DECEMBER PARK. Ronald Malfi
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Название: DECEMBER PARK

Автор: Ronald Malfi

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958350335

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СКАЧАТЬ lachte wie ein Irrer.

      Ich öffnete meine Augen. Die Welt brandete vor und zurück. Tränen trockneten auf meinem Gesicht. Es hätte auch Blut sein können.

      »Na, wie fühlt sich das an, du schwuler Polizeispitzel?«, tönte Keener gehässig. »Wie gefällt dir diese gemeinnützige Arbeit?«

      »Feiges Arschloch«, spuckte ich.

      Das Lachen in Keeners Gesicht erstarb. »Du hast echt keinen Peil, wann es verdammt noch mal an der Zeit ist, die Fresse zu halten, oder Arschloch?«

      Scheinwerferlicht kam um die Kurve an der Kreuzung von Haven und Worth. Alle außer Ottawa, der nicht in der Lage zu sein schien, seine Augen von mir abzuwenden, wandten sich der Lichtquelle zu.

      Ich sah meine Chance und ergriff sie: Ich erhob ein Knie, schwang es nach vorne – und wieder zurück.

      »Er …«, setzte Ottawa noch an, doch es war schon zu spät.

      Ich platzierte meinen Sneaker direkt auf Nances Kniescheibe und spürte, wie etwas schnappte. Ein Geräusch, als ließe jemand ein Gummiband schnalzen, durchschnitt die plötzliche Stille. Nances Hände ließen von meinem Unterarm ab, dann entfuhr ihm ein gequältes Heulen und er brach wie ein unförmiger Haufen auf dem Asphalt zusammen.

      Ich hielt mich nicht lange auf und brachte mich wieder auf die Füße. Ich hielt geradewegs auf den Wald zu, aber schon nach zwei Schritten wurde ich ruckartig zurückgerissen und zu Boden geworfen. Etwas zog sich um meinen Hals zu. Ich hörte, wie etwas zerriss – es stellte sich heraus, dass es die Kapuze meines Pullis war – und sah Sallis mit einem verdutzten Ausdruck der Qual in seinem blassen Gesicht neben mir zu Boden stolpern. Er stürzte hart und sein Kinn prallte vom Asphalt zurück. Dann wurde sein Körper schlaff.

      Ich sprang auf die Füße und preschte durch die undurchsichtige Dunkelheit des Waldes, mein Atmen ein rhythmisches, raues Rasseln in der Kehle. Ich schnappte aus der Ferne auf, wie Keener und seine Freunde einander anbrüllten, um sich wieder zu sammeln. Sekundenbruchteile später krachten ihre donnernden Schritte durch das Unterholz hinter mir her.

      Durch die Verfolgung wie zu neuer Kraft gelangt, kämpfte ich mich schneller durch die Bäume. Ich stieß auf den Schotterpfad, den ich an jenem Abend auf meinem Weg zu den Shallows mit dem Rad entlanggefahren war, und rannte, was meine Beine hergaben. Als aber die Rufe und Schritte meiner Verfolger immer lauter wurden, kam mir in den Sinn, dass ich auf dem Trampelpfad ein leichtes Ziel abgeben würde, also tauchte ich wieder im Wald unter.

      »Da!«, hörte ich jemanden hinter mir rufen. »Er haut durch die Bäume ab!«

      Ich lief weiter, ohne einen Blick zurück zu wagen. Durch das verworrene Geflecht aus Zweigen und Ästen konnte ich das Glimmen gelber Lichter ausmachen, das in den Fenstern der Häuser in der nächstgelegenen Straße tanzte – der Worth Street, wo ich wohnte. Ich konnte sogar das Glockenspiel im Wind klingeln hören, das auf der hinteren Veranda der Mathersons hing.

      Etwas Hartes traf mich am unteren Rücken, und etwas knallte gegen meinen linken Ellenbogen und ließ meine Nerven durch den gesamten Unterarm elektrisieren. Ein drittes Objekt surrte an meinem Kopf vorbei und selbst in meiner Blindheit hier im Wald konnte ich erkennen, dass es ein großer Stein war. Diese Bastarde bewarfen mich mit Steinbrocken.

      Keeners Freunde riefen laut und ihre Schritte stürzten schwer durch das Unterholz. Sie gaben die undeutlichen, groben Geräusche großer, dummer Säugetiere von sich. Ich konnte hören, wie am entfernten Ende der Straße Keeners Pick-up knurrend startete und sich mit quietschenden Reifen in Bewegung setzte. Ich konnte die Scheinwerfer des Wagens parallel zu meiner Position die Straße entlang leuchten sehen. Er hatte vor, mich vor der Worth Street zu überholen und mich dann zu erwischen, wenn ich hinter dem Haus der Mathersons aus dem Wald kam.

