Die Unaussprechliche. Wolf Awert
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Читать онлайн книгу Die Unaussprechliche - Wolf Awert страница 7

Название: Die Unaussprechliche

Автор: Wolf Awert

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Drachenblut

isbn: 9783959591843

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      So viel zu dem Vorsatz, kein Wort dazu zu verlieren. „Drei Pfeile, drei Schützen. Sie kamen aus verschiedenen Richtungen.“

      „Das habt Ihr gesehen?“

      „Nein, die Frau ging hinter mir. Als ich mich umdrehte, lag sie bereits auf dem Boden.“

      „Aha.“ In diesem einen Wort lag eine Welt von Misstrauen jedem und allem gegenüber, was nicht Teil der Bürgerwehr war. „Transportiert den Leichnam ab. Und von Euch brauche ich den Namen.“

      Großartig. Jetzt war er auch noch Teil der Untersuchung. „Lufthauch“, sagte er.

      „Und was ist der Grund für Euren Aufenthalt in NA-R?“

      Lufthauch überlegte. Sollte er sich als Mitglied der Elfenregierung zu erkennen geben oder bei seiner Geschichte bleiben. Er entschied sich für die Geschichte. „Ich handele mit Schatzkarten.“

      „Mit Schatzkarten? Wenn ich welche besäße, dann würde ich nicht damit handeln, sondern das Gold und die Edelsteine selber bergen. Ist in diesen Fällen wohl schwierig? Oder die Karten sind nicht genau genug? Oder am Ende vielleicht ganz wertlos?“

      „Ihr solltet aufpassen mit dem, was Ihr da andeutet. Meine Schatzkarten zeigen ungeerntete Substanzen für die Erstellung von Artefakten.“

      „Ach, Zauberkram. Wird eh überall überschätzt. Wo kann ich Euch erreichen?“

      Lufthauch gab seine Anschrift an. Sumpfwasser wird begeistert sein, wenn er von diesem Vorfall erfährt, dachte er missmutig.

      Immergrün

      „Wie konnte das passieren?“ Schwimmendes Schwert war außer sich.

      „Wie konnte was passieren?“ Immergrün spielte den Unbeteiligten. Das konnte er besonders gut.

      „Wie ist es möglich, dass in meiner Stadt in hellstem Tageslicht und auf offener Straße eine Frau erschossen wurde?“

      „Stellt Euch nicht so an. Erstens ist es nicht Eure Stadt und zweitens wusstet Ihr nicht, dass es passieren würde. Außerdem war es nicht das hellste Tageslicht. Alles ist halb so wild. Das einzig Unangenehme ist, dass die getötete Frau nicht Tamalone war. Jetzt brauchen wir einen neuen Plan.“

      „Und jetzt? Dieser Lufthauch war Zeuge, und gleichgültig, was er in NA-R sucht, er ist eine Waldelfe.“

      „Den überlasst getrost mir. Ich bin auch eine Waldelfe. Habt Ihr das vergessen? Alles wird so ablaufen wie immer. Ihr werdet Euch offiziell darum kümmern, um Hinweise aus der Bevölkerung bitten und irgendwann, wenn die Sache bereits halb vergessen ist, ankündigen, dass Eurem Hauptermittler der Durchbruch gelungen ist und in Bälde mit einer Verhaftung gerechnet werden kann. Niemand, der in NA-R das Gesetz bricht, entkommt dem wachen Auge der Bürgerwehr.“

      „Das nimmt uns niemand ab. Wen sollen wir denn verhaften?“

      „Das ist doch keine große Sache, da jemanden zu finden. Laufen doch genügend Leute herum in Eurer Stadt. Warum sich also Sorgen machen. Wir haben genug Zeit.“

      Tamalone

      Auf dem Rücken eines Ledervogels erreichte Tama das Elfenviertel noch vor Mitternacht. Während Pando auf dem Dach des Hauses hocken blieb und die Umgebung im Auge hielt, schlüpfte Tama durch die Haustür, öffnete die Tür zu Altwis Wohnung und begab sich in den großen Raum mit all den Kissen und Polstern, in dem sich die Familie immer zusammenfand. Jetzt war sie allein hier und die Dunkelheit der Nacht ihr einziger Begleiter. Sie musste nicht lange suchen, bis ihr tastender Fuß etwas Weiches gefunden hatte, auf dem sie sitzen konnte. Sie ließ sich nieder und wartete, bis das Klopfen ihres Herzens sich der Ruhe der Nacht angepasst hatte.

