Die Halskette von Worms. Franziska Franke
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Halskette von Worms - Franziska Franke страница 7

Название: Die Halskette von Worms

Автор: Franziska Franke

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Krimi

isbn: 9783958132290

isbn:

СКАЧАТЬ Sache gefällt mir nicht«, sagte Lucius nachdenklich.

      »Niemand schleicht sich in eine zum Verkauf stehende Villa ein, nur um eine Kette zu entwenden. Das kann man mit weniger Aufwand auf dem Forum tun. Wahrscheinlich hat einer ihrer Sklaven Julia Marcella bestohlen. Vielleicht wollte das Paar aber auch nur das Haus auskundschaften, ob sich ein Einbruch lohnt.«

      »Und begnügen sich dann damit, ein einziges Schmuckstück zu erbeuten?«, gab ich zu bedenken.

      »Gelegenheit macht Diebe«, entgegnete Lucius schulterzuckend.

      Langsam hatte auch ich keine Lust mehr, auf der Straße herumzustehen und mich von den Bewohnern der Häuser beäugen zu lassen.

      »Wenn du mir hilfst, lade ich dich danach ein«, bot ich an, ein Angebot, das auf sehr fruchtbaren Boden fiel.

      »Es soll neben der Hafentherme ein neues Lokal geben«, erzählte Lucius und setzte sich in Bewegung. Als ich mich anschloss, drang aus einem Hinterhof Hundegebell, und ich musste an Ariovist denken.

      »Stell dir vor, Julia Marcella hat sich einen Hund zugelegt«, berichtete ich. »Vielleicht sollten wir bei ihr vorbeischauen, um ihn auszuleihen. Wenn wir Glück haben erkennt er die vermeintlichen Kaufinteressenten wieder.«

      Ausnahmsweise verzichtete mein Bruder darauf, mir zu widersprechen. Auch wenn er es nie zugeben würde, fühlte auch er sich mit einem Hund sicherer, wenn wir uns anschickten muskelbepackte Handwerker mit Fragen zu belästigen.

      Zwei Stunden später hatten wir bereits in sieben Schmieden nachgefragt, aber überall hatte man beteuert, das Paar nicht zu kennen. Auch hatte Ariovist auf keinen der Handwerker reagiert, weder freudig noch abwehrend, sondern ging brav wie ein Lamm vor mir an der Leine. Julia Marcella hatte uns den Hund nicht nur mit Freuden überlassen, sondern mich sogar gedrängt, ihn zu behalten.

      »Er braucht viel Bewegung«, hatte Lucius mich gewarnt, was eine für ihn als Faulpelz typische Bemerkung war. Glaubte er tatsächlich, dass ich meinen Hund selbst ausführen würde, wenn ich einen besäße? Mein Bruder vergaß immer wieder, dass ich es inzwischen zu etwas gebracht hatte. Doch diese Überlegungen waren müßig. Ich brauchte keinen Hund, der nicht willens war, mein Eigentum zu bewachen. Schließlich besaß ich nicht nur einen Hofhund, sondern hielt auch ein gutes Dutzend Gänse. Sie brauchten nur wenig Pflege und waren viel aufmerksamer als die meisten Hunde. Das hatte sich schon in der Vorzeit gezeigt, als Gänse mit ihrem Geschnatter das Kapitol vor der Eroberung durch die Barbaren gerettet hatten.

      Im Westen verfärbte sich bereits der Himmel und ich bezweifelte längst, dass wir Aulus Calpurnius und seine Begleiterin noch finden würden. Dabei musste ich doch die Kette unbedingt wiederbesorgen. Mein ganzes Glück hing davon ab.

      Während ich finster vor mich hin grübelte, erreichten wir eine nach einheitlichem Schema entworfene Häuserzeile. Den Bauten war eine überdachte Vorhalle vorgeblendet. Die Fassaden der eigentlichen Häuser besaßen weite Öffnungen, die nachts mit Brettern verschlossen wurden. Dahinter lagen unterkellerte Verkaufsräume und Werkstätten. Eigentlich war es eine ganz normale Straße, denn Kleinhandwerk, Gaststätten und Garküchen bestimmten das Straßenbild von Mogontiacum. Daher dauerte es einen Augenblick, bis ich erkannte, wohin genau mich Lucius geführt hatte.

      »Wir sind auf der Rückseite von Julia Marcellas Grundstück!«, rief ich verwundert aus und deutete auf das Brachland, das zwischen der Häuserzeile und der Villa der Bankiersgattin lag.

