Stanislaw Przybyszewski: Romane, Erzählungen & Essays. Stanislaw Przybyszewski
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Название: Stanislaw Przybyszewski: Romane, Erzählungen & Essays

Автор: Stanislaw Przybyszewski

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027205639

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СКАЧАТЬ über sich ergehen lassen ... aber im nächsten Momente sank sie zusammen. Eine kranke Traurigkeit kam über sie. Sie konnte nicht widerstreben ... sie mußte ...

      – Ich liebe Dich ... ich bin krank nach Dir ... er stammelte wie ein Kind.

      Und ein Ekel stieg in ihr auf. Ein ranziges Gefühl von Ekel, sie schauderte – aber sie durfte sich nicht wehren, sie fühlte keine Kraft mehr. Nur Falks Stimme hörte sie, sie sah seine Augen ... nein, sie hatte keine Kraft mehr ... Sie drückte die Augen zu und ließ es geschehen ...

      – Du hast mich so glücklich gemacht ...

      Das Glück verzerrte Mikitas nervöses, mageres Gesicht zu einer Grimasse.

      Aber sie fühlte Ekel, ein würgendes Gefühl von Ekel, der ihr in jeden Nerv drang mit wachsender Empörung, mit einem Haß, den sie bis jetzt nicht kannte. Aber um ihren Mund spielte mechanisch ein liebenswürdiges Lächeln.

      Und wieder ließ sie ihre Hand über die seine gleiten.

      Sie kämpfte mit sich. Es wurde ihr ganz schwarz vor den Augen vor Scham und Empörung. Sie hatte Mühe, ein Wort zurückzuhalten, das sie ihm ins Gesicht schleudern möchte, weil er sie so brutal vergewaltigt hatte. Und der Gedanke an Falk bohrte in ihr und bohrte. Ein wütender Schmerz riß ihr den Kopf auseinander ...

      – O Isa, ich bin so glücklich, so unerhört glücklich, heute ...

      Sie bezwang sich und lächelte. Aber der Ekel füllte sie unablässig ... Alles wurde ihr zum Ekel, seine Worte, seine Hand ...

      Aber Mikita dachte nur an sein Glück. Das Weib war sein, ganz sein. Sein Kopf wurde heiß vor Freude und Kraft.

      Sie wollte nicht mehr denken, aber sie konnte den Gedanken an Falk nicht zurückhalten. Der Gedanke schmerzte sie, biß sie, goß ihr Haß und Scham in das Herz. Sie atmete schwer auf. Wenn er nur nicht käme. O Gott, wenn er nur nicht käme ...

      – Kommt Falk heute zu Dir?

      Mikita sah sie befremdet an.

      – Wer? Falk?

      Sie raffte sich auf.

      – Ich möchte so gerne, daß er Deine Bilder sieht. Er hat sie doch noch nicht gesehen: Er ist ja der Einzige, der sie verstehen kann.

      Mikita atmete erleichtert auf.

      – Weißt Du, Isa; ich werde ihm jetzt schreiben, daß er gleich kommen soll.

      Sie schrak auf.

      – Nein, nein, nicht heute.

      – Warum denn nicht?

      – Ich will mit Dir allein sein heute.

      Er küßte ihr innig die Hand und sah sie dankbar an.

      Es lag etwas von hündischer Unterwürfigkeit da drin. Sie dachte an den großen Hund in ihrer Heimat, der sie so liebte und den sie nie los werden konnte.

      Es war inzwischen dunkel geworden.

      Was hatte er für ein Recht, sie so brutal zu vergewaltigen ... so ... nein ... nicht denken, nicht denken ... Doch, ja – sie fühlte sich beschmutzt, er hatte sie beschmutzt ...

      Sie fühlte plötzlich seine Hand um ihr Handgelenk.

      Sie schrak zurück. Seine Berührung war ihr widerwärtig.

      – Mach Licht!

      Mikita stand auf und zündete die Lampe an.

      Dann heftete er starr seine Augen auf sie.

