Stanislaw Przybyszewski: Romane, Erzählungen & Essays. Stanislaw Przybyszewski
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Название: Stanislaw Przybyszewski: Romane, Erzählungen & Essays

Автор: Stanislaw Przybyszewski

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027205639

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СКАЧАТЬ ... Ich war noch nicht vierzehn, ich war eine Zeit ja fast täglich mit Dir zusammen und ich weiß nichts, nichts von Dir. Ich glaube nicht, daß Du offen zu mir bist ... Manchmal ist es mir, als kommen Deine Worte so ganz mechanisch, ohne daß Du genau weißt, was Du sprichst ... Nein, nein, Du bist nicht glücklich. Das ist das Einzige, was ich von Dir weiß. Manchmal werd ich ganz rasend vor Schmerz. Ich möchte in Dich hineinkriechen, um zu sehen, was da in Dir vorgeht ... Du liebst mich ja gar nicht, Du sagst es auch offen, und doch muß ich Alles für Dich tun, ich weiß nicht warum. Ich bin wie ein kleines Kind zu Dir, ja willenlos wie ein zweijähriges Kind ... Was ist denn an Dir?

      Falk sah sie lächelnd an.

      – Der stärkere Wille.

      – Vielleicht würdest Du mich lieben, wenn mein Wille stark wäre?

      – Nein.

      – Warum?

      – Weil ich neben meinem Willen keinen andern dulde.

      Falk ging ans Fenster.

      Die unheimliche Stille frappierte ihn.

      – Ist es immer so still hier?

      – Ja, in der Nacht.

      Er sah auf den weiten asphaltierten Hof, vier Stockwerke von vier Seiten. Ein echter Gefängnishof. Gegenüber im zweiten Stock sah er ein Fenster hell.

      Er ging an den Tisch und goß sich frisches Wasser ins Glas.

      – Es ist merkwürdig, daß es Stefan gelang, über die Grenze zu kommen. Aber der arme Czerski mußte büßen. Bei Dir war wohl auch Haussuchung?

      – Ja, aber man ließ mich in Ruhe.

      – Hm, hm ... er tut mir sehr leid ... Er liebte Dich wohl sehr?

      Janina antwortete nicht.

      Falk sah sie an, trank hastig und trat wieder ans Fenster.

      – Nun muß ich gehen.

      Janina sah ihn flehend an.

      – Geh nicht, Erik, bleib heute bei mir, bleib ...

      Er wurde unruhig.

      – Nein, Jania, nein, bitte mich nicht darum. Verlange nichts von mir. Es ist so schön, wenn ich zu Dir kommen und wieder gehen kann, wann ich will.

      Janina seufzte schwer auf.

      – Warum seufzest Du, Jania?

      Sie brach plötzlich in Tränen aus.

      Er wurde ungeduldig, setzte sich aber wieder hin.

      Sie faßte sich mühsam.

      – Du hast Recht. Geh nur, geh ... Es war im Augenblick ... Ich wurde plötzlich so unruhig. Tu immer, was Du willst ...

      Ihre Stimme zitterte. Sie schwiegen lange.

      – Den Kleinen kann ich wohl jetzt nicht sehen? ... Ich komme übrigens morgen oder übermorgen her.

      Er stand auf.

      – Schreibt Stefan Dir oft?

      – Selten ...

      – Merkwürdig, daß er nichts von unserem Verhältnisse wußte. Ich meine das frühere Verhältnis vor drei Jahren ...

      – Er war ja damals in Amerika.

      – Richtig! Gott, wie ich vergeßlich bin ... Na, auf Wiedersehen ... Ich werde vielleicht morgen wiederkommen.

      II.

       Inhaltsverzeichnis

      Kaum war er unten auf der Straße, als er Czerski auf sich zukommen sah.

      Beide blieben stehen und sahen sich starr an.

      – Sie kennen mich wohl nicht? sagte Czerski endlich.

      – Ich denke, Sie sind Czerski. Sehr schön, sehr schön, was wollen Sie von mir?

      – Das werden Sie bald erfahren.

      – So, so ... die Nacht ist sehr schön, wir können ja zusammen spazieren gehen, obwohl ich viel lieber allein gehen möchte.

      Sie gingen lange neben einander, ohne ein Wort zu sagen. Falk war sehr unruhig und rang nach Fassung.

      – Also sagen Sie mir endlich, was Sie von mir wollen.

      – Was ich von Ihnen will? Ja sehen Sie, Sie wissen natürlich, daß ich mit Janina verlobt war?

      – Nein, das weiß ich gar nicht. Ich habe heute erfahren, daß Sie so gut wie verlobt waren, aber nicht verlobt.

      – Ja, meinetwegen so gut wie verlobt. Aber das gehört gar nicht zur Sache. Janina hatte das Recht, zu wählen, und sie hat gewählt.

      – Ja, natürlich. Das war ihre Sache.

      – Ja, ja, das war ihre Sache, wiederholte Czerski zerstreut und schwieg. – Aber sagen Sie nur, Herr Falk, Sie sind verheiratet?

      Falk zuckte auf und blieb stehen.

      – Was geht Sie das an?

      – Es geht mich eigentlich nichts an, oder ja doch, es geht mich sehr viel an. Ich will nicht davon sprechen, daß Sie mein Glück zerstört haben, nein, ich komme gar nicht in Frage, aber Sie haben das Mädchen, das ich geliebt habe, geschändet, ja geschändet, so sind nun einmal unsere sozialen Verhältnisse. Wie kommen Sie dazu, Sie als verheirateter Mensch, dies arme Mädchen zu verführen und zu schänden?

      Falk lachte zynisch.

      – Wie man dazu kommt? Herr Gott, sind Sie ein naiver Mensch! Die Frage, die Sie mir vorlegen, ist alt wie die Welt. He, he, wie man dazu kommt? Ich habe mir selbst die Frage mindestens tausendmal gestellt ...

      Czerski sah ihn finster an.

      – Sie sind ein schmutziger Mensch, ein Schurke sind Sie.

      Falk lachte freundlich.

      – Aber sind wir das nicht Alle? Sind Sie etwa kein Schurke? Übrigens sind Sie ein sonderbar unverschämter Mensch. Ich möchte Ihnen sehr gerne eine Ohrfeige geben, wenn ich nicht zu schlaff dazu wäre. Gehen Sie zum Teufel und lassen Sie mich in Ruhe.

      – Lassen Sie nur Ihre ritterlichen Anwandlungen bei Seite. Es könnte Ihnen sonst sehr schlimm ergehen. Aber ich habe eine moralische Verpflichtung Janina gegenüber, und so muß ich wissen, was Sie nun zu tun gedenken. Nein, es geht mich nichts an, was Sie tun wollen, Sie müssen so handeln, wie ich will.

      Falk blieb stehen, sah Czerski mit höchstem Erstaunen an und fing dann an laut zu lachen.

      – СКАЧАТЬ