Название: Waypoint FiftyNine
Автор: Sandra Florean
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783945230503
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Ihre Gedanken wanderten zu dem verschrobenen Trottel zurück. »Ganz ruhig. Das war nur ein Spinner mit ein paar nutzlosen Knochen und einer ausgefransten Wollsocke«, redete sie sich selbst leise zu. »Der hat dich schon längst wieder vergessen und du kannst einen neuen Versuch starten, an die Bar zu gehen.«
Ihr Spiegelbild verzog angewidert das Gesicht.
Eilig verließ sie die Toilette und marschierte diesmal vehement direkt auf die Bar zu, damit sie keiner mehr anquatschte.
Leider saß der Besoffene inzwischen ebenfalls an der Bar. Natürlich. Überall hier in dieser Kneipe könnte er sich niederlassen. Nein, er musste ausgerechnet den Barkeeper mit seinem Elend vollheulen.
»Ich verstehe einfach nicht, warum keiner ein Rückgrat kaufen will! Das ist erstklassige Qualität!«
»Hallo«, grüßte Kay den Barkeeper und ignorierte den Trottel rechts von ihr, während sie sich an den Tresen lehnte. Sofort zuckte wieder dieser scharfe Schmerz hinter ihrem Auge. Es musste doch an diesem Typen liegen. Nur warum? Sie tat, als wäre nichts. »Kannst du mir einen Broken Galaxy mischen?«, fragte sie den Barkeeper.
Dieser nickte und schien froh zu sein, diesem Gespräch entfliehen zu können.
»Ich kann dir aber auch unseren Hausdrink den FiftyNiner empfehlen, wenn du etwas Starkes suchst«, merkte er an, während er Eiswürfel in ein Glas schaufelte.
»Nie gehört.«
»Er schmeckt für jeden anders.«
Das Schildchen am Revers des Barkeepers wies ihn als Virginio aus. Mit dem weißen Hemd und der schwarzen Fliege sah er beinahe zu kompetent für diesen Laden aus.
»Das ist immer wieder spannend.«
»Den hatte ich auch!«, mischte sich der Trottel ungefragt ein. »Kann ich nur empfehlen! Schmeckt wie … ach, jetzt ist mir das Wort entfallen.«
Kay ließ ihren Blick über seine abgewrackte Erscheinung schweifen und sah dann wieder den Barkeeper an. »Lass mich raten, man muss für diesen Drink einen Verzicht auf Klageanspruch unterzeichnen, richtig?«
Virginio grinste. »Muss man das nicht für alles, was Spaß macht?«
»Den Broken Galaxy, bitte.«
»Also wirklich!«, empörte sich der Trottel darüber, dass sie seine Empfehlung überging. »Huch, du bist ja Nekromantin!«, keuchte er dann. Scheinbar war der Anblick ihres roten Auges nun auch durch seinen FiftyNiner-Rausch gedrungen.
Virginio verdrehte die Augen. »Wow. Das war dezent, Cornelius.«
»Hä? Was meinst du?« Cornelius guckte verwirrt.
Sollte sie sich jetzt wirklich mit diesem Loser unterhalten? Sie könnte ihn auch einfach ignorieren, bis ihr Drink fertig war und sich dann in eine ruhige Ecke verziehen. Andererseits war sie ja extra hierhergekommen, um mal wieder soziale Interaktionen zu pflegen. Damit sie nicht so erbärmlich endete wie diese schräge Gestalt neben ihr.
»Ja, ich bin Nekromantin. Mein Name ist Kay. Und du bist …?« Na also. Die Grundlagen einer Konversation beherrschte sie ja doch noch.
»Cornelius Smith, freiberuflicher Archäologe. Zu Ihren Diensten.« Er zog eine Visitenkarte aus dem Mantel und reichte sie ihr.
Die Karte war aus Papier. Echtem Papier. Kay hatte bis gerade eben nicht mal gewusst, dass so etwas noch hergestellt wurde.