      Ich drehte im scharfen Haken nach rechts ab und machte einen Satz über einen umgefallenen Baumstamm hinweg. Die Lichter an der Rückseite des Matherson-Hauses wurden abrupt von einer Gruppe Kiefern verdeckt.

      »Da! Da!«, brüllte jemand, und die Stimme war so dicht hinter mir, dass es mir einen spürbaren Stich im Rücken versetzte.

      Für einen Augenblick zog ich in Betracht, auf die Worth Street hinauszustürzen und wie verrückt auf mein Haus zuzustürmen. Die Chancen standen gut, dass ich es zu meiner Veranda schaffte, noch ehe sie mich erwischten. Aus irgendeinem Grund jedoch warf ich mich in letzter Sekunde nach vorne durch die Mauer aus Kiefern.

      Die Bäume verschlangen mich. Blindlings arbeitete ich mich immer weiter vorwärts und schlug mir mit der Hand die Kiefernzweige aus dem Gesicht. Ich rannte gegen einen Baumstumpf und landete so hart seitwärts auf dem Boden, dass es mir kurzzeitig den Atem aus den Lungen presste; dann wälzte ich mich herum, bis ich eine halbwegs sitzende Position erreicht hatte.

      Mit noch immer geschlossenen Augen spürte ich das Pieksen herabhängender Kiefernzweige um meinen Kopf. Ich fegte sie beiseite, öffnete die Augen und merkte, dass ich hinter ein paar dichten, buschigen Tannen schützend eingeigelt saß. Ich zog die Knie an die Brust und blieb sitzen, wobei ich heftig in den Spalt zwischen meinen Knien atmete. Ich konnte weder meine Verfolger noch das Haus der Mathersons sehen, nicht einmal den Mond. In meinem Gesicht tobten immer noch stechende Schmerzen und mein Blick war vor Tränen verschwommen.

      Hören konnte ich sie hingegen: ihre Schreie, ihre Wut, wie sie einander zuriefen, weil sie getrennt wurden. Sie waren überall um mich herum, doch konnten sie mich in meinem perfekten Versteck nicht finden. Keeners Wagen, dessen genauen Standort ich unmöglich feststellen konnte, brummte irgendwo in der Nähe. Ich hielt die Luft an, als ich knirschende Schritte im Wald vernahm. Sie wurden jetzt langsamer. Verirrt. Auf der Suche nach mir. Ich schnappte unzusammenhängende, geisterhafte Stimmfragmente auf.

      »Kommt schon«, sagte jemand. Die Stimme war unglaublich nah und ich konnte mir nicht erklären, warum ich die Schritte des Sprechers auf dem Teppich aus knisterndem, welkem Laub nicht gehört hatte.

      Ich presste mein Gesicht zwischen meine Knie und wünschte, ich könnte schrumpfen, bis ich völlig verschwunden war.

      Die Schritte zogen sich zurück. Ihre Stimmen wurden immer leiser, während sie sich in Richtung Straße entfernten. Ich hörte Keeners Wagen lässig auf der Worth Street davonfahren, dann wartete ich, bis das simmernde Geräusch seines Motors nur noch in meiner Erinnerung nachhallte.

      Trotzdem wagte ich mich nicht sofort hervor. Nicht, weil ich sie für schlau genug hielt, mich dazu zu bringen, meinen Standort preiszugeben, indem sie so taten, als hätten sie sich zurückgezogen – denn das waren sie nicht. Sie waren Idioten. Nein, vielmehr brauchte ich einfach einen Moment, um zu verschnaufen, mich zu sammeln und neu zu orientieren. Zorn war noch nicht in mir aufgekeimt, da ich momentan noch gezwungen war, mich dem stärkeren, angeborenen Selbsterhaltungstrieb zu unterwerfen. Aber er würde noch früh genug losbrechen. Ich wusste es.

      Ich berührte mein Gesicht. Als ich meine Hand wieder wegnahm, waren meine Finger feucht von Blut. Oder Schlamm. Ich konnte es in der Dunkelheit nicht sicher bestimmen, aber gemessen daran, wie sich mein Gesicht anfühlte, war ich mir ziemlich sicher, welches von beidem es war.

       So blieb ich sitzen, bis mein heißgelaufener Körper die Kälte wieder wahrnahm. Ich drehte mich auf die Seite und kroch durch den Schleier aus Bäumen vorwärts, wobei ich diesmal sorgfältiger aufpasste, mir von den Zweigen keine Stiche, Stöße und Kratzer einzufangen. Dann hielt ich inne. Lauschte. Für eine Sekunde hätte ich schwören können … hätte ich schwören können …

      Ich riskierte es: »Wer ist da?« СКАЧАТЬ