Eine Reise nach Hawaii. Theodor Kirchhoff
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Название: Eine Reise nach Hawaii

Автор: Theodor Kirchhoff

Издательство: Bookwire

Жанр: Путеводители

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isbn: 9788075838551

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СКАЧАТЬ einführen, oder ihm ihre Gastfreundschaft anbieten. Scheint seine Bekanntschaft wünschenswert zu sein, so kann er sich auch heute noch gewiß nicht über einen kalten Empfang beklagen.

      Das nach amerikanischem Vorbild eingerichtete und geleitete Hawaiian Hotel, ein ansehnliches von zwei übereinander liegenden breiten Verandas umgebenes Gebäude aus »Concrete« (durch Cement verkittete zerschlagene Lava- und Korallensteine), ist das Hauptquartier aller Fremden, welche Honolulu besuchen. Da die Unsitte der Trinkgelder noch nicht nach Hawaii gedrungen ist, so kann man den Preis von drei Dollars den Tag für Wohnung und Beköstigung nebst freien Bädern in diesem vorzüglichen Gasthof nicht hoch nennen. Bei Tisch werden meistens californische Weine getrunken. In der Vorhalle hängen große blutrote Vulkanbilder, Landkarten der Inseln, Photographien hawaiischer Naturschönheiten u. s. w. Die Landkarten werden oft von Reisenden beschaut, die ihre geographischen Kenntnisse bereichern wollen, während die blutigen Vulkanbilder an Dantes Hölle erinnern. Im untern Raum des Gasthauses befinden sich kleine Spielzimmer, ein großer Billardsaal und ein prächtiger, ganz nach amerikanischem Muster eingerichteter Trinkstand (bar). Zu jeder Stunde des Tages und bis spät in die Nacht hinein findet man dort durstige Seelen und eifrige Spieler, welche sich bemühen, die Zeit auf anständige Weise tot zu schlagen. Abends ist in jenen Räumen oft ein dichtes Gedränge. Da man hier, wie allerwärts auf den Inseln, wo die gerichtliche Erlaubnis für den Ausschank (license) 1000 Dollars das Jahr beträgt, nicht für weniger als ¼ Dollar seinen Durst zu löschen vermag, (selbst ein kleines Glas Bier macht keine Ausnahme!) so regnet es an der »Bar«, die eine förmliche Silbermine ist, von größeren Silbermünzen – hawaiisches oder amerikanisches Geld. Kein Gentleman wird so knauserig sein, wenn er sich in dem riesigen, von vergoldetem Schnitzwerk und Säulen überreich eingefaßten Spiegel betrachtet, ohne Mittrinker ein Labsal hinter die Binde zu gießen. Das unter den Inselbewohnern arg eingerissene Traktieren würde jeder californischen Minenstadt zur Ehre gereichen.

      Die Aussicht von einer der vorderen Verandas des Gasthauses ist außerordentlich malerisch. Tamarinden, Pfefferbäume, Bananen, Palmen und Mangos, eine große mit Schoten behängte Algeroba (Johannisbrotbaum) und fremdartiges Strauchwerk bilden ganz in der Nähe einen reizenden Park, aus welchem munteres Vogelgezwitscher erschallt. Daneben befindet sich ein vielbesuchter Rasenplatz für Lawn-Tennis-Spieler. Jenseits des Gartens liegt eine hohe, weißgetünchte Steinmauer, die den Raum einschließt, auf welchem der Königspalast steht. Eine Anzahl niedlicher Häuschen, die zum Gasthof gehören, liegen in der Nähe desselben. Von den Verandas an der Rückseite des Gebäudes gewahrt man in nicht weiter Entfernung die nackten, steilen Abhänge des alten Punch-Bowl-Kraters, hinter demselben eine meistens mit Wolken bedeckte und oft mit einem Regenbogen geschmückte vielgipflige Bergkette, den 2013 Fuß hohen Tantalus (Puu Ohia) und den 2447 Fuß hohen Olympus oberhalb des Manoathales. Im Vordergrunde des Bildes prangt ein reicher tropischer Pflanzenwuchs. Herrlich ist die Rundschau aus einem oben auf dem Gebäude stehenden kleinen Glashause (cupola). Zu Füßen liegt die Stadt, wie in einem Park, und ringsum breiten sich das Gebirge, malerische grüne Triften und Thäler, Landsitze, der Hafen und das blaue Meer aus.

      Auf einer der breiten Verandas zur Zeit der Passatwinde in einem bequemen Schaukelstuhl zu sitzen, den blauen Rauch einer echten Habana emporzuringeln, sich von den weichen Lüften fächeln zu lassen, in die fremdartige Umgebung hinauszuschauen und die Insassen der jeden Augenblick anlangenden oder abfahrenden hübschen Einspänner zu mustern, ist ein beneidenswerter Zeitvertreib. Und wenn bei allen diesen Genüssen noch die Tonflut des trefflichen hawaiischen Orchesters von Queen Emma's Square herüberschallt, wenn vielleicht des Abends eine Tanzgesellschaft sich im Gasthause versammelt hat, die vielen großen bunten Papierlaternen reihenweise an den Verandas hängen, die elektrischen Glühlampen an den Säulen und zwischen dem Laub der Bäume und in den bunten und roten Blättern der Sträucher im tropischen Park glänzen, wenn Honolulus bräunliche und weiße Schönen – wahre junonische Gestalten! – in leichten hellen Gewändern und geschmückt mit den prächtigsten Rosen, sich einstellen, das braune niedere Volk, auf den Kieswegen dicht geschart, der Freude zuschaut, der König selber in bürgerlicher Kleidung erscheint, die Fremden sich vorstellen läßt und mit ihnen plaudert, so befindet man sich dort wie in einer neuen Welt.

