Die Halskette von Worms. Franziska Franke
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Название: Die Halskette von Worms

Автор: Franziska Franke

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Krimi

isbn: 9783958132290

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      »Vater, Besuch für dich!«, rief der Sohn des Hausherrn in das Zimmer. »Die beiden erkundigen sich nach …« Der Satz blieb unvollendet, denn der Werkstattinhaber rührte sich noch immer nicht. Mit einem Sprung war sein Sohn am Bett. Er berührte den Liegenden sanft an der Schulter, schüttelte ihn dann und als auch das nichts half, drehte er ihn auf den Rücken.

      Mein Bruder murmelte einen unschicklichen Fluch vor sich hin, den er wohl bei der Armee aufgeschnappt hatte. Trotz der schlechten Sichtverhältnisse erkannte auch ich erschaudernd, dass wir einen Toten vor uns hatten.

      Wie betäubt starrte ich einige Sekunden auf die Leiche des unglücklichen Meisters. Mit seinem kurzgeschorenen Schädel, dem Doppelkinn und den stoppeligen Wangen sah der Schmied seinem Sohn gar nicht ähnlich, wenn man davon absah, dass er genauso kräftig war. Auch wirkte er nicht wie ein Handwerker, sondern hätte ebenso gut ein stämmiger Soldat oder ein Seemann sein können.

      Ich erkannte auf den ersten Blick keine Wunde an seinem Körper, was nichts heißen mochte. Schließlich konnte ich den Rücken nicht sehen. Die Züge des alten Mannes waren völlig reglos. Doch trotzdem sah er nicht wie jemand aus, der eines natürlichen Todes gestorben war. Aber ich konnte mich auch täuschen, denn ich war kein Experte. Mir fiel nur auf, dass seine Hände von weniger Narben bedeckt waren als die seines Sprösslings. Entweder war er ein besserer Handwerker oder er hatte einen großen Teil der Arbeit an seine Sklaven delegiert.

      Sein Sohn sank vor dem Bett auf die Knie. Sein Gesicht war kreidebleich und er begann leise zu schluchzen. Die Tatsache, dass er bisher so emotionslos gewirkt hatte, machte diesen Ausbruch umso beängstigender.

      Ich stand noch immer wie angewurzelt da und konnte nicht fassen, was für eine Pechsträhne mich an diesem Tag verfolgte. Zuerst traf ich Pina nicht an, dann verpasste ich ganz knapp die Diebe und schließlich starb deren Gastgeber, bevor ich mit ihm reden konnte. Lucius hatte bereits den Hund aus dem Gebäude gezerrt und ich beschloss, mich ebenfalls diskret zurückzuziehen. Doch kaum hatte ich den Hof betreten, ließ mich eine scharfe Stimme zusammenschrecken.

      »Hast du gewusst, dass er tot ist?«

      Es war fast ein Schrei, der die angespannte Atmosphäre durchdrang. Der junge Schmied war mir vor die Tür gefolgt. Seine funkelnden Augen zeigten, dass sich von einem Moment zum anderen seine Trauer in Wut verwandelt hatte. Er suchte nach einem Schuldigen für den Tod seines Vaters und hatte mich ins Visier genommen.

      »Ich habe deinen Vater noch nie gesehen. Ich wollte wirklich nur mit Aulus Calpurnius und Lucretia Calpurnia sprechen«, beteuerte ich in einem beschwichtigenden Tonfall. Dann stellte ich eine letzte Frage: »Hat dein Vater zufällig heute Besuch empfangen?«

      »Das nicht. Aber er hat hinter dem Haus mit Julia Marcellas Angestelltem gesprochen. Ich vergesse immer seinen Namen.«

      Diese Bemerkung verschlug mir für einen Augenblick die Sprache, denn mit dieser Wendung hatte ich wirklich nicht gerechnet.

      »Marius Marfilius?«, vergewisserte ich mich dann konsterniert.

      »Genau der! Mein Vater wollte von ihm wissen, ob der Preis, den die Witwe für ihre Villa verlangt seiner Meinung nach angemessen sei. Nach diesem Gespräch machte Vater mir gegenüber die Bemerkung, dass dieser Geldwechsler offenbar ein doppeltes Spiel spielt.«

      »Kann Marius Marfilius denn derartige Auskünfte geben?«, wunderte ich mich.

