Gesammelte Werke. Ernst Wichert
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Ernst Wichert

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027237517

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СКАЧАТЬ wichtig sei und Eile habe, so ist's gewiß so. Gebe Gott, daß Ihr meinem Wohltäter einen rechten Dienst erweisen könntet!

      Ich tu's nicht um Dank, sagte er, ihre Hand zärtlich drückend, aber ich hoffe, daß er meine Treue wohl erkennen soll.

      Ambrosius legte den Arbeitsrock ab und machte sich zum Ausgang bereit. Indessen hatte sich auch Switrigal im Gießhause eingefunden und nach ihm gefragt; es war verabredet worden, daß sie diesen Morgen auf die Mauer gehen wollten, damit der Prinz dort lerne, wie man die Büchsen aufstelle und richte. Nun kam er ihm nach in seine Wohnung und war augenscheinlich sehr unangenehm überrascht, dort einen jungen Herrn mit Waltrudis in vertrautem Gespräch zu finden. Ambrosius nannte die Namen beider, und Hans sprach auch einige höfliche Worte, wie sie bei solcher Begegnung mit einem Fürstensohne passend waren. Der aber zog sich mürrisch in die Fensternische zurück, kreuzte die Arme über der Brust, neigte den Kopf und spähte eifrig jedem Blicke nach, den Waltrudis dem Fremden schenkte. Sie ließ sich dadurch nicht beirren, Hans ganz so freundlich zu verabschieden, als es ihr ums Herz war.

      Unterwegs fragte der Junker den Gießmeister nach dem Prinzen aus. Es schien ihn doch ein wenig zu beunruhigen, als er hörte, in wie nahem Verkehr er mit dem Fräulein sei, und daß der Herr Hochmeister denselben offenbar begünstige. Aber das machte sich nicht durch Worte merklich, sondern nur durch das hastige Abspringen von einer Frage zur andern, so daß Ambrosius mit seinen Antworten schwer nachkommen konnte. Schließlich dachte er doch bei sich: von dem hat's keine Gefahr, ich bin gut aufgehoben in ihrem Herzen.

      Ambrosius ging gleich auf des Hochmeisters Gemach zu. Es hatte für ihn keine Schwierigkeit, Eintritt zu erlangen, und auf seine Bitte schickte Plauen denn auch den Schreiber hinaus, dem er eben den Brief diktierte, und hieß den Junker von der Buche eintreten. Das Fenster im Rücken, lehnte er gegen den Tisch, auf dem mancherlei Papiere gerollt und gefaltet lagen, und erwartete stehend die Meldung.

      Du hast mich um eine Unterredung ohne Zeugen bitten lassen, begann er, die grauen Augen fest auf ihn heftend. Danke es dem würdigen Ambrosius, der für dich gut steht, daß ich sie dir gewähre. Versprichst du mir, das, was du mir sagen willst, in Gegenwart eines meiner Gebietiger zu wiederholen, wenn ich es so verlangen müßte?

      Das verspreche ich, gnädigster Herr, antwortete Hans, die rechte Hand auf die Brust legend und sich verneigend. Aber prüfet erst selbst –

      Der Hochmeister unterbrach ihn: Ich sehe an deiner Hand einen Ring mit der Eidechse. Bist du im Bunde?

      Ich bin's, gnädigster Herr, seit meines Vaters Tode.

      Man warnt mich vor den Eidechsen. Er griff hinter sich, nahm ein Blatt auf, öffnete es und legte es wieder zurück. Der Schreiber hat sich nicht genannt, sagte aber, die heimlichen Zusammenkünfte fänden im alten Hause zu Buchwalde statt. Ist dem so?

      Ja, gnädigster Herr.

      Und wie soll ich dir Vertrauen schenken, wenn du zu des Ordens Widersachern stehst, Hans?

      Ew. Gnaden wollen mich hören und dann entscheiden, ob ich Ew. Gnaden guten Vertrauens würdig bin.

      Plauen antwortete nicht sogleich, sondern stützte nach seiner Gewohnheit, wenn er über etwas nachdachte, das Kinn in die Hand und strich den Bart unter demselben. Nach einer Pause begann er wieder: Du hast mir einmal eine wichtige Botschaft gebracht und bist Tag und Nacht geritten, um sie nicht zu verspäten. Hätte ich nicht von dir erfahren, was auf dem Tannenberger Felde geschehen, vielleicht wäre die Marienburg nicht gerettet worden und dieses Land dem Deutschen Orden verlorengegangen. Vielleicht! Denn Gott hat mehrere Wege, als wir kurzsichtigen Menschen erkennen können. Aber bei mir ist dir's unvergessen.

      So laßt mich glauben, gnädigster Herr, entgegnete Hans, daß Gott mich ohne all mein Verdienst ausersehen und gewürdigt, auch jetzt wieder in schweren Nöten, von denen Ihr nichts ahnt, gute Dienste Euch und Eurem Orden zu leisten. Wieder bringe ich eine Botschaft, die vieles wenden kann.

