Stanislaw Przybyszewski: Romane, Erzählungen & Essays. Stanislaw Przybyszewski
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Stanislaw Przybyszewski: Romane, Erzählungen & Essays - Stanislaw Przybyszewski страница 70

Название: Stanislaw Przybyszewski: Romane, Erzählungen & Essays

Автор: Stanislaw Przybyszewski

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027205639

isbn:

СКАЧАТЬ Aber Du liebst mich nicht.

      Ihre Stimme zitterte.

      – Ich liebe Niemanden, aber nach Dir hab ich mich gesehnt.

      Er sah sie an, ihr Gesicht zuckte. Sie würde wohl jeden Augenblick in Tränen ausbrechen.

      Falk setzte sich neben sie hin.

      – Hör mal, Jania, ich darf nicht lieben. Ich muß hassen, wenn ich liebe.

      – Hast Du jemals geliebt?

      – Ja, einmal. Und ich haßte das Weib, das ich lieben mußte. Nein, sprechen wir nicht darüber.

      Er wurde ernst. Der Gedanke an seine Frau quälte ihn.

      – Nein, nein. Man ist nicht frei, wenn man liebt. Das Weib drängt sich zwischen Alles hinein. Man muß tausend Rücksichten nehmen, man muß sie nehmen, man muß auch dasselbe Schlafzimmer haben – nun, das ist ja nicht gerade nötig, aber – nun, ja, Du verstehst mich ... Ich muß frei sein, jedes Gefühl, das meine Freiheit beengt, hasse ich, o, ich kann es Dir nicht sagen, wie ich es hasse.

      Er nahm ihre Hand und streichelte sie mechanisch.

      – Es ist doch sonderbar, Jania, daß Du mich so liebst.

      – Wieso?

      – Ich bin ja so kalt hier – hier ... er zeigte auf seine Stirn.

      Janina schluckte die Tränen hinunter.

      – Du genügst mir so. Ich will Dich nicht anders haben. Ich verlange nichts mehr von Dir.

      – Das ist gut. Deswegen fühl ich mich so wohl bei Dir.

      Er schwieg lange, dann richtete er sich plötzlich auf.

      – Glaubst Du, daß ich lieben kann?

      – Früher vielleicht.

      – Aber wenn ich jetzt, jetzt, verstehst Du, Jemanden liebte, wenn ich ihn so liebte, daß dieser Mensch – dieses Weib mir zu einer Art Schicksal würde?

      Janina sah ihn mißtrauisch an.

      – Wenn ich dies Weib also so liebte, daß ich nicht einen Tag ohne sie leben könnte?

      Sie schrak auf.

      Falk sah sie lange an, besann sich plötzlich und lachte auf.

      – Gott, bist Du ein Kind! Wie Du mich anstarrst!

      Janina sah ihn mit wachsender Unruhe an. Was sagte er? Was wollte er?

      – Erik, sag mir offen, was Dir fehlt. Glaubst Du, ich sehe nicht, daß Du leidest und daß Du es mir verbergen willst?

      Ihre Augen füllten sich mit Tränen.

      Falk wurde sehr lebhaft.

      Es sei sehr dumm von ihr, daß sie sich damit quäle. Er habe gar nichts auf seinem Herzen. Er sei im Gegenteil lange nicht so froh gewesen. Er kenne jetzt kaum, was Leiden heiße. Nein, nein ... Er habe nur vielleicht ein wenig Lust, andere Menschen zu quälen. Das tue er nämlich sehr gerne, er habe ein grenzenloses Bedürfnis nach Liebe, und die empfinde er dann am intensivsten, wenn er die Menschen quäle. Oh, er könne sie noch ganz anders auf die Folterbank spannen, nur um in ihrer Qual diese heiße hingebende Liebe so ganz heftig flackern zu sehen. Er könne ihr dann das unglaublichste Zeug vorreden, daß er zum Beispiel verheiratet sei, daß er bereits ein Kind habe und daß ihr Kind als Bastard zur Welt gekommen sei. Könne sie denn diese Instinkte nicht verstehen? Im Übrigen solle sie ihn nicht gar zu ernst nehmen. Er pflege nicht immer seine fünf Sinne beisammen zu haben.

      Aber Janina ließ sich nicht beruhigen.

      – Nein, nein, lieber Erik, ich verstehe sehr gut, was Du meinst, aber es ist nicht so bei Dir. Ich kann es sehr gut unterscheiden ... Sie dachte eine Weile nach.

      – Sag mal, macht Czerski Dich so unruhig?

      Falk horchte auf.

      – Czerski? Czerski? Hm ... Ja, ich werde wohl viele Unannehmlichkeiten haben.

      – Wieso?

      – Nein, nicht gerade Unannehmlichkeiten ... aber ... Falk brach plötzlich ab.

      – Er saß wohl anderthalb Jahre im Gefängnis?

      – Ja beinahe.

      – Sonderbar, daß er jetzt gerade freigelassen wurde ...

      Janina sah ihn fragend an.

      – Warum ist das sonderbar?

      Falk sah verwundert auf.

      – Hab ich gesagt, daß es sonderbar ist? Ich habe an etwas ganz Anderes gedacht. Aber, was ich sagen wollte ... er sieht wohl sehr schlecht aus ... Nun, ja, natürlich ... Hm, es tut mir leid um ihn. Er ist ein äußerst tüchtiger Kerl, nur so tollkühn ... Jetzt wurde er wohl ganz und gar ein Anarchist. Das ist selbstverständlich ... Hat er geweint?

      – Nein, er war sehr ruhig. Er sagte, er war darauf vorbereitet. Machte mir nur Vorwürfe, daß ich nicht mit ihm ganz ehrlich gesprochen hätte ... Dann nahm er das Kind, sah es lange an und fragte nach dem Vater.

      – Du hast es ihm gesagt? Ja natürlich. Warum solltest Du es nicht. He, he ... ich brauch mich doch wohl nicht zu schämen, daß ich einem braven Bürger zum Dasein verhalf ... He, he ... siehst Du, Jania, ich muß manchmal so nervös auflachen, aber es kommt daher, weil ich so übermüdet bin ... Das Leben ist nicht so leicht, wie Du es Dir in Deinem jugendlichen Übermute denkst... Na, lach doch über den schönen Witz ...

      Aber Janina lachte nicht. Sie sah grübelnd zu Boden.

      Falk wurde gereizt.

      Warum sei sie denn so traurig? Könne er denn wirklich nirgends hinkommen, ohne daß er traurige und betrübte Mienen präsentiert bekomme?

      Janina erschrak über seine Heftigkeit.

      Er bezwang sich und suchte einzulenken.

      – Der kleine Erik ist doch gesund? Ja, selbstverständlich. Aber Du bist wohl noch sehr schwach ... Hm, es ist nicht leicht, ein Kind zu gebären ...

      Er betrachtete ein Bild, das über dem Bette hing.

      – Das Bild hast Du damals mit mir gezeichnet ... Hm ... Erinnerst Du Dich noch? Es war so furchtbar heiß: Du hattest eine ganz rote Matrosenbluse an und wenn Du so über dem Zeichenbrette lagst ... He, he, he ... Damit fing es an ...

      Janina sah ihn ernst an.

      – Es wäre doch besser, wenn ich Dich niemals getroffen hätte.

      – So? Warum denn?

      – Nein, nein ... ich weiß es nicht. Ich war ja mit Dir glücklich.

      – Aber?

      – Ich habe Angst vor Dir. Ich СКАЧАТЬ