Die Halskette von Worms. Franziska Franke
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Название: Die Halskette von Worms

Автор: Franziska Franke

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Krimi

isbn: 9783958132290

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СКАЧАТЬ Wertvolles oder etwas, das ihn belastet«, erwiderte ich, aber der Schmied machte keine Vorschläge. Ich rief mir sofort ins Gedächtnis, dass ich eine Halskette suchte und keinen Mörder. Dafür wurde ich nicht bezahlt. Außerdem hatte ich langsam genug von der unergiebigen Unterhaltung. Daher verabschiedete ich mich von dem jungen Handwerker, der keinen Hehl daraus machte, dass er sich freute, uns endlich loszuwerden.

      »Wenn du etwas herausfinden solltest, teil es mir bitte unverzüglich mit«, trug ich ihm auf und beschrieb den Weg zu meinem ehemaligen Handelskontor, wo ich ein Gästezimmer behalten hatte. Der Sohn ihres Erzfeindes hätte wohl die Villa Julia Marcellas nicht gerne aufgesucht.

      Dann machte ich mich auf den Weg, denn ich wollte das Grundstück verlassen, bevor die anderen Bewohner des Hauses erfuhren, was geschehen war. Eilig durchquerten wir den Hof, wobei wir Ariovist hinter uns herschleiften, denn der fühlte sich im Innenhof sichtlich wohl.

      »Das einzige Resultat unseres Besuches ist, dass der Schmied Julia Marcellas Angestellten des Mordes bezichtigt hat«, stellte Lucius lapidar fest, als wir wieder auf der Straße standen.

      »Du bist mir ja eine große Hilfe«, fuhr ich ihn an.

      »Zuerst spielst du den Taubstummen und dann machst du mir auch noch Vorwürfe!«

      »Immerhin habe ich dich hierhergeführt«, entgegnete er mit unschuldiger Miene.

      »Ist ja schon gut«, brummte ich, denn Lucius hatte den Nagel auf den Kopf getroffen.

      Wir hatten die Kette nicht gefunden, dafür aber einen toten Mann, den ich noch nie zuvor lebend gesehen hatte und der auf ungeklärte Art ums Leben gekommen war. Fast hätte ich vor ohnmächtiger Wut den Hund getreten. Doch ich begnügte mich damit, den Fluch meines Bruders von vorhin zu wiederholen, nur tat ich es laut und aus vollem Herzen.

      Am liebsten hätte ich den Besuch bei Julia Marcella auf den folgenden Tag verschoben, aber ich wollte Ariovist so schnell wie möglich wieder abliefern. In der letzten Stunde hatte Lucius vergeblich versucht, mich unter den Tisch zu trinken - natürlich auf meine Rechnung. Dabei waren unsere Spekulationen über den Verbleib der Kette immer kühner geworden. Dann war mein Bruder ausnahmsweise freiwillig in die Kaserne zurückgekehrt. Sonst musste ich ihn dazu nötigen, eine Taverne vor Sonnenaufgang zu verlassen.

      Kühle Abendluft strömte uns entgegen und hatte eine ernüchternde Wirkung auf mich. Sofort verfiel ich in eine deprimierte Stimmung. Das starre Leichengesicht des Schmieds erschien unwillkürlich vor meinem inneren Auge. Um mich abzulenken, versuchte ich meine Gedanken zu ordnen und die Ereignisse des heutigen Tages Revue passieren zu lassen: Ein vermeintliches Ehepaar hatte Julia Marcellas Villa besichtigt und ohne Abschied wieder verlassen. Danach war eine wertvolle Halskette verschwunden. Es konnte kein Zufall sein, dass die Besucher beim Nachbarn der Witwe logierten, der das zwischen beiden Häusern liegende Grundstück erwerben wollte. Dieser Nachbar war kurz darauf ganz plötzlich gestorben, vermutlich hatte man ihn vergiftet. Wahrscheinlich sollte er zum Schweigen gebracht werden.

      Doch was hätte er enthüllen können, und vor allem, was für eine Art von Geschäftsbeziehung bestand zwischen ihm und Aulus Calpurnius? Ich konnte mir jedenfalls nicht vorstellen, dass der Schmied wegen einer Halskette sterben musste.

      Als ich die Villa der Witwe erreichte, erklang aus der Ferne Musik und das heitere Gelächter junger Leute erfüllte die Luft. Nur mir war an diesem Tag alles gründlich missglückt. Der muskelbepackte Türsteher bemerkte offenbar meine schlechte Laune, denn er ließ mich ohne seine üblichen Schikanen passieren.

      »Pina ist nicht da«, verkündete er ungebeten, was meine Stimmung endgültig in den Keller sinken ließ.

