Stanislaw Przybyszewski: Romane, Erzählungen & Essays. Stanislaw Przybyszewski
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Название: Stanislaw Przybyszewski: Romane, Erzählungen & Essays

Автор: Stanislaw Przybyszewski

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027205639

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      – Aber kommen wir zum Resultat. Wenn Sie dichten, nicht wahr, ist das nicht ein seltsamer, mystischer und meinetwegen auch theosophischer Moment, weil für Sie alles Seltsame Theosophie zu sein scheint. Sie haben doch wohl von Fakiren gehört, die sich künstlich in eine somnambule Ekstase versetzen, in der sie Monate lang lebendig begraben liegen können. Ich habe selbst in Marseille einen Fakir gesehen, der sich im Zustande dieser Ekstase Wunden beibrachte, ohne eine Spur von Blutung. Sehen Sie nun, wenn Sie dichten, ist es derselbe Zustand somnambuler Ekstase, der allerdings nicht künstlich hervorgerufen werden kann. In einem Momente fließt Ihr ganzes Leben auf einen Punkt zusammen. Sie sehen nichts, Sie hören nichts, Sie arbeiten unbewußt, Sie brauchen nicht zu überlegen, es kommt im Schlafe ... Und nun sagen Sie, ist das nicht mystisch? Können Sie das mit Logik erklären? Können Sie Einem klar machen, warum Sie der bedeutungsvolle Dichter sind und er nicht?...

      Alle schwiegen betroffen. Falk hatte es doch zu weit getrieben.

      Der Anarchist erhob sich und ging.

      Iltis hatte nichts davon begriffen. Nein, nein, sein Gehirn war zu groß für diese metaphysischen Spielereien. Aber er verstand, daß Falk den Anderen abgekanzelt hatte, und trank ihm wohlwollend zu ...

      – Reichen Sie mir die Hand.

      Der junge Mann, der vorhin die Gläser auf die Erde zu werfen geruhte, stand auf, pathetisch gespreizt und streckte die Hand weit vor.

      Falk reichte ihm lächelnd die Hand.

      Isa schwieg. Sie fühlte sich so glücklich. Dies Glücksgefühl hatte sie schon lange, lange nicht gehabt.

      Falk war ein herrlicher Mensch. Ja, er war ihr schönstes Erlebnis.

      Sie wurde plötzlich unruhig.

      – Du bist so schweigsam? Mikita kam an sie heran.

      – Ich bin glücklich. Sie drückte ihm leise die Hand.

      – Bist Du nicht müde?

      – Nein, gar nicht!

      – Aber wir wollen gehen, nicht wahr?

      Etwas hielt sie mit aller Macht zurück. Sie möchte um jeden Preis noch bleiben. Aber sie las in seinen Augen eine stumme Bitte.

      – Ja, wir wollen gehen. Es klang fremd, beinahe abweisend.

      Sie erhob sich.

      – Wollt Ihr wirklich gehen? So bleibt doch noch ein Weilchen hier. Falk hätte sie mit Gewalt zurückhalten mögen.

      Aber Mikita konnte unmöglich länger bleiben; er müsse Isa nach Hause begleiten.

      Als sie weggehen wollten, sprang Iltis auf.

      – Also Du, Mikita, vergiß nicht ...

      – Ja richtig! Mikita hatte es ganz vergessen, daß er mit Isa zu einer Abendgesellschaft bei Iltis eingeladen war.

      – Ja, er werde sicher kommen. Ob Isa auch mit wolle, das wisse er nicht ...

      Isa wollte herzlich gerne mitkommen.

      – Und Du, Falk? Du kommst doch selbstverständlich? Iltis klopfte Falk wohlwollend auf die Schultern.

      – Gewiß.

      Isa drehte sich plötzlich nach Falk um und reichte ihm noch einmal die Hand.

      – Sie kommen doch recht bald zu mir?

      Falk kam es vor, als risse der Schleier um ihre Augen auseinander; eine Glut quoll hervor und ringelte sich heiß um die Lider.

      – Ihr Zimmer ist ja meine Heimat.

      Mikita wurde unruhig; er schüttelte besonders kräftig Falks Hand, und sie gingen.

      – Die haben Eile! Iltis zwinkerte lüstern mit den Augen.

      Falk wurde plötzlich sehr gereizt. Er hatte Mühe, ein Wort zurückzuhalten, das Iltis sicher nicht geschmeichelt hätte.

      Er setzte sich aber wieder hin und sah sich um.

      Es wurde Alles so öde um ihn, und er fühlte sich so einsam ...

      Er war auch sehr unzufrieden mit sich selbst. Er kam sich ein wenig lächerlich und knabenhaft vor. Er wollte doch wirklich krampfhaft einen Eindruck auf Isa machen. Zweifellos ... Und alles, was er gesagt hatte, kam ihm so dumm vor ... So viele große und gespreizte Worte ... Er hätte das Alles doch sicher viel feiner sagen können ... Aber er zitterte ja ordentlich, als er sprach.

      Er wurde im Ernste wütend.

      Dieser dumme Säugling, wie scheußlich er an dem Glase lutschte ... Widerlich! Eigentlich wurde ihm plötzlich alles widerlich in der berühmten »Nachtigall« – Alles.

      Nein! Wozu sollte er noch länger sitzen? Er mußte frische Luft haben. Er fühlte einen Drang zu gehen und zu gehen, endlos, alle Straßen entlang ... Sich etwas klar machen. Es war da drin Etwas, das aufgelöst werden mußte, Etwas ... ja etwas Neues, Fremdes ...

      Er zahlte und ging.

      IV.

       Inhaltsverzeichnis

      Als Falk auf die Straße kam, wurde er sehr unruhig.

      Er fing an schnell zu gehen. Vielleicht geht es nach einer physischen Ermattung vorüber.

      Und es war, als peitsche ihn etwas immer schneller vorwärts, daß er fast zu laufen begann.

      Es wurde aber noch schlimmer.

      Er fühlte deutlich, wie sich eine Welle von Unruhe tiefer und tiefer in seinen Körper hineinringelte; er fühlte Etwas, das schneller und schneller in ihm kreiste und in jede Pore, jeden Nerv sich mit wachsender Wut drängte.

      Was war das?

      Er stutzte plötzlich.

      Kam es wieder? Gefahr?!

      Er blieb stehen.

      Es mußte doch wohl ein tierischer Urinstinkt in ihm sein, die uralte Warnstimme einer fremden Seele.

      Er bekam einen heftigen Ruck.

      Fliehen, ja – fliehen, schrie es in ihm. Und er sah sich plötzlich als vierzehnjährigen Jungen hoch oben im vierten Stock. Zwei Fenster auf den Hof hinaus. Unten ein ewiges Klopfen der Böttchergesellen.

      Er mußte ein großes Pensum auswendig lernen, sonst erwartete ihn eine strenge Strafe.

      Und er saß und lernte, lernte, daß ihm die heißen Tränen wie Erbsen die Backen herunterrollten.

      Aber sein Gehirn war dumpf. Kaum hatte er einen Vers auswendig gelernt, vergaß er den andern.

      Und СКАЧАТЬ