Unter dem Köpfchen des ersten Mittelfußknochens, das deutlich stärker ausgeprägt ist als die anderen vier Mittelfußköpfchen, liegen die beiden Sesambeine (Ossa sesamoidea). Sie tragen die Hauptbelastung am Großzehenballen und sind in die beiden kurzen Beugesehnen des Großzehengrundgelenks eingebettet.
Zehenknochen
Die kräftigste Zehe ist ohne Zweifel die Großzehe (Hallux). Sie besteht wie der Daumen auch aus nur zwei Zehengliedern. Zum einen ist sie wichtig für die Kraftübertragung beim Abstoßen des Fußes vom Boden, zum anderen stabilisiert sie beim Ausbalancieren des Körpers. Die anderen vier Zehen setzen sich jeweils aus Grund-, Mittel- und Endglied (proximale, mittlere und distale Phalanx) zusammen.
Ist die Großzehe gleich lang wie die zweite Zehe, spricht man von einer quadratischen oder auch römischen Fußform. Ein ägyptischer Fußtyp liegt vor, wenn die große Zehe länger ist als die zweite Zehe. Bildet die zweite Zehe die längste Zehe am Fuß, entspricht das der sogenannten griechischen Formvariante. In Mitteleuropa ist die ägyptische Fußform am häufigsten anzutreffen, gefolgt von der griechischen und der römischen Variante.
Gelenke, Kapseln und Bänder
Vereinfacht ausgedrückt ist ein Gelenk eine bewegliche Verbindung von zwei Knochenpartnern. Deren einander zugewandte Enden sind mit Knorpel beschichtet und werden von einer Gelenkkapsel aus Bindegewebe umhüllt.
Der Knorpel hat eine extrem glatte Oberfläche. Sie ermöglicht ein reibungsloses Gleiten der Knochenpartner in der für das Gelenk vorgesehenen Bewegungsrichtung. Wird diese glatte Oberfläche durch Verletzung oder Abnutzung geschädigt, kommt es zur Entstehung einer Arthrose (Gelenkverschleiß). Das führt zur Einschränkung der Beweglichkeit eines Gelenks und Schmerzen. Dass der Knorpel sein Gleitvermögen verloren hat, kann ich manchmal schon bei der Untersuchung des Fußes von Hand als Gelenkreiben unter meinen Fingern spüren.
Das Knorpelgewebe, das in unseren Gelenken seit Geburt angelegt ist und das bis zum Wachstumsabschluss ausreift, wird „hyaliner“ Knorpel genannt. Es besteht zu einem Großteil aus Zucker und Eiweißverbindungen. Sein Flüssigkeitsgehalt ist mit 60 bis 70 % relativ hoch. Dieser Wassergehalt der Knorpelschicht wird im Tagesverlauf durch Belastung weniger. Während der nächtlichen Ruhephase nimmt der Knorpel das Wasser wieder wie ein Schwamm auf und erreicht so bis zum nächsten Morgen erneut seine gewohnte Elastizität. Leider ist dieser hyaline Knorpel bei Beschädigung bis heute durch keine Behandlungsform regenerierbar. Das heißt, er kann nicht erneuert oder nachgebildet werden. Einmal abgenutzter Gelenkknorpel ist für immer verloren.
Umschlossen wird ein Gelenk von einer wasserdichten Gelenkkapsel. Die äußere Schicht besteht aus straffem Bindegewebe, einem dichten Flechtwerk aus Kollagenfasern. An manchen Gelenken wird die äußere Kapsel noch durch Bänder (Ligamente) verstärkt. Diese bestehen ebenfalls aus dichten Kollagenfasern. Sie verstärken die Gelenkkapsel an bestimmten Stellen, zum Beispiel als Außen- und Innenband an den Zehengelenken. Dadurch stabilisieren und führen sie die Gelenke. Darüber hinaus gibt es gerade im Bereich der Fußwurzel eine Vielzahl von Bändern, welche die Knochen eng aneinander gurten, ohne in direkter Verbindung mit Gelenkkapseln zu stehen. Im Inneren wird die Gelenkkapsel von einer weichen Schicht überzogen, der sogenannten Gelenkschleimhaut (Synovia). Im Gelenkspalt befindet sich eine geringe Menge einer viskösen, ja fast öligen Flüssigkeit. Sie benetzt die Knorpelflächen und verbessert deren Gleitfähigkeit wie ein Schmiermittel. Bei Gelenkreizungen durch Verschleiß, Entzündung oder Verletzung reagiert die Synovia mit Schwellung und Bildung von zusätzlicher Flüssigkeit. Es entsteht ein Gelenkerguss, der die Funktion des Gelenkes weiter beeinträchtigt und den Knorpel schädigt – ein Teufelskreis.
