Eine Reise nach Hawaii. Theodor Kirchhoff
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Eine Reise nach Hawaii - Theodor Kirchhoff страница 2

Название: Eine Reise nach Hawaii

Автор: Theodor Kirchhoff

Издательство: Bookwire

Жанр: Путеводители

Серия:

isbn: 9788075838551

isbn:

СКАЧАТЬ vergönnt ist über die Meere zu wandern und den Glanz fremder Zonen zu schauen, wurden diese Blätter geschrieben. Sie erbitten sich als Wegweiser nach einem der schönsten, noch wenig bekannten Erdenflecke einen wohlwollenden Empfang.

      Montreux, im Mai 1890.

      Theodor Kirchhoff

      Erstes Kapitel.

       Inhaltsverzeichnis

      Mit dem Dampfer Australia von San Francisco nach Honolulu. – Die »Oceanic«-Dampfschiffslinie. – Trennung von der civilisierten Welt. – Ein einsames Meer. – Der Mühlenteich. – Tropische Lüfte. – Privatstühle auf dem Verdeck. – Die Hospitalabgabe. – Die Insel Oahu. – Koko Head und Diamond Head. – Ankunft in Honolulu.

      Am 7. Dezember 1887 fuhr ich auf dem stattlichen Dampfer Australia durch das goldene Thor hinaus in den großen westlichen Ocean, um dem Reiche Kalakauas einen Besuch abzustatten. Seit vielen Jahren hatte ich mich nach dieser Reise gesehnt. Ich empfand es als eine gerechte Anklage, daß mir, einem alten Californier, der fast jeden Winkel der gesegneten Küstenländer am Stillen Meere, von Panamá bis nach British Columbia, wiederholt besucht hatte, das »Paradies des Pacific«, welches doch eigentlich zu uns gehören sollte, nur ein geographischer Begriff geblieben sei. Drüben im Westen, nur etwa 2000 Seemeilen entfernt, lag der größte thätige Vulkan der Erde mit seinem blutroten tobenden Lavasee; Palmen, Tropenhaine, Zuckerpflanzungen, dunkeläugige Kanakamädchen, einen kaffeebraunen König, Aussätzige u.s.w. gab es dort zu sehn; liebenswürdige Landsleute, die in Honolulu und auf den »Inseln« wie Gott in Frankreich lebten, hatten mich schon öfters zu Besuch eingeladen. In der That, es war eine Schande, daß ich, dem durchaus nichts im Wege stand, die Welt nach Herzenslust zu durchstreifen, erst jetzt diese für meine Begriffe sehr kleine Reise unternahm. Aber so ist der Mensch! Das, was ihm am nächsten liegt, beachtet er am wenigsten, wie es z. B. Tausende in San Francisco giebt, denen die Naturwunder Kaliforniens nur aus Bildern und aus Anzeigen der Eisenbahngesellschaften bekannt geworden sind.

      Der eiserne Schraubendampfer Australia, ein Schiff von 1715 Tonnen Gehalt, ist der sogenannte »local steamer« zwischen San Francisco und Honolulu, der jeden Monat einmal die Verbindung zwischen jenen Plätzen herstellt, während seine ebenfalls in Honolulu anlegenden Schwesterschiffe Zealandia, Alameda und Mariposa über Samoa und Aukland bis nach Sydney fahren. Die im Jahre 1875 am Clyde gebaute Australia, welche zur Zeit meiner Reise unter hawaiischer Flagge fuhr, jetzt aber das Sternenbanner trägt, gehört wie die anderen vorhin genannten Dampfschiffe dem berühmten californischen Zuckerkönige Claus Spreckels. Mitunter berühren die chinesischen Dampfer Honolulu, und sogenannte »tramp steamers« (Dampfschiffe, die keine bestimmte Linie innehalten) laufen dort ab und zu an. Auch werden Postsachen und Reisende gelegentlich von den Zucker-Schonern befördert. Die regelmäßige Verbindung zwischen San Francisco und den Sandwichinseln beschränkt sich aber auf die oben genannten vier Dampfer. Eine Fahrkarte, die Beköstigung eingeschlossen, von San Francisco nach Honolulu und zurück, gültig für drei Monate, kostet in der ersten Kajüte 125 Dollars.

      Als wir in die endlose Weite des Oceans hinausfuhren, regte sich in mir ein berechtigtes Gefühl der Unzufriedenheit, weil ich zwei oder gar drei Wochen lang (bis der nächste Dampfer von San Francisco in Honolulu anlangen würde) die übliche Morgenzeitung mit Nachrichten aus aller Herren Ländern beim Frühkaffee entbehren mußte. Was konnte nicht alles während dieser Zeit auf unserem Planeten vorfallen? Es ist gewiß keine Kleinigkeit, vierzehn Tage lang darüber im Unklaren zu bleiben, ob der neue Weltkrieg zuerst in Bulgarien oder in der Champagne ausbrechen wird. Alle meine herrlichen Schlachtpläne mußten dabei vollständig wertlos werden! Sehr vernünftig verfuhr ein vor Jahren in Reykjavik in Island wohnender Deutscher, wo damals nur ein einziger Dampfer in zwölf Monaten aus Kopenhagen eintraf. Unser Landsmann erhielt bei dieser Gelegenheit jedesmal den ganzen letzten Jahrgang der Kölnischen Zeitung und las jeden Morgen beim Kaffee oder Isländischen Thee allemal die dem Datum entsprechende vorjährige Nummer der Kölnischen – war also genau ein Jahr in der Tagesgeschichte zurück. Auf der Australia gab es nur Frank Leslies'- und Harper's Wochenblatt zu lesen, deren neueste Nachrichten und nicht gerade Rafaelische Bilder mir nicht einmal den vorjährigen Jahrgang der Kölnischen zu ersetzen vermochten. Nur die jenen Blättern angehefteten Vulkan-Anzeigen fesselten mich durch ihren mir ganz neuen Inhalt.

