der großen hellen Empfangsdiele drängten sich die Patienten. Einige wollten nur ein Rezept abholen, die meisten aber wollten zum Herrn Doktor, wie er hören konnte.
»Ja, bitte, was kann ich für Sie tun?«, fragte die pummelige ältere Frau in dem gestärkten weißen Kittel, die hinter dem Tresen stand, als er an der Reihe war.
»Mein Name ist Kai Küster. Ich möchte gern zu Doktor Seefeld«, sagte er.
»Freilich, das wollen alle«, entgegnete Gerti Fechner, die langjährige СКАЧАТЬ