Название: Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 5 – Familienroman
Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der neue Sonnenwinkel
isbn: 9783740931940
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Ilka wurde wütend.
»Hallo, kleines Fräulein, was ich tue und was nicht, das bestimmst du nicht. Ich bin eure Mutter, und ich habe Rechte. Hat euer Vater euch gegen mich aufgehetzt?«
Jetzt mischte Tim sich ein.
»Nein, das hat der Papa nicht. Das würde er nicht tun.«
Maren fühlte sich durch die Situation sichtlich überfordert. Ilka war, auch als Gunte, ihre Mutter, die jetzt so anders war, die Ansprüche anmeldete, die ihr Angst machten.
»Kinder können entscheiden, wo sie bleiben wollen. Wir haben uns für Papa entschieden. Kapier das endlich und lass uns in Ruhe. Komm nicht mehr her. So, wie du aussiehst, ist es nur …, nur …, nur peinlich.«
Sie wandte sich an ihren Bruder.
»Komm, Tim, wir gehen.«
Die Kinder gingen weg, und Ilka erkannte, dass sie schlechte Karten hatte. Die Kinder würden nicht zu ihr kommen. Und jedes Gericht der Welt würde berücksichtigen, dass sie die Familie verlassen hatte. Das Böswilligkeitsprinzip gab es zwar nicht mehr. Aber wenn die Kinder sich bei einer Befragung für ein Leben bei ihrem Vater entscheiden würden, konnte sie nichts machen. Peter war stets seiner Sorgfaltspflicht nachgekommen, er hatte den Kindern ein Heim geschaffen, er hatte, um für sie da zu sein, sogar seinen anspruchsvollen Job aufgegeben.
Die Fakten sprachen für ihn, keine Frage.
Aber sie brauchte Geld, und Unterhalt für die Kinder wäre eine so wunderbare Lösung gewesen.
Zuerst einmal würde sie sich die bunten Haare wegmachen lassen. Sie fand es zwar cool, aber bei den Spießern ringsum erregte es Anstoß. Sogar Maren und Tim fanden es schrecklich. Na ja, darüber durfte sie sich nicht wundern, die standen unter dem Einfluss ihres Vaters, und der war halt ebenfalls einer von den Spießern.
Während Ilka noch darüber nachdachte, wie sie an Geld kommen konnte, rannten Maren und Tim um die Ecke. Als sie aus der Sicht ihrer Mutter waren, sagte Tim: »Maren, das war ganz schön schrecklich.«
»Ja, Tim, das war es«, bestätigte Maren, »doch da müssen wir jetzt durch. Und ich finde auch, dass wir das dem Papa sagen müssen. Er ist so nett zu uns, wir können so froh sein, ihn zu haben, da hat er auch die Wahrheit verdient.«
Damit war Tim einverstanden.
Die beiden hatten immer ein gutes Verhältnis zu ihrem Vater gehabt, das war lediglich getrübt worden, als er mit ihnen in den Sonnenwinkel gezogen war. Da hatten sie gemeutert. Doch mittlerweile war ihnen klar, dass er nur in ihrem Interesse gehandelt hatte. Und so schlecht war es auch nicht. Sie kannte Pamela Auerbach, und wären sie nicht hergezogen, dann hätten sie auch nicht die nette Angela kennengelernt und deren wirklich coole Mutter, die Sophia.
Es war schon richtig.
Ihre Mutter war der größte Unsicherheitsfaktor in ihrem Leben. Käme der nächste Rockmusiker, würde sie erneut davonlaufen, um ein wenig Spaß zu haben.
»Tim, wir gehen jetzt zu ›Calamini‹ und essen einen riesengroßen Eisbecher. Den haben wir jetzt verdient, der Bus ist weg, und der Papa kommt später nach Hause.«
Eisbecher …
Das klang verlockend, zumal der bei ›Calamini‹ so was von superlecker war.