      Sie hatte nicht mehr die Kraft, sich zu bezwingen. Es stürzte nun Alles auf sie ein: Falk, Mikita, der Ekel ... dieser furchtbare Ekel ... Es war plötzlich Angst in ihm, eine Angst, die auf einen Augenblick sein Gehirn lähmte.

      Sie sah, wie sein Gesicht zuckte, wie seine Augen sich maßlos erweiterten.

      – Du, was ist Dir? fragte er heiser.

      – Nichts, nichts! Sie versuchte zu lächeln, aber es mißlang.

      – Wie ... wie ... was ist Dir? Er fing an zu verstehen.

      In diesem Augenblick läutete es heftig.

      Er zuckte auf, konnte nicht verstehen, was das für ein Geräusch war.

      – Du, es klingelt. Mach nicht auf, mach nicht auf, bat sie ängstlich.

      Aber er lief hinaus.

      Sie stöhnte auf. Nun kam er, sie wußte es. Er war es. Nun ... o Gott, es war ja Alles gleichgültig.

      – Oh, das ist ja herrlich, das ist ja einfach großartig, wir wollten soeben an Dich schreiben. Mikita konnte sich kaum zusammenhalten. Nun, Isa, endlich ist Falk hier. Er versuchte krampfhaft sich zu bemeistern.

      Ich freue mich; kannst mir glauben, daß ich mich freue. Na weißt Du, Erik ... na, das ist schön ...

      Werden gemütlichen Abend haben ... Was willst Du? Wein, Schnaps, Bier ... Heh? Alles kannst Du haben ...

      Meine Bilder willst Du sehen?... Herrgott – die dummen Bilder – Was ist daran zu sehen? Geh ins Leben – ja, – geh nur auf die Straße, das sind Bilder! ... Wozu denn diese dumme Kleckserei ... O Gott, wozu das Alles? ... Hast Du nicht gestern gesagt, daß man damit kein Weibchen locken kann?... Ja, ja, geh auf die Straße, nein! geh ins Nachtcafé, da sind Bilder! prachtvoll, weißt Du ... so ein Bild, wie ich gestern gesehen habe, das kann Dir kein Mensch malen ... Weißt Du, was ich gesehen habe?... War im Restaurant, ja, ein Restaurant, kein Café übrigens ... und, ja, da saß ich. Mir gegenüber ein Herr mit zwei Damen. Er machte der einen Dame den Hof und stellte telegraphische Übungen an, mit den Füßen, unter dem Tisch. Er aß Würstchen, verstehst Du, Jauersche Würstchen, glaub ich ... Da plötzlich: es war ein Moment ...

      Mikita lachte heiser, daß er kaum verständlich war.

      Ein Moment! Selten sieht man so was.

      Also hör mal: das eine Mädel ... Mikita unterbrach sich beständig mit nervösem, unangenehmem Lachen ... packt den Teller mit den Würstchen und schmeißt ihn dem Galan ins Gesicht ... Das war ein Anblick, hundert meiner Bilder wert ... Die Sauce troff herab ... weißt Du, die schokoladenbraune Jauche, mit der man hier in Berlin alle Speisen zu begießen pflegt ... Die Würste flogen nur so herum ... Sah der Kerl aus!... Mikita wollte sich ausschütten vor Lachen ... das war ein Bild!

      Falk konnte nicht verstehen, was mit Mikita los war. Er sah Isa an, aber sie lag auf der Chaiselongue und sah nach der Decke.

      Wahrscheinlich wieder heftige Eifersuchtsszene.

      – Weißt Du, was der Kerl machte? Mikita drehte nervös an den Knöpfen von Falks Rock. Nichts! Gar nichts! Er wischte sich ruhig die Sauce vom Gesicht ... Ja, das tat er ... Aber die Dame, mit der er die telegraphischen Übungen angestellt hatte, lachte sich halb tot ... Mit ihren erotischen Gefühlen war es vorbei ... Weißt Du, warum? – Weißt Dus? Mikita schrie kurz auf.

      Weil er komisch wurde, komisch! Und wenn man einem СКАЧАТЬ