Es ist mir ein Anliegen, die Leser mit meinem Buch an den Ergebnissen dieser dynamischen Entwicklung der Fußchirurgie teilhaben zu lassen. Die folgenden Kapitel vermitteln Kenntnisse über Ursachen, typische Beschwerden und die heute zur Verfügung stehenden Behandlungsoptionen zahlreicher Krankheitsbilder an Fuß und Sprunggelenk. Eine Operation ist dabei für mich immer erst das letzte Mittel der Wahl. Das Buch informiert Sie ausführlich über die Krankheitsbilder an Fuß und Sprunggelenk, die ich regelmäßig in der Fußsprechstunde meiner Praxis bei Erwachsenen sehe. Die vielen oft angeborenen Erkrankungen und Fehlstellungen der Füße im Kindes- und Jugendalter habe ich aus Platzgründen ausgespart, ebenso die schweren Verletzungen im Fußbereich, wie sie nach Unfällen in Akutkliniken als Notfall behandelt werden.
Ihre Fragen – meine Antworten
Ich versuche, sowohl grundlegende als auch spezielle Fragen zu beantworten – Fragen, wie ich sie tagtäglich in meiner Fußsprechstunde gestellt bekomme.
Was ist bei Fußschmerzen der mögliche Auslöser?
Welche diagnostischen Möglichkeiten gibt es?
Wie finde ich einen Spezialisten?
Wie kann mir durch einen Spezialisten geholfen werden?
Was darf ich als Patient von einer Therapie erwarten?
Wann ist eine Operation bei meinen Beschwerden sinnvoll?
Gibt es Alternativen zur Operation?
Das Buch kann entweder Kapitel für Kapitel oder auch „quer“ gelesen werden. Die Teile über die Anatomie und den Untersuchungsgang der Füße sind aber eine wichtige Voraussetzung für das Verständnis vieler Folgeinformationen. Da die einzelnen Wissensbereiche aufeinander aufbauen, gibt es außerdem zahlreiche Querverweise. Am Ende des Buchs finden Sie mit dem Glossar eine Art „Vokabelheft“. Es hilft Ihnen, hin und wieder verwendete Fachausdrücke sehr schnell zu übersetzen. Wie Sie sehen, habe ich mich als Arzt den Füßen mit Leib und Seele verschrieben. Ich hoffe, dass Sie als Leser dieses Thema genauso spannend finden werden wie ich.
Das »Navi« für den Fuß: Anatomie von Fuß und Sprunggelenk
So finden Sie sich am Fuß zurecht
Dieses Kapitel soll Ihnen helfen, sich wie mit einem „Navi“ am Fuß zu orientieren. Es versucht, die Komplexität und Dichte an Komponenten, die als Ganzes den Fuß ausmachen und in ihrem Zusammenspiel dieses feinmechanische Wunderwerk funktionieren lassen, nachvollziehbar für Sie darzustellen.
Wenn Sie in den folgenden Kapiteln das Gefühl haben, bei der Lektüre nicht mehr zu wissen, wovon am Fuß gerade die Rede ist, dann „schalten“ Sie dieses Navi ein, indem Sie hierher zurückblättern. Scheuen Sie sich nicht, ein permanentes Lesezeichen oder eine andere Merkhilfe einzulegen. So können Sie jederzeit auf den anatomischen Skizzen wie auf einer Landkarte nachsehen, wo Sie sich beim Lesen am Fuß befinden. Auch die vielen medizinischen Fachbegriffe, die bei der ersten Nennung etwas dicker gedruckt sind, müssen Sie sich nicht merken. Ich werde häufig die deutsche Übersetzung verwenden, die es für jeden Baustein der Fußanatomie wie Knochen, Gelenke, Bänder, Sehnen, Muskeln, Nerven und Blutgefäße gibt. Wenn mir in einem der Folgekapitel dennoch ein Fachwort rausrutscht, ohne es auch verständlich auf Deutsch zu umschreiben, können Sie an dieser Stelle immer nachschlagen. Denn ohne zu wissen, was und wo beispielsweise das Kahnbein am Fuß ist, wird es unter Umständen schwierig für Sie, eine von mir beschriebene Erkrankung und ihre Behandlung richtig zu verstehen. Falls es Ihre Umgebung beim Lesen ermöglicht, ziehen Sie doch einfach Ihre Schuhe und Strümpfe aus und versuchen Sie, meinen Beschreibungen in diesem Kapitel mit Ihren Fingern am Fuß zu folgen. Sehr viele anatomische Strukturen liegen nämlich oberflächlich und lassen sich gut ertasten.
[1 a–b] Fußregionen: funktionelle (links) und anatomische (rechts) Einteilung
Anatomische und funktionelle Einteilung
Durch das obere Sprunggelenk ist der Fuß beweglich mit dem Unterschenkel verbunden. Hier erfolgt die Kraftumlenkung der vertikalen Körperhaltung in die horizontale Fläche des Fußes. Das Sprunggelenk wird durch die Knöchelgabel von Schien- und Wadenbein sowie der annähernd halbkugelförmigen Gelenkfläche des Sprungbeins gebildet.
Der Fuß selbst besteht aus Sicht der Anatomie aus Vorfuß, Mittelfuß und Fußwurzel. Zum Vorfuß zählen die fünf Zehen, die jeweils aus einzelnen Gliedern bestehen. Zum Mittelfuß gehören die fünf Mittelfußknochen, zur Fußwurzel die sieben Fußwurzelknochen.
Nach funktionellen und therapeutischen Gesichtspunkten werden die drei Bereiche etwas anders unterteilt: in Vorfuß, Mittelfuß und Rückfuß.
Zum Vorfuß gehören die Zehen, die Zehenballen und die Mittelfußknochen (Metatarsalia) bis zur sogenannten Lisfranc-Linie. Diese Gelenklinie wird durch die fünf Gelenke zwischen den Fußwurzelknochen und den Mittelfußknochen gebildet. Deshalb heißen diese Gelenke Tarso-Metatarsal-Gelenke.
An dieser Gelenklinie beginnt der Mittelfuß. Er reicht bis zur Chopart-Gelenklinie und besteht neben dem Lisfranc-Gelenk aus fünf Fußwurzelknochen, dem Kahnbein (Os naviculare), drei Keilbeinen (Os cuneiforme mediale, intermedius und laterale) sowie dem Würfelbein (Os cuboideum).
Die Chopart-Gelenklinie und die beiden verbleibenden Fußwurzelknochen Sprungbein (Talus) und Fersenbein (Calcaneus) bilden den Rückfuß.