SKIN MEDICINE - Die letzte Grenze. Tim Curran
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Название: SKIN MEDICINE - Die letzte Grenze

Автор: Tim Curran

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958350298

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СКАЧАТЬ in der Kiste. Cobb war oben in Skull Valley gestorben, hatten sie gesagt. Seine Rothautfreunde hatten ihm einen Sarg gekauft und dafür bezahlt, dass er nach Whisper Lake gebracht wurde.

      Warum aber sollten Rothäute das für einen weißen Mann tun?

      Hiram wischte den Schweiß von seiner Stirn. Er wusste, es gab einen Grund, aber offenbar konnte er sich nicht daran erinnern. Cobb war heimgekehrt, zu dem einzigen Verwandten, den er hatte. Genau. Er hatte einen Halbbruder drüben in Deliverance, der Mormonenstadt gleich westlich von Whisper Lake. Deswegen war Cobb hergebracht worden. Der Halbbruder würde den Sarg übermorgen abholen, hatte er gesagt.

      Hirams Hände zitterten nun.

      Er wischte mehr Schweiß von seiner Stirn, dachte: Was zur Hölle stimmt nicht mit mir?

      Es schien ihm, als könne er nicht mehr klar denken. Sein Hirn war mit wilden, sprunghaften Gedanken gefüllt, die er nicht zu etwas Sinnvollem verknüpfen konnte. Die Muskeln hinter seinen Augen waren angespannt. Der Schweiß kroch über sein Gesicht, sammelte sich unter den Augen, strömte seine Wangen herab. Ein paar Tröpfchen trafen die Oberfläche des Sarges. Plop, plop.

      Einen irrationalen Moment lang dachte Hiram, es wäre Blut.

      Ja, wie bei einem Opfer. Ein Blutopfer, dargeboten einer boshaften heidnischen Gottheit. Blut. Ein Brandopfer. Ein Tribut aus Blut und Fleisch und verbrannten Eingeweiden. Buße. Sühne. Manche Götter verlangten diese Dinge, sie …

      Hiram fing an zu wimmern, Tränen mischten sich mit Schweiß.

       Augen, die sich nicht schließen, nicht sterben, nicht aufhören zu starren.

      Er stolperte über die Werkzeugbank, fand eine kleine Brechstange.

      Über dem Sarg stehend schaute er nach oben, sah nur die fleckigen Kacheln an der Decke, hoffte vielleicht auf göttlichen Beistand. Durch den Herrn Jesus Christus, obwohl Hiram weder an ihn noch an irgendetwas anderes glaubte. Inzwischen hatte etwas von Hiram Besitz ergriffen, seine Gedanken waren ein Wirrwarr und sein Hirn ein summendes Wespennest. Seine Augen waren weit geöffnet, ohne Blinzeln, und die Tränen flossen wie Blut beim Aderlass und nahmen seinen Verstand mit sich. Seine Lippen bewegten sich, aber es war kein Laut zu hören.

      Blutopfer.

       Sie beobachten mich.

      Fieberhaft begann er damit, die Nägel aus dem Sarg zu ziehen, sie geradezu aus den billigen Holzbrettern zu reißen. Einen nach dem anderen, bis er keuchte und schnaufte und sein Herz klopfte und seine Schläfen pochten. Er brach das verbliebene Messingband auf, das zusammen mit der Brechstange auf den Boden rasselte.

       Diese Augen beobachten mich.

      Er riss den Deckel herunter und ließ ihn fallen. Dann schaute er hinein. Im Sarg sah er etwas, von dem er nicht wusste, was es war. Ja, da war ein schwarzes Totengewand, aber es war falsch, völlig falsch. Zu viele Schatten, kriechende, schleichende, sich verschiebende Schatten, die möglicherweise keine Schatten, sondern die Leiche selbst waren.

      Hirams Herz schlug dumpf, sein Atem blieb in seiner Lunge eingeschlossen.

      Etwas in ihm zerbrach wie weißes Eis, als er das Auge sah. Ein einzelnes grünes Auge, weit geöffnet, starrend. Es glänzte und flimmerte wie eine Silbermünze und reflektierte ein brennendes Licht, das in Hirams Kopf eindrang.

