Eine Reise nach Hawaii. Theodor Kirchhoff
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Название: Eine Reise nach Hawaii

Автор: Theodor Kirchhoff

Издательство: Bookwire

Жанр: Путеводители

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isbn: 9788075838551

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СКАЧАТЬ englische Sprache dort im Verkehr fast ausschließlich gebraucht wird.

      Auffällig sind die vielen Einspänner (cabs), welche die Straßen beleben und die jeden Augenblick vorüberfahren. Die Zahl dieser Droschken beträgt gegen 300 – eine größere Anzahl derartiger Fuhrwerke, als ich je in einem Platze von der Größe von Honolulu irgendwo in der Welt gesehen habe. Die Droschken werden sehr viel benutzt, weil das Gehen wegen der feuchtwarmen Luft hier außerordentlich schnell ermüdet. Nur wenige werden sich besinnen, vom Hafen nach dem Hawaiian Hotel zu fahren, statt den Weg zu Fuß zu machen, eine Entfernung, die man bequem in sieben bis acht Minuten zurücklegt. Selten sieht man in Honolulu jemand schnell gehen, und kommt es mitunter vor, so ist der rüstige Wanderer gewiß ein Fremder, der erst kurze Zeit in der Stadt war.

      Das Fahren in den Droschken verursacht eine nicht unbedeutende Ausgabe. Eine kleine Entfernung kostet allerdings nur 10 Cents, aber es bezahlt selten jemand weniger als ¼ Dollar an den Kutscher. Nach 11 Uhr des Nachts soll doppeltes Fahrgeld berechnet werden, was aber meistens schon um 10 Uhr geschieht. Dabei herrscht die für den Kutscher außerordentlich nette Einrichtung, daß zwei Personen, die in demselben Wagen sitzen, doppelte, drei Personen dreifache Taxe u. s. f. bezahlen müssen. Mache ich eine Spazierfahrt allein, so kostet es z. B. einen Dollar, lade ich einen Freund ein, mitzufahren, so kostet mich das Vergnügen zwei Dollars. Wer einen Besuch macht und spät nach Hause fährt, den kostet das Hin- und Herfahren so viel, als ginge er in New Jork oder in San Francisco in die Oper. Ich will noch erwähnen, daß ein Droschkenkutscher in Honolulu durchschnittlich 8 Dollars, mitunter sogar bis 20 Dollars den Tag einnimmt, und daß diese Rosselenker wohl die am besten gestellten Kutscher in der Welt sind. Mein Leibkutscher, ein rothaariger Irländer, mit dem ich sehr vertraut wurde, erzählte mir, daß er mit Leichtigkeit 100 Dollars den Monat, nach Abzug aller Unkosten und aller Ausgaben für seinen Lebensunterhalt, erübrige.5

      Das Getriebe in den Straßen, besonders am Hafen, am Fischmarkt und dort, wo sich größere Volksmengen zusammenfinden, ist außerordentlich mannigfaltig. Die verschiedenen Volksarten der Inselbewohner treten sofort ins Auge. Alle möglichen Hautschattierungen, von weiß bis zur Schwärze des Ebenholzes sind dort vertreten; Kanaken, Chinesen und Weiße bilden die überwiegende Mehrzahl. Die Kanaken, namentlich die Weiber (Wahinis) unter ihnen, lieben es, sich mit Blumenkränzen und mit Laubgewinden zu behängen, was namentlich beim Abschied vor einer Reise geschieht. Aber auch in den Straßen Honolulus sieht man oft Kanaken, die mit Blumen geschmückt sind. Kränze, in denen weiße und rote Rosen miteinander abwechseln, große Gewinde aus Farnblättern und Epheu, andere Kränze, worin rote, scharlachene, dunkelblaue und strohgelbe wilde Blumen in das grüne Laub geflochten sind, Léis genannt, hängen sich die Frauen gern um Hals und Brust, oder sie tragen Halsschnüre aus kleinen roten und braunen oder aus größeren gelben Beeren. Die Männer schmücken oft ihren Hutrand mit breiten Muschelbändern, worin kleine weiße und braune Muscheln geschickt aneinander gereiht sind, und knüpfen baumwollene rote Bandana-Taschentücher lose um den Hals. Südfrüchte der mannigfachsten Art werden auf offener Straße auf großen Verkaufstischen feilgeboten; in den Schaufenstern gewahrt man allerlei hawaiische Seltenheiten. Die an den Straßenecken stehenden Polizisten sind fast ausschließlich Kanaken.6 Die stattlichen, in dunkelblaue Röcke, weiße Beinkleider und weiße Mützen gekleideten Männer sind die Liebenswürdigkeit selber und grüßen die Fremden oft recht vertraulich. Die Polizeimannschaft, welche den Frieden auf den Inseln aufrecht erhält, ist ungefähr hundert Köpfe stark. »Aloha!« (Alócha), oder »Aloha, nui, loa!« (d. h. ich grüße dich – groß – sehr), den hawaiischen Nationalgruß, vernimmt man oft. Dieselben Worte sieht man häufig auf den Deckeln der Albums, auf Bildern, Fächern, Briefpapier u. s. w., sowie auch in den Wohnungen über der Thür und in den Zimmern in Zusammenstellungen von Moos und Blumen, und sonst noch an vielen anderen Orten. Das Wort Aloha – eigentlich der Frieden – hat eine sehr vielseitige Bedeutung, z. B.: guten Tag, ich danke, ich küsse dich, Liebe, Zueignung, Gruß, Freundschaft und alles was süß ist u. s. w.