»Ah ja.« Nach kurzem Zögern nahm sie die Karte an und wischte mit dem Ärmel darüber, um die rötliche Staubschicht zu entfernen.
»Und was treibt Sie hierher, gnädige Dame?«, fragte Cornelius Smith auf einmal superhöflich.
»Warum siezt du mich jetzt auf einmal?«, fragte Kay misstrauisch.
Sogar Virginio blinzelte verwirrt.
»Hä?«
Okay, der war zu betrunken, um überhaupt zu bemerken, was er tat. Cornelius schien außerdem schon wieder vergessen zu haben, dass er ihr eine Frage gestellt hatte. Sollte sie trotzdem darauf antworten oder so tun, als wäre es ihr ebenfalls entfallen?
»Ich wollte einfach mal wieder unter Leute«, erklärte sie möglichst neutral.
»Nun, es ist mir ein exorbitantes Vergnügen, Sie kennenzulernen«, palaverte Cornelius. »Sind Sie oft hier?«
»Tatsächlich bin ich zum ersten Mal hier.« Kay blickte sich um. »Das ist eigentlich nicht so meine Gegend. Aber der Verkehr zum Palace of Glass war komplett dicht, da säße ich immer noch im Stau.«
Cornelius fielen fast die Augen aus dem Kopf. »Oh, gnädige Dame, dann seid Ihr aber hier völlig falsch.«
Benutzte er nun wirklich die Ihr-Form ihr gegenüber als Anrede? Ernsthaft?
»Du bist schon ein schräger Vogel«, stellte Kay fest, während Virginio seinen Becher schüttelte.
»Oh, danke sehr.«
Cornelius verbeugte sich so halb. Jedenfalls glaubte Kay, dass seine ungelenke Verrenkung eine Verbeugung darstellen sollte, ganz sicher war sie sich allerdings nicht. Vielleicht hatte er auch nur einen Knochen verloren und bückte sich danach.
»Es ist sehr freundlich, dass Ihr das sagt.« Er hielt inne und lauschte kurz auf seinen Voice Plug. »Wie meinst du das, das sei kein Kompliment? Du hast doch keine Ahnung, Susi!«
Virginio grinste nur, während er die fertig geschüttelte Mischung sorgfältig über die Eiswürfel goss.
»Und weshalb hast du dich so abgeschossen?«, fragte Kay höflich.
»Nun, wisst Ihr, mein Auftraggeber hat mich versetzt.« Darüber schien er sehr unglücklich. »Und jetzt warte ich hier wie ein Häufchen Elend und weiß nicht, was ich mit diesen blöden Maden anfangen soll. Habt Ihr denn Interesse an Maden, gnädige Frau?«
»Igitt, nein.«
Virginio stellte ihr den Cocktail hin und Kay nahm schnell einen großen Schluck, um den aufsteigenden Ekel zu dämpfen. »Und überhaupt, was hat denn ein Archäologe mit Maden zu tun? Arbeitest du nicht so wie ich mit toten … Ressourcen?«
»Ich versichere Euch, es handelt sich um eindeutig tote Maden. Tote, pestverseuchte Maden, um genauer zu sein.«
»Oh. Nett.« Vielleicht sollte sie doch nochmal Händewaschen gehen. Hing in der Toilette eigentlich Desinfektionsmittel?
»Ich habe sie erst vor kurzem auf R108 ausgebuddelt, sie sind in einem erstklassigen Zustand«, fügte Cornelius stolz hinzu.
Das erklärte, weshalb ihre Nekromantensinne unterschwellig auf Cornelius reagierten. Er musste diese Viecher bei sich tragen. Wie hatte er die nur an Security-Jack vorbeigeschmuggelt?
»Danke, nein. Ich arbeite zwar mit totem Material, aber das gehört mir nie selbst.« Es gab zwar Gerüchte von Nekromanten, die СКАЧАТЬ