Stanislaw Przybyszewski: Romane, Erzählungen & Essays. Stanislaw Przybyszewski
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Название: Stanislaw Przybyszewski: Romane, Erzählungen & Essays

Автор: Stanislaw Przybyszewski

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027205639

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СКАЧАТЬ zu Mut. Er dachte an seinen gestrigen Abschied.

      – Verstehst Du, was das ist, einem Weibe komisch zu werden?... Aber, aber ... Mikita stotterte ... man wird es nicht für Alle ... Es gibt welche, für die man es nicht wird, Weiber, die lieben, die lieben!... Er beruhigte sich ... Siehst Du, diese Weiber vergessen sich und Alles um sich; sie sehen nicht, daß man komisch ist, – sie denken nicht, sie beobachten nicht ... Er fuhr wieder auf ...

      Heh, Isa? Hab ich nicht Recht? Du bist doch ein Weib!

      Isa versuchte die Situation zu retten; es war doch unerhört peinlich. Er war ja ganz verrückt ... Sie lachte.

      – Ja, Du hast wohl Recht ... die Geschichte mit den Würstchen ist ja sehr amüsant. Was wurde nun weiter?

      Mikita sah sie durchdringend an.

      – Ja, weiter – richtig. Also der komische Mann war ganz ruhig, trotzdem alle Menschen vor Lachen sich auf die Tische legten ... Sein schöner hoher Kragen war zum Waschlappen geworden und sein steifes Oberhemd hätte man um ein Streichholz wickeln können ...

      Die Missetäterin, weißt Du – das Weib, für das man nie komisch werden kann war ganz blaß, und ich merkte, daß sie zitterte. Sie sah ganz so aus wie ein Hund. So hat Goya die Menschen gesehen –ja, der herrliche Goya, der einzige Psychologe auf der Welt. Er sah nur das Tier im Menschen, und Tiere sind sie Alle: Hunde und Esel ...

      Aber das Mädel hatte Temperament, sie hatte Geschlechtselan, sie liebte ihn, ja, sie liebte ihn ...

      Was? Das interessiert Dich nicht? Das nicht? Interessiert Dich nicht ein Eifersuchtsgefühl, das zum Verbrecher macht? Die Eine wirft Jauersche Würstchen auf den Kopf, die Andere wird zur Vitrioleuse. Aber das ist dasselbe Gefühl! Das ist stark, das ist mächtig, das ist Leben und Liebe! Heh? ... Bei Einer äußert sich das so, bei der Andern eben anders ... Meine Mutter hatte ein Dienstmädchen, das Tag und Nacht Romane las ... Glaubst Du nicht, daß an dem Mädel eine kolossale Bertha von Suttner verloren gegangen ist? Nicht wahr? nicht wahr?

      Falk wurde unruhig, was fehlte ihm?

      Siehst Du, Kerl, wozu braucht man da Bilder zu sehen? ...

      Ja, richtig, die Pointe ... Der Kerl ging mit den Damen ruhig und würdevoll aus dem Restaurant. Aber plötzlich auf der Straße ... na, das solltest Du gesehen haben ... das gibt Sensationen ... mit einem Ruck flog das Mädel von der wuchtigen Ohrfeige gleich in den Rinnstein ... Aber sie erhob sich und ging an ihn heran und bettelte um Verzeihung ... Er stieß sie weg, aber sie rannte hinter ihm her und heulte und bettelte.

      Mikita kam in immer größere Aufregung.

      – Weißt Du, was ich gemacht habe?

      Ich ging an ihn heran, ich zog meinen Hut bis an die Erde und sagte ihm: Erlauben Sie, gnädiger Herr, daß ich Ihnen meine höchste Bewunderung ausspreche.

      Ja, weißt Du – Mikita war in einem höchst beunruhigenden Maße aufgeregt ...

      – Aber was fehlt Dir um Gotteswillen, Du bist ja krank ... was hast Du denn? Mikita unterbrach Falk heftig.

      – Ich? krank? ... Bist Du verrückt? Na aber, siehst Du, das hatte der Mann doch gut gemacht! Nicht wahr? Unterjochen muß man das Weib, mit der Faust, mit der Peitsche ... Erzwingen, erzwingen muß man sich Liebe ...

