Seegeschichte-Sammelband: Die Abenteuer berühmter Seehelden, Epische Seeschlachten & Erzählungen. Heinrich Smidt
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Seegeschichte-Sammelband: Die Abenteuer berühmter Seehelden, Epische Seeschlachten & Erzählungen - Heinrich Smidt страница 54

СКАЧАТЬ einen Offizier von Ruf vor mir zu sehen und mich mit Genugtuung über die guten Dienste aussprechen, die er unseren Kolonien geleistet hat.«

      »Ungern spreche ich von jenen Zeiten, die keine Erinnerungen angenehmer Art zurückrufen!« antwortete der Baron.

      »Ich begreife das und habe mir diese Bemerkung auch nur erlaubt, um anzudeuten, daß, wenn irgendwo gefehlt worden ist, eine ehrenvolle Genugtuung nicht auf sich warten lassen darf. Gern biete ich mich zur Mittelsperson an, berechtigte Wünsche zu erfüllen.«

      Der Generalgouverneur trat dem Baron näher und sprach so leise, daß die Umstehenden nicht imstande waren, etwas zu verstehen. Als er wieder in die gehörige Entfernung zurücktrat, fügte er hinzu:

      »Während mir die Ehre zuteil wird, den Herrn Baron als Gast in meinem Hause zu sehen, wird sich wohl eine Minute finden, diese Angelegenheit weiter zu besprechen. Jetzt halte ich mich entschuldigt, da meine Pflichten als Wirt meine Gegenwart an einer anderen Stelle fordern.«

      Die huldvolle Weise, mit welcher die erste Person im Lande den deutschen Edelmann empfing, blieb nicht unbemerkt. Nicht nur die jungen Offiziere flüsterten sich ihre Bemerkungen zu, die eine so ungewöhnliche Höflichkeit hervorrief; auch unter dem übrigen Teil der Gesellschaft war dies nicht unbeachtet geblieben. Baron Eberhard war, ohne es zu wissen und zu wollen, der fast ausschließliche Gegenstand der Neugier, des Staunens und des Neides.

      Die Festlichkeiten begannen. Charaktertänze, in prächtigen Kostümen, wurden von Eingeborenen in dem phantastisch ausgeschmückten großen Salon ausgeführt. Die Musikbanden der Regimenter spielten abwechselnd patriotische oder heitere Kompositionen. Erfrischungen werden in Fülle herumgereicht.

      Als der Abend hereinbrach, verwandelte sich die Szenerie in feenhafter Weise. Tausende von farbigen Lampen, in Form riesiger Blumen, hüllten alles in ein magisches Licht. Springbrunnen stiegen aus üppig wuchernden Pflanzengruppen auf und verbreiteten köstliche Wohlgerüche. Ein Märchen aus Tausend und eine Nacht schien lebendig geworden, das seinen Gipfelpunkt erreichte, als vor dem Palast ein glänzendes Feuerwerk begann und die dunkle Nacht in Tageshelle verwandelte.

      Und doch ward die Aufmerksamkeit von all diesen Herrlichkeiten abgelenkt. Sie wandte sich einem Ereignis zu, welchem einige der Anwesenden als Augenzeugen beiwohnten und das sich jetzt wie ein Lauffeuer durch die Gesellschaftssäle bewegte. Der Generalgouverneur hatte den Baron aufgesucht, hatte ihn unter dem Arm gefaßt und war mit ihm in der offenen Galerie auf- und abgegangen. Welches der Inhalt dieser ziemlich langen Unterredung gewesen war, hatte keiner gehört, allein der Generalgouverneur trennte sich in ziemlicher Mißstimmung von seinem Gaste und sein jüngster Adjutant hörte deutlich, daß Seine Exzellenz vor sich hinsprach: »Das hat man von seiner Zuvorkommenheit, einem Manne zu helfen, sich emporzubringen. Eine kühle Abweisung ist der Lohn!«

      Diese Worte zündeten. Man wußte, daß eine Expedition gegen die überhandnehmenden See- und Küstenräubereien im Werke war. Man bedurfte dazu tüchtiger, zuverlässiger Offiziere, und es war daher natürlich, daß Seine Exzellenz dem Baron Eberhard, dem ein guter Ruf voranging, ein Kommando zudachte. Und diese Ehre wurde kurzweg abgelehnt. Warum? Weshalb? Alle Gerüchte, welche über den Baron im Umlauf waren und die seit einiger Zeit zu schlummern schienen, tauchten mit einem Male wieder auf und schossen wuchernd empor.

      Der Rückschlag war augenblicklich merkbar. Nach dem ersten Empfang des Barons war dieser der Gegenstand allgemeiner Aufmerksamkeit; nach der zweiten Unterredung mit dem allmächtigen Gebieter löste sich das leichtgeschürzte Band. Der Baron ward völlig isoliert und entfernte sich aus der Gesellschaft, ohne daß jemand davon Notiz nahm.

