DECEMBER PARK. Ronald Malfi
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Название: DECEMBER PARK

Автор: Ronald Malfi

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958350335

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      »Feuer frei!«, eröffnete Michael das Bombardement und knallte sein Ei gegen Naczalniks Haus. Mit dem Geräusch eines kleinen Silvesterkrachers zerplatzte es an der Verkleidung der vorderen Veranda.

      Als Nächstes warf Scott sein Ei und zielte dabei genauer als Michael: Es traf die Haustür genau in der Mitte, zerbarst und das zäh-klebrige Innere schien im Mondlicht zu glänzen. Dann katapultierte Peter sein Ei in hohem, trägem Bogen; das Ei zerschellte an einer der Verandabalustraden mit einem Laut, der wie Froschquaken klang.

      Licht ging in einem der Erdgeschossfenster an.

      »Ich hab euch doch gesagt, da ist jemand«, unterstrich Scott nachdrücklich.

      »Lasst uns abhauen.« Michael duckte sich vom Rand des Grundstücks zurück.

      Ich rührte mich keinen Zentimeter. Ich spürte, wie Peter an mir vorbeirauschte und sich einen Zipfel meines Sweatshirts schnappte, doch ich riss mich von ihm los. Gerade als sich Naczalniks Haustür öffnete und einen Streifen fahlgelben Lichts auf die Veranda warf, schleuderte ich mein Ei. Allerdings nicht nur auf das Haus – auf ihn!

      Ich hatte erbärmlich gezielt: Das Ei detonierte an einem der vorderen Fenster, woraufhin sich Mr. Naczalniks Silhouette mit zusammengekniffenem Gesicht mit Schwung in dieselbe Richtung wandte. Zu beiden Seiten der Tür gingen gusseiserne Wandlaternen an. Dann donnerte seine Stimme wie ein lautstarkes Fagott los, doch ich floh bereits mit meinen Freunden die Straße entlang und mein Herz hämmerte so laut in meinen Ohren, dass ich nichts von dem verstehen konnte, was Mr. Naczalnik noch von sich gab.

      ***

      Auf unserem Rückweg durch die Stadt näherten wir uns allmählich der Endstation des Abends – was Michael uns feierlich als den krönenden Abschluss versprochen hatte. In der Luft lagen eine gewisse Kühle und der Rauchgeruch entfernter Lagerfeuer. Wir ließen uns lässig Zigaretten zwischen den Lippen baumeln, während wir durch die Schatten schlichen, und pfiffen frivol ein paar Mädchen hinterher, die wir aus der Schule kannten.

      Als sich plötzlich eines der Mädchen von ihrer Gruppe löste und zu uns herüberkam, wunderte ich mich nicht schlecht über ihre Verwegenheit. Doch als sie unter dem Lichtkegel einer Straßenlaterne hindurchging, erkannte ich sie.

      Rachel Lowrey war das erste Mädchen, das ich jemals geküsst hatte. Wir waren elf oder zwölf gewesen, also war es kein richtiges Kussszenario mit offenem Mund und kämpfenden Zungen, obwohl es sich zu jener Zeit schon ziemlich intensiv angefühlt hatte. Sie hatte mir den Kuss nicht gegeben, weil sie mich mochte; der Grund war die Kussschlacht gewesen.

      Die Kussschlacht hatte ihren Anfang genommen, als eine Gruppe Mädchen aus der Nachbarschaft Michael eines Sommers aufgelauert hatte, über ihn hergefallen war und ihn mit Küssen bombardiert hatte. Noch ehe der Sommer zu Ende ging, waren wir alle in der Schlacht gefallen. Rachel Lowrey war meine Angreiferin gewesen. Sie hatte mich zu Boden gerungen, als ich gerade auf einen Dünenkamm in den Shallows gestiegen war, wo ich den Nachmittag mit meinen Freunden beim Schwimmen verbracht hatte. Erschrocken und mit solcher Wucht getroffen, dass ich keine Luft mehr bekam, hatte ich versucht, mich zur Seite zu rollen und auf die Füße zu stemmen, doch es hatte nur damit geendet, dass ich mich mit Sand panierte wie ein Schnitzel. Ohne zu zögern, hatte sie sich auf mich geworfen und sich über meine Taille gegrätscht, sodass ihre Knie zu beiden Seiten meiner Hüften tiefe Abdrücke im Sand hinterließen. Dann war ihr Gesicht über meinem und ihre Lippen auf meinen gewesen. Zu meiner Überraschung hatte ich sie nicht weggeschoben, was vielleicht auch der Grund war, weshalb sie aufhörte.

