Stanislaw Przybyszewski: Romane, Erzählungen & Essays. Stanislaw Przybyszewski
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Название: Stanislaw Przybyszewski: Romane, Erzählungen & Essays

Автор: Stanislaw Przybyszewski

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027205639

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      – Er habe sich so gefreut, heute, grade heute mit ihm allein zu sein. Erinnere er sich nicht mehr an die herrlichen heures de confidence mit den endlosen Disputen ...

      Aber Mikita bestand hartnäckig auf seinem Vorschlag. Isa sei maßlos auf ihn neugierig. Er habe heilig versprochen, ihr das Wundertier von Falk in natura vorzuführen. – Nein, es ginge nicht mehr, sie mußten zu ihr gehen.

      Falk mußte sich fügen.

      Unterwegs sprach Mikita beständig von seinem großen Glück und gestikulierte lebhaft.

      – Ja, ja, das ist merkwürdig, wie ein solches Gefühl Einen aufwühlen kann. Das Unterste kommt zu Oberst, es ist als ob sich ungeahnte Tiefen aufschließen. Zehn Welten kommen hinein. Und dann, was sich so alles an Fremdem, Unbekanntem regt ... Empfindungen, so unfaßbar, daß sie kaum ein Tausendstel Sekunde im Gehirne aufblitzen. Und doch steht man den ganzen Tag unter dem Einfluß dieses Dinges. Und wie die Natur Einem erscheint! Weißt Du, in der ersten Zeit, als sie sich sträubte – ich lag wie ein Hund vor ihrer Tür, mitten im Winter, in der fabelhaftesten Kälte hab ich die ganze Nacht vor ihrem Zimmer geschlafen – und ich zwang sie. Aber gelitten hab ich! Hast Du einen schreienden Himmel gesehen? Nein! Also weißt Du, ich habe ihn schreien gesehen. Es war, als öffne sich der Himmel zu tausend Mundhöhlen und schrie nun Farbe in die Welt hinaus. Der ganze Himmel eine unendliche Reihe von Streifen; dunkelrot, so ins Schwarze hinüber. Geronnenes Blut ... nein! eine Kotlache, in der sich die Abendröte spiegelt, und dann ein schmutziges Gelb! Häßlich, ekelhaft, aber großartig ... Gott ja, Mensch! Dann das Glück! Ich reckte mich und reckte – hinauf, daß ich an der Sonne meine Zigarette anzünden konnte!

      Falk lachte auf.

      Mikita, der ihm kaum an die Schultern reichte! Der wunderbare Kerl ...

      – Nicht wahr? Komische Vorstellung. Ich an die Sonne reichen! Weißt Du, als ich in Paris war, sahen sich die Franzosen nach mir um. Ich hatte nämlich einen Freund, und neben ihm sah ich wie ein Riese aus.

      Sie lachten beide.

      Mikita drückte ihm warm die Hand.

      – Weißt Du, Erik, ich weiß eigentlich nicht, wen ich mehr liebe ... Siehst Du, Liebe zum Weibe, das ist doch etwas Andres, man verlangt etwas, und schließlich, nicht wahr? Man liebt doch auf etwas hin ... Und nun siehst Du die Freundschaft –ja, Du Erik das ist das Unfaßbare, das Feine, das zwischen den Fingern ... Und nun, wenn man so drei Monate ununterbrochen mit einem Weibe zusammen ist ...

      Falk unterbrach ihn.

      – Du kannst Dir nicht vorstellen, wie ich mich manchmal nach Dir gesehnt habe. Hier unter diesem Schreibergesindel gibt es auch nicht einen Menschen ...

      – Kann mirs denken. Nun, jetzt wollen wir die Zeit ausnutzen.

      – Ja, wir wollen immer zusammen sein.

      Sie kamen an.