      Am andern Morgen gab es in Buitenzorg keine Person von Einfluß, die nicht von dem Vorgange unterrichtet war. Die tonangebenden jungen Offiziere, von denen der erste Anstoß ausging, gewannen die Oberhand. Was konnte die Ursache sein, ein so ehrenvolles Anerbieten von der Hand zu weisen? Was anders, als eine jammervolle Feigheit, die mit vergangenen Heldentaten sich brüstet, welche niemand gesehen, und davon läuft, sobald die Gelegenheit sich darbietet, die Wahrheit jener Erzählungen durch die Tat zu beweisen. Man war von dem Zutreffen dieser Ansicht auf das lebhafteste durchdrungen und wollte für den erlittenen Schimpf die durchgreifendste Rache nehmen.

      Die Gelegenheit bot sich unverweilt dar. Die Parade hatte auf dem großen Platze vor dem Gouvernements-Palast stattgefunden. Die Offiziere gingen auseinander und schlossen sich den Müßiggängern auf der Parade an.

      Unter den Lustwandelnden war auch Baron Eberhard. Die Offiziere, die ihm entgegenkamen, machten keine Miene, auszuweichen. Der Baron blieb stehen und sah den jungen Mann, der ihm zunächst ging, mit festen Blicken an. Dieser verzog den Mund zu einem höhnischen Lachen und drehte sich um. Der Baron rief ihm mit lauter Stimme nach, sich über sein unhöfliches Benehmen zu verantworten.

      »Was beliebt?« fragte jener hochmütig.

      »Ich verlange, daß man mich um Entschuldigung bittet!«

      Der Baron sagte diese Worte kalt und ruhig. Der Offizier entgegnete mit einem Ausdruck, der eine gemeine Schmähung enthielt.

      Eine allgemeine Mißbilligung sprach sich unter den Personen aus, die Zeugen dieses pöbelhaften Benehmens waren, und richteten ihre Blicke auf den Baron. Dieser wurde bleich. Ein leises Zittern flog über seinen Körper. Er drückte die flache Hand auf das Herz, als wollte er den stürmischen Schlag desselben unterdrücken. Dann aber erhob er den Kopf und sagte:

      »Für diesen Schimpf wird der Herr mir Genugtuung geben, wenn er nicht will, daß ich seinen Namen an den Schandpfahl schreiben soll. Ist einer der Mynheers so gefällig, mir, der ich hier jeder Bekanntschaft entbehre, den Ehrendienst als Sekundant zu erweisen?«

      Zwei Offiziere erklärten sich bereit. Zwei andere traten auf die Seite des Gegners. Diese Herren ordneten alles Notwendige für den folgenden Tag an.

      Dieses neueste Ereignis, das am hellen Tage vor vielen Zeugen vor sich ging, wurde nach allen Seiten hin verbreitet und gelangte auch zur Kunde des Generalgouverneurs. Der junge Offizier, welcher das Duell auf eine leichtsinnige Weise hervorrief, war der einzige Sohn einer reichen und vornehmen Dame, die all ihre Hoffnung auf den jungen Mann setzte, der ihr allein aus einer glücklichen Ehe geblieben war. Die Freunde der Dame bestürmten den Generalgouverneur, das Duell zu hintertreiben. Dieser wies das Ansinnen zurück mit dem Bemerken, man solle die Herren nur sich mit den Waffen in der Hand gegenübertreten lassen, dann werde sich bald zeigen, wer von ihnen der Poltron sei. Andere hatten es gewagt, den Baron aufzusuchen und ihn im Namen der Mutter zu beschwören, von dem Duell zurückzutreten. Er hörte die Herren mit kalter Höflichkeit an und bedauerte, das an ihn gestellte Gesuch nicht erfüllen zu können.

      »Er oder ich!« das waren die Worte, mit welchen der Baron die Herren entließ.

      Am andern Morgen sollte das Duell stattfinden. Man war zu Buitenzorg in großer Spannung auf dessen Ausgang.

      Um diese Zeit erschien Herr de Klaat in dem Palast des Generalgouverneurs und ersuchte um eine Audienz.

      »Was führt Mynheer Willem de Klaat zu mir?« fragte der Generalgouverneur eintretend. »Ich muß bitten, sich kurz zu fassen, denn meine Zeit ist sehr gemessen.«

      »Exzellenz,« entgegnete der Pflanzer, »ich komme, um Euer Exzellenz zu melden, daß dieser Baron Eberhard ...«

      »Ist er geblieben?« fragte der Generalgouverneur hastig.

      Der Pflanzer, welcher von dem Duell nichts wußte, mißverstand die Frage und sagte:

      »Der bleibt solange, bis man СКАЧАТЬ