DECEMBER PARK. Ronald Malfi
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Название: DECEMBER PARK

Автор: Ronald Malfi

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958350335

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СКАЧАТЬ Gedanken darüber. Ich wusste auch nicht, ob mein Vater in seinem Job gut war oder nicht (obwohl ich davon ausging, dass er es war), wie er sich bei seiner Arbeit fühlte oder wie lange er vorhatte, sie noch auszuüben. Ich wusste noch nicht einmal, ob er schon jemals einen Menschen erschossen hatte. Ich fragte ihn nie danach und auch redete er von sich aus nicht darüber. Bis zu einem gewissen Grad hatte er mit Charles immer darüber gesprochen, aber das war zu einer anderen Zeit in seinem Leben gewesen.

      Nachdem der Tisch abgeräumt war und sich meine Großeltern zum Fernsehen ins Wohnzimmer zurückzogen, blieb mein Vater noch am Tisch sitzen, nippte an einem Glas Rotwein und starrte abwesend aus dem Fenster. Ich füllte ihm Wein nach und wollte gerade die Flasche in den Küchenschrank zurückstellen, als er mich fragte: »War das deine erste Schlägerei?«

      Einen Moment lang wusste ich nicht, wovon er sprach. Er hatte mich, wie so oft, eiskalt erwischt, als ich nicht darauf gefasst war. Es hätte nicht viel genützt, zu versuchen, ihn von der Geschichte über den scharfen Ball, den ich angeblich mit dem Gesicht gefangen hatte, zu überzeugen. »Ähm, ja, war es wohl. Wieso weißt du das?«

      »Glaubst du, ich war nie fünfzehn?«

      »Ich wollte einfach nicht darüber reden«, verteidigte ich mich schwach.

      »Wer war es?«

      »Ein paar Typen aus der Schule.«

       »Typen? Mehr als einer?«

      »Nun, nur einer von ihnen hat mich geschlagen.« Ich hatte nicht vor, im Detail darauf einzugehen, wie zwei von Keeners Freunden meine Arme festgehalten hatten, während Keener mich mit seinen Fäusten bearbeitet hatte.

      »Hat der Kerl angefangen?«

      »Ja.«

      Er lächelte mit nur einem Mundwinkel. »Hast du es zu Ende gebracht?«

      Ich konnte nicht umhin, auch ein wenig zu lächeln. »So ähnlich.«

      »Weißt du noch, wie ich dir und deinem Bruder das Kämpfen beigebracht habe?«

       »Klar«, antwortete ich. Er hatte Boxhandschuhe aus der Polizeisporthalle mit nach Hause gebracht und uns die Grundlagen der Selbstverteidigung beigebracht. Fangt niemals eine Prügelei an, hatte er uns eindringlich belehrt, aber lasst auch niemals zu, dass jemand Hand an euch legt. Ihr müsst wissen, wie man sich selbst schützt.

      Mein Vater betrachtete das Weinglas in seiner Hand, dann starrte er aus dem Fenster.

      Es wurde gerade erst allmählich dunkel und ich konnte Gruppen verkleideter Kinder sehen, die von Haus zu Haus gingen. Ihre Beutel aus Kissenbezügen prallvoll mit Süßigkeiten gefüllt, marschierten sie im Licht der Dämmerung die hohen Gehsteige entlang. In gewissem Abstand folgten ihnen Minivans, in denen die Eltern saßen, die in diesem Jahr besondere Vorsicht walten ließen.

      »Grandma meinte, ich solle nach nebenan gehen und den Nachbarn Kekse bringen«, räumte ich ein.

      »Klingt gut«, erwiderte mein Vater, den Blick immer noch aus dem Fenster gerichtet.

      Wenige Minuten später zog ich mir meine Jacke über und machte mich mit einem Teller Haferflocken-Rosinen-Kekse, den ich in einer Hand balancierte, nach nebenan auf. Der Umzugswagen war irgendwann um die Abendessenszeit herum wieder gefahren und das ganze Haus war abermals totenstill. Selbst die umherziehenden Kinder machten aus irgendeiner Motivation heraus einen Bogen um das Haus, obwohl es vermutlich vielmehr daran lag, dass es noch immer unbewohnt aussah.

      Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte ich, ob ich das Ganze nur geträumt hatte – den Umzugswagen und die Möbelpacker, die Schachteln voller Comichefte und das Unwirklichste an der ganzen Sache: dieses bleiche Mondgesicht in einem der oberen Fenster.