Das obere Sprunggelenk
Die knöchernen Bestandteile des oberen Sprunggelenks habe ich weiter oben bereits beschrieben. Vereinfacht betrachtet handelt es sich dabei um ein Scharniergelenk. Es ermöglicht die Anhebung (Dorsalextension) und Absenkung (Plantarflektion) des Fußes in seinem Drehzentrum und schafft damit die biomechanische Voraussetzung für einen normalen Abrollvorgang des Fußes. Das Sprunggelenk wird von einer Gelenkkapsel umschlossen und durch Bänder insbesondere auf der Außenseite (lateral) und der Innenseite (medial) stabilisiert.
Im äußeren Bereich unterteilt sich der Außenbandkomplex in drei einzelne Bandzügel. Zwischen Außenknöchel und dem vorderen Sprungbein (Talushals) spannt sich das vordere Außenband (Ligamentum fibulotalare anterius). Zwischen Außenknöchelspitze und Fersenbein befindet sich das mittlere Außenband (Ligamentum fibulocalcaneare), zwischen Außenknöchel und dem hinteren Anteil des Sprungbeines das hintere Außenband (Ligamentum fibulotalare posterius). Das vordere Außenband ist das mit Abstand am häufigsten geschädigte Band des oberen Sprunggelenks bei der Umknickverletzung (
Kapitel 13).Die Gelenkrolle des Talus wird von hinten (posterior) nach vorne (anterior) breiter. Das heißt: Je stärker der Fuß im Sprunggelenk angehoben wird (Dorsalextension), desto stabiler verklemmt sich das Sprungbein unter der Knöchelgabel und drückt diese dezent auseinander. Daher passieren die meisten Umknickverletzungen auch in einer leichten Plantarflexion (abgesenkte Fußstellung).
Das Innenband ist zweilagig. Eine erste, tiefe Schicht spannt sich wie ein Fächer zwischen Innenknöchel und Sprungbein. Eine zweite, oberflächlichere Schicht zieht sich vom Innenknöchel zum Fersenbein und Kahnbein. Wegen seiner fächerförmigen Dreiecksform wird das Innenband auch Deltaband genannt. Dieser straffe Bandkomplex ist deutlich seltener verletzt als das Außenband.
Nicht nur das Sprunggelenk als Funktionseinheit wird innen und außen durch Bänder gefestigt und geführt. Auch Wadenbein und Schienbein, die zusammen die Knöchelgabel bilden, werden durch eine straffe Bandstruktur stabilisiert, so dass die beiden Knöchel nur minimal auseinander gedrängt werden können. Diese straffe Bandstruktur unmittelbar oberhalb des oberen Sprunggelenks nennt man Syndesmose. Bei vielen Sprunggelenkbrüchen reißt diese Syndesmose auseinander und muss im Rahmen der unfallchirurgischen Operation der gebrochenen Knochen ebenfalls repariert werden. Aber auch isolierte Verletzungen der Syndesmose mit einer subtilen schmerzhaften Instabilität gibt es. Sie sind nicht so häufig wie Außenbandverletzungen und ähnlich schwer zu diagnostizieren wie Innenbandverletzungen.
[6 a–b] Bänder am oberen Sprunggelenk außen (links) und innen (rechts)
Das untere Sprunggelenk
Den Begriff „unteres Sprunggelenk“ gibt es weder in der englischen noch der französischen Fachliteratur. Dort werden die Gelenke, aus denen sich der Komplex „unteres Sprunggelenk“ zusammensetzt, stets einzeln bezeichnet.
Dazu zählt zum einen das sogenannte Subtalargelenk zwischen Sprungbein und Fersenbein mit einer hinteren größeren Gelenkkammer und variierend einer bis zwei kleineren vorderen Kammern. Das Subtalargelenk wird zum einen durch ein sehr straffes Band zwischen Sprungbein und Fersenbein geführt. Zusätzlich wird es auch durch die Bandanteile des oberen Sprunggelenks mitstabilisiert, die sich sowohl zwischen Innenknöchel СКАЧАТЬ