Seegeschichte-Sammelband: Die Abenteuer berühmter Seehelden, Epische Seeschlachten & Erzählungen. Heinrich Smidt
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Читать онлайн книгу Seegeschichte-Sammelband: Die Abenteuer berühmter Seehelden, Epische Seeschlachten & Erzählungen - Heinrich Smidt страница 49

СКАЧАТЬ Locken sind mir bekannt, mitsamt den feurigen Augen. Es liegt weit hinter mir zurück und ich muß noch jung an Jahren gewesen sein. Hatte immer meine Lust daran, wenn ich irgendwo ein Theater fand und stets ...«

      Das weitere verlor sich im Gedränge. Seine Kameraden hörten nicht auf ihn.

      Der Platz vor dem Theater wurde leer.

      Im Gouvernements-Palast war die Stunde des Empfanges. Viele Personen gingen aus und ein. Kaufleute, Pflanzer, Offiziere vom Land- und vom See-Etat. Auch eine Deputation der Maronneger hatte sich eingefunden, um einen neuen Protest einzubringen. Sie wollten die Aufhebung des Tributs erzwingen und dann mit Holland ein Friedens- und Freundschafts-Bündnis errichten, wie es unter Gleichberechtigten abgeschlossen zu werden pflegt. Auch den Schein einer Abhängigkeit wollten sie nicht ferner dulden. Sie brachten ihr Gesuch nicht etwa in Unterwürfigkeit vor, sondern fest und bestimmt, wie es solche tun, die sich bewußt sind, erzwingen zu können, was man ihnen aus eigenem Antriebe zu geben weigert.

      Die Umgebung des Gouverneurs geriet bei diesem Ansinnen in Aufregung. Sie drückte ihr Mißfallen auf entschiedene Weise aus, daß entlaufene Sklaven es wagten, ihren rechtmäßigen Gebietern zu trotzen.

      Die Neger hörten es, allein sie entgegneten nichts. Sie standen fest und unbeweglich auf einer Stelle, als wären sie mit dem Boden verwachsen.

      Der Gouverneur war der einzige, der seine Ruhe äußerlich bewahrte. Keine Miene verriet den Sturm in seinem Innern. Als die Neger geendet hatten, reichte er die ihm eingehändigte Schrift seinem Adjutanten und sagte:

      »Ihr mögt abtreten! Wenn wir unsern Entschluß gefaßt haben, werden wir ihn euch kund tun.«

      Die Neger entfernten sich. Der Unwille der zurückbleibenden Niederländer brach von neuem los. Der Gouverneur sah die Mynheers der Reihe nach an und sagte dann:

      »Es versteht sich von selbst, daß nicht von einem Vertrage die Rede sein kann, der uns auf das Empfindlichste demütigen würde. Es werden Mittel und Wege gefunden werden, wie sich Holland mit Ehren aus dieser Angelegenheit herauswickelt. Bis dahin mögen die Herren Abgesandten Ihrer Afrikanischen Herrlichkeiten warten lernen.«

      Das Gespräch wurde allgemein. Verschiedene Ansichten und Meinungen gaben sich kund. Die Köpfe erhitzten sich. Mehrere sprachen zugleich. Man schien die Gegenwart der hochmögenden Exzellenz zu übersehen. Dieser horchte nach allen Seiten. Ihm schien es lieb zu sein, die verschiedenen Ansichten, die in seiner Umgebung herrschten, kennen zu lernen. Plötzlich unterbrach er das Gespräch und fragte laut:

      »Wie war Eure Meinung in dieser Angelegenheit, Baron Eberhard?«

      Nach dieser Frage entstand eine allgemeine Stille. Der Angeredete trat aus der Reihe und, mit einer Verbeugung sich dem Gouverneur nähernd, sagte er in bestimmter Weise:

      »Ich kann nur die allgemein herrschende Ansicht teilen und fühle die Schmach, welche diese schwarzen Bestien uns antun, eben so tief, als der eingeborene Holländer es nur vermag. Aber ich vermag nicht einzusehen, weshalb man das einzige Mittel verschmäht, diese Schmach für immer unmöglich zu machen.«

      »Und dieses Mittel, wenn es beliebt, Herr Baron Eberhard?«

      »Das Schwert! Man werfe Feuer in den Wald, worin die schwarzen Bestien hausen. Und wenn sie heulend und schreiend aus demselben hervorbrechen, empfange man sie mit Musketenkugeln und Kartätschen, bis die Brut bis auf den letzten Mann vertilgt ist.«

      »Der Rat wäre gut; leider fehlt uns zur Befolgung desselben die Armee des Mutterlandes, oder die der ostindischen Compagnie,« bemerkte der Gouverneur achselzuckend.