      Wortlos drückte ich ihm die Hundeleine in die Hand, was Ariovist mit einem kläglichen Jaulen quittierte. Aber ich ließ mich nicht erweichen, sondern trat ein, ohne den Hund eines weiteren Blickes zu würdigen. Die Räume waren gut gelüftet und es roch nach Lavendel. Sein frisches Aroma mischte sich mit einem Hauch von köstlichem Fleischgeruch. Vielleicht hätte ich doch schon zur Cena vorbeischauen sollen.

      Der Erste, der mir im Haus begegnete war der letzte, mit dem ich zusammenzutreffen wünschte, nämlich Marius Marfilius, der wohl den täglichen Kassenbericht präsentiert hatte. Er machte einen Bogen um mich, als sei ich am Kaiserhof in Ungnade gefallen, während ich ihn argwöhnisch beäugte. Am liebsten hätte ich nachgefragt, was er mit dem Schmied zu schaffen hatte, doch der Geldwechsler entwischte mir.

      Julia Marcella empfing mich auf einem Korbstuhl mit hoher Lehne sitzend in ihrem Frisierzimmer. Sie hatte versucht, die dunklen Ringe unter ihren Augen mit Schminke zu verbergen. Trotz dieser Bemühungen wirkte sie mindestens so erschöpft wie ich mich fühlte. Aber sie trug ein mittleres Vermögen an Goldreifen an ihren Armen und ein auffälliges Collier um den Hals. Es bestand aus mehreren ineinander verschlungenen Goldketten, an denen goldene Anhänger und Perlen baumelten. Erneut fragte ich mich, warum sie sich so über die verschwundene Kette grämte.

      »Schön, dass du heute noch einmal vorbeikommst«, sagte sie und bedeutete mir mit einer müden Handbewegung auf dem zweiten Korbstuhl Platz zu nehmen, auf dem sonst ihre Schwester saß. »Möchtest du ein Glas Wein?«

      »Nein, danke. Ich habe vorhin schon genug getrunken. Ein Glas Wasser wäre mir lieber«, antwortete ich, denn ich wollte bei unserer Unterredung einen klaren Kopf behalten.

      Julia Marcella runzelte missbilligend die Stirn, bevor sie mit leiser Stimme dem hinter ihr stehenden Dienstmädchen Anweisungen gab. Als diese davonhuschte blickte ich ihr erstaunt nach, da ich sie noch nicht kannte. Sie war klein, schlank und hatte glanzloses, aschbraunes Haar. Die Hausherrin umgab sich vorzugsweise mit unscheinbaren Dienerinnen, wahrscheinlich damit ihre eigenen Vorzüge besser zur Geltung kamen. Dabei hatte sie das eigentlich gar nicht nötig. In einer dezenteren Aufmachung wäre sie eine wirklich attraktive reife Frau gewesen.

      »Du willst hoffentlich die Suche nicht schon wieder aufgeben?«, erkundigte sie sich in dem vorwurfsvoll-resignierten Tonfall, mit dem sie wohl früher ihren Ehemann bedacht hatte, wenn er wieder einmal nach Agrippina fuhr.

      »Du kennst doch den Schmied, der hinter deinem Haus wohnt?«, fragte ich und lehnte mich auf dem Stuhl zurück, um das Gesicht meiner Gesprächspartnerin besser sehen zu können. Ich wollte die Geschichte auch aus ihrem Munde hören. Daher behielt ich vorerst für mich, dass ihr Nachbar tot war.

      »Ich weiß, dass er existiert und das ist schon zu viel!«, stieß die Hausherrin unerwartet heftig hervor.

      Ich kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie gewöhnlich kein Blatt vor den Mund nahm. Böswillige Menschen könnten diese Bemerkung jedoch als Morddrohung auslegen.

      »Was hast du eigentlich gegen ihn?«, vergewisserte ich mich scheinheilig.

      »Dass er seinen lärmenden, stinkenden Betrieb erweitern möchte. Es war typisch für Probus, dieses Bauland in Nachbarschaft einer Schmiede zu erwerben, nur weil es preiswert war. Immer mehr Schein als Sein! Aber was sollte man schon von ihm erwarten. Schließlich war er ein entflohener Sklave.«

      Ob ihr eigentlich klar war, dass ich ein Freigelassener war? Ich nahm zu ihren Gunsten an, dass ihr es im Eifer des Gefechtes entfallen war. Im gleichen Augenblick kehrte das Dienstmädchen mit einem Tablett zurück, auf dem ein einfacher Tonkrug, zwei ebenso schlichte Becher und Keramikschalen mit gekochten Eiern, Oliven und Pinienkernen standen. Um mich zu bewirten, war der Hausherrin offenbar ihr gutes Service zu schade. Die Dienerin platzierte das Geschirr auf einem runden Marmortisch und goss Wasser in die Becher. Dann nahm sie wieder ihren Platz hinter dem Korbstuhl ihrer Herrin ein.

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