Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme
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Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme

Автор: Jodocus Temme

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238149

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СКАЧАТЬ der inneren Verfassung desselben hauptsächlich obliege. Eine weitere Ausführung dieses Satzes ist die gleichfalls gesetzliche Vorschrift, dass der Adel zu den Ehrenstellen im Staate, zu denen er sich geschickt gemacht, vorzüglich berechtigt sei. Die Anwendung dieser Vorschrift oder Vorschriften war bisher, dass im Zivil- und Militärstaatsdienste der Adel ·die ersten und besten Stellen einnahm und dem Bürgerlichen nur diejenigen Stellungen übrig blieben, die eben der Adel verschmähte. Das ist noch heute das herrschende Prinzip in unserer Staatsverwaltung, und diesem Prinzipe bin ich zum Opfer geworden, sind alle jene Männer zum Opfer geworden, die in edler Begeisterung, was sie besaßen, zum Opfer gebracht hatten. Das Prinzip war früher, wenn auch ein unkluges, unvernünftiges für einen Staat, in dem unsrigen allerdings ein gesetzlich berechtigtes. Das ist es aber heute nicht mehr. Der König ist bei uns die Quelle aller Gesetze. Jene königlichen förmlich und feierlich als Gesetze veröffentlichten Versprechungen haben das alte Gesetz aufgehoben, sind das neue Gesetz, das neue Recht des preußischen Volkes, und das Volk hat dieses Recht sich sauer und schwer verdient, mit seinem Blute und mit einer Aufopferung für seinen König, wie keine Geschichte eines Volkes sie bisher kannte.

      Und nun meine schließliche Bitte an Ew. Exzellenz. Sie ist kurz die, dass Ew. Exzellenz die Gewogenheit haben wollen, das, was ich Ihnen hier vorgetragen habe, dem Könige mitzuteilen, und zwar sobald wie möglich, damit nicht die Unzufriedenheit im Lande weiter und tiefer um sich greift. Der König ahnt sie nicht, kann sie nicht ahnen; er hätte, wüsste er von ihr, sie längst beseitigt.«

      Der General hatte weiter mit seiner großen, ruhigen Aufmerksamkeit zugehört.

      »Und warum wenden Sie sich mit Ihrer Bitte an mich?« fragte er.

      »Ich hatte bereits die Ehre, es zu sagen: weil Ew. Exzellenz das Ohr des Königs haben.«

      »Mein Herr Obristlieutenant«, sagte der General, »wissen Sie, dass Sie sich da einer sehr landläufigen Phrase bedient haben?«

      Es war ein höhnisches Paroli auf die »banale Phrase« des Obristlieutenants.

      Dieser blieb sein Sept-et-le-va nicht schuldig.

      »Exzellenz ziehen vielleicht eine andere Wahrheit vor, die Sie freilich noch nicht werden gehört haben, weil nur ein freier Mann sie Ihnen sagen kann. Es ist folgende: Eine Partei im Lande, die dem Volke gegenübersteht, hält den König umlagert, dass er nur ihre Stimme vernimmt, dass die Stimme des Volks nicht zu ihm dringen kann.

      Sie will dadurch ihre alten Privilegien wahren, jene, von denen ich sprach; sie schützt die Erhaltung des Throns vor, aber sie stürzt den Thron. Haben Ew. Exzellenz noch einen Befehl für mich?«

      Und der Obristlieutenant Friedrichs blickte den General von Taubenheim mit seinem ganzen festen Stolze an.

      Der General hatte sich verfärbt. Er sann auf eine Antwort; er hatte sie vielleicht schon und suchte nach dem Mute, sie dem stolzen, festen Mann gegenüber auszusprechen. So stand er schweigend.

      Auch der Obristlieutenant sprach nicht mehr; er verbeugte sich stumm und verließ mit seinem ruhigen, festen Schritte das Zimmer.

      Der General fand die Sprache wieder, wenn auch nur für sich.

      »Den Thron umstürzen? Ah, ah, die Partei des Umsturzes wird bald an das Licht kommen.«

      Der Bediente trat wieder ein.

      »Lieutenant Becker!« meldete er.

      »Lieutenant Becker?« sagte der General, sich vergeblich auf den Namen besinnend.

      »In einer sehr abgetragenen Landwehruniform«, sagte der Bediente.

      »Ah, ein Landwehrlieutenant! Dazu passt auch der Name! Ein Bettler? Eintreten!«

      Der Obristlieutenant Friedrichs war mit jenem ruhigen Stolze in das Vorzimmer zurückgekehrt Er suchte mit den Augen den Lieutenant Becker; er trat zu ihm.

      »Sie werden jetzt vorkommen. Ich warte unten auf der Straße auf Sie.«

      »Es wird mit mir lange dauern, Herr Obristlieutenant.«

      »Haben Sie so viel zu bitten?«

      »Das nicht. Aber ich werde dem Herrn General die Wahrheit sagen.«

      »So werden wir uns desto früher wiedersehen.«

      Der Bediente des Generals bat den Landwehrlieutenant, in das Zimmer des Generals zu treten.

      Der Obristlieutenant verließ das Zimmer.

      Der Lieutenant trat zu dem General ein; gerade, mit dem gebräuchlichen militärischen Gruße; er war in Uniform, der General war es auch.

      Der General rührte sich nicht. Gegen den Landwehrlieutenant in der abgeschabten Uniform, mit dem plebejischen Namen Becker, gegen den Bettler wollte er nicht einmal stolz sein, nur vornehm.

      »Was wünschen Sie?«

      Der Lieutenant Becker nahm das vornehme Wesen etwas leicht auf, als wenn er schon viel mit vornehmen Herren umgegangen sei und sie kenne.

      »Ich bin der Lieutenant Becker, Exzellenz«, sagte er.

      »Der Bediente hat mir Ihren Namen genannt.«

      »Ich bin Landwehrlieutenant, Exzellenz.«

      »Ich sehe es an Ihrer Uniform.«

      »Ich trage das Eiserne Kreuz!«

      »Ich sehe auch das.«

      Der General erwiderte das noch in seiner vornehmen Weise. Aber er musste doch den abgeschabten Landwehrlieutenant näher ansehen.

      Der junge Mann schien mit einem so eigentümlichen Humor gesprochen zu haben. Und ein Schalk schien sich auch hinten in seinen lebhaften Augen verbergen zu wollen. Diese Augen schlug er vor dem forschenden Blicke des Generals nicht nieder.

      Und so fuhr er keck fort:

      »Wissen Exzellenz, was ich früher war, ehe ich in die Landwehr eintrat?«

      »Wie kann ich das wissen!«

      »Ich war Kellner.«

      »Ah!«

      »Kellner in einem Café, bei einem Billard. Es war ein gutes Geschäft; ich hatte mein Auskommen. Ich gab es freiwillig auf; ich trat als Freiwilliger in die Landwehr.«

      »Darf ich fragen, warum Sie mir diese Ihre Antecedentien mitteilen?«

      »Exzellenz, ich komme mit einer Bitte zu Ihnen.«

      »Sie wäre?«

      »Man hat den Landwehroffizieren eine Versorgung nach Beendigung des Kriegs versprochen. Sie sollten bei Anstellungen, zu denen sie befähigt sind, vorzüglich berücksichtigt werden. Ich wäre nun zu mancher Stelle befähigt.«

      »Sie müssen sich an den Kriegsminister wenden.«

      »Der Kriegsminister schickt mich zu Ew. Exzellenz. Sie sind im Kabinett Seiner Majestät des Königs.«

      »Im Kabinett des СКАЧАТЬ