Название: Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 5 – Familienroman
Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der neue Sonnenwinkel
isbn: 9783740931940
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Roberta hatte derzeit ganz andere Sorgen.
Im Sonnenwinkel tobte eine Grippewelle, und sie hatte alle Hände voll zu tun. Sie und die unermüdliche Ursel Hellenbrink konnte dem Himmel nur danken, dass sie bislang von der Grippe verschont geblieben waren.
Roberta war richtig froh, dass der letzte Patient an diesem Nachmittag keine Grippe hatte. Er hielt sich zufällig im Sonnenwinkel auf, er war auf der Durchreise, war beim Aussteigen aus seinem Auto hingestürzt und hatte sich am Handgelenk verletzt. Nun wollte er wissen, ob es gebrochen war. Roberta war zwar keine Orthopädin, doch diese Diagnose konnte sie stellen, weil sie eindeutig war. Der Mann hatte sich zum Glück nichts gebrochen, es war eine Verstauchung. Sie sagte ihm, was er tun sollte, und eigentlich hätte er jetzt gehen können. Er tat es nicht, sondern er erkundigte sich: »Wer hat dieses großartige Bild in Ihrem Wartezimmer gemalt? Ich konnte nichts auf der Leinwand erkennen.«
Roberta wusste direkt, worüber er redete. Es war das Bild, das Alma für sie gemalt hatte.
Sie antwortete nicht sofort, deswegen sprach er weiter. »Frau Doktor, ich bin Kunsthändler, und immer auf der Suche nach Neuem. Dieses Bild ist großartig. Es ist nicht perfekt gemalt, aber es fängt die Stimmung total ein, es ist berührend, und das ist manchmal wichtiger als Perfektion. Verraten Sie mir den Künstler? Ich würde mit ihm gern Kontakt aufnehmen.«
Ihr hatte das Bild auch sofort gefallen, und sie war sehr gerührt gewesen, dass Alma es für sie gemalt hatte. Sie hatten von diesem Talent überhaupt nichts geahnt. Zuerst war der Lehrer bei ihr gewesen, bei dem Alma Unterricht nahm. Er hatte sie dazu bewegen wollen, Alma für ein Jahr in einer Künstlerkolonie zu beurlauben. Sie hätte zugestimmt, doch Alma hatte abgelehnt. Und jetzt dieser Kunsthändler. Es schien wirklich eine große Begabung in Alma zu schlummern. Und auch wenn der Gedanke, Alma zu verlieren, unerträglich für sie war, würde Roberta ihrer Getreuen niemals im Weg stehen.
Sie erzählte dem Kunsthändler, um wem es sich da handelte, was er kaum glauben konnte. Aber dennoch wollte er mit Alma unbedingt Kontakt aufnehmen. Den hätte Roberta vermittelt. Es ging nicht, Alma war mit ihrem Gospelchor zu einem Konzert nach Irland geflogen.
Der Kunsthändler war enttäuscht, er beschwor Roberta, unbedingt den Kontakt herzustellen.
»Frau Doktor, ich lasse Ihnen meine Karte hier. Bitte, sagen Sie Ihrer Haushälterin, sie möge mich anrufen«, beschwor er sie, und Roberta versprach es. Sie hätte es eh getan, doch wenn sie ehrlich war, sie wollte den Mann loswerden. Sie war mit Lars verabredet. Er wollte, dass sie ins Haus am See kam, und er hatte ein wenig geheimnisvoll getan, was sie neugierig gemacht hatte.
Er bedankte sich voller Überschwang.
»Frau Doktor, der Unfall hatte geschehen müssen, sonst wäre ich niemals in Ihrer Praxis gelandet, und ich hätte dieses wundervolle Gemälde nicht gesehen. Manchmal passieren solche Dinge. Wenn ich mich recht erinnere, wurde die Grandma Moses mit ihren naiven Bildern weltberühmt, weil ein Vertreter sie zufällig in ihrer Abgeschiedenheit kennengelernt hatte.«
Der Mann war begeistert, auch wenn sein Vergleich ein wenig hinkte.