      Er stotterte und wurde plötzlich still.

      Es trat eine peinliche Stille ein.

      Falk wurde unruhig. Er ließ seine Augen abwechselnd von Mikita zu Isa schweifen. Aber im Grunde mußte er sich eingestehen, daß die Szene ihn freute. Schändlich!

      Isa setzte sich plötzlich auf und sagte langsam:

      – Du hättest an dieser Stelle sehr gut Nietzsche zitieren können: »Vergiß die Peitsche nicht, wenn Du zum Weibe gehst!« Sonst klingt das, was Du da sagtest, beinahe wie ein Plagiat.

      Es lag etwas ungemein Wegwerfendes in ihrer Stimme.

      Falk sah sie erstaunt an. War es ein Bruch? – mit Mikita? ... Dieser Haß ...

      Mikita wachte auf und lachte plötzlich.

      – Donnerwetter, das hat Nietzsche gut gesagt, ganz verteufelt gut ... Aber was ist Euch denn? ... Ihr wurdet ja ordentlich feierlich ... Ich bin ja auch ganz verrückt.

      Er wurde sehr freundlich.

      – Nimm mir nur nicht übel, daß ich so aufgeregt bin, aber ich glaube wirklich, daß ich ein Delirium habe – die ganze Nacht hab ich mit dem Kerl gekneipt ... Das bekommt mir nicht gut ... Mein Onkel starb an dem schönsten Deliriumexemplar, das überhaupt in einem menschlichen Gehirne aufwachsen kann. Sein Delirium war üppig wie eine Palme, wie eine große Palme, unter der man nicht ungestraft wandeln kann, wie unsere Geistesheroen zu singen pflegen.

      Er ging herum und machte sich mit den Bildern zu schaffen.

      Herrgott, was sind Bilder? Ein Mensch, der genug an sich und an der ganzen Welt hat, sollte eben daran genug haben und nicht klecksen ...

      Also Bilder willst Du sehen ... na ja, da mußt Du eben morgen kommen, wenn Licht da ist ... Ja, Licht muß ich haben, Millionen Quadratmeilen Licht in jedem Auge, um das zu sehen, was kein Mensch sieht. Ja, kein Mensch ... was ich nicht gesehen habe ... was ich noch sehen muß, ja muß!...

      So hatte Falk Mikita noch nie gesehen. Das war nicht normal ...

      – Aber was ist Dir? Wozu spielst Du diese Komödie mit mir?

      – Was mir ist? Was mir ist? Glücklich bin ich! Glücklich wie noch nie!

      – Aber dann brauchst Du doch nicht zu schreien!

      – Ja, zum Donnerwetter, ich muß schreien, denn manchmal bekommst Du einen lustigen Zug um den Mund, als ob Du mir nicht glaubtest ... Was, Isa? Sind wir nicht glücklich?!

      Aber Isa hatte jetzt genug. Jetzt prostituiert er noch das ganze Verhältnis ... Nein, es war zu viel ...

      Sie erhob sich, zog sich an, und ohne ein Wort zu sagen, ging sie aus dem Atelier.

      Mikita sah ihr verständnislos nach.

      Er war wie zerschmettert. Dann wandte er sich zu Falk um.

      – Geh Du auch! Geh geh! Ich bin zu aufgeregt, ich muß allein bleiben ... Geh, geh! schrie er ihm zu.

      Falk zuckte mit den Achseln und ging. Unten holte er Isa ein.

      Als Mikita allein war, verriegelte er die Tür, blieb mitten im Atelier stehen und rannte plötzlich mit seinem Kopf gegen die Wand.

      Der Schmerz ernüchterte ihn.

      Ich werde also wirklich wahnsinnig.

      Er taumelte auf das Sofa. Der Kopf schmerzte ihn. Plötzlich wurde es ihm schwarz vor den Augen, ein Schwindelgefühl erfaßte ihn.

      Das war gräßlich! Er hatte das wehrlose Weib vergewaltigt, sie gegen ihren Willen genommen. Sie gab sich, weil sie sich geben mußte, aus Pflicht, aus ... aus ...

      Und er schrie mit allen Kräften:

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