Seegeschichte-Sammelband: Die Abenteuer berühmter Seehelden, Epische Seeschlachten & Erzählungen. Heinrich Smidt
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СКАЧАТЬ de Wiggers, der einer der Bewindhebber der holländisch-ostindischen Compagnie war, würdigte ihn seines näheren Umganges.

      Außer seinen reichen Plantagen und seiner fürstlich eingerichteten Villa besaß Mynheer de Klaat noch ein drittes Besitztum, welches ihm mehr als die beiden ersten hätte am Herzen liegen müssen, das ihm aber nichtsdestoweniger zeitweise unbequem wurde, und das war seine Tochter Sartje.

      Myjuffrouw Sartje de Klaat gehörte zu der Zahl derjenigen jungen und reichen Damen, welche in der Jugend erster Maienblüte allzu wählerisch sind, bis dann der Glanz allmählich erbleicht und das Herz in banger Sehnsucht derjenigen denkt, die es früher spottend abgewiesen.

      Die Dame war unvermählt geblieben. Das reiche Erbe, welches ihre Hand zu vergeben hatte, war nicht stark genug, um einen batavischen Rinaldo zu den Füßen dieser Armida niederzuwerfen.

      Da nahte sich in einer glücklichen Stunde der schützende Genius des verlassenen Mädchens und führte ihr den ersehnten Gegenstand zu. Der Bewindhebber Cornelis de Wiggers gab ein ländliches Fest, bei welchem auch Mynheer de Klaat mit seiner Tochter Sartje erschienen waren. Unter den zahlreich versammelten Gästen war einer, der von dem Hausherrn mit besonderer Aufmerksamkeit behandelt, den einflußreichsten Mynheers besonders vorgestellt und dringend empfohlen wurde. Es war dies ein deutscher Edelmann, Baron Eberhard, der als Offizier im Solde der holländischen Regierung stand und derselben in Surinam nicht unwesentliche Dienste leistete. Mißhelligkeiten, die zwischen ihm und dem Gouvernement ausbrachen, hatten ihn vermocht, seinen Abschied zu nehmen, der ihm in den ehrenvollsten Ausdrücken zuteil ward.

      Weshalb er nach Java kam und dort die Bekanntschaft einflußreicher Männer suchte, wußte keiner, da der Baron in dieser Beziehung ziemlich verschlossen war. Sein bescheidenes und doch festes Auftreten, seine eleganten Manieren sicherten ihm die Gewogenheit der Herren. Die zarte Galanterie und die gewählte Ausdrucksweise erwarben ihm die Sympathie der Damen.

      Sartje de Klaat gehörte zu denjenigen ihrer Mitschwestern, welche bei den mannigfachen Vorzügen des deutschen Barons von einer zärtlichen Empfindung ergriffen wurden. Sie hörte mit klopfendem Herzen die zierlichen Redensarten an, die er ihr zuflüsterte, als er ihr in aller Form vorgestellt wurde. Sie hatte das Glück, an der Tafel neben ihm zu sitzen und von ihm mit großer Aufmerksamkeit bedient zu werden. Als die Gesellschaft aufbrach, geleitete er sie bis an den Wagen und bat um die Erlaubnis, sich am folgenden Tage nach ihrem Befinden erkundigen zu dürfen. Mynheer de Klaat konnte bei diesem ersten Besuche nicht umhin, den allgemein geachteten fremden Kavalier zu bitten, das Wiederkommen nicht zu vergessen, und Baron Eberhard machte von dieser Erlaubnis den ausgedehntesten Gebrauch. Sartje war im Himmel.

      Aber es war nur der Vorhof des Himmels. Das Allerheiligste blieb eigensinnig verschlossen. Der Baron war die Artigkeit und Liebenswürdigkeit selbst. Sein Mund floß über und nur das eine Wort, das langersehnte, wollte nicht über seine Lippen.

      Mynheer de Klaat hatte es schon mehrfach bereut, den Baron bei dem ersten Erscheinen in seinem Hause zu ferneren Besuchen aufgefordert zu haben und ihn jetzt als täglichen Gast bei sich sehen zu müssen. Wer viele Gönner hat, hat auch viele Neider. Dem Baron fehlte es nicht daran, und alle diejenigen gehörten dazu, welche der gesellschaftlichen Vorzüge entbehrten, die ihm eigentümlich waren.