      Honolulu ist während der Tageszeit ein sehr lebendiger Ort. Der Verkehr beginnt aber erst nach neun Uhr morgens, da die Kaufleute hier selten zu einer früheren Stunde ihre Geschäftshäuser und Läden öffnen. Die Hauptstraßen sind den Tag über voll von Fuhrwerken und Menschen. Nach Dunkelwerden dagegen wähnt man bei der schlechten Straßenbeleuchtung, namentlich in den Seitengassen, wo die Häuser sehr zerstreut stehn, sich in einer weitläufig gebauten Vorstadt zu befinden. Sonntags herrscht in Honolulu die Stille des Kirchhofs. Die vielen Schänken und alle Geschäftshäuser sind geschlossen; nur die Kirchen erfreuen sich eines lebhaften Besuchs. Die »Bar« im Hawaiian Hotel ist am Tage des Herrn nur durch ein niedriges viereckiges Loch vom Keller aus zu erreichen, da die dorthin führenden Thüren sonntags alle verriegelt sind. Die Geschäftsstraßen und viele Nebenstraßen in der inneren Stadt sind schmal und auch nicht immer nach dem Lineal ausgelegt. Die neuen, außerhalb des Geschäftsteils liegenden Straßen, an denen die Wohnhäuser stehn, sind dagegen breit und gerade. Es befinden sich in der Stadt große Lagerhäuser und Kaufläden, eine Eisengießerei, mehrere Maschinenwerkstätten, Holzhöfe, zwei Banken, zahlreiche Kirchen und Schulen und stattliche Regierungsgebäude.

      Die Bauart der Häuser an den Geschäftsstraßen ist ganz amerikanisch. Die vornehmeren Wohnhäuser sind im Villenstil erbaut, und fast alle aus Holz. Beim Bau der Geschäftshäuser, Kirchen und öffentlichen Gebäude haben Ziegel, Korallen- und Lavasteine vielfach Verwendung gefunden. Das Holz wird vom Puget Sund und aus Oregon und Kalifornien eingeführt, die Ziegel werden in San Francisco angefertigt, weil es auf den Sandwichinseln keinen dafür passenden Lehmboden giebt. Die alten Grashütten der Eingeborenen sieht man heute nur noch in entlegenen Plätzen auf dem Lande. Sie werden auch von dort durch die billig herzustellenden Holzhäuser schnell verdrängt.

      Durch den Zollvertrag zwischen den Vereinigten Staaten und dem Königreiche Hawaii sind die Handelsbeziehungen des letzteren Reiches zu Amerika derartige geworden, daß man die Sandwichinseln heute, fast eine amerikanische Kolonie nennen kann. Aber jener Gegenseitigkeitsvertrag (reciprocity treaty), der 1876 geschlossen wurde, hat Hawaii weitaus den größten Vorteil gebracht. Man hat berechnet, daß dieses bis zum Jahre 1888 allein an Zoll für Rohprodukte 22 Millionen Dollars gespart hat. Dagegen erwarben die Vereinigten Staaten, und zwar vorwiegend San Francisco, den Löwenanteil am Einfuhrgeschäft. Fast die Hälfte aller Manufakturwaren, Kleidungsstücke u. s. w. und Massen von californischen Lebensmitteln werden von dort bezogen.3 Auf den Sandwichinseln zeigt sich infolge der günstigen Handelslage ein großartiger Aufschwung. Eisenbahnen, Telegraphen, Telephone, gute Straßen, Wasserwerke, neue Bauten, elektrische Beleuchtung u. s. w. werden in Menge angelegt. Die Schiffahrt hat sich fast verdoppelt.4

      Als Ersatz für die dem Königreiche Hawaii gleichsam geschenkten Millionen ist der Einfluß der Vereinigten Staaten dort fast maßgebend geworden. Überall stehn die Amerikaner voran. In Regierungsangelegenheiten, im Handel, im bürgerlichen Verkehr u. s. w. geben sie den Ton an. In Honolulu zeigt sich dies ganz auffallend, und es ist dort fast alles nach californischem Vorbild zugeschnitten. Das Silbergeld ist amerikanisches oder gleichwertiges hawaiisches, das in San Francisco genau nach dem Münzfuß der Vereinigten Staaten geprägt wurde. Man rechnet wie in Kalifornien nach »Bit« (= 12 ½ Cents). Für die Weißen ist ein 2 Bit-Stück (¼ Dollar – ungefähr 1 Mark) eigentlich die kleinste gangbare Münze. Unter den Kanaken dagegen bilden 10 Cents Silberstücke (Dimes) und 5 Cents Nickels das übliche Kleingeld. Die Goldmünzen sind ausschließlich amerikanische; »Greenbacks« (Papiergeld der Vereinigten Staaten) haben in Honolulu Goldwert wie in Amerika.

      Die Freimaurer und Odd Fellows besitzen in Honolulu ihre Logen, es giebt dort eine ansehnliche freie Bibliothek mit Lesezimmer, wo die besten englischen und amerikanischen Zeitungen und Monatsschriften ausliegen, sogar ein Gebäude der young men's Christian Association befindet sich in der Stadt, geradeso wie in San Francisco oder in einem größeren californischen Platze. Die СКАЧАТЬ