SKIN MEDICINE - Die letzte Grenze. Tim Curran
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Название: SKIN MEDICINE - Die letzte Grenze

Автор: Tim Curran

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958350298

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СКАЧАТЬ als verdammter Guerilla da draußen, Babys kaltmachen und Farmer plündern. Bist wahrscheinlich mit Bloody Bill und seinen mordenden, vergewaltigenden Feiglingen geritten, was? Nicht wie ich. Nein Sir, nicht wie ich. Du bist kein richtiger Soldat.«

      Der Minenarbeiter tippte sich mit dem Finger an den Kopf, um deutlich zu machen, dass der Hillbilly durchgeknallter war als tanzende Katzen. Aber so viel hatte Cabe schon mitbekommen. Dazu brauchte es keinen Baum voller Eulen.

      »Komm schon, Orv«, sagte Carny und sagte es so ruhig, als würde er zu seinem Beagle sprechen, der gerade auf den Teppich geschissen hatte. »Der Kumpel hier genehmigt sich nur einen Drink. Er will keinen Ärger. Er ist kein Yankee wie ich oder Bob hier. Er ist ein Südstaatenjunge wie du, und er war regulärer Soldat. Also lass ihn einfach in Ruhe, hörst du?«

      Der Hillbilly hustete einen Klumpen Rotze aus und spuckte ihn zu seinen Füßen. »Jetzt fick dich, du Hurensohn.«

      Cabe nahm an, dass der alte Orv einen Fehler machte. So wie Carny aussah, konnte er mit bloßen Fäusten kalten Stahl zu Zeltpflöcken schlagen. Und man mochte einfach nicht darüber nachdenken, wie viele Gesichter er entstellt und wie viele Schädel er eingeschlagen hatte. Bei so jemandem machte man sich besser nicht unbeliebt. So was war verdammt gefährlich. Dachte Cabe … bis der Schaffellmantel des Hillbillys aufging und er den großen, bösen 1851er Navy-Colt, Kaliber 44, an der Seite hängen sah.

      Cabe hörte auf, sich über das Gesicht vom alten Orv Gedanken zu machen, und fing an zu überlegen, wie rasch das Blut aus dem Loch von einer 44er in seinem Bauch fließen würde. Man durfte annehmen, dass es verdammt noch mal ziemlich schnell fließen würde.

      Er leckte sich die Lippen, die trockener waren als Sand in der Wüste, und ließ die Finger seiner rechten Hand beiläufig nach unten wandern, zum Griff seines Starr-Revolvers, konvertiert auf Kaliber 44, Double-Action. Die Waffe war kleiner als Orvs Colt. Ohne Zweifel konnte er schneller ziehen … aber, zur Hölle, das Letzte, was er wollte, war Mord und Totschlag. Deswegen war er nicht hier.

      Der Hillbilly kam immer näher, ganz langsam, wie ein tollwütiger Hund, der noch nach einer Stelle sucht, um seine schaumbedeckten Zähne zu versenken.

      Cabe sagte: »Ich geb‘ dir einen Drink aus, Freund. Wir trinken auf die gute alte Armee der Konföderierten Staaten von Amerika und die ganzen guten Jungs, die wir verloren haben. Was meinst du?«

      Orvs Hand glitt nach unten zum Gürtel, strich über den Griff des im Holster wartenden Männermörders … und glitt weiter hinunter zum Schritt. Dort kratzte Orv sich ausgiebig.

      Cabe entspannte sich ein wenig.

      Ein paar der Minenarbeiter, die an den Tischen saßen, verzogen sich leise, schlüpften aus der Tür mit einer Böe nasser, schwarzer Nacht. Die verbliebenen Männer hielten großzügig Abstand. Cabe hatte kein gutes Gefühl. Die Sache sah so aus: Wenn die Leute sich davon machten, war das hier nicht nur irgendein verrückter Besoffener. Sondern ein verrückter Besoffener, der gerne anderen das Licht ausblies.

      Carny versuchte, nach etwas hinter der Bar zu greifen, und der Hillbilly, der vielleicht nicht so betrunken war, wie er aussah, drehte sich um und holte leicht und behände seinen Colt hervor.

      Aber Cabe war schon aufgesprungen, den Starr in der Hand. Es gab einen Moment schmerzhafter, quälender Stille, die Atmosphäre war so dicht, dass man sie auf einen Stock hätte aufspießen können.

