Stanislaw Przybyszewski: Romane, Erzählungen & Essays. Stanislaw Przybyszewski
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Название: Stanislaw Przybyszewski: Romane, Erzählungen & Essays

Автор: Stanislaw Przybyszewski

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027205639

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СКАЧАТЬ Und Sie wollen mit dieser Lüge weiter leben? Wollen Sie weiter Ihre Frau belügen?

      Falk sah ihn erstaunt an.

      – Lieber Czerski, Sie wollen sich nun plötzlich zum Richter über mich aufschwingen. Das ist ganz lächerlich. Ich schulde keinem Menschen Rechenschaft über das, was ich tue, am wenigsten Ihnen ... Übrigens haben wir genug gesprochen. Tun Sie, was Sie wollen ... Sie sind ein braver Mensch, und vielleicht kein Schurke, freut mich ungemein, einen Nicht-Schurken gesehen zu haben ... Aber jetzt gute Nacht ... Er wurde plötzlich rasend. – Gehen Sie schlafen, Czerski! Er war ganz außer sich vor Wut.

      – Gehen Sie schlafen, sag ich Ihnen!

      Czerski sah ihn verächtlich an.

      Eine Schutzmannpatrouille ging vorbei und musterte sie aufmerksam.

      – Gehen Sie schlafen! schrie ihm Falk noch einmal zu und ging langsam die Straße entlang. Er war wie gelähmt. Die künstliche Fassung verschwand plötzlich und die Unruhe wuchs so stark, daß sein Herz sich wie in einem Krampfe zusammenschnürte und kalter Schweiß ihm auf die Stirne trat.

      Dann ging er schneller und schneller, bis er ganz erschöpft wurde.

      – Jetzt kommt es. Ja, jetzt kommt es sicher. Das Rad kam ins Rollen und es wird unablässig weiter rollen ... Ja, natürlich. Dieser Wahrheitsfanatiker wird sich nicht abhalten lassen.

      Falk wollte die Gefahr überdenken, aber sein Gehirn war müde, nur die Vorstellung des Verderbens, des Zerstört-Werdens beherrschte ihn mit unsagbarer Qual.

      Ein Weib ging hastig vorbei, und hinter ihr liefen zwei betrunkene Studenten.

      – Die Hunde! Nein, wie das Alles ekelhaft ist, wie ekelhaft! Nein, zum Donnerwetter! Das ist ja unerhört idiotisch, sein ganzes Leben für ein paar Sekunden tierischen Genusses einzusetzen. Das ganze Leben? Er lachte höhnisch. Nein, zum Teufel, man setzt ja nur ein paar Sekunden für ein paar neue Sekunden aufs Spiel ... Ha, ha, ha ... Ein Weib löst das andre ab ... Vive la reine ...

      Er blieb auf einer Brücke stehen und starrte vor sich hin. Er war wie blind geworden, aber nach und nach sah er eine ungeheure schwarze Masse wuchtig und majestätisch über den ganzen Himmel emporwachsen, und nach und nach erkannte er die gewaltigen Formen des Bahnhofs. Hin und wieder hörte er einen schrillen Pfiff der Lokomotive, die unter der Brücke rangierte. Er ging auf die andere Seite der Brücke. Vor ihm dehnte sich das weite Terrain der Bahnhofsanlage. Er sah die ungeheure Anzahl von Lichtern an den Schienen entlang, er sah die verschiedenfarbigen Signallaternen, er starrte hin, bis alle Lichter in einen großen, zitternden Regenbogen, nein, eine große tausendfarbige Lichtsonne zusammenflossen ...

      III.

       Inhaltsverzeichnis

      Als Falk nach Hause kam, saß Isa halbausgekleidet auf ihrem Bette und las.

      – Endlich bist Du gekommen! Sie kam ihm entgegen. Oh, wie ich mich nach Dir gesehnt habe.

      Falk küßte sie und setzte sich auf den Schaukelstuhl.

      – O, wie ich müde bin!

      – Wo warst Du denn?

      – Ich war mit Iltis zusammen.

      – Hast Du was Neues gehört?

      – Nein, nichts von Bedeutung.

      – Du bist so blaß, Erik?

      – Ich habe ein wenig Kopfschmerzen.

      Isa setzte sich neben ihn auf einen Stuhl, nahm seinen Kopf in beide Hände und küßte ihn auf die Stirn.

      – Du bleibst jetzt immer so lange weg, Erik. Es ist so unangenehm, den ganzen Abend allein zu sitzen.

      Falk sah sie an und lächelte.

      – Ich muß mich jetzt allmählich von Dir emanzipieren.

      – Warum?

      – Nun, wenn Du mir plötzlich weglaufen solltest ...

      – Oh, Du! Sie küßte ihn noch heftiger.

      Falk stand auf, ging nachdenklich im Zimmer auf und ab, blieb dann vor ihr stehen und betrachtete sie lächelnd.

      – Worüber denkst Du so nach?

      – Du bist doch sehr schön, Isa.

      – Hast Du es nicht früher gesehen?

      – Ja, natürlich. Aber es ist doch seltsam, daß ich Dich nach einer vierjährigen Ehe noch immer so schön finde, wie am ersten Tage.

      Isa sah ihn glücklich an.

      – Du, Isa, wir haben doch sehr glücklich zusammen gelebt.

      – Oh, ich war so glücklich, und ich bin so glücklich, ich habe ein so starkes, ein so frohes Bewußtsein von Glück ... Manchmal bekomme ich Angst, daß es nicht lange dauern sollte dies große Glück ... Aber das ist natürlich lächerlich, so ein Weiberaberglaube ... Ich weiß ja, daß Du mich immer lieben wirst, und dann brauch ich nichts mehr, dann kann ich mich ja nie unglücklich fühlen. Selbst wenn Du so nervös bist, wie jetzt, und ganze Tage ausbleibst, macht es nichts ... Es ist eigentlich so schön, so zu sitzen und an unsere Liebe zu denken.

      Sie schwieg einen Augenblick. Falk ging herum und sah sie von Zeit zu Zeit unruhig an.

      – Und Deine Liebe ist so schön, so schön ... Ich denke so oft daran, daß ich die Erste bin, die Du geliebt hast, ich weiß auch, daß kein anderes Weib für Dich existiert, und das macht mich so stolz, Du verstehst vielleicht nicht dies Gefühl ...

      – Ja, ja, ich kann es mir denken.

      Sie sah ihn lächelnd an.

      – Nicht wahr, Erik, Du hast doch nie, seitdem Du mich getroffen hast, ein Weib so angesehen, so ...

      – Wie?

      Sie lachten sich beide an.

      – Nun so, wie es ich glaube im Neuen Testamente steht von dem Blicke, der beredter wie Worte begehren kann ... Ha, ha, waren die Herren von dem Neuen Testament erfahren ... Aber warum frage ich Dich danach, ich weiß es ja.

      – Bist Du so sicher?

      Falk setzte eine geheimnisvolle Miene auf.

      – Ja, nichts ist für mich so sicher.

      – Hm, hm ... Du mußt doch ein unglaubliches Vertrauen zu mir haben.

      – Ja, das hab ich, sonst könnt ich nicht so glücklich sein.

      Falk sah sie aufmerksam an.

      – Aber was würdest Du sagen, wenn ich Dich doch betrogen hätte?

      Sie lachte.

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