      „Komm her zu mir“, rief sie mit leiser, aber klarer Gedankenstimme in das Dunkel und lauschte.

      Sie musste nicht lange warten, bis das rhythmische Stampfen alter Füße erklang. Mutters Schildkröte hatte sich in Bewegung gesetzt. Je näher das Tier kam, desto lauter dröhnten seine Schritte. Der langsame Schlag einer Trommel. Tief mit etwas Hall und sanften Vibrationen, die ihr durch den ganzen Körper gingen. Jetzt erst merkte Tama, dass sich die Trommel in ihrem Kopf befand und sie der Klang der Schritte nicht durch die Ohren erreicht hatte. Die Schritte kamen direkt auf sie zu, bis das Tier vor ihr stehen blieb, aber die Trommel dröhnte in der Stille der Unbeweglichkeit genau so laut vor sich hin wie das Stampfen der Schritte. Nur hatte sich der Rhythmus verändert, war noch langsamer geworden.

      „Verstehst du mich?“

      Das Dröhnen schwoll an, ebbte ab, schwoll wieder an. Die Schildkröte verstand nicht, oder die Frage war falsch. Tama tastete um sich, fand das Tier aber nicht.

      „Bleib hier“, flüsterte sie, dabei war sie sich noch nicht einmal sicher, ob sich das Tier nicht schon wieder entfernte.

      „Mutter, hör mir zu.“

      Sie hörte in ihrer eigenen Stimme die aufsteigende Panik und ärgerte sich darüber.

      „Mutter! Wie ist der Plan? Ich traue mich kaum, einen Schritt zu tun aus Angst, in die falsche Richtung zu gehen. Wie soll ich etwas richtig machen, wenn ich nicht weiß, wie der Plan aussieht? Hörst du? Ich brauche dich.“

      Die Antwort schien aus weiter Ferne zu kommen. „Kein Plan. Warte nicht. Ich komme. Keine Zeit. Finde dich.“

      Tama war sich nicht sicher, ob das die Antwort der Schildkröte war oder nur ihre Einbildung. Sie konnte noch nicht einmal sagen, ob es überhaupt einzelne Worte waren oder eine einzige Botschaft, die erst in ihrem Kopf in einzelne Worte zerfiel. Laute, Worte, Botschaft, Verstehen. Wieso kein Plan? Pandos Mutter hatte von einem Plan gesprochen. Da war sie sich sicher. Aber was wusste Pandos Mutter schon? Nichts, hatte Pando behauptet. Es wäre gut, endlich mal zu erfahren, wer denn überhaupt etwas in diesem Durcheinander aus Nichtwissen und Geheimnissen wusste.

      Eine Tür zum Zimmer öffnete sich. Im schwachen Licht der Sterne, nein es war ein Wachslicht, sah Tama ein paar dünne Beine. „Was machst du hier?“, fragte ein unsichtbarer Kopf über den Beinen.

      „Du solltest weiter schlafen, Neven“, antwortete Tama. „Tue einfach so, als gäbe es mich nicht.“

      „Das könnte dir so passen, du falsche Schlange. Du drängst dich überall hinein, bedrängst sogar unsere Schildkröte, von der so viel abhängt, und jetzt willst du mir auch noch vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe.“

      Neven kam näher. Tama sah jetzt über den Beinchen auch einen Teil des Hemdes, welches das Kind trug. Das Licht kam aus dem Zimmer der nun halbgeöffneten Tür.

      „Damit du es weißt. Ich hasse dich. Du magst vielleicht älter sein als ich, aber ich bin stärker. Hier wirst du von den anderen beschützt. Warte nur ab, bis wir uns irgendwo begegnen, wo wir beide ganz allein sind. Ab dann wirst du mir dienen, bis du um deinen Tod bettelst.“

      Nevens Worte waren kaum zu verstehen. Ihr Flüstern war mehr ein Zischen als eine menschliche Sprache, und ihr Hass verzerrte die Laute noch zusätzlich. Oh ja, dieses Kind war stark. Sie verlangte Tama alles ab. Woher nahm sie nur diese Kraft und woher kam ihr Hass? Dieses Kindergesicht konnte doch höchstens erst elf Jahre alt sein.

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