Die Unaussprechliche. Wolf Awert
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Читать онлайн книгу Die Unaussprechliche - Wolf Awert страница 6

Название: Die Unaussprechliche

Автор: Wolf Awert

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Drachenblut

isbn: 9783959591843

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СКАЧАТЬ Hände, zog ihn zu sich und zuckte zusammen, als ihre Lippen sich berührten. Die Lippen waren kühl und samtig und … Ihr Kuss war vorsichtig und doch fest, suchend und auch bestimmt. „Nein, das will ich nicht andeuten“, sagte sie. „Aber wenn du es nicht warst, wer war es dann?“

      Lufthauch

      Es war noch früher Morgen, als Lufthauch sich NA-R näherte. Seine Grübeleien stellte er ein. Sie hatten ihn lange genug begleitet. Nun benötigte die Stadt seine volle Aufmerksamkeit. Er lenkte die Spinne in ihren Stall und stieg langsam aus dem Sattel. Ihm tat jeder Muskel weh, und alle Sehnen und Bänder protestierten gegen die plötzliche Bewegung. Es war ein Gewaltritt gewesen, denn die direkte Linie zwischen zwei Punkten nahm keine Rücksicht auf Untergrund und Gelände. Und er hatte sich keine Zeit gegönnt.

      „Ist noch etwas heil an dem guten Stück?“ Freundlichkeit klang anders.

      „Die Spinne hat mich verlässlich getragen. Sie war in einem ausgezeichneten Zustand. Zweifellos das Ergebnis geschickter Hände. Ich werde das lobend erwähnen.“

      „Danke. Und ich werde einen Bericht über die Umstände anfertigen, unter denen dieses prachtvolle Tierchen NA-R verlassen hat. Habt Ihr Euren Passagier gut weggebracht?“

      „Kümmert Euch um Eure eigenen Angelegenheiten. Und das mit dem Lob nehme ich wieder zurück.“

      Nein, Lufthauch war nicht in allerbester Stimmung. Steifbeinig verließ er die Wartungsstation. Er war sich sicher, dass er beobachtet wurde. Die Komposits hatten mit Sicherheit einen Dauerposten abgestellt, der nichts anderes zu tun hatte, als alle Aktivitäten um die Wartungsstation zu beobachten und darüber zu berichten. Das ließ sich nicht ändern, und es war ihm letztlich auch egal. Trotzdem würde er versuchen, etwaige Verfolger abzuhängen. Das gehörte mit zum Spiel. Eng an die Mauer gepresst und mit langen Schritten bog er um die nächste Ecke. Er stolperte.

      „Hoppla, entschuldigt, ich konnte Euch nicht sehen.“

      „Dann passt beim nächsten Mal gefälligst auf, wenn Ihr irgendwo hintretet.“ Die junge Frau rieb sich die Ferse, wo Lufthauchs Fuß sie getroffen hatte. Der Elf musste zugeben, dass das eine empfindliche Stelle war, wenn man genau die Sehne traf. Helle Haare, helle Augen und ein Gesicht, in dem sich ihre gesamte Empörung ablesen ließ. Typisch Mensch. Das war es, was die Vertreter dieses Volkes so hässlich machte. Alle Gefühle breiteten sich sofort über das ganze Gesicht aus, sodass die ganze Welt darin lesen konnte. Für einen Augenblick musste er an Tama denken, die auch deutlich mehr Mensch als Elfe war. Aber bei Tama war das anders. Bei Tama …

      „Wollt Ihr mich noch länger anstarren, oder kann ich jetzt gehen.“

      Na, jedenfalls erstarrte sie vor einem Elfen nicht gleich in Ehrfurcht und konnte sich wehren. Lufthauch zuckte mehrdeutig mit den Schultern, rang sich ein mühsames Lächeln ab und nickte mit dem Kopf. „Mehr als mich entschuldigen kann ich nicht“, brummte er, machte eine Schritt zur Seite und überholte die Frau. Er hatte es eilig.

      „Zomm!“

      Lufthauch ließ sich fallen, …

      „Zumm!“

      … rollte sich zur Seite …

      „Zupb!“

      … und schaute aus der Deckung eines Karren auf die Stelle, wo er sich gerade noch befunden hatte, und von dort zu der Straße, über die er gekommen war. Die Frau mit den blonden Haaren lag halb bäuchlings, halb auf der Seite im Staub. Ihr Mund war zu einem stummen Schrei oder einem Laut der Überraschung geöffnet. Das würde niemand mehr entscheiden können. Selbst auf diese Entfernung von einem Dutzend Schritten bestand für ihn kein Zweifel, dass sie tot war.