      »Kann sein. Ich habe ihr Grundstück noch nie umrundet«, entgegnete mein Bruder. »Aber wie dem auch sei: Das ist die letzte Schmiede, die ich mit dir aufsuchen werde.«

      Ich widersprach nicht, da die meisten Handwerker ihre Geschäfte bereits geschlossen hatte. Doch erstaunlicherweise war der Eingang trotz der späten Stunde noch nicht verrammelt. Durch die offene Tür drangen rhythmische Hammerschläge, ein Zeichen dafür, dass wir richtig waren.

      »Ich bin tatsächlich nicht der Einzige, der um diese Zeit noch arbeitet«, staunte mein Bruder.

      Der Fleiß des Schmiedes hatte sich ausgezahlt, denn sein Haus strahlte Wohlstand und Ordnung aus. Während wir das Nachbarhaus passierten, bemerkte ich eine alte Frau, die aus dem Fenster gelehnt die Straße observierte. Ich ignorierte sie, hatte aber weiterhin das Gefühl, dass sich ihre dunklen, boshaften Augen in meinen Rücken bohrten.

      Die Wände des geräumigen Ladens waren mit Regalen bedeckt, auf denen Werkzeuge, Messer und Beschläge aus Eisen gestapelt waren. Als wir eintraten, ging ein junger Bursche mit einem mürrischen Gesicht auf uns zu, der einen bäurischen Eindruck machte.

      »Geht es um eine Reparatur?«, fragte er, wobei er seine Stimme heben musste, um das laute Hämmern aus dem Hof zu übertönen und starrte den Hund feindselig an. Auch mein Blick wanderte zu Ariovist, doch das träge Tier gab keinen Mucks von sich.

      »Er beißt nicht«, versicherte ich, reichte Lucius mit einem entschuldigenden Lächeln die Leine und trat an ein Regalbrett heran.

      »Ich hätte gern Möbelbeschläge mit der Büste des Weingottes Bacchus«, behauptete ich, da ich nichts dergleichen in den Auslagen sah.

      »Spezialanfertigungen müssen Sie mit dem Meister besprechen«, entgegnete der Gehilfe und bedeutete uns, ihm zu folgen.

      Wir durchschritten einen Lagerraum, dann einen Flur, hinter dem ein weiter Innenhof lag, in dem sich die Werkstatt befand. Als wir wieder ins Freie traten schlug mir ein beißender Holzkohlegeruch entgegen, der mir Tränen in die Augen trieb. Jetzt wusste ich endlich, warum es in den hinteren Räumen von Julia Marcellas Villa so schlecht roch und warum sie die Dienstboten dort untergebracht hatte.

      Ein blonder junger Mann stand am Amboss und bearbeitete ein Werkstück. Er war nur wenig größer als ich, aber sehr viel stämmiger. Von seiner Arbeit hatte er muskelbepackte Arme und Schultern. Sein enormer Bauch hingegen war jedoch sicher auch einem gesunden Hunger und Durst geschuldet. Seine Füße steckten in ausgetretenen Sandalen und seine schwere Lederschürze war vom Ruß geschwärzt und mit Brandflecken übersäht. Ein Stirnband verhinderte, dass ihm der Schweiß in die Augen lief. Neben dem Amboss stand ein Ledereimer, in dem der Schmied die glühenden Werkstücke zum Abkühlen warf.

      Offenbar war der junge Hüne nicht der Meister, an den der Gehilfe uns weiterreichen wollte, denn er blickte sich suchend im Innenhof um.

      »Meinem Vater geht es nicht gut. Er hat sich hingelegt. Du wirst wohl mit mir vorliebnehmen müssen«, sagte der junge Schmied, der inzwischen seine Arbeit unterbrochen und den schweren Hammer an den Amboss gelehnt hatte. Gemächlich wischte der Handwerker seine Hände an der Schürze ab und verschränkte die Arme vor der muskulösen Brust.

      »Er sucht Beschläge mit Bacchusdarstellungen«, verkündete der Geselle und kehrte sogleich in den Laden zurück, doch nicht ohne Ariovist einen letzten grimmigen Blick zugeworfen zu haben. Der Hund jedoch schaute treuherzig zurück und begann auch noch, mit dem Schwanz zu wedeln.

      »Mir sind im Verkaufsraum die schönen Möbelbeschläge aufgefallen. Ich könnte mir gut vorstellen, meine Kleinen im Speisesaal damit zu verzieren«, sagte ich und räusperte mich. »Aber eigentlich bin ich gekommen, um mit Aulus Calpurnius zu sprechen. Er wohnt doch bei euch?«, fragte ich dann betont beiläufig.

      Nicht ein Muskel regte sich im Gesicht meines Gesprächspartners. Unmöglich zu sagen, ob er sich ärgerte, dass wir keine Kunden waren.

      »Du kommst zu spät. Er und seine Gattin СКАЧАТЬ