Название: Waypoint FiftyNine
Автор: Sandra Florean
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783945230503
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»Sag ja und dass du eine artige kleine KI bist, die sich nicht mit anderen KIs um frisches Kühlwasser streitet.«
»Das habe ich wortwörtlich so übermittelt, Love.«
»Du bist ein Schatz.«
Wenig später parkte Benedict neben einer dreckigen, kleinen Weltraumschubse.
Mit einem sanften Klicken schloss sich die Luke ihrer Spacelimousine hinter Kay. Ihr Voice Plug hatte sie auf ihrem Sitz liegen lassen. Nur Loser unterhielten sich noch außerhalb ihres Schiffes mit ihrer KI, wenn es die Arbeit nicht gerade erforderte. Nein, sie würde sich mit echten Personen unterhalten. Oder mit niemanden. Je nachdem. Aber sie würde nicht so tief sinken, ihre KI als einzige Gesellschaft zu haben, wenn sie etwas trinken ging.
Kay straffte sich und wandte sich dem Schott zu, das zum Inneren der Bar führen musste. Dabei fiel ihr Blick auf den Namen der klapprigen Nussschale neben sich. George Washington. Alles klar. Der Besitzer konnte auch nur ein Mann sein.
Sie trat durch das Schott und fand sich in einer Kammer wieder.
»Willkommen«, ertönte eine männliche Stimme aus einem Lautsprecher in der Wand. »Mein Name ist Security-Jack. Ich sorge für die Sicherheit an Bord. Haben Sie irgendwelche Waffen abzugeben?«
»Nein«, sagte Kay. Die einzige Waffe, die sie bei sich führte, waren die Fähigkeiten, die in ihrem Körper verborgen lagen. Die konnte man nicht abgeben.
»Scan wird durchgeführt.«
Kay hielt artig still, bis die blinkenden Lichter erloschen waren und das Surren aufhörte. Das gegenüberliegende Schott öffnete sich.
»Wo geht es zur Bar?«, fragte sie.
»Laufen Sie einfach den Ringkorridor entlang. Da hän-gen Schilder, die sie ins Zentrum der Station führen. Viel Spaß.«
Kay folgte der Wegbeschreibung und stand schließlich vor einem weiteren Schott, das sie per Knopfdruck öffnete. Sie trat ein und ging einige Schritte über den glänzenden Boden, dessen Farbe im Schummerlicht schwer zu definieren war.
Dann blieb sie stehen und sah sich einen Moment einfach nur um. Ihre Augen gewöhnten sich langsam an das dämmrige Halbdunkel des gefüllten Schankraums.
Die Wände waren mit einem Sammelsurium an bunt zusammengewürfelten Artefakten bestückt. Am Tresen war es etwas heller als an den Tischen, denn die verspiegelte Wand hinter dem Barkeeper beleuchtete die unzähligen Flaschen in den Regalen.
Es roch nach Bier, Zigarettenrauch und ungewaschenen Körpern. Auf einer kleinen Bühne spielte eine Band, sie wurde aber von einem stetigen Murmeln übertönt, das von den Besuchern ausging.
Vor ihr kroch ein mannshoher Oktopus mit neongrüner Mähnenperücke vorbei und hinterließ eine glitschige Spur. Ein Putzroboter fuhr hinter ihm her. An der Bar hing eine Meute Trolle herum, die wohl aus einer anderen Dimension stammten.
»He, Tentakelhirn, du schummelst!«, quäkte es am Billardtisch.
Hinter Kay öffnete sich das Schott. Ein Rudel Werwölfe – angeführt von einem schwarzen Einhorn – trat ein. Das Einhorn rauchte Pfeife und peitschte Kay im Vorbeigehen den geflochtenen Schweif ins Gesicht.
»Nicht in der Tür rumlungern«, wieherte es.
Eine Spelunke. Genau wie Benedict gesagt hatte.
Wo ging sie jetzt am besten hin? Hier schien jeder jemanden zu kennen, überall saßen Gruppen beisammen und unterhielten sich. Sie war allein und wusste nicht, wohin mit sich.
