Stanislaw Przybyszewski: Romane, Erzählungen & Essays. Stanislaw Przybyszewski
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Название: Stanislaw Przybyszewski: Romane, Erzählungen & Essays

Автор: Stanislaw Przybyszewski

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027205639

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СКАЧАТЬ Unruhe wuchs über ihn hinaus. Er fühlte jede Fiber in sich zittern, eine wachsende Wut staute sich in seinem Innern; er hatte das Gefühl, daß er auseinandergehe, daß Alles in ihm ausgerenkt sei, und eine furchtbare Angst hatte ihn befallen.

      Es steht schlimm mit Dir, es steht schlimm mit Dir, wiederholte er unablässig.

      Er packte seine Brust mit beiden Händen.

      Ein wehrloses Weib vergewaltigt, eins, das nur Ekel vor ihm empfand! Warum gab sie sich hin? Weil er sie darum bat? Weil – weil ... Herrgott! Sie gab sich aus Liebenswürdigkeit hin.

      Und ein Gedanke schoß ihm durch sein Hirn: Jetzt gibt sie sich Falk hin, weil er sie darum bitten wird, weil sie ihn befriedigt sehen will, weil – weil ...

      Er wieherte vor Lachen, wälzte sich auf der Chaiselongue und brach dann plötzlich in ein konvulsives Weinen aus.

      Er hörte sich weinen.

      Und wieder wuchs ihm die Unruhe brandend in sein Gehirn, er raffte sich auf, er mußte sie zurückholen, damit Falk sie ihm nicht nehme.

      Mechanisch faßte er die Mütze, er riß die Tür auf, stürzte die Treppen hinunter, rannte die Straßen entlang, bis an ihr Haus, und dann hinein: jagend, zitternd ...

      – Ist Fräulein Isa zu Hause?

      – Nein!

      Er blieb vor dem Hause stehen. Alles stürzte in ihm zusammen.

      Er wollte gehen, aber die Füße wollten ihn nicht tragen.

      Er würde sicher nicht einen Schritt tun können.

      Was nun, was nun? wiederholte er mechanisch.

      Er blieb stehen, konnte sich auf Nichts besinnen.

      Dann las er über die Straße weg: Restaurant-Café ...

      Aha! Café ... Ja, bis in das Café hinein – dann sitzen, nicht wahr?... Sitzen im Sofa, Café trinken ... Zeitungen lesen ...

      XI.

       Inhaltsverzeichnis

      Isa und Falk saßen in demselben Weinrestaurant wie am vorigen Abend. Nur daß sie jetzt ganz allein waren, in einer Chambre séparée.

      Niemals hatte sie das Alleinsein mit einem Menschen so genossen.

      Falk hatte Champagner bringen lassen, zahlte die Flaschen und berechnete, ob es zum Bezahlen reiche, was er bei sich hatte.

      Ja, es reichte – noch für viel mehr.

      Sonderbar, daß er daran denken mußte.

      Sie lag halbausgestreckt auf dem Sofa und blies Ringe von Zigarettenrauch in die Luft.

      Sie hatte Mikita ganz vergessen. Wenn sie hin und wieder an ihn dachte, so sah sie ihn als eine zappelnde, polternde Masse, eine Art Kobold vor sich.

      Ja, wie boshaft er werden konnte! Diese versteckten Anspielungen in der Wurstgeschichte.

      Falk beobachtete sie.

      Manchmal wunderte er sich, daß sich ihr Gesicht mit Purpurröte übergoß, und daß sie heftig erschauerte.

      Und jedesmal sah er dann, wie sie sich hastig aufsetzte und ein Glas heruntertrank.

      Wie er sie liebte! Wie er diesen schlanken Körper in den seinen hineinpressen und den blonden feinen Kopf streicheln und an seiner Brust bergen möchte.

      Warum tut ers nicht?

      Warum?

      Er fühlte, er wußte, daß sie ihn liebte; warum also nicht?

      Mitleid mit Mikita? Leide er nicht ebenso wie er, und vielleicht viel mehr noch ...

      Er dachte an die peinliche Szene bei Mikita. Wie sonderbar, daß er dabei Freude empfand. Was war denn für ein Teufel in ihm, der sich daran freute? Er dachte, wie er einmal den Bräutigam eines bekannten Mädchens total betrunken gemacht und eine diabolische Freude empfunden hatte, als das Mädchen sich über die unanständige Trunkenheit ihres Geliebten zu Schanden ärgerte, ja ihn sogar zu hassen begann.

      Was konnte das nur sein?

      Um seine Mundwinkel spielte ein nervöses, schmerzliches Lächeln.

      Sie sah ihn an. Wie schön er war! So könnte sie ihn stundenlang ansehen, ja sehen, wie seine Augen groß, so funkelnd, so im Fieberglanz sie anstarrten ... und wenn er hin und wieder auf und abging: diese geschmeidigen Bewegungen einer Pantherkatze.

      Und wieder fühlte sie die Schamröte ins Gesicht schießen und einen dunklen Haß in sich aufsteigen ...

      Das war roh von Mikita, – brutal!

      Sie trank hastig.

      Sie sprachen nicht mehr.

      Er hatte schon so viel gesprochen; er wollte jetzt in sich sinken und das um sich, das in sich trinken, genießen, es in jede Pore einsaugen ...

      Und sie hörte seine Stimme mit dem leisen heiseren Klang ... Es war etwas Zwingendes in der Stimme, das ihren Willen einschläferte und sie hypnotisierte.

      Sie dachte, wie sie einmal in der Oper »Tristan und Isolde« hörte. Das war ganz dasselbe Gefühl. Sie sah sich in der Loge, sie hatte vergessen, wo sie war ... oh, es war herrlich, dieser halbwache Zustand ... sie hörte die Musik, wie sie sich in sie ergoß mit einer Sehnsucht, mit ... ah ...

      Sie sank in das Sofa zurück und schloß die Augen.

      Es war so gut hier mit ihm ...

      Falk erhob sich, ging ein paar Mal auf und ab, dann setzte er sich neben sie.

      Er nahm ihre Hand. Er sah ihr in die Augen. Es war wie eine heiße Phosphoreszenz ringsum. Er sah einen Glanz in ihren zittern, einen heißen, lockenden Glanz ... ja, so sah sie ihn zum ersten Male an.

      Sie lächelten sich an.

      – Jetzt werd ich wieder sprechen.

      – Aber vergessen Sie nicht.

      – Was denn?

      – Die Bedingung ...

      – Ich habe die Bedingung vergessen.

      – Sie dürfen es nicht.

      – Nein, nein! Er küßte ihr die Hand.

      Wie sie ihn lockte, wie sie ihn mit diesen Augen an sich zog. Wußte sie das?

      – Woher sind Sie, Isa?

      – Ist es nicht wichtiger, wohin ich gehe?

      Sie СКАЧАТЬ