Die Halskette von Worms. Franziska Franke
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Название: Die Halskette von Worms

Автор: Franziska Franke

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Krimi

isbn: 9783958132290

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СКАЧАТЬ auf.

      »Der Mann hat auf mich einen ehrlichen und rechtschaffenen Eindruck gemacht«, entfuhr es dem Geldwechsler und er trat erstaunt einen Schritt zurück. In seinen eben noch blasierten Tonfall mischte sich Erstaunen.

      »Das sind meistens die Schlimmsten«, brummte ich, bevor ich mich verabschiedete und die Wechselstube verließ.

      Ich lenkte meine Schritte in Richtung Vorstadt, wo es keinen Mangel an billigen Tavernen gab, wie sie mein Bruder schätzte. Es war in den letzten Tagen unangenehm heiß geworden und er würde den Abend bestimmt nicht in der Kaserne verbringen wollen. Obwohl ich ganz gemächlich ging, rann mir der Schweiß den Nacken hinunter, und außerdem knurrte mein Magen. Bei einem fliegenden Händler kaufte ich mir einen Pfannkuchen mit Garum, den ich so gedankenverloren in mich hineinstopfte, dass nicht bis in mein Bewusstsein vordrang, ob er schmackhaft war.

      Nachdem ich den Imbiss im Gehen vertilgt hatte, sah ich eine Spelunke, die gerade eine Weinlieferung erhielt. Kräftige Männer hoben Amphoren von einem Wagen und schleppten sie ins Haus, in dem der Wirt sie empfing. Diese kräftezehrende Beschäftigung kannte ich nur allzu gut, da ich früher ein Weinkontor geleitet hatte. Nun war es ein seltsames Gefühl, anderen dabei zuzusehen.

      Ich hatte die weit geöffnete Tür der Gastwirtschaft noch nicht erreicht, als ich Lucius auf der anderen Straßenseite bemerkte. Er war in Begleitung zweier unternehmungslustig dreinblickender Rekruten, die er bestimmt bald auf Abwege führen würde. Der jüngere der beiden konnte nicht älter als siebzehn Jahre alt sein und bewegte sich mit der unsicheren Haltung eines Jugendlichen, der sich noch nicht an seinen zu schnell gewachsenen Körper gewöhnt hatte.

      Ich überquerte die Straße und schritt meinem Bruder direkt entgegen, damit er mir nicht ausweichen konnte.

      »Guten Abend, Lucius. Ich habe dich schon überall gesucht«, begrüßte ich ihn. Er roch nach Wein, doch wenigstens torkelte er noch nicht.

      »Ich war es nicht«, stammelte er, bevor ich auch nur mein Anliegen geäußert hatte. Diese Antwort veranlasste seine beiden Kameraden zu betrunkenem Gejohle.

      »Glaub ihm kein Wort, er tut nur so scheinheilig«, entgegnete der ältere Rekrut feixend. Selbst die Grünschnäbel hatten Lucius wohl bereits durchschaut. Die Art, wie sie mich musterten, zeigte, dass sie sich denken konnten, wer ich war. Ich wollte lieber gar nicht wissen, was Lucius über mich erzählt hatte.

      »Du hast wohl ein schlechtes Gewissen?«, fragte ich, ohne auf den nur allzu wahren Kommentar einzugehen. Mittlerweile hatte ich es aufgegeben, mich über den Lebenswandel meines Bruders aufzuregen. Ich teilte den beiden Rekruten also höflich, aber bestimmt mit, dass ich unter vier Augen mit Lucius sprechen wollte und schleifte ihn um die nächste Straßenecke. Als wir außer Sichtweite waren, blieb ich vor einem einfachen Streifenhaus stehen, wie sie für die Zivilsiedlung von Mogontiacum typisch waren. Mein Bruder vermied es, mich anzusehen und gab stattdessen vor, sich für die Dächer der umliegenden Bauten zu interessieren.

      »Ich habe nur eine kurze Frage«, beruhigte ich ihn und hob beschwichtigend die Hand. »Kennst du zufällig Händler, die gebrauchte Schmuckstücke verkaufen?«

      Lucius’ angespannte Haltung lockerte sich und er sah plötzlich mindestens ein Jahr jünger aus. Ich hätte zu gern gewusst, was er schon wieder ausgefressen hatte. Aber ich war wohl der letzte, dem er es anvertrauen würde.

      »Suchst du ein preiswertes Hochzeitsgeschenk?«, erkundigte er sich belustigt. Wollte mich Lucius ärgern oder machte er das nur nebenbei?

