Die Unaussprechliche. Wolf Awert
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Читать онлайн книгу Die Unaussprechliche - Wolf Awert страница 3

Название: Die Unaussprechliche

Автор: Wolf Awert

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Drachenblut

isbn: 9783959591843

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СКАЧАТЬ aber nicht, wenn du dich nicht selbst verraten hättest.“

      „Das musst du entschuldigen. Das war meine Sorge um dich. Die hat mich meine Vorsicht vergessen lassen.“

      „Ist ja auch schon fürchterlich lange her. Aber was wolltest du mir sagen?“

      „Es war der Rat, den meine Mutter mir letztendlich gab.“

      „Der, um den du gebeten hattest?“

      „Nein. Oder vielleicht doch. Sie hat mich gar nicht verstanden. Aber das lag daran, dass sie ein Drache ist und trotz ihres letzten Mannes zu wenig von den Menschen versteht. So gab sie einem Drachen den Rat eines Drachen und sagte mir, ich dürfte nicht länger warten.“

      Tama fühlte einen Stich. Pando als Oberhaupt einer eigenen Familie, für die er sorgen musste. Das war ein Gedanke, der so fremdartig war, dass er in ihrem Kopf alles wund scheuerte. Doch nicht ihr Pando, ihr Spielgefährte, Seelentröster und Kampfgefährte. Der doch nicht.

      „Und hast du denn schon jemanden ins Auge gefasst?“

      „Ja.“

      Wie kurz und knapp er das sagte. Und wie endgültig es klang. „Wen hast du dir denn ausgeguckt?“ Gleichgültig sollte das klingen, aber den schnippischen Unterton hörte sie selbst heraus, kaum dass ihre Worte den Mund verlassen hatten. „Entschuldige“, sagte sie. „Aber an den Gedanken muss ich mich erst gewöhnen.“

      „Nichts zu entschuldigen.“

      „Nun sag schon. Wen?“

      „Dich.“

      Noch nie hatte ein einzelnes Wort sie und die Welt um sich herum so auf den Kopf gestellt. Sie merkte, wie die Schwäche zurückkam, tastete nach Halt und fand ihn an einem Felsblock. Wie wohl dieses eine Wort tat, und wie viel Schrecken es mit sich brachte. Sie konnte doch nicht … Und außerdem … Die Reihenfolge stimmte doch gar nicht. Sollte man sich nicht erst ineinander verlieben? Schauen, ob es mehr war als ein Rausch? Dann eine gemeinsame Zukunft … Jedenfalls wenn man ein Gefühl für Verantwortung hatte. Es gab ja auch andere Leute. Leichtsinnige Traumtänzer, denen der nächste Tag egal war. Es gab sogar … Tama rief sich zur Ordnung.

      „Noch nie hat mir jemand ein schöneres Kompliment gemacht als du. Ständest du jetzt nicht ausgerechnet in der Gestalt eines Drachen vor mir, würde ich dir um den Hals fallen. Aber ich kann doch nicht die Frau eines Drachen …“ Tama stockte die Stimme.

      „Ich bin auch ein Mensch.“

      „Ja, ich weiß. Ich kenne Dorman.“

      „Du magst ihn nicht. Stimmt doch. Oder?“

      Tama nickte. „Er ist mir zu alt, zu bestimmend. So ähnlich habe ich mir mal meinen Vater vorgestellt, aber ganz bestimmt nicht den Mann meiner Träume.“

      „Ich weiß. Er war eine schlechte Wahl. Aber ich habe ihn ja auch nicht für dich erschaffen, sondern für Lufthauch, weil der jemanden brauchte, der ihm Respekt einflößte. Wenn du mir den Mann deiner Träume beschreibst, kann ich ihn für dich erschaffen. Ich kann das.“

      Tama verbarg ihr Gesicht in beiden Händen. Als sie Pando wieder anschaute, glänzte es feucht. „Du verstehst nicht“, flüsterte sie. „Wie soll ein Mädchen einen Jungen lieben, der heute so und morgen so aussieht. Da sind mir deine Tiergestalten ja schon lieber. Der nette, tröstende und verständige Bär, die energische Raubkatze und der alberne Ledervogel. Merkst du was? Sogar deine Tiere waren ganz unterschiedliche Gestalten. Pando, wenn du gerade kein Drache bist, was für ein Wesen bist du dann überhaupt?“