      Als sie wieder von mir abließ, hatte sie einen fragenden Ausdruck im Gesicht. Um zu vermeiden, dass es zu peinlich wurde, hatte ich meine Hüften ruckartig aufgebäumt und sie so in den Sand geschubst. Lachend hatte sie sich aufgerappelt, aber da pflügte ich bereits über die Dünen davon, wobei meine nackten Füße bumerangförmige Spuren im Sand hinterließen.

      »Ich hätte wissen müssen, dass ihr das seid.« Rachel materialisierte sich aus der Dunkelheit heraus wie ein Geist, der Gestalt annahm. Ihre Verkleidung bestand nur aus einem roten Cape und einem weiß gepuderten Gesicht. Die dunklen Locken waren zu je einem Zopf auf jeder Seite geflochten. An die linke Seite ihres Halses hatte sie sich mit Kunstblut eine klaffende Wunde geschminkt. Sie sah jeden Einzelnen von uns an, dann traf ihr Blick schließlich mich. »Wieso gibst du dich mit solchen Vollpfosten ab?«

      Michael kicherte. »Was sollst du denn überhaupt darstellen?«

      »Ich bin Rotkäppchen. Nur hatte ich nicht das Glück, dem Großen Bösen Wolf zu entkommen. Seht ihr?« Sie neigte den Kopf zur Seite, um uns stolz ihre glänzende Halswunde darzubieten.

      »Klasse«, lobte Scott.

      »Ihr Typen haltet euch für so cool, wenn ihr rumsteht und raucht«, lästerte Rachel. »Die Dinger verursachen Krebs, wisst ihr – nur für den Fall, dass ihr noch nie eine Zeitung oder etwas dergleichen gelesen habt.«

      »Die ist ja schlimmer als ne gottverdammte öffentliche Warnhinweistafel«, stänkerte Peter.

      Scott und ich lachten.

      Rachel griff in ihr Cape und zog einen Krackel-Riegel hervor. Sie lächelte mich von der Seite an, dann streckte sie Michael den Riegel hin, dem Einzigen von uns ohne Zigarette. »Hier. Fürs Nichtrauchen.«

      »Cool!« Michael schnappte sich gierig den Schokoriegel und packte ihn aus. »Danke.«

      »Wie auch immer, es sieht so aus, als würdet ihr nichts Gutes im Schilde führen. Ich dachte mir, ich sollte euch besser warnen, dass heute Nacht scharenweise Cops unterwegs sind. Wegen dieses Mädchens, das sie gefunden haben – und auch wegen der anderen Jugendlichen, nehme ich an. Den Vermissten. Die fackeln nicht lange. Uns haben sie schon zweimal aufgehalten.«

      »Wir führen zwar überhaupt nichts im Schilde«, wiegelte Peter ab, »aber trotzdem danke.«

      »Ja«, schloss ich mich an. »Danke, Rachel.«

      Rachels Freundinnen riefen von der anderen Straßenseite nach ihr.

      »Hört zu, ich muss los. Sasha Tamblin wirft eine kleine Party. Wollt ihr auch kommen?«

      Ich zuckte mit den Schultern. Meine Freunde auch. Michael grunzte irgendetwas Unverständliches hinter seinem Schokoriegel hervor. Wir hatten schon von der Party gehört, aber für diesen Abend eben wichtigere Pläne. Trotzdem ertappte ich mich dabei, mir vorzustellen, wie es wohl wäre, mit Rachel auf einer Party zu sein …

      »Ihr Jungs …« Sie sah aus, als wollte sie wegen uns hoffnungsloser Fälle einfach nur noch den Kopf schütteln. »Es muss anstrengend sein, die ganze Zeit so tough aussehen zu wollen.«

      »Hör auf, mit uns zu flirten«, tadelte Michael scherzhaft.

      Sie lächelte. »Nun denn, was wollt ihr eigentlich darstellen?«

      »Wir sind Geister. Wir sind die Verschwundenen.« Michael wischte mit der Hand vor ihrem Gesicht vorbei wie ein Jedi. »Du hast uns nie gesehen.«

      »Schön wär’s«, lachte sie, machte auf dem Absatz kehrt und eilte über die Straße zu ihren Freundinnen zurück. Ein paar von ihnen riefen uns unsinniges Zeugs zu und machten Kussgeräusche, bevor sie um die dunkle Straßenbiegung verschwanden.

      ***

      In den Straßen war es verdächtig still. Abgesehen von einem gelegentlichen Streifenwagen, der in СКАЧАТЬ