      – Du Erik, sie ist furchtbar gespannt auf Dich. Mach Dich nur interessant, sonst blamierst Du mich. Sehr interessant, das verstehst Du gut, Du Teufelskerl!

      Sie traten ein.

      Falk überkam ein Gefühl, als hätte er eine große, glatte Spiegelfläche um sich.

      Dann wurde es ihm, als müßte er sich an etwas erinnern, was er schon längst einmal gesehen oder gehört hatte.

      – Erik Falk, stellte Mikita vor.

      Sie sah ihn an, wurde sehr verlegen, und streckte ihm dann herzlich die Hand entgegen:

      – Sie sind es.

      Falk wurde lebendig.

      – Ja, ich bin es. Ich sehe doch nicht so merkwürdig aus. Sie mußten wohl nach Mikitas Beschreibung ein seltsames Tier erwartet haben?

      Sie lächelte.

      Falk bemerkte Etwas, wie einen rätselhaften Schleier, durch den dies seltsame Lächeln durchschimmerte.

      – Ich war ganz eifersüchtig auf Sie geworden. Mikita hat die ganze Zeit nur über Sie gesprochen. Er ist ja wohl auch nur Ihretwegen nach Berlin gekommen.

      Sonderbar! Derselbe Schleier in den Augen. Ein Schimmer wie von einem intensiven Lichte, das sich erst durch schwere Nebel Bahn brechen mußte. Was war es?

      Sie setzten sich hin.

      Falk sah sie an. Sie ihn auch. Beide lächelten verlegen.

      – Mikita hat erzählt, daß Sie immer Cognac haben müssen. Ich habe eine ganze Flasche gekauft, aber er hat sie schon zur Hälfte ausgetrunken ... Wie viel darf ich Ihnen eingießen?

      – Gott, genug!

      – Ja, ich weiß nicht ... Sie sind doch aus Rußland her, es soll dort Sitte sein, Cognac aus Litergläsern zu trinken.

      – Sie glaubt nämlich, erklärte Mikita, daß in Rußland Bären ins Haus kommen, um die Überreste aus den Töpfen zu schlecken.

      Sie lachten alle.

      Das Gespräch ging hin und her. Mikita sprach fortwährend und fuchtelte dabei mit den Händen.

      – Siehst Du, Erik, wir lieben uns nämlich bis zur Verrücktheit ...

      Falk bemerkte bei ihr ein verlegenes Lächeln, als glitte ganz leise ein Schamgefühl über ihr Gesicht.

      – Du darfst Herrn Falk damit nicht langweilen.

      Ein feiner Streifen Unmut huschte über Mikitas Gesicht.

      Sie streichelte diskret seine Hand; Mikitas Gesicht hellte sich auf.

      Sie weiß mit ihm Bescheid, dachte Falk.

      Das Zimmer war in einer sonderbaren, zinnoberroten Beleuchtung. Etwas von einem dicken Rot, wie wenn man feine Rotlagen übereinander schichtete und das Licht sich in ihnen brechen ließe.

      War es dies Licht?

      Nein, es lag um die Mundwinkel, nein! Feine Streifen um die Augen ... Wieder verschwand es und legte sich in eine zarte Vertiefung in der Kaumuskulatur ... nein, es war unfaßbar.

      – Du bist so still, Erik, was fehlt Dir?

      – Gott, sind Sie schön!

      Falk sprach das absichtlich mit einer solchen Nuance von Unwillkürlichkeit, daß selbst Mikita getäuscht wurde.

      – Siehst Du, Isa, der Mann ist offen, nicht wahr?

      Seltsamer Mensch! Dies Gesicht ... Isa mußte ihn immer wieder ansehen.

      – Was hast Du eigentlich den ganzen Winter gemacht?

      Falk raffte sich auf.

      – Mit Iltis gebummelt.

      – Wer ist Iltis?

      – Das ist ein Spitzname für einen großen Mann, erklärte Mikita.

      Isa СКАЧАТЬ