Название: Waypoint FiftyNine
Автор: Sandra Florean
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783945230503
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Cornelius fiel die Wollsocke aus dem Mantel und er versuchte sie wieder vom Boden aufzuklauben, ohne dabei den Barhocker zu verlassen, was sehr ulkig aussah.
… oder Cornelius war einfach zu besoffen, um eine tiefsinnige Reaktion zu haben. Vermutlich hatte er ihre Geschichte schon wieder vergessen und …
Roter Schmerz zuckte durch ihren Kopf. Kay stöhnte auf und presste sich die Hand auf’s Auge. Wieso bei allen Welten passierte ihr das hier und jetzt in einer Raumstation, weitab von Leichenhallen und Ausgrabungsstätten?
»Ha, ich hab sie!«, verkündete Cornelius neben ihr. Mit ihrem normalen Auge sah sie, wie er sich triumphal aufrichtete, um dann zu stutzen. »Geht es Euch nicht gut, Euer Gnaden?«
»Nein. Irgendetwas … stimmt nicht …« Kay hielt sich an der Kante des Tresens fest, um nicht vom Hocker zu kippen.
Ihr Nekromantenauge pochte und die Sicht auf diesem Auge zog sie immer weiter hinter den Schleier. Ihre Kräfte regten sich, ohne dass sie sie bewusst gerufen hatte.
»Ich verstehe nicht …«
Das Licht ging aus. Dann wieder an und ein Alarmläuten setzte ein.
Sämtliche Besucher der Kneipe hielten inne und sahen sich verdutzt an.
»Oh, oh! Das ist nicht gut«, sagte Cornelius sehr hilfreich.
»Ist das ein Feueralarm?«, fragte jemand.
»Nein«, sagte Virginio und trocknete sich die Hände ab. »Den Alarm hab ich noch nie gehört.«
Die beiden Bedienungen kamen angerauscht.
»Was machen wir jetzt?«
»Müssen wir evakuieren?«
Virginio tippte auf seinem Display herum. »Security-Jack reagiert nicht auf Anfragen!«
Ein Zischen, dann flog das Schott auf und eine Handvoll geleckter Typen in teuren Anzügen kam hereingestolpert.
»Hilfe!«, schrien sie. »HILFE!«
Cornelius sprang vom Barhocker auf. »Alfredo!«
»Aggressive Besucher im Ringkorridor«, teilte Security-Jack gelassen durch einen Lautsprecher in der Kneipe mit. Das trug nicht gerade zur Beruhigung der Gäste bei. Plötzlich redeten alle durcheinander.
Der Alarm setzte sich derweil fort und wurde nun durch ein Uuuuhweeehhh-Uuuuuhhhweeeeh ergänzt.
»Er will meine Maden!«, schrie Cornelius.
»Tote!«, schrie einer der Typen zurück. »Lebende Tote! Im Korridor!«
»Tote?« Ein alter Terraner mit beeindruckendem Schnauzbart blickte von seinem Bierkrug auf. »Doch nicht etwa meine toten Gulgolianer?« Das musste der Bestatter sein, der vor ihr gelandet war. Er kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Nee, nee, die sind völlig hinüber«, beantwortete er sich selbst mit schwerer Zunge seine Frage. »Das kann nicht sein. Geht mich bestimmt nix an.« Er wandte sich wieder seinem Bierkrug zu.
Niemand außer Kay achtete auf ihn. Alles drang wie durch Watte zu ihr durch.
Tote. Lebende Tote.
Das konnten nicht die Leichen des Bestatters sein, völlig ausgeschlossen. Außer sie hatte gerade eben … ohne es zu wollen …
Oh Scheiße.
Endlich fiel die Schockstarre von ihr ab und sie sprang von ihrem Barhocker. »Hier muss etwas sein. Etwas, das meine Kräfte aktiviert und verstärkt.«
Niemand achtete auf sie, außer dem Bestatter, der schützend seinen Bierkrug umarmte.
»Alfredo will meine verdammten Maden klauen!«, kreischte Cornelius panisch, der auch nicht zuhörte. Zur Selbstverteidigung riss er seinen Barhocker hoch und hielt ihn wie eine Waffe vor sich, die langen Stuhlbeine auf den blonden Typen gerichtet, der quer durch die Kneipe sprintete und nur »TOTEEE! LEBENDE TOOOOOTEEEE!«, brüllte. »Tut doch was!«
Falls dieser Alfredo wirklich wegen Cornelius’ Maden hier war, schien er nun andere Probleme zu haben.
Aus dem Korridor drang Gepolter und Novas Stimme. Sie fluchte lautstark.
»Aggressive Besucher im Ringkorridor«, erklärte Security-Jack weiterhin mit aller Seelenruhe durch den Lautsprecher. »Aggressive Besucher im Ringkorridor.«
Langsam brach doch Panik bei den Besuchern aus, die offensichtlich nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen waren.
»Aaaaaah!« Cornelius ging mit dem Stuhl auf Alfredo los. Dieser ging unvorbereitet mit einem kläglichen Japsen zu Boden.
Welcher persönliche Racheakt für Cornelius hier gerade auch im Gange war, Kay hatte keine Zeit, ihn zu verfolgen. Sie sah das alles durch einen wabernden Schleier roten Nebels. Ihr Kopf schmerzte, als würde er gleich implodieren. Ihre Kräfte entzogen sich völlig ihrer Kontrolle und strömten auf Cornelius zu, der wie wild mit dem Barhocker auf Alfredo einprügelte.
»Das ist für Heidi-Katharina!«
In seinem Mantel glühte etwas, das sie nur durch den Schleier sehen konnte. Vier kleine Kugeln, in die ihre Macht strömten und sie belebten.
Kleine Kugeln? Was hatte er in seinem Mantel gehabt, das sie wiederbeleben könnte? Da waren doch nur Knochen gewesen und …
Maden!
Cornelius schrie auf und stolperte rückwärts. Hektisch schälte er sich aus seinem Mantel und schmiss ihn zu Boden. »Hexerei!«, quiekte er.
Das Schott ging auf und ein zerfetzter Gulgolianer wankte herein.
»Virginio, schwing endlich deinen hübschen Hintern hier rüber und verriegele das Schott! Ich mache das bestimmt nicht alles alleine!«, rief Mora vom Eingang her, drosch mit einem Wischmopp nach dem Gulgolianer und beförderte ihn mit einem gekonnten Schubser zurück in den Korridor.
Virginio hechtete zur Wand und schlug auf einen Notfallknopf. Sofort schloss sich das Schott. Nun pochte es von außen dagegen. Natürlich. Die Toten versuchten, zu Kay zu gelangen, denn Kay war ihre Meisterin. Sie strömten deshalb in ihre Nähe.
Konzentrier dich!
Weder die Maden noch die lebenden Toten im Korridor waren der Selbstauslöser für Kays amoklaufenden Nekromantenkräfte, sie waren lediglich das Ergebnis. Was sie finden musste, war die Ursache.
Kay krabbelte auf ihren Barhocker und richtete sich auf. »ETWAS MUSS HIER SEIN!«, brüllte sie und fuchtelte mit den Armen, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Endlich sah man zu ihr, endlich bemerkte man sie. »In diesem Raum! Hier muss etwas sein, etwas Altes, etwas MÄCHTIGES, was nekromantische Kräfte eskalieren СКАЧАТЬ