Gesammelte Werke. Ernst Wichert
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Ernst Wichert

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027237517

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СКАЧАТЬ wach. Aber was hast du?

      War der Komtur im Buchenwalde?

      Niklas von Renys hat ihn bei den Eidechsen eingeführt. Was da beraten ist –

      Und woher kam er?

      Das weiß ich nicht.

      Ich aber weiß es und will dir's sagen. Er hat dort einen Mörder gedungen für den Hochmeister.

      Natalia! Der Komtur von Rheden hat –

      Einen Mörder gedungen für den Hochmeister. Ich bin nicht verstört: ich berichte, was ich mit eigenen Ohren vernommen habe. Sie erzählte, was ihr begegnet war im Walde und im Schloß. Nur von Heinrichs Brief sagte sie nichts. Und nun tu, was dir gut scheint, schloß sie. Es ist möglich, daß ich den Komtur nicht tödlich getroffen habe – der Arm konnte sich nicht frei bewegen. Dann wird er auf Rache sinnen, vielleicht auch dich verfolgen, weil er dich fürchtet wegen des Schimpfes, den er deiner Schwester angetan hat. Sei auf der Hut! Ich kam in der Nacht, dich von dem Geschehenen in Kenntnis zu sehen, weil ich noch vor Morgen fort muß.

      Er griff hastig nach ihrer Hand. Wohin, Natalia?

      Das muß mein Geheimnis bleiben. Mein Weg ist nicht gar weit, und doch weiß ich nicht, ob ich jemals zurückkehre.

      Schwester –!

      Frage nicht, ich kann dir nichts weiter sagen. Vielleicht – vielleicht wird noch alles gut. Du weißt, ich habe nun einmal meinen eigenen Sinn – da redet niemand mit Erfolg ab noch zu. Sollten wir einander nicht wiedersehen, Hans –

      Ich lasse dich nicht fort, Natalia. Was für Tollheiten spuken dir durch den Kopf?

      Willst du mich morgen im Brunnen unter der Linde finden? Wer will mich halten, wenn ich gehen will? Lebe wohl und grüße die Mutter. Noch eine Bitte hätte ich freilich –. Mein Pferd ist im Walde gefallen – ich brauche ein ander Pferd. Gib mir's aus deinem Stall; ich will sehen, daß ich dir's zurückschicke, wenn ich's nicht mehr reiten kann.

      Wähle, welches dir gefällt.

      Und noch eins: mein Erbteil ist noch in deiner Hand. Ich weiß, daß du mich jetzt nicht befriedigen kannst. Aber schieße mir eine Summe vor – so viel du allenfalls entbehren kannst. Ich brauche Reisegeld.

      Hans bückte sich und zog einen Kasten unter dem Bett vor, der dicht mit Eisen beschlagen und mit einem Schloß wohl verwahrt war. Er öffnete ihn, griff mit der Hand hinein und zog einen halbgefüllten ledernen Beutel heraus. Reitest

      du nach der Marienburg? fragte er indessen.

      Nein, antwortete sie ohne Bedenken.

      Laß uns teilen, sagte er nach einer Weile. Auch ich brauche Reisegeld. Wir haben dazu kein Licht nötig. In diesem Beutel sind ungarische Gulden. Ich schütte sie auf die Decke. Und nun halte deine Hand hin: der erste für dich, der zweite für mich und so fort.

      Zwanzigmal legte er die Goldstücke hierhin und dorthin. Darauf schloß sie die Hand und sagte: Es ist genug. Sie bückte sich und küßte seine Stirn. Dann verließ sie eilig das Gemach.

      Hans war nun mit sich einig, was er zu tun hatte. An Schlafen dachte er nicht mehr. Er stand auf, kleidete sich an und packte seinen Mantelsack. Unter den Hut setzte er eine leichte Blechhaube, über die Brust hing er seine Plate, das Schwert durfte nicht fehlen – für alle Fälle. Als er hinaustrat, sein Pferd satteln zu lassen, dämmerte am fernsten Horizont der Morgen, während die Sterne über ihm noch bleich schimmerten.

      Der Stallknecht erzählte, daß das Fräulein ihn geweckt und vor einer Stunde schon mit dem polnischen Grauschimmel den Hof verlassen habe. Hans trug ihm auf, dem Kämmerer zu sagen, daß er in seiner Abwesenheit auf die Wirtschaft achthaben solle. Wenn man nach ihm frage, solle es heißen, er sei auf die Märkte geritten, Vieh zu kaufen.