      Dazu kam, daß mehrfache Gerüchte über den Baron umliefen, die einem so scharf rechnenden Herrn, als Mynheer de Klaat, nicht genehm waren. Er war vermögenslos und sollte geäußert haben, der Reichtum sei nur etwas Zufälliges und Nebensächliches. Er lege gar keinen Wert darauf, denn es könne jemand bis über die Ohren im Golde sitzen und doch blutarm sein. Mynheer de Klaat, der diese letzte Aeußerung buchstäblich nahm, schüttelte zu diesem Wahnsinn gewaltig mit dem Kopfe. Auch sollte es mit dem ehrenvollen Abschied des Barons nicht ganz so beschaffen sein, wie es anfangs erzählt wurde, und was den Charakter desselben beträfe, erhielt man auf jede darauf sich beziehende Frage ein bedenkliches Achselzucken zur Antwort. Man munkelte viel von des Barons Neigung zu wüsten Gesellschaften, wo Spiel und Trunk vorherrschten und am wenigsten die gute Sitte, womit der Baron prunkte, das Regiment führte.

      Mynheer de Klaat saß auf der Veranda, mit diesen Gedanken beschäftigt, und nickte einem Manne zu, der mit einer dienstfertigen Verbeugung dem Pflanzer gegenübertrat. Es war der Agent Gerd Bloom, ein etwas magerer, leichtfüßiger Herr, welcher seine Tage damit hinbrachte, gegen eine mäßige Provision anderen Leuten die Mühseligkeiten ihres Lebens abzunehmen, damit sie ihnen nicht zu schwer zu tragen würden.

      Gerd Bloom erkundigte sich nach der unschätzbaren Gesundheit seines werten Patrons, machte einige Glossen über ein Paar Mynheers, die Herr de Klaat nicht ausstehen konnte, und sagte dann:

      »Der Kaffee sinkt im Preise.«

      »Schert mich nicht!« entgegnete Mynheer de Klaat. Er hatte nämlich seinen Vorrat bereits an den Mann gebracht.

      »Dagegen ist der Zucker in neuester Zeit beträchtlich gestiegen,« fuhr Gerd Bloom fort.

      Ein sonniger Schein flog über das Gesicht des Mynheer, dem die vorjährige Ernte noch auf dem Halse lag. Er nickte dem Agenten zu und sagte leise:

      »Losschlagen!«

      Gerd Bloom verbeugte sich und machte in seiner Schreibtafel einige Notizen; dann setzte er hinzu:

      »Die Surinam-Post ausgeblieben.«

      Der Sonnenschein schwand von Mynheers Stirn und verdrießlich fragte er:

      »Wo gestern gewesen?«

      »Bei Brookers, Mynheer. Der Baron war zum Mittagessen eingeladen und ist nachher mit den beiden Söhnen des Herrn Brookers ausgeritten. Sitzt gut zu Pferde, der Baron.«

      »Das geht Ihn nichts an!« polterte Mynheer, und Gerd Bloom schüttelte zum Zeichen des Einverständnisses mit dem Kopf; dann sagte er:

      »Heute spät aufgestanden. Abends in Batavia gewesen bei der französischen Madame.«

      Die französische Madame war eine Wirtin namens Hortense, die früher mit einem Seemann von Martinique verheiratet war. Sie errichtete ein Wein- und Kaffeehaus und hatte das Glück, durch ihre artigen Manieren sich eine reichliche Kundschaft zu erwerben. Bei den kalten, förmlichen Mynheers erregte das muntere, ungezwungene Wesen der Madame Hortense vielfachen Anstoß. Es galt für unpassend, ein Haus zu besuchen, wo in dem Schutze der Nacht Dinge vorfielen, die ein ehrbarer Mann auszusprechen nicht wagen dürfe.

      Mynheer de Klaat beruhigte sich allmählich. Es schien ihm unmöglich, daß ein Mann, der in dem Hause der Madame Hortense verkehrte, den geringsten Eindruck auf seine Tochter machen könne. Er war der Furcht überhoben, einen Abenteurer, einen deutschen Muff zum Schwiegersohn annehmen zu müssen.

      Gerd Bloom konnte nicht umhin, seinen Gönner mit noch einer glücklichen Botschaft zu erfreuen. Er beugte sich vornüber und flüsterte geheimnisvoll:

      »Kahl und leer.«

      Er wies dabei auf die Tasche.

      »Ist das wahr?«

      »Der Diener sagt es. Herz-Dame hat ihm den Possen gespielt. Der vornehme Baron muß Schulden machen, Mynheer.«

      »Lump!« sagte de Klaat und faltete die Hände vor dem Bauch. »Vielleicht läßt er sich mit einem Stück Geld abkaufen und segelt nach Deutschland mit dem nächsten Schiffe zurück. He?«

      »Will es versuchen!« gab der Agent zur Antwort, als das Rauschen eines Kleides ihn СКАЧАТЬ