      Die Kanakafrauen tragen meistens lose Gewänder aus billigem Baumwollenstoff, Holoku genannt, (nach Art der in Amerika bekannten Mutter-Hubbard-Kleider) und sehen, mit Ausnahme der Blumen- und Epheukränze, durchaus nicht malerisch aus. Hellfarbige Gewänder tragen sie am liebsten, obgleich auch schwarze Kleider bei ihnen keine Seltenheit sind. Das rabenschwarze Haupthaar lassen sie in der Regel frei im Nacken herabfallen. Ihre breiten, sinnlichen Gesichter können auf Schönheit keinen Anspruch machen. Geistig aufgeweckter als die Frauen sehen die meistens bartlosen Männer aus, die auch körperlich kräftig entwickelt sind. Stattlichere Männergestalten als die Kanaken (das Wort Kanake bedeutet ein Mensch), kann kein Volk der Welt aufzeigen.

      Fast so häufig als die Kanaken sieht man in den Straßen Honolulus den arbeitsamen John Chinaman in seiner Nationaltracht, der die Eingeborenen längst wirtschaftlich überflügelt hat, und der sich auch hier von den Weißen, wie überall wo er mit ihnen zusammentrifft, nicht mehr zurückdrängen läßt. Im Königreiche Hawaii haben sich die bezopften Asiaten ganz eingebürgert; ungefähr jeder dritte Mensch in Honolulu ist ein Chinese. Auf den Pflanzungen haben sie sich als Arbeiter beinahe unentbehrlich gemacht, in der Stadt sind sie in fast allen Geschäften vertreten. Chinesische Läden, in denen alles Mögliche feil geboten wird, findet man in jeder Hauptstraße. Es giebt in Honolulu chinesische Möbel- und Teppichhändler, Uhrmacher, Handwerker aller Art u. s. w. Das Waschgeschäft ist selbstverständlich ganz in ihren Händen. Im Hawaiian Hotel sind sämtliche Aufwärter und Köche Chinesen; sogar in der »Office« hat ein Zopfträger die Oberleitung. In der »Chinesenstadt«, dem eigentlichen Mongolenquartier, das einen ansehnlichen Stadtteil bildet, sieht es merkwürdigerweise ziemlich reinlich aus. Die Ursache davon ist der Umstand, daß jenes Stadtviertel vor einigen Jahren (18. April 1886) fast ganz niederbrannte, und weil dort alles seit dem Wiederaufbau noch ziemlich neu ist. Auch sind die Straßen dort breiter, als z. B. in der Chinesenstadt in San Francisco, so daß sich der Schmutz nicht in ihnen anzusammeln vermag. Sonst ist die Chinesenstadt in Honolulu ein genaues Ebenbild von der in San Francisco.

      Eine sehr angenehme Unterhaltung gewähren in Honolulu die Konzerte der auch auswärts durch ihren Besuch in San Francisco berühmt gewordenen Royal Hawaiian Band, die jeden Sonnabend Nachmittag und sonst bei festlichen Gelegenheiten in Queen Emma's Square stattfinden. Alle Klassen der Bevölkerung finden sich dort zusammen, mit Ausnahme der Mongolen, denen die Musik der Weißen und ihrer Zöglinge, der Kanaken, ein Greuel ist. In dem kleinen, mit tropischen Bäumen bewachsenen Park sitzen Männer und Frauen aller Hautschattierungen friedlich auf den Bänken neben einander, oder spazieren dort auf und ab. Braune, schwarze und weiße Kinder jagen sich auf den Rasenplätzen und zwischen den Bäumen hin und her. Draußen vor der Einfriedigung halten die Privatfuhrwerke der wohlhabenderen Weißen. Damen und Herren der feinen Welt sitzen dort stundenlang auf den weichen Polstern in ihren Wagen und lauschen den Klängen des Orchesters. Einspänner, mit Fremden darin, rollen schnell vorbei, Reiter und Reiterinnen jagen, oft im wilden Galopp, die Straße entlang. Die Kanakafrauen sitzen nach Art der Männer hoch zu Roß. Um den Gürtel haben sie eine breite rote oder gelbe Schärpe gewunden, das lange bunte Gewand hängt rechts und links fast bis auf die Hufe der Pferde herab und weht beim schnellen Ritt wie eine Doppelfahne, die über den Schweif des Rosses hinausreicht, malerisch hinterher. Kunstreiterinnen ähnlich sitzen diese braunen Frauen und Mädchen, mit fliegendem schwarzen Haupthaar, wie aus Erz gegossen fest im Sattel auf ihren wilden Rennern.

      Inmitten des kleinen Stadtparks spielt in einem offenen Pavillon das Musikchor von 33 weiß gekleideten Kanaken, welche der Berliner Kapellmeister Herr Berger vortrefflich eingeschult hat. Es ertönen deutsche, amerikanische und andere Musikstücke; mitunter erklingen in Solo und Chor hawaiische, deutsche oder amerikanische Nationallieder. »Die Wacht am Rhein«, dort unter Palmen ertönend, machte auf mich einen eigentümlichen Eindruck. Prasselt dann ganz unerwartet einer von den in Honolulu im Winter sich nicht selten plötzlich einstellenden tropischen Regenschauern durch das Grün, so löst sich die Zuhörergesellschaft hastig auf, und Herr Berger ist gezwungen die in den Tagesblättern angezeigten Musikstücke ohne ein bewunderndes Publikum zu Ende spielen zu lassen.

      3. СКАЧАТЬ