Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme
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Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme

Автор: Jodocus Temme

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027238149

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СКАЧАТЬ auf die Befehle des Adjutanten; der Adjutant stand wartend an der Seitentür, die in das Arbeitszimmer des Königs führte; der General am Fenster wartete, dass diese Tür sich öffnen möge; durch die Stille, die herrschte, hörte man in dem königlichen Arbeitszimmer sprechen.

      In dem Vorzimmer selbst machte sich nicht der leiseste Laut hörbar; das Sprechen in dem Zimmer des Königs hörte sich an wie leises Bienensummen.

      Der General von Taubenheim schritt auf den Spitzen seiner Füße herein. Den General in der Fensternische grüßte er mit einer stummen Verbeugung, den Adjutanten an der Tür mit einem stillen Händedruck, freilich auch mit einem bezeichnenden Blick nach der Tür, an der er stand.

      »Der Polizeiminister!« flüsterte der Adjutant ihm zu.

      »Ah, schon?«

      Der Adjutant war der Graf Westernitz.

      Wir kennen ihn; der General kannte ihn; Fräulein Hedwig, die Tochter des Generals, kannte ihn. Der General hätte gern weiter mit ihm gesprochen.

      Die Höflichkeit gestattete es nicht. Er musste sich zu dem General in der Fensternische wenden.

      »Sehr erfreut, Exzellenz hier zu sehen!« sagte der General von Taubenheim. Er flüsterte es.

      »Gleichfalls charmiert!« erwiderte der steife General.

      Er sprach es mit einer ruhigen Selbstzufriedenheit; diese kann nicht flüstern.

      »Exzellenz sind gewiss befohlen!« sagte der kleine General.

      »Ja, in einer wichtigen Angelegenheit.«

      »Ah, da konnte Seine Majestät keine bessere Wahl treffen.«

      »Der König kann sich wenigstens auf mich verlassen.«

      »Unbedenklich!«

      »Auf meine Treue, auf meine Ergebenheit und auf meinen Eifer für die Armee. Und, liebe Exzellenz, mit Ihnen darf ich ja darüber sprechen: man geht von einer gewissen Seite auf den Ruin unseres herrlichen Heeres aus.«

      »Leider, leider.« sagte der General von Taubenheim.

      Der andere General wurde lebhafter.

      »Ja, leider, liebe Exzellenz. Denken Sie, was man jetzt wieder vorhat. Nicht genug, dass wir schon eine Menge von Landwehroffizieren in die Linie haben aufnehmen müssen, jetzt soll die Linie ganz zur Landwehr degradiert werden; man geht damit um, die Litewken und die Mützen der Landwehr auch bei der Linie einzuführen Der Landwehr! Bei der Linie! Denken Sie es sich!«

      »Es ist empörend«, sagte der kleine General.

      »Es ist mehr! Es ist ein Mord, es ist der Selbstmord des preußischen Staats! Aber der alte preußische Gott lebt noch, wir alten Generale! Ich kam hinter die Sache; ich ließ mich bei Seiner Majestät melden; ich sprach mein Menetekel aus; ich erinnerte an die ruhmvolle Armee in dem alten Rock, in dem Tschako, der freilich leider schon der Blech und Bärenmütze habe weichen müssen. Ich erhob meine Stimme im Namen der ganzen Generalität, der nur einzelne unbesonnene Neuerer gegenüberstanden. Den Tschako hatten Seine Majestät die Gnade mir sofort zu gewähren. Um den Rock musste ich kämpfen; man hatte dem Könige eingeredet, jener Landwehrrock sei gesünder, bequemer, der Soldat könne sich darin besser bewegen, besser manövrieren Ich bat zuletzt um die Gnade, ein Memoire über die Sache ausarbeiten zu dürfen. Der König forderte mich dazu auf. Ich bin jetzt hier, um es zu überreichen. Ich habe mich mit zwei Regimentsschneidern zusammengesetzt; ich habe einen ganz neuen Schnitt erfunden, eine ganz andere Stellung der Knöpfe. Ich habe die Muster bei mir. Ich werde sie Seiner Majestät vorlegen —«

      Die Tür des königlichen Arbeitszimmers öffnete sich.

      Der General schwieg.

      Der kleine General von Taubenheim hatte nur noch Zeit, ihm mit seinem verbindlichsten, aber zugleich dem feinsten Lächeln seines klugen Gesichts zu sagen:

      »Und Exzellenz werden die Armee und den Staat retten!«

      Der General verschwand in dem Zimmer des Königs.

      Aus diesem Zimmer war ein stattlicher Herr, gleichfalls mit einem klugen Gesichte, herausgetreten.

      Er und der General von Taubenheim schüttelten einander die Hände.

      »Exzellenz haben schon den Regierungsrat von Schilden gesprochen?« fragte ihn der kleine General.

      »Unmittelbar nach der Unterredung mit ihm fuhr ich zu Seiner Majestät«, war die Antwort des Polizeiministers.

      »Und der Herr von Schilden ist unmittelbar nach seiner Unterredung mit mir bei Ihnen gewesen?«

      »So ist es.«

      »Ah, und ich habe unterdes Beweise gesammelt für das, was Schilden Ihnen mitgeteilt hat. Der Geist der Empörung hat schon weit um sich gegriffen. Es wird hohe Zeit, dass ihm Einhalt geschieht.«

      »Exzellenz wollten darüber mit dem Könige sprechen?«

      »Ich bin deshalb hier.«

      »Ich hätte einen unmaßgeblichen Vorschlag an Ew. Exzellenz. Unitis viribus

      »Exzellenz haben Recht! Machen wir gemeinschaftliche Sache.«

      Die beiden Exzellenzen verließen das Vorzimmer des Königs.

      Der General von Taubenheim schüttelte vorher noch einmal die Hand des Grafen Westernitz.

      »Wir sehen Sie beim Tee, lieber Graf?«

      »Es wird mir eine große Ehre sein.«

       Dritter Teil

       Inhaltsverzeichnis

       Erstes Kapitel.

       Alte Erfahrungen über die alte Lehre von dem Danke der Welt.

       Inhaltsverzeichnis

      Die Saison zu Hofgeismar stand in ihrer vollsten Blüte. In dem hübschen, freundlichen Bade herrschte ein größeres und reicheres Leben als in manchen Jahren vorher. Das deutsche Land hatte seit einem Jahre Ruhe; das Volk, befreit von dem fremden Drucke, hatte begonnen, in und zu einem neuen, frischen und freien Leben aufzuatmen. Wenigstens zu einem freien Leben, in der Hoffnung, die ihm dazu gemacht war; und in der Begeisterung, von der damals das Volk, das Throne und Land befreit hatte, noch getragen wurde, war ihm die Hoffnung schon das Leben selbst. Einzelnen war freilich schon nach kaum einem Jahre manche Illusion zerstört worden. Die Menge aber lebte noch in ihrer Begeisterung, in ihrer Hoffnung, in ihrer Freude. So waren auch die deutschen Bäder im Sommer 1816 wieder gefüllt.

      Mancher Verwundete und Kranke, der sich seine Wunden und sein Siechtum in den Kämpfen, Schlachten und Strapazen der Feldzüge geholt hatte, war da.

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