Die Halskette von Worms. Franziska Franke
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Название: Die Halskette von Worms

Автор: Franziska Franke

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Krimi

isbn: 9783958132290

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СКАЧАТЬ fragte ich mich, ob es ein gallischer Brauch war, sich mit Geldstücken zu schmücken. Die Frage erschien mir jedoch zu persönlich.

      »Dann ist es ja kein allzu großer Verlust«, versuchte ich mit einem freundlichen Lächeln abzuwiegeln. Um ehrlich zu sein, war mir das Schmuckstück herzlich egal, obwohl mich natürlich die Höflichkeit davon abhielt, es laut auszusprechen.

      »Du ahnst gar nicht, wie wichtig es für mich ist«, brach es aus der Hausherrin heraus. Sie starrte mich mit bleichem Gesicht an, schien aber ihre bestürzten Worte sofort zu bereuen.

      »Es ist ein Familienerbstück, das mir meine Mutter vermacht hat. Ich wollte es wiederum meiner Schwester zur Hochzeit schenken«, fügte sie hastig hinzu, wobei sie es vermied, Pina anzuschauen, die nach ihrer erstaunten Miene zu schließen nichts von ihrem Glück wusste. Im Gegensatz zur Hausherrin legte Pina keinen Wert auf filigranes Geschmeide und empfindliche Seidenstoffe. Sie streifte gern durch die Natur, kannte sich gut mit Pflanzen aus und bevorzugte daher Kleidung aus robusterem Tuch und weniger fragile Schmuckstücke.

      »Du wirst es doch bestimmt wiederbeschaffen?«, fragte sie und schaute mich mit großen, grünen Augen an. Ich teilte ihren Optimismus nicht, was ich aber lieber für mich behielt. Ich konnte nur hoffen, dass Julia Marcella die Kette nur verlegt hatte und sie von selbst wieder auftauchte. Die Hausherrin hatte inzwischen ihre Fassung völlig zurückgewonnen. Die Blässe war aus ihrem Gesicht gewichen und sie war wieder die selbstbewusste, kämpferische Bankierswitwe wie sonst auch.

      »Du gehörst schließlich fast zur Familie«, erklärte sie, womit sie wohl andeuten wollte, dass sie mich nicht zu bezahlen gedachte.

      Später schalt ich mich einen Trottel, weil ich diese Bemerkung hatte unkommentiert im Raum stehen lassen. Doch ich war zu geschockt vom Verlauf meines Besuchs, um schlagfertig zu sein. So hatte ich mir mein Leben als Gutsbesitzer nicht vorgestellt! Der Kaiser hatte mir mein schönes Anwesen übertragen, weil ich eine Verschwörung aufgedeckt hatte. Im Frühjahr hatte ich einen Mordfall aufgeklärt und nun sollte ich ein Schmuckstück wiederbeschaffen? Und das auch noch unentgeltlich! Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis man mich damit beauftragte, entlaufene Hunde einzufangen und verlorene Haarnadeln aus Messing zu suchen.

      »Ich habe nicht ja gesagt«, wandte ich daher vorsichtig ein.

      »Wenn du mir meine Kette wiederbesorgst, fahren wir alle zusammen nach Rom«, versprach Julia Marcella in einem honigsüßen Tonfall.

      »Es ist höchste Zeit, dass Pina die Ewige Stadt kennenlernt.« Es war unfair, mich bei meiner schwächsten Stelle zu fassen, denn seit Jahren träumte ich davon, endlich einmal Rom zu besuchen.

      »Ich kann mich ja mal bei den Juwelieren umschauen«, bot ich widerwillig an. Das verursachte schließlich keine Spesen. »Aber damit warte ich noch bis morgen. Ich glaube kaum, dass der Dieb das Schmuckstück sofort verkauft.« Das war natürlich nur ein Vorwand, um Zeit zu gewinnen, denn ich wollte vorher mit meinem Verwalter den Arbeitsplan für die nächste Woche besprechen und anschließend die Bücher überprüfen. In Wahrheit waren die Diebe gut beraten, sich so schnell wie möglich von ihrer Beute zu trennen, am besten in einer anderen Stadt.

      »Wie gut, dass es dich gibt«, sagte Pina und strich sich mit einer graziösen Bewegung eine rote Haarsträhne aus der Stirn. Ich spürte, wie mein Herz vor Freude hüpfte, doch zugleich plagte mich das schlechte Gewissen, weil ich nicht an den Erfolg meiner Bemühungen glaubte.

      »Du solltest dich endlich wie ein anständiges Mädchen aus gutem Hause benehmen«, wurde Pina von ihrer Schwester ermahnt.