      Er ritt in scharfem Trabe den geradesten Weg nordwärts auf Burg Roggenhausen zu. Vor dem Dorfe Grutte holte er einen Fußgänger ein, der eine schwere Armbrust über der Schulter trug. Bald erkannte er den Waldmeister.

      Wohin, Alter? fragte er. Er wußte es nur zu gut.

      Das kümmert niemand, war die rauhe Antwort.

      Der Junker ritt im Schritt neben ihm her. Warum tragt Ihr Euch hier auf der Landstraße mit der schweren Armbrust?

      Der Alte lachte. Ich bin ein Jäger und gehe auf die Jagd.

      So weit reicht nicht Euer Revier, Waldmeister.

      Mein Wild streicht weit herum. Ich bin einem Edelhirsch auf der Fährte, den ich schon einmal in Schußweite hatte.

      Ihr geht mit schlechten Gedanken um, Waldmeister.

      Mit finsteren Gedanken, das ist meine Art.

      Hans überlegte, ob er ihn merken lassen solle, daß er von seinem Vorhaben wisse. Aber er war nicht sicher, was der Alte dann tat, und zu Fuß brauchte er doch immer doppelte Zeit, mußte ihm also einen weiten Vorsprung lassen. Er sagte daher nur: Kehrt nach Hause zurück, Gundrat, und seht in Eurem Walde nach dem Rechten.

      Der Alte schüttelte unwillig das graue Haupt und setzte seinen Weg fort.

      Hans gab es auf, ihn anders zu stimmen. Er grüßte ihn und jagte davon, daß der Staub hinter ihm hoch aufwirbelte. Bald verschwand er dem Waldmeister aus den Augen.

      38. DER ZWEITE DIENST

       Inhaltsverzeichnis

      Der Hochmeister residierte wieder in der Marienburg. Im Schlosse und in der Stadt hatten noch immer die Bauhandwerker reichlich Beschäftigung. Wittinnen mit Ziegeln und Feldsteinen schwer beladen lagen im Nogatstrom. Ein Teil des Stadtangers war zu Zimmerplätzen eingerichtet, und die Äxte hämmerten da von früh bis spät, das Sparrenwerk zu den Dächern der neuerbauten Häuser herzustellen. Immer mehr schwanden die Holzbaracken, in denen man sich nach Aufhebung der Belagerung begnügt hatte, und machten stattlichen Gebäuden mit gewölbten Lauben Platz. Am Turm der Pfarrkirche hingen die Gerüste der Maurer, die neue Ziegel in die Kugellöcher einfügten, und hoch oben hantierten die Dachdecker. Jenseits des Flusses ließ der Orden den Kaldenhof neu aufbauen. Aber auch im Schlosse selbst und in der Vorburg waren die Reparaturen noch lange nicht beendet.

      Auch jetzt bewohnte Heinrich von Plauen nicht die dem Hochmeister bestimmten Prunkgemächer im mittleren Schlosse. Seinem einfachen Sinne sagte es nicht zu, fürstlich hofzuhalten und seine Lebensweise von der seiner Ritter mehr als dringend nötig zu entfernen. Er hatte einige Zimmer im Hochbau inne neben denen der obersten Gebietiger, die er so schnell zur Seite haben konnte, und hielt sich im mittleren Schlosse meist nur auf, wenn er fremde Botschafter aufzunehmen oder mit den Sendboten der Städte zu verkehren hatte.

      Von dem heiteren Leben, das in der Marienburg unter seinen Vorgängern geherrscht hatte, und von dem fürstlichen Glanz ihrer Hofhaltung war jetzt wenig zu spüren. Plauen hatte zu Festen keine Zeit. Er arbeitete unablässig mit seinen Schreibern, beriet mit dem Großkomtur Hermann Gans, mehr noch mit Behemund Brendel, dem Oberst-Tresler, der Geld verschaffen sollte und doch schon alle Hilfsquellen erschöpft hatte. Häufig fand sich auch Albrecht von Tonna, der Oberst-Trappier, von der Christburg ein und blieb dann tagelang, um dem Meister die Bestände СКАЧАТЬ