      Ich stieg die Stufen der Veranda hinauf und klopfte an die Tür. Dann lugte ich durch das schmale Fenster, das an der linken Seite der Tür nach unten verlief, konnte aber nichts außer dunklen, eckigen Umrissen erkennen. Im Haus brannte kein Licht. Ich klopfte ein zweites Mal und wartete. Weiter die Straße hinunter bellte der Rottweiler der Wilbers zwei kleine Kinder an, die sich als Aladdin und Jasmin verkleidet hatten.

      Gerade als ich wieder gehen wollte, öffnete sich plötzlich die Haustür einen Spalt. Eine Frau undefinierbaren Alters stand dahinter. Auf ihrem Gesicht lag ein Ausdruck von beinahe schon an Feindseligkeit grenzendem Misstrauen.

      »Hallo«, grüßte ich unverzüglich, fast roboterartig. »Ich bin Angelo Mazzone. Ich wohne nebenan. Bitte.« Ich präsentierte ihr den Teller mit den Keksen. »Die hat meine Großmutter für Sie gebacken.«

      Die Frau zog die Tür unter quietschenden Angeln ein paar Zentimeter weiter auf. Sie war hager, und lockige Strähnen umrahmten ihr Gesicht. Sie trug keinerlei Make-up und hatte sehr schmale Lippen. Ihre Augen wären hübsch gewesen, hätte sie nicht gar so einen harten Gesichtsausdruck aufgesetzt. Ich nahm an, dass sie wahrscheinlich älter aussah, als sie eigentlich war.

      Sie griff nach dem Teller mit den Keksen.

       Ich überließ ihn ihr und dachte: Auf keinen Fall bekommt sie diesen Teller durch die Türöffnung. Sie muss weiter aufmachen. Der Gedanke lief mir wie kaltes Wasser den Rücken hinunter; aus irgendeinem unerklärlichen Grund wollte ich nicht, dass sie die Tür auch nur ein Stück weiter öffnete.

      »Das ist aber nett«, bedankte sich die Frau. Mit ihrer leisen, schüchternen Stimme klang sie wie ein Eichhörnchen. Die Tür quietschte erneut, als sie weiter aufmachte. Hinter der Frau bemerkte ich stapelweise Kartons und Möbel, die mit gespensterhaften weißen Laken abgedeckt waren. »Bitte komm doch herein.«

      Ich wollte nein sagen, doch meine Füße trugen mich bereits über die Türschwelle, bevor ich überhaupt wusste, was ich tat. Als sie die Tür hinter mir schloss, fühlte es sich genauso an, als hätte sie mich in einer Gruft eingesperrt.

      »Ich bin Doreen Gardiner.«

      »Hi.«

      »Tolle Bemalung.«

      Ich gab einen Laut von mir, der entfernt wie »Hä?« geklungen haben musste, bevor mir klar wurde, dass sie auf mein blaues Auge und meine gerissene Lippe anspielte. »Danke«, erwiderte ich und ließ sie in dem Glauben, es sei Teil einer Halloween-Verkleidung. Vielleicht hatte Scott gar nicht so Unrecht gehabt und ich hätte mir die alten Boxhandschuhe meines Vaters um den Hals hängen sollen.

      »Möchtest du hier kurz warten, während ich Adrian Bescheid sage?«

      »Klar, warum nicht.«

      »Nimm doch dort drinnen Platz, während ich ihn hole.«

       Das Pronomen ihn verdutzte mich. Die einzigen Adrians, die ich bisher gekannt hatte, waren Mädchen gewesen.

       Doreen Gardiner winkte mich zu einem angrenzenden Zimmer, das den Dunbars, als sie hier noch gewohnt hatten, als eine Art Salon mit Plüschsesseln und einem extravaganten, mit durchsichtiger Plastikfolie bedeckten Zweiersofa, gedient hatte. Der Raum war kaum noch wiederzuerkennen. Es gab keine Stühle, also setzte ich mich auf einen mit Bücher beschrifteten Karton und sah Doreen Gardiner zu, wie sie die Treppe in den ersten Stock hinaufstieg. Sie hatte einen humpelnden Gang, wie jemand, der an Osteoporose litt, obwohl sie unmöglich älter als fünfundvierzig hatte sein können, vielleicht sogar jünger.

      Ich sah mich im Zimmer um. Die Wände waren karg und abgewetzt, СКАЧАТЬ