Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme - Jodocus Temme страница 37

Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme

Автор: Jodocus Temme

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238149

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СКАЧАТЬ noch da und die beiden Frauen, die er hergebracht hatte, die Mamsell Karoline Lohrmann und die Frau Mahler. Aber sie waren keine Gäste, von denen die Ruhe und Stille des Abends nur im Geringsten wäre gestört worden.

      Sie waren in jener dichten Laube des Gartens geblieben; der Domherr hatte nur ab und zu eine kleine Promenade durch den Garten gemacht; dafür hatte dann die hübsche Kellnerin Henriette Brand den Frauen Gesellschaft geleistet. Die drei Frauenherzen hatten sich ja so viel zu sagen, wenigstens zwei, und auch das dritte schien sich geöffnet zu haben, dass es mitsprechen konnte, weil es mitsprechen musste. Als der Domherr einmal einen weiteren Gang über den Garten hinaus nach den Bergen gemacht hatte und zugleich auch auf längere Zeit die Kellnerin abgerufen war, waren bei ihrer Rückkehr die beiden andern in einer so sonderbar, fast wie feierlich bewegten Stimmung Sie saßen Hand in Hand und ihre Augen glänzten noch; denen der Frau Mahler sah man noch an, dass sie geweint hatten; der Glanz in denen der Mamsell Karoline zeigte den milden und erhebenden Engel, der in ihrem Herzen wohnte. Ja, ja, hatte der Domherr von ihr zu der alten Christine auf Ovelgönne gesagt, wo es jemand nicht gut geht, da muss das brave Mädchen dabei sein, um zu helfen. So war es auch wohl hier gewesen. Die Kellnerin hatte es nicht beachtet. Die scharfen Augen des Domherrn sahen es umso klarer. Er sagte es nicht, die Freude in den leuchtenden Blicken, mit denen er das brave Mädchen ansah, zeigte es nur.

      »Wir brechen nun wohl auch auf«, sagte der Domherr, als es finsterer geworden war. »Ich bringe Euch nach Hause zurück.«

      »Unter einer Bedingung, Onkel Florens«, rief die Mamsell Karoline.

      »He, Du willst mir Bedingungen vorschreiben?«

      »Diesmal ja. Du bleibst die Nacht in Ovelgönne.«

      »Und Gisbertine,« sagte der Domherr. »Sie wird mich heute Abend noch sprechen wollen. Und muss sie es nicht? Sie musste zuerst allein sein, um ganz mit sich klar und fertig zu werden. Dann hat sie mit mir zu sprechen, viel, sehr viel. Mit dem General kann ihr Herz kein Wort reden; die beiden verstehen sich nicht.«

      »Ein Mädchenherz«, meinte die Mamsell Karoline, »wird nicht so schnell klar und fertig mit sich. Am besten geht es in der stillen, dunklen, einsamen Nacht, wenn man nicht schlafen kann und aufrecht in seinem Bette sitzen muss.«

      »So, so, Mädchen!« rief der Domherr, »das weißt Du schon?«

      »Ja, Onkel Florens. Als meine Mutter starb und ich —«

      »Hm, hm, Karoline, ich will mit Euch fahren und die Nacht bei Euch bleiben. Gisbertine kann sich zwar bis morgen früh wieder anders besonnen haben, aber dann ist ja auch nichts verloren.«

      Er ging, seinem Kutscher zu sagen, dass er bis morgen an der Mühle auf ihn warten solle. Sein Wagen war von Hofgeismar, wohin er den Kurier gebracht hatte, längst zurück. In dem Gebirge nach Ovelgönne konnten nur die Bergchaisen fahren.

      Fast unmittelbar darauf wurde es an der Sägemühle wieder lebendig.

      An dem Wirtshause fuhr ein Wagen vor. Mehrere Reiter begleiteten ihn. Die Reiter trugen Uniformen, aber keine militärischen.