      »Er berät die Witwe in allem, was die Villa betrifft. Julia Marcella war nämlich zu Lebzeiten ihres Mannes nicht Miteigentümer des Hauses und hat daher von diesen Dingen wenig Ahnung.«

      Hatte Probus Marcellus von Anfang an befürchtet, dass er die falsche Frau geheiratet hatte? Und welche Rolle spielte Marius Marfilius? Wusste Julia Marcella, dass er sich buchstäblich hinter ihrem Rücken mit ihrem Gegner getroffen hatte? Lucius trat ungeduldig von einem Fuß auf den anderen und auch der Geduldsfaden des jungen Schmieds dürfte bestimmt bald reißen. Außerdem würden die Dienstboten bald bemerken, was vorgefallen war und dann gäbe es einen riesigen Tumult.

      »Der Geldwechsler hat meinen Vater vergiftet! Er war der letzte, der ihn lebend gesehen hat«, polterte der Schmied los.

      Es hatte erstaunlich lang gedauert, bis er diesen Schluss gezogen hatte. Seine halb zusammengekniffenen Augen strahlten einen glühenden Zorn aus, den ich dem biederen Handwerker gar nicht zugetraut hätte.

      »Das ist doch lächerlich! Warum sollte er das tun? Er hat keinen Nutzen vom Tod deines Vaters«, wandte ich ein. »Man vermutet stets Gift, wenn ein anscheinend gesunder Mensch stirbt. Aber es gibt genügend Krankheiten, die jemanden ohne Vorwarnung dahinraffen können.«

      Beim Klang des Wortes Tod war der Handwerker zusammengezuckt, als hätte er erst jetzt den Verlust begriffen, den er soeben erlitten hatte.

      »Außerdem wissen wir doch gar nicht, woran er gestorben ist«, fügte ich vorsichtig hinzu.

      Der junge Schmied wischte sich mit dem Handrücken über die Lider, ein Ruck ging durch seinen Körper und er richtete sich zu seiner vollen Größe auf.

      »Ich werde diesen Geldwechsler beim Legaten anzeigen!«, verkündete er so laut, dass man es wohl noch auf der anderen Straßenseite hörte.

      »Niemand bringt wegen eines Nachbarschaftsstreites jemanden um«, versuchte ich ihn umzustimmen.

      »Einem Geldwechsler traue ich alles zu«, brummte der Schmied, wahrscheinlich war er verschuldet.

      »War dein Vater schon vor dem Eintreffen seiner Gäste unpässlich?«, versuchte ich dem Gespräch eine andere Wendung zu geben. Der Handwerker hielt in der Bewegung inne und schaute mich verblüfft an.

      »Eigentlich nicht, wenn ich es recht bedenke. Er war kerngesund und strotzte vor Kraft!«

      »Ich möchte wetten, dass dein Vater heute mit seinen Gästen gegessen hat.«

      Ich nahm das Schweigen des Handwerkers als Zustimmung.

      »Wenn jemand deinen Vater ermordet hat, waren es seine Gäste. Ihr plötzlicher Aufbruch ist für mich ein Schuldeingeständnis. Und du hilfst noch nicht einmal, sie zu stellen!«, klagte ich ihn an.

      In Wahrheit verdächtigte ich Lucretia Calpurnia. Wenn Frauen mordeten, griffen sie oft zu Gift. Es war eine heimtückische Methode. Man konnte es nicht sehen und meistens auch nicht schmecken. Der Sohn des Schmieds zuckte unter meiner Anschuldigung zusammen, als habe ihn ein Peitschenschlag getroffen.

      »Aber ich weiß doch nichts!«, beteuerte er verlegen und kratzte sich am Kinn.

      »Sieht es eigentlich in diesem Raum immer so unordentlich aus?«, erkundigte ich mich und schaute in das Schlafzimmer zurück.

      Der Handwerker warf ebenfalls einen prüfenden Blick in die Stube seines Vaters und hob dann entschuldigend die Schultern. Dabei bewegte er sich nur ganz langsam, noch immer wie betäubt von dem unerwarteten Schicksalsschlag.

      »Meine Frau darf in seinem Schlafzimmer weder putzen noch aufräumen«, gab er verlegen zu. »Aber was seine Arbeit betrifft, war er die Sorgfalt in Person.« Das war nicht die Antwort, die ich erhofft hatte.

      »Du glaubst also nicht, dass der Raum durchsucht worden ist?«, fragte ich enttäuscht. Mein Gesprächspartner starrte mich an, als zweifelte er an meinem Verstand.

      »Und СКАЧАТЬ