»Ich werde alles tun, ich verspreche es Ihnen«, sagte sie, dann begleitete sie den Mann hinaus, nachdem der sich noch einmal das Gemälde im Wartezimmer angesehen und mit ihrer Erlaubnis ein Foto gemacht hatte.
»Wir haben es geschafft, Ursel«, rief sie, »und jetzt haben wir unseren Feierabend redlich verdient. Bleiben Sie gesund, das kann ich Ihnen aus vollstem Herzen mit auf den Weg geben, denn ohne Sie wäre ich aufgeschmissen.«
Ursel lachte. »Keine Sorge, Frau Doktor, wir schaffen das, und uns passiert auch nichts.«
Mit diesen Worten ging sie, Roberta eilte in ihre Wohnung, schlüpfte in eine Jeans, einen lässigen Pullover, sie zog bequeme Sneaker an, dann machte sie sich auf den Weg zu Lars.
Sie freute sich unbändig auf ihn, auf den wohlverdienten Feierabend, den sie in dem kleinen Haus so richtig genießen konnte. Es war mittlerweile ihr Zufluchtsort geworden, in dem sie mit dem Mann, den sie liebte, wundervolle Stunden verbracht hatte, von denen sie nicht eine missen wollte.
Sie rannte und kam ein wenig atemlos vor dem Haus an. Es brannte überall Licht. Es wirkte einladend, und als sie die Türklinke herunterdrückte, fiel aller Stress von ihr ab. Sie war nicht mehr die Frau Doktor, sie war die Frau, die liebte, die geliebt wurde.
Es schlug ihr wohlige Wärme entgegen, Lars hatte im Kamin ein Feuer entfacht, es ertönte Musik. Besser ging es nicht.
Es war die richtige Atmosphäre um dahinzuschmelzen.
»Da bist du ja endlich, mein Schatz«, rief Lars, kam ihr entgegen, nahm sie in seine Arme, küsste sie. Dann ließ er sie los, griff in seine Tasche und zog etwas hervor, was ihr den Atem verschlug.
Das …
Das konnte jetzt nicht wahr sein!
Roberta wurde rot, ihr Herzschlag beschleunigte sich, sie bekam feuchte Hände.
Nein!
Sie konnte es nicht glauben!
Dr. Roberta Steinfeld, die coole Ärztin, die jeder Situation gewachsen war, fühlte sich in diesem Augenblick komplett überfordert.
Sie hätte mit allem gerechnet, damit nicht.
Sie hatte es sich immer gewünscht, erhofft, aber nicht wirklich erwartet.
Und nun sollte ihr Traum wahr werden?
Sie konnte immer nur auf den Gegenstand blicken, den Lars in der Hand hielt, und das war eindeutig ein Ring, ein wunderschöner Ring, das erkannte sie auf den ersten Blick.
Und das bedeutete …
Sie war aufgeregt!
Und diese Aufgeregtheit erinnerte sie an ihre Kindheit, wenn sie an Weihnachten darauf gewartet hatte, vom Christkind beschenkt zu werden.
Ring …
Dafür gab es nur eine einzige Erklärung.
Lars würde ihr gleich einen Antrag machen, etwas, was sie nicht erwartet hatte, und sie … sie würde die glücklichste Frau auf der ganzen Welt sein.
In ihrem Kopf spielte sich ein Feuerwerk von Gedanken ab.
Sie blickte ihn erwartungsvoll an, natürlich würde sie direkt ›JA‹ sagen, hoffentlich nicht schon, ehe er seinen Antrag beendet hatte.
Sie würden heiraten …
Manchmal wurden Träume wahr, und sie, Roberta Steinfeld, befand sich in einem Traum, der niemals enden sollte!
Als Lars zu sprechen begann, hielt sie den Atem an.
»Als ich bei dem Juwelier vorbeikam und im Schaufenster diesen Ring entdeckte, da wusste ich, dass er keiner anderen Frau als nur dir gehören durfte. Es ist ein Unikat, das heißt, es gibt ihn kein zweites Mal auf der Welt. Und das ist gut so, denn keine andere Frau kommt nur annähernd an dich heran, du bist einmalig, und ich bin ein großer Glückspilz, weil du ausgerechnet mir deine Liebe schenkst. Roberta, ich liebe dich, СКАЧАТЬ