      »Es scheinen«, sagte die Mamsell Karoline zu der Frau Mahler, »höhere Zollbeamte von der preußischen Grenze drüben zu sein. Einen von ihnen meine ich schon früher gesehen zu haben.«

      Die Mamsell und die Frau Mahler waren allein in der Laube. Die Kellnerin war zu dem Hause gerufen. In der Laube war es dunkel — sie hatten sich kein Licht wollen holen lassen; sie saßen so traulicher beisammen. Vor dem Wirtshause brannte eine Laterne. In ihrem Scheine sah man von der Laube aus die Reiter, freilich nicht ganz deutlich. Aus dem Wagen waren zwei Herren gestiegen. Sie konnte man in der Laube nicht erkennen; die Pferde standen fast ganz vor ihnen.

      Die beiden Herren und die Reiter begaben sich in das Innere des Hauses.

      Dass die Mamsell, indem sie die Reiter für preußische Zollbeamte gehalten, sich nicht geirrt habe, erwies sich bald. Von mehreren Seiten trafen zu Fuße je zwei und zwei bewaffnete Männer ein, deren grüne Uniformen und Büchsen und Seitengewehre Grenzzollwächter ankündigten. Sie begaben sich sämtlich in das Haus.

      Die beiden Frauen in der Laube hatten keine Veranlassung, auf das alles sonderlich zu achten.

      Das sollte indes; bald anders werden.

      Die Kellnerin kam eilig auf einen Augenblick zu ihnen Sie schien unruhig zu sein.

      »Entschuldigen Sie mich, Mamsell«, bat sie, »wenn ich nicht so bald wieder zu Ihnen kommen kann. Da sind eine ganze Menge preußische Zollbeamte angekommen. Sie scheinen in der Gegend heute Nacht etwas vorzuhaben und hier noch vorher eine Nachricht erwarten zu wollen. Sie haben schnell Abendessen verlangt.«

      »Es beunruhigt Sie?« fragte die Mamsell.

      »Ach, Mamsell, diese Zollgrenzer sind kein Glück für das Land. Und wenn die Zollbeamten so in Menge und so heimlich zusammenkommen, dann gibt es immer ein Unglück. Heute gar —«

      »Was ist es heute?«

      »Es ist ein Regierungsrat aus Minden angekommen —«

      Die Kellnerin stockte.

      Trotz der Finsternis, die in der Laube herrschte, sah man, wie die Frau Mahler plötzlich in die Höhe fuhr.

      Die Mamsell und die Kellnerin mussten nach ihr hin blicken. Aber die Frau saß wieder still, und wenn sie blass geworden war, in der Dunkelheit sah man es nicht.

      »Er soll«, fuhr die Kellnerin fort, »an Ort und Stelle nachsehen, wie die vielen Zolldefraudationen hier an der Grenze noch immer stattfinden können. Da ist es denn nun überaus streng geworden, und heute Abend scheint er etwas ganz Besonderes ausführen zu wollen; es ist, als ob er die sämtlichen Grenzbeamten der Gegend hier zusammengebracht hätte. Die armen Leute, gegen die sie ausziehen! Wer doch warnen könnte!«

      Sie sprach es bekümmert. Sie wollte gehen; sie musste zur Bedienung der Gäste nach dem Hause zurück.

      Drüben am Ufer hinter der alten Sägemühle wurde ein Ruf laut.

      »Hol’ über!« rief eine jugendliche Stimme.

      Die Kellnerin erkannte sie. Sie stürzte in die Laube zurück zu Karoline Lohrmann.

      »O Mamsell, da wäre ja noch Warnung, Rettung möglich! Der Bernhard Henke kommt dort. Er will heute Nacht eine Schmugglerbande durch die Berge führen. Ich habe getan, was ich konnte, um es ihm auszureden. Er hörte nicht auf mich. Sprechen Sie mit ihm. Ich schicke ihn zu Ihnen.«

      »Tun Sie das«, sagte Karoline.

      Die Kellnerin eilte fort. — Sie kam nach wenigen Minuten mit Bernhard Henke zurück.

      »Er bleibt bei seinem Vorsatze, Mamsell.«

      Sie musste damit gehen.

      »Die Henriette hat Dir gesagt, wer drinnen im Hause ist?« fragte Karoline den Knaben.

      »Ja, Mamsell. Aber ich kenne Wege, von denen jene nicht einmal wissen, dass sie da sind.«

      »Woher kommst Du jetzt, Bernhard?«

      »Von Hause, Mamsell.«

      »Und СКАЧАТЬ