      So sprich denn!

      Gnädigster Herr, es könnte sein, daß Ew. Gnaden von großem Wert wäre, zu erfahren, was ich weiß, daß Ihr aber gleichwohl den Hinterbringer geringschätztet, weil ein edler Mann den Verräter nicht leiden mag, auch wenn er ihm nützt. So sage ich im voraus, daß ich nichts verrate, was ich geheimzuhalten versprochen habe mit Eid, Handschlag oder Manneswort, und daß ich nur aus aufrichtiger Liebe und Treue und aus schuldigem Gehorsam gegen meinen gnädigsten Herrn nach meines Gewissens ernstlicher Mahnung handle, auf daß ich dereinst bestehe vor Gott. Also treibt mich auch nicht Haß oder Rachsucht gegen irgendwen, sondern was ich für meine Pflicht erachte, das tue ich. Gefalle es Ew. Gnaden, mir solches Vertrauen zu schenken.

      Der Hochmeister winkte mit der Hand und sagte: Sprich nur, sprich; wir wollen dir's nicht verdenken.

      Nun erzählte Hans, was er von des Komturs bösen Anschlägen wußte. Plauen lächelte anfangs ungläubig, als von Georg von Wirsberg die Rede war; er glaubte ihn besser zu kennen. Bald aber mußte er einsehen, daß sein junger Freund über vieles unterrichtet war, was nur jemand wissen konnte, dem der Komtur selbst sich eröffnet hatte. Es war ihm kürzlich ein Brief des Deutschmeisters zugegangen, in dem dieser anfragte, ob die Werbungen in Böhmen, Mähren und Schlesien mit seinem Willen geschähen. Auch war ihm heimlich geschrieben worden, daß Georg sich in des Königs von Böhmen Rat geschworen habe. Das hatte er für eine böswillige Verleumdung gehalten, die Werbungen aber sich zum Nutzen gerechnet. Nun bekam die Sache plötzlich ein ander Gesicht. Es war ihm ein Stich ins Herz, daß Wirsberg untreu sein sollte, aber er wagte nun doch nicht, dem Angeber das Wort abzuschneiden, sondern hörte mit gespannter Aufmerksamkeit zu, und sein Blick verfinsterte sich mehr und mehr, da er wohl erkannte, daß etwas Wahres an dem Bericht sei.

      Als Hans geendet hatte, stand der Hochmeister eine Weile unbeweglich, ging dann auf ihn zu, legte ihm die schwere Hand auf die Schulter und sah ihn so scharf an, als ob er ihn durch und durch sehen wollte. Und wie gedenkst du das zu beweisen? fragte er ihn.

      Hans zuckte ein wenig zurück. Zu beweisen, gnädigster Herr?

      Bedenke, daß du einen Gebietiger des Ordens schwerster Schuld gegen sein Oberhaupt, daß du angesehene Landesritter schwerster Verbrechen gegen ihre Herrschaft anklagst. Meinst du, mir könne genügen, was du sprichst und was ich höre? Ich muß Beweise haben, wenn ich dir glauben und wenn ich handeln soll.

      Hans erschrak im Innersten. Durfte ich schweigen, wenn ich Beweise nicht zur Stelle schaffen konnte? fragte er. Ich selbst bin der Zeuge, und ich entbiete mich zu dem größten Eide auf unseres Heilandes Blut und seiner Mutter Schmerzen, daß ich die Wahrheit spreche. Laßt mich in die Kapelle vor den Altar führen, und ich will jedes Wort wiederholen.

      Plauen schüttelte das Haupt. Das würde mich bestimmen können, dir mehr zu glauben, wenn ich an deinem Worte zweifelte. Denen gegenüber aber, die du des Verrats beschuldigst, giltst du selbst als ein Verräter. Dein Zeugnis hat kein Gewicht. Es nutzt nicht einmal, daß ich dich ihnen nenne. Was soll also geschehen?

      Gilt Euch mein Wort nur so viel, gnädigster Herr, daß Ihr darauf hin eine Nachforschung halten lasset, so zweifle ich nicht, daß Euch in des Komturs Gemach Schriftstücke in die Hand fallen werden, die gegen ihn und seine Helfershelfer beweisend sind. Auch möchte es wohl gelingen, seinen Bruder Friedrich aufzufangen, der von allem weiß. Ich aber erbiete mich freiwillig zur Haft, bis Ihr meine Angaben richtig befunden habt, und will mit Schwert und Schild jedem auf Leben und Tod Rede stehen, der mich anklagen kann, daß ich ihn fälschlich bezichtigte.

      Das ist ein mannhaftes Wort! rief Plauen, seine Hand fassend. Ich will dich daran halten. Tue ich jemand Unrecht, so wisse, daß es dein Unrecht ist und daß du es zu verantworten hast hier und ewiglich. Finde ich's aber, СКАЧАТЬ