Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme
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Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme

Автор: Jodocus Temme

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238149

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СКАЧАТЬ hatte sein altes Quartier wieder bezogen, die alten Bekannten wiedergefunden; er war schon in Ovelgönne, an der Dahlheimer Sägemühle gewesen; er hatte freilich weder dort noch hier alles so gefunden, wie die Lieben, die er wiederfand, und wie er selbst es hätte wünschen mögen; aber er selbst hatte sich ja nie die Illusionen gemacht, die jenen jetzt genommen wurden, oder deren Zerstörung sie noch erst fürchteten oder auch nicht fürchteten.

      Außerdem war er nicht der Mann, den der Verlust einer Hoffnung, auch bei andern, hätte unglücklich machen können. So lebte er in dem Bade und in seinem alten Quartiere in seiner ruhigen und zufriedenen Weise fort; und er hatte schon vier Wochen so gelebt.

      Da sollte ihm doch in seine Ruhe eine Störung hineintreten.

      Es war noch ziemlich früh am Morgen, als sein alter Diener ihm einen Brief brachte.

      »Von Ovelgönne, Euer Gnaden. Der kleine Bernhard brachte ihn.«

      »Soll warten!«

      Der Bediente ging.

      Der Domherr las den Brief.

      »Lieber Onkel Florens! Dürfte ich Dich dringend bitten, recht bald zu mir zu kommen; wenn es Dir möglich wäre, noch im Laufe des heutigen Tages. Ich bedarf Deines Rates, Deiner Hilfe; ich nicht allein Deine Karoline.«

      »Hm«, sagte der Domherr, »das muss sehr dringend sein, und verzwickt und verzwackt dazu. Das Mädchen hat doch sonst selbst Rat, und auch einen reichen Schatz von Hilfe trägt sie in sich, für sich wie für andere.«

      Er klingelte seinem alten Johann.

      »Bernhard soll zurücksagen, dass ich komme, gleich nach Mittag. Du kannst mir das Essen eine Stunde früher bestellen und dann den Wagen.«

      Johann ging wieder.

      Er war aber kaum eine Minute fort, als an die Tür geklopft wurde.

      »Herein!« rief der Domherr.

      Er hätte es nicht zu rufen brauchen. Die Tür war schon aufgemacht, es trat schon jemand in das Zimmer.

      »Guten Morgen, Onkel Florens!«

      »Alle Wetter! Guten Morgen, Gisbert! Woher kommst Du denn?«

      »Von Göttingen.«

      »Und was macht Dein Arm?«

      »Gut.«

      »Und Deine Frau?«

      »Ich suche sie.«

      »Was? Gisbertine?«

      »Ja.«

      »Ist sie fort?«

      »Ich suche sie ja.«

      »Davongelaufen? Wieder einmal?«

      »Das vorige Mal war ich gegangen, Onkel Florens!«

      »Ja, ja, das eine Mal Du, das andere Mal sie! Eine schöne Ehe! Aber ich hatte es ja vorhergesagt. Auch in Göttingen sah ich es, schon am ersten Tage.«

      »Ich auch!«

      »Teufel, Bursche — Aber Du suchst sie bei mir?«

      »Nachdem ich sie anderswo nicht finden konnte. Sie ist also auch nicht hier?«

      »Nein.«

      »Und Du weißt nichts von ihr?«

      »Kein Sterbenswort.«

      »Du hast auch keine Ahnung, wo sie sein könnte?«

      »Nicht die allermindeste.«

      »Adieu, Onkel Florens!«

      »Junge, was fällt Dir ein!«

      »Ich will fort, weiter.«

      »Deine Frau zu suchen?«

      »Ja.«

      »Aber Du bist ja kaum gekommen!«

      »Vor drei Minuten.«

      »Alle Wetter, Du hast Eile. Aber da fällt mir etwas ein.«

      »Es betrifft Gisbertine?«

      »Ja.«

      Dem Domherrn war wirklich etwas eingefallen, der Brief Karolinens, dessen dringlicher Inhalt; Karoline hatte auch von andern geschrieben, die seines Rates und seiner Hilfe bedürften.

      »Gisbertine könnte hier sein«, sagte er.

      »Hier im Bade?«

      »Wenigstens in der Nähe.«

      »Wo?«

      »Ich habe Dir von Ovelgönne und Karoline Lohrmann erzählt —«

      »Dort?«

      Der junge Freiherr wollte fort.

      Der Domherr hielt ihn zurück.

      »Junge, welch ein Geist ist denn in Deine träge Natur gefahren? Vor Jahr und Tag, wenn Dir Deine Frau fortgelaufen wäre, wärst Du ihr kaum nach gefahren; und hättest Du es getan und wärst hierher zu mir gekommen, Dein Erstes wäre gewesen: Onkel Florens, Du hast noch Platz auf Deinem Sofa da, und nun lass’ mir einen Kaffee machen. Was ist es denn jetzt mit Dir? Hat sie es Dir endlich angetan, die Gisbertine? Oder was ist es sonst?«

      »Du wolltest von Ovelgönne sprechen, Onkel Florens«, sagte der junge Freiherr.

      »Ich? Ich habe Dir von dort gar nichts zu sagen. Ich habe nur Vermutungen, und ich fahre heute Nachmittag hin. Da kannst Du mitfahren. Unterdes erzähle mir.«

      »Wovon?«

      »Von Göttingen, von Gisbertinen.«

      »Sie konnte es bei mir nicht mehr aushalten.«

      »Hm, Du nanntest sie ja Deinen Engel.«

      »Sie war es eine Zeit lang.«

      »Und sie schwur, es Dir immer zu sein.«

      »Ja, und ihr Schwur war ihr Unglück.«

      »Ich hatte es gedacht. Aber erzähle.«

      »Es stecken zwei Naturen in ihr, Onkel.«

      »Mein Freund, die stecken in jedem Menschen, und die eine bekämpft stets die andere.«

      »So ist es mit Gisbertinen. Ihr Herz ist heute weich wie Wachs und morgen wild wie der Sturm, der durch die Heide fährt.«

      »Du bist poetisch geworden, wie ich sehe.«

      »In СКАЧАТЬ