Seegeschichte-Sammelband: Die Abenteuer berühmter Seehelden, Epische Seeschlachten & Erzählungen. Heinrich Smidt
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СКАЧАТЬ gehört hatte:

      »Was will Gerd Bloom versuchen? Vielleicht wieder einmal ehrbare Leute verklatschen und ihnen einen bösen Leumund machen?«

      Der Agent war aufgesprungen und zog sich in die möglichste Entfernung zurück. Herr de Klaat, der alles haßte, was ihn aus seiner Ruhe bringen konnte, erhob sich und sagte:

      »Sartje, mein Kind! Gerd Bloom hat von mir einen Auftrag wegen meiner Zuckervorräte empfangen und darauf beziehen sich seine Worte. Geht an Eure Arbeit, Mann; ich bin mit Euerm Anerbieten einverstanden.«

      Der Agent entfernte sich so schnell er es vermochte.

      Sartje rauschte ein paarmal die Veranda auf und ab, dann blieb sie vor dem Vater stehen und sagte mit unterdrückter Lebhaftigkeit:

      »Sage es nur offen heraus, daß hier wieder von dem Baron die Rede gewesen ist. Dieser gemeine Mensch, dieser Gerd Bloom, der den Leuten auf Schritt und Tritt nachgeht, ist mir in den Tod verhaßt. Er spürt dem unschuldigsten Geheimnis nach, das er mit boshafter Zunge verdreht, und wenn er nichts zu entdecken vermag, lügt er zusammen, was ihm in seinen Kram paßt.«

      »Er spricht also von dem Baron, behauptest du?« entgegnete Mynheer. »Gut. Warum soll er nicht von einem Mann sprechen, den alle Welt im Munde führt? Der Herr ist hier erschienen, keiner weiß wie? Er kommt, woher? Keiner hat es mit Bestimmtheit erfahren, denn jedem erzählt er es anders. Er lebt; kein Mensch weiß, wovon? Er kennt alle Welt: ihn kennt niemand. Er geht in alle Häuser, die ihm bereitwillig geöffnet sind, aber wie es in seinen eigenen vier Pfählen aussieht, weiß niemand.«

      Seit geraumer Zeit hatte Mynheer nicht so viel und so anhaltend gesprochen als in diesem Augenblick. Er hielt erschöpft inne, und erst nach einer ziemlich langen Pause sprach er schließlich:

      »Der Mann ist ein Rätsel für Buitenzorg. Ein Rätsel, dessen Auflösung bisher keiner wagte, die aber wahrscheinlich nahe bevorsteht. Hoffe, daß nach dem zuletzt Gehörten der Besuch des Herrn nicht mehr bei uns zu erwarten steht.«

      »Hat Gerd Bloom das ausfindig gemacht?« entgegnete Sartje gereizt. »O, warum nicht! Man kann einem Manne von Ehre es nahe genug legen, daß er nicht wiederkommen darf. Es meiden alle Leute unser Haus, die sonst hier erschienen sind. Warum soll dieser eine noch bei uns aus- und eingehen? Du machst es mit mir, wie es euer Zauberer mit der Prinzessin machte, wie es in dem deutschen Märchenbuche steht. Er setzte sie in einen goldenen Käfig, dem auf tausend Schritte kein Mann zu nahe kommen durfte, wollte er nicht vom Blitz erschlagen werden.«

      »Ich will dir Zeit geben, dein ungehöriges Betragen einzusehen und dich bei mir zu entschuldigen,« antwortete Mynheer de Klaat. »Gehe mit dir zu Rate und gestehe dir selbst, daß es nur deine Schuld ist, wenn dein Leben sich nicht gestaltet hat, wie du es zu wünschen scheinst. Mich bitte ich mit Vorwürfen sowie mit den Ausbrüchen deiner üblen Laune zu verschonen.«

      Er entfernte sich und ließ seine Tochter in der allerübelsten Stimmung zurück, die sich aber nach wenigen Minuten auffallend veränderte. Die Wolken verschwanden von der Stirn der Dame und heller Sonnenschein trat an deren Stelle.

      Baron Eberhard ritt im leichten Trabe auf die Villa des Mynheer de Klaat zu. Als er die Dame gewahrte, begrüßte er dieselbe mit ritterlichem Anstande, warf einem diensttuenden Malaien, der herbeieilte, den Zügel zu und schwang sich aus dem Sattel. Leichten Schrittes betrat er die Veranda.