      Die Dampferfahrt war recht einförmig. Nicht ein bischen Seekrankheit stellte sich bei mir ein, um die Langeweile zu vertreiben, obgleich sich die Australia durchaus nicht immer im Gleichgewicht über die Wogenhügel dahin bewegte. Stürme, die mitunter auch das Stille Meer gewaltig aufrütteln, ereigneten sich während unserer Reise gar keine. Ich sehnte mich ordentlich nach einer luftigen Brise; aber der alte Okeanos stand damals mit Boreas und seinen Genossen augenscheinlich auf dem besten Fuß und wurde von diesen gar nicht in seinem Schlafe gestört. Das tierische Leben beschränkte sich auf einige große Seevögel mit langen scharfzugespitzten schwarzen Flügeln, von der Schiffsmannschaft Molly Hawks genannt, die uns unermüdet tagaus, tagein auf unserer Reise begleiteten. Wie diese Vögel es möglich machten, ohne wahrzunehmenden Flügelschlag halbstundenlang hin und her zu kreisen, in der Luft auf und ab zu steigen und oft dicht über die Wogen hinzugleiten, blieb mir lange Zeit ein Rätsel. Ein mitreisender irischer Naturforscher belehrte mich endlich zu meiner Freude, indem er mir mitteilte, daß sich die Molly Hawks lediglich durch ihren Geisteswillen (power of mind) fortbewegen. Welch eine Aussicht für zukünftige Reisende, wenn diese bei erstarktem Willen auf ihrem Koffer durch die Luft von San Francisco nach Honolulu reiten können, und das leidige Fahrgeld von 125 Dollars alsdann ein überwundener Standpunkt sein wird! Daß ich zu früh auf die Welt gekommen war, mußte ich bei diesem Gedanken schmerzlich empfinden. – Der Ocean zeigte so wenige Bewohner wie das Luftmeer. Walfische, nach denen wir oft ausschauten, bekamen wir gar keine zu Gesicht, kein Hai ließ sich blicken, und nur einmal erfreute uns eine Schar lustiger Delphine durch ihre unnachahmlichen Purzelbäume. Nie sah ich eine einsamere See. Ein einziges Segelschiff zog während unserer Reise in weiter Ferne an uns vorüber.

      Sechshundert Seemeilen vom goldenen Thor gelangten wir in den sogenannten Mühlenteich (mill pond), der sich bis in die Nähe der Sandwichinseln erstreckt. Die See wird dort nur selten von Winden aufgeregt und liegt fast bewegungslos da; daher der Name. Die Witterung wurde jetzt merklich wärmer, das Meer nahm eine tiefblaue Färbung an. Als wir uns dem Wendekreise des Krebses näherten, kamen leichte Sommerkleider zum Vorschein, viele Mitreisende, namentlich Damen, die ich bis jetzt noch nicht gesehen hatte, erschienen auf dem Verdeck mit abgehärmten Gesichtszügen und suchten ihre Stühle. Viele Reisende auf diesen Dampfern pflegen nämlich ihren eigenen Stuhl mitzunehmen, weil solche außerhalb der Kajüten nicht vorhanden sind. Die verschiedenen Sorten von Klappstühlen, Hängestühlen, Schlafstühlen, Ausziehstühlen u.s.w., welche man auf diesen Schiffen zu sehen bekommt, würden einen Möbelhändler in Entzücken versetzen. Die wunderbarsten Stühle sind allemal das Eigentum eines Engländers und kommen aus der Werkstatt eines Yankees. Jeder reisende John Bull schleppt seinen eigenen Stuhl von einem Ende der Erde nach dem anderen mit sich. Wehe dem, der sich unberufen auf einem solchen Privatstuhl niederläßt. Mit den Worten »if you please, Sir!« wird ihm bald seine Stuhlarmut klar gemacht, und der rechtmäßige Eigentümer läßt sich auf dem bequemen Sessel nieder, in welchem jener eben noch mit sinnigen Betrachtungen auf das unendliche Meer hinausschaute, oder sich in einen Räuberroman vertieft hatte. Daß die Engländer die seltsamsten Reiseanzüge tragen, wird jedem, der aus seinen heimischen vier Wänden einmal herausgekommen ist, nichts Neues sein. Aber praktisch sind unsere Vettern aus Altengland immer, sei es frühmorgens, wenn sie in weißen Flanellanzügen mit dem Riesenschwamm in der Hand ins Bad gehn, sei es bei Tage, wenn sie ihre karierten Joppen, ihre Pumphosen und Troddelmützen zur Schau tragen.

      Das Verdeck war jetzt stets voll von Reisenden beiderlei Geschlechts, die entweder spazieren gingen oder Romane lasen, СКАЧАТЬ