      Die Geräusche hatte sein Ohr sofort erkannt und sein Körper instinktiv reagiert. Erst das Zischen, dann der dumpfe Einschlag, wenn die Pfeilspitze im Fleisch stecken bleibt. Jetzt genügte ein Blick auf die unnatürliche Lage des Körpers, um zu wissen, dass selbst Magie hier nichts mehr ausrichten konnte. Er stand auf, klopfte sich den Dreck von der Kleidung und ging auf das Opfer zu. Er hielt seine Augen halb geschlossen und verließ sich ganz auf sein Gehör, bereit beim ersten Zischen sofort zur Seite zu springen. Aber er glaubte nicht daran, dass jemand auf ihn schießen würde. Wer immer der Schütze war, er hatte sein Ziel bereits getroffen.

      Jetzt stand er vor der toten Frau und ging langsam in die Knie. Heiliger Baum. Das hier ist NA-R und nicht der Elfenwald.

      Jagdbögen besaß nur die Bürgerwehr, und er hatte noch nie gehört, dass jemand wirklich damit geschossen hatte. Sie waren eine tödliche Waffe und viel gefährlicher als die unhandlichen Gewehre, die von den Komposits ebenfalls als Fernwaffen genutzt wurden. Die Pfeile waren spitz und scharf, die Kugeln, mit denen die Gewehre geladen wurden, waren rund. Außerdem ließ sich mit komprimiertem Gas viel weniger Kraft erzielen als mit einem Bogen, der aus mehreren Lagen unterschiedlichen Holzes zusammengesetzt wurde. Lufthauch schaute sich noch einmal um, bevor er den Blick senkte. Wer konnte in NA-R ein Interesse daran haben, eine junge Frau vor aller Augen zu erschießen? Da lag sie jetzt vor ihm. Das freche Mundwerk war verstummt, der Schmerz an der Ferse verschwunden, das Gesicht trotz des geöffneten Mundes ausdruckslos, der Körper nicht mehr als eine Hülle, leer und verlassen von allem, was ihn einmal anziehend gemacht hatte. Und gleich drei Pfeile steckten in ihrem Oberkörper.

      Die Schüsse hatten nicht ihm gegolten, wie er ursprünglich angenommen hatte. Er konnte sich auch nicht vorstellen, dass es jemand wagen würde, in einer Quarantänestation auf einen Waldelfen zu schießen. Sie musste das Ziel gewesen sein, aber wem hatte sie etwas so Schreckliches angetan, dass man sie ermorden musste?

      Außerdem – die drei Pfeile waren aus unterschiedlichen Richtungen gekommen. Damit konnte er eine Patrouille der Bürgerwehr ausschließen. Es war tatsächlich ein Attentat gewesen. Zwei, wahrscheinlich drei Schützen, um sicher zu gehen, dass sie die Frau auch ganz bestimmt erwischten. Ein Pfeil in den Rücken, ein zweiter von schräg vorn in die Brust und der dritte von …

      Er hob den Kopf. Der dritte Pfeil musste von oben gekommen sein. Aus einem Fenster oder von einem Dach. Der Pfeil von hinten steckte horizontal, es war einer der beiden vorderen Pfeile, der auf einen erhöhten Standort hindeutete. Aber dann fiel ihm ein, dass der erste Schuss deutlich vor den beiden anderen eingeschlagen war. Das ergab Sinn und sprach ebenfalls für eine sorgfältige Planung. Wenn der erste Schuss nicht tödlich war, musste der zweite Schütze die mögliche Fluchtrichtung wissen. In dem Fall wäre der erste Schuss von hinten gekommen und der dritte hätte die Frau genau in dem Augenblick getroffen, als sie bereits nach vorn stürzte. Also war ein erhöhter Standort gar nicht nötig. Lufthauch wischte sich über die nasse Stirn. Es konnte aber alles auch ganz anders gewesen sein, und er spann sich hier etwas zusammen. Sicher war nur die kleine Pause zwischen dem ersten und dem zweiten Schuss.

      Um das Opfer und ihn hatte sich ein respektvoller Kreis gebildet. Ein Überfall oder Attentat war in NA-R höchst ungewöhnlich. Und er, als reinrassiger Elf gut zu erkennen, wurde als Offizieller einer Untersuchung sofort akzeptiert. Aber er würde sich hüten, auch nur ein Wort dazu zu verlieren.

      Brauchte er auch nicht. Eine Patrouille näherte sich im Laufschritt.

      „Was ist hier vorgefallen?“, wollte der Truppführer wissen.

      Lufthauch grüßte in traditioneller Art und Weise: „Heilig ist das Leben, wenn Vernunft es erfüllt.“

      „Ihr Waldelfen mit euren Sprüchen. So wie es aussieht, hat das irgendjemanden nicht interessiert.“

      „Zumindest СКАЧАТЬ