      »Einen gnädigen Willkommen erflehe ich,« sagte der Baron, indem er der erfreuten Sartje die Hand küßte, »wenn ich ihn gleich nicht verdiene, indem ich es seit zwei Tagen versäumte, mich nach den Befehlen einer so liebenswürdigen Dame zu erkundigen. Darf ich wegen dieser Nachlässigkeit um Verzeihung bitten?«

      »Wer könnte eine Bitte, so ausgesprochen, abschlagen?« entgegnete Sartje. Sie nahm den Sessel ein, zu welchem der Baron sie führte, und ersuchte ihn, an ihrer Seite Platz zu nehmen. Er setzte sich ihr gegenüber und begann das Gespräch mit einer leichten Anmut, welche die Dame dergestalt hinriß, daß sie mit beredten Blicken an seinen Lippen hing. Unwillkürlich wurde das Gespräch lebhafter; allein der Baron beherrschte sich mit einer merkwürdigen Konsequenz. Kein Wort entschlüpfte ihm, das mit Bestimmtheit seine Gedanken ausgesprochen hätte. Mit Spannung horchte Sartje auf die Worte des Kavaliers. Es waren süße, verlockende Töne, aber die, welche sie im Innersten am meisten ersehnte, waren nicht darunter.

      Eine Stunde war verstrichen, da erschien der Vater. Seine Stirn runzelte sich bei dem Anblick des Barons; doch überwand er die Mißstimmung und nach einigen allgemeinen Redensarten sprach er die Hoffnung aus, der Herr Baron werde mit einem Platz an der Mittagstafel vorlieb nehmen.

      »Leider bin ich gezwungen, diese für mich unschätzbare Ehre abzulehnen,« entgegnete der Baron mit einem Blick auf die Dame; »allein ich habe schon bei dem Herrn Generalgouverneur zugesagt und werde von Seiner Exzellenz erwartet.«

      Mynheer sprach einige kühle Worte des Bedauerns. Das Gespräch dehnte sich in Gemeinplätzen noch eine Weile hin, worauf sich der Baron erhob, und mit einem zärtlichen Händedruck von der Dame scheidend, sprach er in gewinnendem Tone:

      »Wie überraschend schnell die Zeit in so liebenswürdiger Gesellschaft schwindet. Dank für den herzlichen Empfang. Darf ich die Hoffnung mit mir nehmen, bei meinem Wiedererscheinen einer gleichen Huld teilhaftig zu werden?«

      Die Dame entgegnete nichts, aber ihre Augen gaben vollauf Antwort. Der Baron entfernte sich. Als er, noch einmal vom Pferde aus grüßend, davon sprengte, sagte Sartje zum Vater:

      »Er war im Begriff, sich zu erklären, als du gerade eintratst!«

      »Dann ist es mir lieb, daß ich zur rechten Zeit gekommen bin!« antwortete Mynheer de Klaat trocken. »Um es klar heraus zu sagen, ein Herr von Habenichts paßt mir nicht zum Schwiegersohn. Wir wollen nicht wieder auf das frühere Kapitel zurückkommen.«

      Sartje ging in der übelsten Laune auf ihr Zimmer.

      Die Empfangsstunde kam. Auf dem Kanal erschienen elegante Schaluppen mit farbigen Zelten. Equipagen rollten heran, besetzt mit geschmückten Damen. Die Kavaliere trabten auf stattlichen Rossen nebenher. Einige bequeme Mynheers ließen sich von breitschultrigen Negern in der Sänfte tragen.

      Der Mittelpunkt aller dieser in Glanz, Jugend und Schönheit prangenden, von Macht und Reichtum umgebenen Gesellschaft war der Generalgouverneur von Holländisch-Ostindien. Seine Exzellenz, der mit dem Aufwande eines Fürsten das Mutterland repräsentierte, war zugleich ein vollendeter Kavalier, ein Muster edler Männlichkeit und feiner Sitte. Er ließ sich anscheinend zu jedem herab, der sich ihm näherte. Er ging in die Anschauungsweise des ihm Vorgestellten ein und schien mit ihm auf gleicher Stufe zu stehen. Und doch bestand zwischen beiden eine Kluft, welche zu überspringen niemandem gelungen sein würde.

      In der nächsten Umgebung des Generalgouverneurs, der seine Gäste mit der ausgesuchtesten Höflichkeit empfing, befanden sich ein Paar junge Offiziere vom Land- und See-Etat, die gewissermaßen Adjutantendienste bei dem gebietenden Herrn versahen. Ihnen ward die Ehre zuteil, den Damen ihre Plätze anzuweisen, und die Herren, welche Seine Exzellenz persönlich anreden wollten, demselben vorzustellen.

      »Mit Verlaub, vor Euer Exzellenz das Wort zu nehmen!« sagte einer der jungen Kavaliere. »Hier ist der Baron Eberhard.«

      »Euer Exzellenz gestatten,« nahm dieser das Wort, »mich für die mir erwiesene Ehre zu bedanken und mich zugleich nach den Befehlen zu erkundigen, welche Dieselben mir zu erteilen haben. Ich werde ebenso bereit als willig sein, Euer Exzellenz zu Diensten zu stehen.«

      »Man СКАЧАТЬ