      Tamas Frage hing in der Luft wie ein großes Spinnennetz zwischen den Ästen verschiedener Büsche. Sie bewegte sich mit dem Wind, doch sie trieb nicht davon. Sie veränderte die Form und blieb doch gleich, zitterte, verbog sich, dehnte sich aus und zog sich wieder zusammen, begann sich …

      Pando versuchte es noch einmal, und das Spinnennetz zerriss. „Ich kann leicht eine andere Person erschaffen, die mit Dorman nichts gemeinsam hat. Vielleicht würde er dir zunächst wie ein Fremder erscheinen, aber der wäre genau so echt oder unecht wie alle anderen. Du könntest alle deine Träume in mich hineinstecken und mich so machen, wie du mich haben möchtest. Ich kann dir das erfüllen. Ich bin einer der besten Gestaltwandler, habe nur von einem Halbdrachen gehört, der noch besser sein soll ich.“

      „Pando, Liebster“, sagte Tama zu dem weißen Drachen und kuschelte sich an ihn. „Wo hast du nur deinen Kopf. Ich kann mir dich doch nicht zusammenwünschen. Ich will, dass du so aussiehst, wie du bist. Aber du weißt nicht, wie du bist, und ich weiß es erst recht nicht. Manchmal bist du mir ganz vertraut und dann wieder unvermutet fremd. Ich möchte in dir dein Ich erkennen. Im Pando sehe ich es, egal ob Bär oder Katze. Aber wer ist deine menschliche Seite?“

      „Das weiß ich noch nicht. Ich suche noch. Ich muss meinen menschlichen Teil erst noch finden.“

      „Dann helfe ich dir dabei.“

      „Es wird vielleicht sehr lange dauern.“

      „Ich kann warten.“

      „Dein Leben könnte zu kurz dafür sein.“

      „Gar nicht zu wissen, wer man ist, noch nicht einmal zu wissen, wie man aussieht, ist beinahe so, als würde man gar nicht existieren.“ Tama schluckte. Wie sollte sie Pando, ohne ihm weh zu tun, sagen, dass seine Drachenform für sie ein Tier war? Und dass mit einem Tier nie mehr möglich war als eine tiefe Freundschaft? Sie nahm all ihren Mut zusammen und versuchte es mit vorsichtigen Worten. „Um meine Liebe brauchst du nicht zu kämpfen. Ich liebe dich schon lange. Aber es ist die falsche Art von Liebe. Es ist nicht die, die du brauchst und haben möchtest. Verstehst du?“

      „Ich verstehe nur, dass mein Vorschlag zu früh kam.“ Pando wurde jetzt energisch. „Deshalb ziehe ich ihn wieder zurück. Ich habe die Schwierigkeiten als zu gering eingeschätzt. Deshalb vergiss meinen Vorschlag einfach. Aber ich will nicht, dass du glaubst, Pando wäre nur ein Name für eine beliebige Gestalt oder für meine Drachen- oder Gestaltwandlerseite. Das wäre so falsch wie Mondstaub auf der Sonne. Ich will, dass du mich wenigstens einmal so siehst, wie ich bin, wie ich mich fühle, wenn ich nicht die Gestalt eines Drachen angenommen habe. Und du wirst Bär, Katze und Ledervogel in mir wiedererkennen, obwohl ich ein Mensch bin. Gehen wir ein paar Schritte zusammen?“

      Tama fühlte sich immer noch schwach auf den Beinen. Aber sie mochte Pando seinen Wunsch nicht abschlagen. „Wo möchtest du denn hin?“

      „Egal, nur weg von hier. Dieser Ort ist ein Versteck. Ich möchte mich mit dir irgendwo hinsetzen, wo wir das Land sehen können.“

      „Es ist dein Land, das du mir zeigen möchtest, nicht wahr? Das Drachenland.“

      Pando ging vor Tama her und führte sie zu einer Stelle, wo Boden und Gestein zu ihren Füßen weggebrochen waren und keine Büsche mehr den Blick beeinträchtigen konnten. Die Aussicht an diesem Ort, konnte jedem, der sich die Zeit nahm zu schauen, den Atem rauben. Die Sonne sank und veränderte ihr Licht dabei, entnahm ihm das kalte Blau, ersetzte es durch Gelb und Rot und vergoldete damit die Berghänge um sie herum.

      „Setz dich hin und warte hier auf mich. Ich СКАЧАТЬ