»Ich hab kein Geld«, sagte er voller Bedauern, »mein Taschengeld ist futsch. Ich habe mir ein neues Spiel gekauft.«
Maren war nicht die Mutter, und sie war auch nur zwei Jahre älter als ihr Bruder. Doch irgendwie hatte sie die Mutterrolle übernommen. Und Tim akzeptierte das. Maren war, abgesehen von ihrem Vater, seine erste Bezugsperson. Und dann gab es zum Glück ja auch noch Angela.
»Tim, du hast so viele Spiele. Warum gibst du dein Geld für einen solchen Quatsch aus? In Kürze ist alles überholt, da sind all die Spiele nichts mehr wert. Doch der Hersteller reibt sich die Hände, weil es Dumme wie dich gibt, die immer das Allerneueste haben wollen. Also gut, ich lade dich ein. Aber denk mal über meine Worte nach.«
Das würde er natürlich nicht. Maren war ein Mädchen, die hatte keine Ahnung, aber es war wirklich super von ihr, dass sie ihn einlud. Er wusste auch schon, was er nehmen wollte. Den Schokoladenbecher mit kleinen Schokoladenstückchen drin, mit Schokosauce und obendrauf Sahne und gehackte Mandeln.
»Danke, dass du das Eis für mich bezahlen willst, Maren«, sagte er. Danach blickte er sich noch einmal vorsichtig um.
Von ihrer Mutter gab es keine Spur, also konnten sie davon ausgehen, dass sie ihnen nicht bis zu ›Calamini‹ folgen würde.
Da saßen immer Schüler, manchmal auch Lehrer, herum. Die Mutter mit den bunten Haaren wäre voll peinlich.
Er wollte nicht an die Mama denken, das tat trotz allem nämlich ganz schön weh.
Das Leben mit Mama und Papa, mit Maren, all den Freunden und dem schönen Haus, das war mega gewesen.
Er wollte nicht traurig sein.
»Was für ein Eis nimmst du denn, Maren?«, lenkte er rasch ab.
Maren war auch aufgewühlt, sie wollte sich jetzt nicht umsonst mit einem Eis belohnen.
»Weiß ich nicht, mal sehen.«
»Ich weiß, was ich nehme«, bemerkte Tim.
Maren warf ihrem Bruder einen Seitenblick zu.
»Das weiß ich auch, du nimmst, wie immer, diesen Schokoladenbecher. Kommt der dir nicht langsam zu den Ohren raus? Es stehen so viele Köstlichkeiten auf der Karte. Probier mal etwas anderes aus, Tim.«
Manchmal war Maren komisch.
»Warum soll ich das denn, wenn mir der Schokobecher mega schmeckt?«
Er hätte jetzt am liebsten noch mehr gesagt, doch das ließ er besser bleiben, sonst überlegte Maren es sich nicht anders und lud ihn nicht ein.
*
Nicki meldete sich von sich aus, und ein solch langes Schweigen hatte es noch nie zwischen ihnen gegeben, nicht einmal, wenn sie Krach hatten, was äußerst selten vorkam.
Roberta machte ihrer Freundin keine Vorwürfe, und sie ließ sie erst einmal ausreden. Überrascht war sie allerdings nicht von dem, was Nicki sagte. Sie wiederholte sich.
Neu war allerdings, als sie sagte: »Roberta, ich bin aus allen Wolken gefallen, als sich herausstellte, dass Mathias dieser Graf ist. Warum hat er diese Schmierenkomödie gespielt? Warum hat er nicht die Karten offen auf den Tisch gelegt?«
Es wäre weitergegangen, wenn Roberta sich nicht eingemischt hätte: »Nicki, Graf Hilgenberg war bei mir. Er wollte mit dir reden. Er hat mich auch um deine Anschrift gegeben, die ich ihm natürlich nicht gegeben habe, weil man so etwas nicht tut. Aber ich habe ihm versprochen, dir all das zu erzählen, was er mir gesagt hat, und ich habe ihm versprochen, mit dir zu reden und dich davon zu überzeugen, dass du dich mit ihm aussprechen sollst, wenn …«
Nicki ließ sie nicht СКАЧАТЬ