      »Bring endlich das Gemüse in die Küche und zieh dich dann um! Hast du denn nicht bemerkt, dass dein Kleid Flecken hat?« Das war eine starke Übertreibung. Es war nur leicht verschwitzt, was bei der sommerlichen Hitze kaum zu vermeiden war. Pina schaute aufmüpfig drein, öffnete den Mund zum Protest, überlegte es sich aber anders. Ihre Unterlippe zitterte, sie wandte den Blick ab und schritt mit hoch erhobenem Kopf davon.

      »Könntest du mir bitte das Paar beschreiben, das dein Haus besichtigt hat. Ich hoffe, du kennst wenigstens ihre Namen«, forderte ich die Hausherrin auf, um das Gespräch in eine sachlichere Bahn zu lenken.

      »Sie haben sich als Aulus Calpurnius und Lucretia Calpurnia vorgestellt. Der Mann war um die Dreißig, mittelgroß und recht attraktiv. Er war sauber rasiert, hatte ein dreieckiges, sonnengebräuntes Gesicht mit schmalen Lippen, einer langen Nase und dunklen Augen. Sie waren von feinen Falten umgeben. Wahrscheinlich hielt er sich meistens draußen auf. Seine Tunika war nicht geflickt, aber an manchen Stellen bereits fadenscheinig. Dazu trug er grobe Sandalen.«

      »Du hast ihn dir ja genau angesehen«, bemerkte ich belustigt.

      »Ich war lange im Bankgewerbe tätig. Da gewöhnt man sich an, die Kreditwürdigkeit seiner Kunden abzuschätzen« erwiderte die Witwe ungerührt. »Die Frau hatte volles dunkles Haar und trug einen ungewöhnlichen bronzenen Armreif am Oberarm, der ihr auch als Geldbörse diente.« Offenbar hatte Julia Marcella die Frau weniger interessant gefunden als ihren Begleiter.

      »Sie waren also ein Ehepaar?«, rekapitulierte ich.

      »Das haben sie zwar behauptet, aber ich glaube es nicht. Dafür hat der Mann seine angebliche Gattin viel zu höflich behandelt«, entgegnete die Hausherrin spitz. »Die junge Frau hat mich trotzdem die ganze Zeit grimmig beäugt.« Es war wohl gegenseitige Eifersucht im Spiel.

      »Du solltest nachsehen, ob sonst noch etwas im Haus fehlt«, sagte ich, um Julia Marcella loszuwerden, denn ich hatte die Hoffnung noch nicht völlig aufgegeben, allein mit ihrer Schwester zu sprechen.

      »Das kann ich auf den ersten Blick nicht sagen. Aber ich lasse es dich wissen, wenn ich etwas vermissen sollte.« Das war eine Aufforderung, mich unverzüglich an die Arbeit zu machen. Menschen, die Julia Marcellas manchmal recht brüske Art nicht kannten hätten es wohl als Rauswurf bezeichnet. Mit meinem Schicksal hadernd holte ich Cicero in der Küche ab. Als ich eintrat, verstummte das Gespräch und die Dienstboten blickten mich ängstlich an. Wenn ein Gast des Hauses die Küche betrat, bedeutete das meistens Ärger und davon hatten sie an diesem Tag schon genug gehabt. Ich machte eine beschwichtigende Geste, verließ den Raum und ging mit meinem Leibsklaven zum Ausgang, wo mich die Hausherrin bereits erwartete. Mit knappen Worten sagte ich Lebewohl, drehte mich jedoch auf der Türschwelle nochmals zu Julia Marcella um.

      »Deine Besucher haben nicht zufällig erwähnt, wo sie wohnen?«, fragte ich ohne große Hoffnung auf eine brauchbare Antwort.

      »Sie kommen aus Agrippina, wollen aber ihren dortigen Hausstand auflösen. Junius Petronius, der Freund meines verstorbenen Mannes hat ihnen gesagt, dass meine Villa zu verkaufen ist. Das haben sie jedenfalls behauptet.« Nicht schon wieder Agrippina! Ich hatte meinen letzten Besuch in der Veteranenkolonie noch in unangenehmer Erinnerung, eine Erfahrung, die ich nicht so schnell wiederholen wollte.

      »Das hättest du mir auch gleich sagen können«, beschwerte ich mich. »Bist du sicher, dass du dem Mann nicht früher schon einmal begegnet bist, vielleicht in Begleitung deines Gatten.«

      »Nein, ganz bestimmt nicht! An einen derart gutaussehenden Mann würde ich mich erinnern«, antwortete sie, ohne zu zögern. »Außerdem hat Probus mich nirgendwohin mitgenommen.«

      Womöglich waren die Besucher ein professionelles Diebespaar. Er hatte mit der Hausherrin geflirtet, um sie abzulenken, während seine Begleiterin ihr den Schmuck gestohlen hatte. Bei einem männlichen Opfer hätten sie die Rollen anders verteilt. Unweigerlich musste ich an Julia Marcellas attraktiven Angestellten Marius Marfilius denken und ich beschloss ihn nach dem sauberen Pärchen zu fragen.

      »Die СКАЧАТЬ