      »Mit zweitausend Mann gutgeschulter Truppen will ich das Wagnis unternehmen und dann bürge ich mit meinem Kopf für einen glücklichen Ausgang.«

      »Der Kopf des Baron Eberhard ist mehr wert, als daß er auf eine so abenteuerliche Weise preisgegeben werden dürfte.«

      »Behandelt eine so ernste Angelegenheit nicht wie eine scherzhafte Bagatelle, Exzellenz.«

      »Behüte mich Gott, Baron. Es war im vollen Ernste gemeint.«

      »Dann hat es den Anschein einer Beleidigung,« fuhr der Baron mit erhöhter Stimme fort. »Es liegt darin ein Zweifel an meinem Mut.«

      »Nicht doch! Wer in diesem Kreise hätte die Kühnheit, eine solche Behauptung zu wagen?« entgegnete der Gouverneur rasch. »Im Großen wie im Kleinen stets der unerschrockene Soldat. Ihr habt es noch vor einigen Abenden im Theater bewiesen.«

      Der Baron biß sich auf die Lippen. Er war fest überzeugt, daß der Gouverneur diese letzte Aeußerung nur machte, um ihm weh zu tun, und suchte nach dem rechten Wort der Erwiderung. Allein jener kam ihm zuvor, indem er in der verbindlichsten Weise sagte:

      »Ich statte Euch in Gegenwart der Mynheers gern und willig den Dank ab, den die Kolonie Euch für Euer entschlossenes Benehmen schuldet. Ihr tratet einen glimmenden Funken aus, der zu einem schlimmen Brande die Veranlassung geben konnte, und ich werde daran denken, diesen Dank Euch durch die Tat zu bekräftigen. Mynheers, ich danke für Eure Aufmerksamkeit. Leider muß ich die Freude entbehren, Euch länger bei mir zu sehen, allein dringende Geschäfte erfordern meine Gegenwart. Auf Wiedersehen! Baron Eberhard, noch auf ein Wort!«

      Die beiden waren allein. Der Gouverneur deutete auf einen Sessel, setzte sich neben den Baron und sagte:

      »Ich fühle die Verpflichtung, mich gegen einen Mann, wie Ihr seid, offen auszusprechen, um nicht mißverstanden zu werden. Ich wiederhole Euch nicht den Dank für Euer letztes Benehmen im Theater. Es ist nur eine Tat mehr zu den vielen, für welche die Kolonie Euch verpflichtet ist. Der Schauspieler, der durch einen sogenannten Theaterkoup die Angelegenheit zum glücklichen Abschluß brachte ...«

      »Er hat mir mitgeteilt, daß Euer Exzellenz sich durch einen Offizier hat bedanken lassen und daß dieser Dank von einem namhaften Geldgeschenk begleitet war.«

      »Das letztere mag für den Mann leicht mehr Wert haben als der erstere,« warf der Gouverneur leicht hin. »Euch, Herr Baron, genügt es, uns einen Dienst geleistet zu haben, wie er eines Kavaliers würdig ist. Allein die Kolonie darf sich dadurch ihrer Pflicht nicht als enthoben betrachten.«

      »Exzellenz, ich hoffe nicht, daß man mir ein Anerbieten zu machen denkt, das mich ...«

      Der Gouverneur ließ ihn nicht ausreden, sondern sagte, seine Hand beschwichtigend auf den Arm des Barons legend:

      »Ihr denkt nicht im Ernst, daß ich Euch Euern Dienst abkaufen wollte, vielmehr bin ich gesonnen, noch einen weiteren von Euch zu fordern.«

      »Dazu habt Ihr ein Recht, Exzellenz. Ich stehe im Solde der Kolonie.«

      »Nicht so, Baron Eberhard. Nicht des Degens bedarf es, sondern des klugen, gewandten Unterhändlers. Ihr habt mehrfach bewiesen, daß Ihr auch darin ein Meister seid. Die Verwicklungen mit dem französischen Guayana nehmen überhand. Holland wäre in Verlegenheit, wenn jetzt ein offener Bruch entstände. Wir müssen denselben um jeden Preis verhindern und dies zu bewerkstelligen habe ich Euch ersehen.«

      »Mich, Exzellenz?«

      »Euch, Herr Baron. Ihr seid ein Deutscher und habt keinen amtlichen Charakter. Der Privatmann wird nicht so genau beobachtet, wenn er das eine Land verläßt, um ein anderes zu betreten, das mit dem ersteren in gespannten Verhältnissen steht. Er findet Mittel СКАЧАТЬ