      »Ich habe mich von Julia Marcella breitschlagen lassen, nach einem Schmuckstück zu fahnden, das ihr entwendet wurde. Sie hat mich mit einer gemeinsamen Romreise geködert.«

      »Julia Marcella mag eine bessere Partie sein, aber ich würde ihrer Schwester den Vorzug geben«, bemerkte Lucius ohne jedes Taktgefühl.

      Fast hätte ich ihm von dem missglückten Besuch berichtet, konnte mich aber dann doch nicht dazu überwinden. Schließlich sollte ich als Familienoberhaupt eine Respektsperson für meinen jüngeren Bruder sein.

      »Wir wollen zu dritt fahren. Auch Pina war noch nie in Rom«, stellte ich stattdessen klar, bevor ich meinem noch immer grinsenden Bruder vom Diebstahl der Kette berichtete.

      Wenn er sich vor einer Arbeit drücken wollte, lief er geistig zur Höchstform auf. Daher besprach ich die bei einer Ermittlung auftretenden Fragen gern mit ihm. Auch diesmal enttäuschte er mich nicht. Er hatte eine völlig andere Sichtweise auf die Dinge als ich.

      »Das kannst du vergessen. Sie werden nur die Kette verkaufen und die Münzen wieder in Umlauf bringen. Oder sie schmelzen alles ein«, entgegnete Lucius und verlagerte sein Gewicht ungeduldig von einem Fuß auf den anderen.

      Ich ärgerte mich, dass mir dieser naheliegende Gedanke nicht selbst gekommen war. Doch ich war bisher nicht recht bei der Sache gewesen, da es mich wurmte, dass ich nicht mit Pina sprechen konnte und mich ihre Schwester zu allem Überfluss auch noch zwangsverpflichtet hatte.

      »Da hast du wohl nicht unrecht«, gab ich widerwillig zu.

      »Ich habe langsam den Eindruck, dass Julia Marcella das Unglück geradezu anzieht. Jedes Mal, wenn ich mit ihr zu tun habe, stirbt jemand oder es wird etwas gestohlen. Aber wie man so schön sagt: Ein Unglück kommt selten allein.«

      »Das erscheint dir nur so, weil du nicht mehr in der Stadt wohnst. Hier ist eben immer etwas los«, widersprach Lucius gut gelaunt. Manchmal beneidete ich ihn um sein sonniges Gemüt.

      »Hast du inzwischen mit Pina gesprochen?«, wollte er unvermittelt wissen.

      »Leider noch nicht. Andererseits sollte man auch nichts überstürzen«, behauptete ich, um mein Missgeschick zu vertuschen.

      »Mir behagt es nicht recht, Julia Marcella zur Schwägerin zu haben«, fügte ich dann mit einem leisen Seufzer hinzu, verkniff mir aber gerade noch die Bemerkung, dass mir eine zickige Angehörige reichte. Da mein Bruder die Freigelassene Cornelia liebte, so musste ich mich wohl oder übel mit ihr abfinden.

      »Ich habe keine Lust wie ein Verschwörer auf der Straße herumzulungern. Komm, wir gehen einen trinken«, schlug Lucius daraufhin sein Allheilmittel gegen jegliche Unbill vor.

      Unter anderen Umständen hätte ich mich durchaus über diesen Vorschlag gefreut, so frustriert wie ich nach diesem verkorksten Tag war. Doch ich wollte zuerst die lästige und wahrscheinlich ergebnislose Suche nach dem Schmied hinter mich bringen. Dann konnte ich guten Gewissens behaupten, alles Mögliche versucht zu haben.

      »Cicero hat aufgeschnappt, dass die mutmaßlichen Diebe mit einem Schmied aus Mogontiacum befreundet sind.«

      »Du lässt deine Sklaven für dich spionieren?«

      »Ich bilde Cicero zu meinem Assistenten aus«, entgegnete ich, wobei ich offen ließ, ob ich die Landwirtschaft oder die Ermittlungsarbeit meinte.

      »Es kann bestimmt nicht schaden, sich bei den Handwerkern umzuhören«, griff ich dann den Gesprächsfaden wieder auf.

      Mein Bruder schüttelte befremdet den Kopf. »Wie stellst du dir das vor?«, rief er aus und schreckte damit ein paar Spatzen auf, die auf dem Boden nach Fressbarem suchten. »Hier gibt es zahlreiche Schmieden. Und selbst wenn du die Diebe aufstöbern solltest, hast du keine Handhabe. Die Frau wird wohl kaum so dumm sein, die Kette zu tragen.«

      »Aber sie benutzt sicher noch immer den auffälligen СКАЧАТЬ