Ein menschlicher Mann steuerte auf sie zu. Er schwankte stark. Seine Nase war geschwollen und mit verschmiertem Blut bedeckt. Und er war über und über mit rötlichem Staub verkrustet.
Oh bitte, geh einfach an mir vorbei, betete Kay.
Der Mann rempelte sie an. »Huch, Entschuldigung!«, lallte er und stolperte ein paar Schritte zurück, wobei er sie anstarrte, als wäre sie aus dem Nichts erschienen und nicht die ganze Zeit hier an diesem Fleck gestanden.
»Schon gut«, murmelte Kay und wollte an ihm vorbei. Der Mann sah unangenehm abgerissen aus.
An die Bar. Am besten sie ging direkt an die Bar …
»Hey!« Der Typ hielt sie auf. Er beugte sich leicht vor. »Willst du …« Mit einem Ruck öffnete er seinen langen Mantel.
»Oh, bei Galaktikas Titten!«, stöhnte Kay und hielt sich die Augen zu. »Nein, geh weg!« War dieser Perverse ernsthaft nackt unter dem Mantel? Warum schrie denn keiner bei diesem Anblick? Andererseits: Würde in dieser Spelunke überhaupt jemand schreien, wenn sich einer entblößte? War das hier vielleicht normal?
»… ein Rückgrat?«, hörte sie ihn lallen.
Ein Rückgrat? Kay wagte es, hinzusehen. Neben diversen Knochen, Versteinerungen und dubiosen anderen Gegenständen – war das eine verdreckte Harry Potter Wollsocke? – steckte auch ein voll funktionsfähiges Rückgrat in eigens dafür eingenähten Schlaufen in seinem Mantel. Was stimmte mit diesem Kerl eigentlich nicht?
»Heute zwei zum Preis von einem!«, verkündete er stolz.
Kay starrte ihn an. Wenigstens war er nicht nackt. »Da ist aber nur ein Rückgrat«, wandte sie ein.
»Hä? Susi, wo ist das andere Rückgrat hin?« Er guckte sich panisch um, als könnte er es verloren haben. »Wie, wir haben nur eins?«
»Mit wem sprichst du?«
»Nicht mit dir.« Er drehte sich im Kreis. »Hätte schwören können, wir hätten noch ein zweites Rückgrat …«
Okay, alles klar. Ein Loser, der sich mit seiner KI über Voice Plug unterhielt. Natürlich.
Ein scharfer Schmerz durchzuckte ihr rechtes Auge. Wieso bei Neptuns Nebeln regte sich ihr Nekromantenauge bei diesem Spinner? Der war vieles, aber ganz sicher nicht tot.
»Wenn du mich entschuldigst«, murmelte Kay und flüchtete auf die Toilette.
Vor dem Spiegel richtete sich gerade eine Dragqueen das schillernde Make-up. Erst im zweiten Moment bemerkte Kay, dass es ein Androide war. Vermutlich ein Erotik-Androide, wenn man sich die Kundschaft dieser Kneipe so ansah.
Sie ging in eine der Kabinen und wartete, bis der Androide den Raum verlassen hatte. Endlich allein trat sie wieder aus der Kabine und drehte den Wasserhahn auf. Während kaltes Wasser aus dem Hahn spritzte und dabei mehr ihre Kleidung einnässte als ihre Hände, betrachtete sie ihr Gesicht im verschmierten Spiegel.
Sie sah krank aus. Krank und bleich. Ihr linkes Auge blickte traurig. Ihr rechtes Nekromantenauge glänzte gewohnt purpurrot im billigen Neonlicht der Toilette. Nichts Ungewöhnliches. Wie immer blickte es in die Ferne und fokussierte sich auf die Welt hinter dieser Welt. Dieses Auge blickte stets hinter den Schleier, auf der Suche nach einer Beute für ihre Kräfte. Seltsamerweise hatte ihr Nekromantenblick СКАЧАТЬ