      Dann tauchte plötzlich ein Skalpell in seiner Hand auf und er hielt sein linkes Handgelenk nach vorn.

      Blutopfer. Sühne.

      Er schnitt sich die Pulsadern auf und dunkles Blut strömte in Bögen und Spiralen in den Sarg. Im Inneren bewegte sich etwas und raschelte.

      »Gott steh mir bei …« Das Echo von Hirams Stimme kam aus einem anderen Zimmer zurück.

      Und eine einzelne, bis auf die Knochen fleischlose Hand schnellte wie eine Schlange aus der Grube sich verschwörender Schatten und packte ihn an der Kehle.

      Es war die Hand Gottes.

      1-5

      Früh am nächsten Morgen fand Caleb Callister die Leiche seines Bruders.

      Sie war in den Sarg gestopft worden, weiß und blutleer und eingefallen. Caleb schrie nicht laut auf oder wurde theatralisch. Er bestellte recht ruhigen Gemüts den Gerichtsmediziner, denn er war ein Mann, dem der Tod in allen seinen unerfreulichen Formen vertraut war.

      Der Gerichtsmediziner kam und stellte Selbstmord fest.

      Ein merkwürdiger Selbstmord, um genau zu sein. Aus unbekannten Gründen hatte Hiram erst sein linkes Handgelenk aufgeschlitzt, dann sein rechtes. Dann war er in den Sarg gestiegen. Seine Faust umklammerte noch das Skalpell. Im Sarg war die Leiche von James Lee Cobb gewesen. Aber niemand hatte eine Ahnung, wohin diese Leiche verschwunden war.

      Dann also Selbstmord.

      Das Einzige, was dem Gerichtsmediziner auffiel, waren die blauen Flecken an der Kehle und die zerquetschte Luftröhre. Aber er war bereit, darüber hinwegzusehen, da er keine brauchbare Erklärung hatte und Caleb kein Interesse zeigte, der Sache nachzugehen.

      Die Toten sollen ruhen, hatte Caleb gesagt.

      In Ewigkeit. Amen.

Zweiter Teil

      2-1

       Sieben Monate später …

      Der schwarze Himmel entblätterte sich wie aus einem Korsett und schüttete eiskalten Regen wie aus Eimern herab. Der Regen fand den Wind und verband sich mit ihm zu einem tobenden, zornigen Etwas, das auf die Landschaft einprügelte, peitschte, um sich schlug und alles mit Blut in den Adern zwang, Schutz zu suchen. Staubiger, von der Sonne rissiger Boden wurde zu Schlamm. Schlamm wurde zu Sumpf. Sumpf wurde zu Flüssen und Bächen, die über ihre Ufer traten und die Welt versinken ließen.

      Zwei Stunden nach Sonnenuntergang begann das Wasser zu gefrieren, der Regen wurde zu Schnee, und Eis überzog die San Francisco Mountains. Durch den Malstrom kam ein einsamer Reiter, der durch Schlamm, Schnee und eiskalten Regen trabte.

      Sein Name war Tyler Cabe, und er war Kopfgeldjäger.

      Gehüllt in einen gelben Regenmantel, der ihn wie eine nasse, flatternde Haut umgab, ritt Cabe in Whisper Lake ein. Viel von der Stadt konnte er durch den dichten Schneefall nicht ausmachen, der zu prasselndem Regen und dann wieder zu dichtem Schneetreiben wurde. Aber er war einfach froh, irgendwo anzukommen. Irgendwo, wo er Wärme und etwas Heißes zu essen finden konnte.

      Er setzte seinen Rotschimmel in Galopp und brachte ihn im ersten Reitstall unter, den er finden konnte, und verstaute seine Satteltaschen und Gewehre. Dann lief er durch die schlammigen, die Stiefel ansaugenden Straßen und fiel durch die Tür eines mit Zeltplane überspannten Saloons namens Oase. Der Boden war mit Sägespänen bedeckt. Es gab eine Bar und Tische, an die Bänke aus Pinienholz gestellt waren. Ein Holzofen in der Ecke spie schmierige Rußwolken aus, die sich mit Tabakrauch, billigem Parfüm und Körpergerüchen mengten. Ein Dutzend abgerissen und geschlagen aussehender Männer waren über Bier und Whiskey gebeugt. СКАЧАТЬ