      Der Hillbilly lachte, in seinen Augen standen Tränen. »Hast dir einen Starr besorgt, Junge? Hab welche im Krieg gesehen. Ein Perkussionsrevolver, richtig?«

      »Konvertiert«, hörte Cabe sich sagen, völlig perplex über die absurde Situation, in der zwei Männer, die gerade dabei waren, sich umzubringen, über Waffen diskutierten. »Habe ihn auf Metallpatronen umrüsten lassen. Ist einfacher so.«

      Der Hillbilly lachte, er gluckste geradezu. Speichel rann aus seinen zuckenden Mundwinkeln. »Ich mag meine 1851er, jawoll, Sir. Vorderlader, zum Selberdrehen, nicht wahr? Habe damit bei Fort Donelson eine ordentliche Zahl Yankees kaltgemacht, stimmt’s? Die Blaubäuche haben um ihr Leben gebettelt und ich hab ihre Gehirne in der Gegend verteilt, oder etwa nicht?« Er gackerte jetzt wie ein Wahnsinniger, der Revolver bebte in seiner Faust, hungrig nach Fleisch. »Zehnte Tennessee, jawoll Sir. Die blutige Zehnte, so nannten sie uns. Weißt du warum? Weil wir so viele getötet haben und so viele Verluste hatten. Blut … oh ja … so viel Blut. Es lief überall. Vor dem Blut gab es kein Entkommen, nicht wahr? Bekomme es immer noch nicht runter von meinen Händen. Die Yankees haben uns gefangen genommen, so war’s doch? Meine Brüder waren alle tot, alle tot, sagst du? Jawoll Sir, ich glaube, das waren sie. Sie haben mich nach Camp Douglas gebracht, in das Kriegsgefangenenlager da oben bei Chicago. Junge, Junge, hatten diese Yankees aber auch einen Spaß mit uns! Nachts haben sie durch die Barackenwände geschossen, haben drauf gewettet, wie viele Südstaatler sie mit einer einzigen Kugel töten konnten. Hoho, kannst du dich daran erinnern?«

      Cabe räusperte sich, um den Staub aus der Kehle zu bekommen. »Mich haben sie auch gefangen genommen, Orv. Nach Pea Ridge. Auch ich war in Douglas. Später haben sie uns ausgetauscht … wir haben uns wieder aufstellen lassen und weitergekämpft.«

      »Lügner! Lügner! Lügner! Gottverdammter Yankee-Lügner!«, stammelte der Hillbilly. Speichelfäden flogen um seinen Mund und seine gelben und braunen Zähne schnappten wie Bärenfallen. »Du bist ein Yankee! Ich kann das an deinem Gestank erkennen! Dreckige Mörderbande, ihr habt Roy und Jesse getötet! Verfickte Blaubäuche! Ich mach' sie auf der Stelle kalt, ich mach' sie auf der Stelle kalt!«

      Er hob den Revolver.

      Cabe begann, Druck auf den Abzug des Starr auszuüben.

      »Wenn du sie auf der Stelle kalt machst«, sagte Carny, »dann machst du dich jetzt besser bereit, denn hier kommt gerade einer.«

      Durch die aufschwingenden Türflügel trat ein großer Mann herein.

      Er trug einen knielangen Mantel, die Manschetten und der Kragen waren aus Pelz gearbeitet. Auf seinem Kopf saß ein runder Hut aus Büffelfell. Sein Gesicht war schmal und kantig, der unter seiner scharf geschnittenen Nase reitende Schnurrbart war perfekt gestutzt. Er war ein gut aussehender Mann und seine fahlblauen Augen strahlten Autorität und Haltung aus. Ein Abzeichen war an seine Brust geheftet. Darauf stand: SHERIFF BEAVER COUNTY UTAH.

      Der Hillbilly stierte ihn geradezu an, aber das galt ebenso für Cabe.

      Cabe war sprachlos. Etwas Heißes und Flüssiges war in ihm übergelaufen, machte ihn zittern, machte ihn wütend, sorgte dafür, dass er innerlich kochte. Aber er sagte nichts, noch nicht.

      »Orv«, sagte der Sheriff mit leiser Stimme. »Gib mir deine Waffe. Wenn du das nicht tust, und ich schwöre zu Gott, dann erschieße ich dich an Ort und Stelle.«

      Der Sheriff hatte noch nicht einmal seinen Mantel geöffnet, um seine Schießeisen zu zeigen … wenn er überhaupt welche trug. Aber diese Augen … Cabe erinnerte sich an diese Augen … sie waren erbarmungslos. Und wenn sie dich an- und in dich hineinblickten, dann schmolz dein Inneres wie Butter auf einer heißen Ofenklappe.

      Der Hillbilly schaute beinahe verzweifelt zu Cabe. Sein Kopf schwankte leicht von einer Seite zur anderen.

      Der Sheriff kam herüber. »Die Waffe«, sagte er. »Jetzt sofort.«

      Der alte Orv sah aus wie kurz vor dem Hosenschiss, außer dass der Gestank eher darauf hindeutete, dass er das bereits getan hatte. Seine Finger klammerten sich fester an den großen, Leben fressenden 1851er СКАЧАТЬ