SKIN MEDICINE - Die letzte Grenze. Tim Curran
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Название: SKIN MEDICINE - Die letzte Grenze

Автор: Tim Curran

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958350298

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СКАЧАТЬ praktisch den Minengesellschaften gehörte, soviel Cabe wusste. Diese Männer und alles um sie herum waren entweder Eigentum einer Minengesellschaft oder existierten mit ihrer Erlaubnis.

      Cabe schüttelte den Regen von seinem Stetson mit dem Hutband aus Klapperschlangenleder, zog seinen Regenmantel aus und hängte beides an einen Haken in der Nähe des Holzofens. Gekleidet in gestreifte Hosen, hohe Stiefel und einen schwarzen Gehrock, setzte er sich auf einen Hocker an der Bar und studierte das darüber hängende Ölgemälde, auf dem ein fleischiges Flittchen seinen Charme spielen ließ. Er betrachtete sich im Spiegel – die Narben, die sich quer über sein knochiges Gesicht zogen, die scharf blickenden grünen Augen, die aus schmalen Schlitzen spähten.

      »Durstig, Freund?«

      Cabe blickte hinüber zum Bartender, einem schwergewichtigen Mann mit einem Hals, der so dick war wie der Stumpf einer Schwarzpappel. Seine Nase war platt und die Augen schauten aus verquollenen Fleischpolstern. Er machte den Eindruck eines Faustkämpfers.

      »Yeah«, sagte Cabe. »Will verdammt sein, wenn nicht.«

      »Bier? Whiskey? Hab Roggenwhiskey da, wenn das deinen Geschmack trifft.«

      Cabe schüttelte den Kopf. »Nein, nichts in der Richtung. Ich brauche etwas, das mich aufwärmt. Bin mir nicht sicher, ob das da zwischen meinen Beinen ein Schwanz ist oder ein Eiszapfen.«

      Der Barmann lachte. »Frank Carny«, stellte er sich vor.

      Cabe nannte seinen Namen. »Kämpfst du?«, fragte er.

      »Früher mal«, sagte Carny. »Vor vielen Jahren.«

      »Hat’s was gebracht?«

      »Ich konnte ganz gut mithalten. Mit meinem linken Auge kann ich nichts mehr sehen, zu viele Treffer. Ein kluger Mann macht was anderes mit seinem Kopf und nimmt ihn nicht als Sandsack.«

      Cabe nickte, das ergab durchaus Sinn.

      Einer der Minenarbeiter an der Bar lachte. »Wo kommst du her?«

      »Bin den ganzen Tag geritten«, sagte Cabe. »Aus Nevada. Hab schon gedacht, ich würde es nicht mehr schaffen.«

      »Ein beschissener Tag für so eine Tour«, sagte der Minenarbeiter. Er drehte sich zum Barmann um. »Mach ihm was Besonderes, Frank.«

      Carny grinste. »Jemals einen Brigham Young getrunken?«

      Cabe blickte ihn nur an. »Einen was?«

      »Brigham Young«, sagte der Minenarbeiter. »Einer davon, und du wirst ein eingeschworener Freund der Vielweiberei.«

      Cabe grinste.

      »Oder vielleicht einen Wild Bill Hickok? Zwei Schluck und du wirst ein reizbarer Revolverheld. Du ziehst gegen jeden sofort deine Knarren.«

      Cabe gestattete sich ein Lachen.

      Der Bartender schüttelte mit dem Kopf. »Nope, ich denke, unser Freund hier braucht einen Crazy Horse. Du kippst einen hinter und nimmst es dann mit der Siebenten US-Kavallerie auf.«

      Carny begann zu schütten und zu mixen und der Geruch von Alkohol war so stark, dass sich Cabes Nackenhaare kräuselten. Ein Glas wurde vor ihn hingestellt. Er fragte nicht einmal, was drin war. Als er es zu seinen Lippen führte, spürte er, wie sich die Dämpfe nach oben durch seine Nase brannten, geradewegs ins Gehirn. Er setzte das Glas an und stürzte es mit einem Schluck herunter.

      Ach du lieber Gott.

      Das Getränk landete in seinem Magen wie flüssiges Metall, ließ Eis schmelzen und trockenen Zunder auflodern zur Mutter aller Feuerstürme. Cabe begann zu husten und zu würgen und zu spucken, und für einen göttlichen Moment sah er das Gesicht des Herrn … und dann streckten sich Finger voller Wärme in ihm aus, entzündeten ihn an Orten, von denen er nicht wusste, dass sie brennen konnten.

      »Verdammt«, sagte er. »Gottverdammt.«

      Ein paar der Minenarbeiter lachten. Carny schmunzelte.

      Cabe fand seinen Sitzplatz wieder, bestellte noch einen. Er drehte sich eine Zigarette und steckte sie an. Alles in ihm loderte nun sehr angenehm, und ganz ehrlich, nichts auf der Welt kümmerte ihn. Seit nun schon sechs Wochen folgte er einem Mann, einem Killer, aber in diesem Moment hätte er zusammen mit ihm Whiskey trinken können. Der Crazy Horse war ein verdammt feiner Drink.

      Vorsichtig schlürfte er den zweiten. »Ich glaube, seit dem Krieg hat man mir den Arsch nicht mehr so gründlich versohlt, Gentlemen.«

      Carny nickte, wischte ein paar Gläser aus. »Auf welcher Seite hast du gekämpft?«

      »Für die Konföderierten«, sagte Cabe lediglich. Jeden Tag dachte er an den Krieg, aber er sprach nicht davon. Manche Dinge blieben besser in der Vergangenheit. »Und du?«

      Carny schüttelte den Kopf. »Ich war nicht dabei. Mein Bruder ist in der Schlacht bei Shiloh gefallen, für die Union, Achte Illinois-Infanterie.«

      »Tut mir leid«, sagte Cabe und meinte es ernst. »Tut mir wirklich leid. Eine Menge guter Jungs sind auf beiden Seiten gestorben, und je älter ich werde, desto mehr frage ich mich, worum zur Hölle es eigentlich ging.«

      »Amen«, sagte der Minenarbeiter.

      Jemand hustete, würgte daraufhin und murmelte etwas. Am anderen Ende der Bar hob ein Mann in einem dreckigen Mantel aus Schaffell den Kopf. Er kippte den Rest seines Whiskeys hinunter, würgte und spuckte das Meiste davon auf den Boden. Er hatte einen zotteligen schwarzen Bart, der ihm bis auf die Brust reichte, und Augen wie untergehende Sonnen.

      »Krieg, sagst du?«, brachte er gerade so heraus. Ein Gewirr von Speichelfäden hing von seinen Lippen herab wie schmutzige Bänder. Er wischte es mit einer schmierigen Faust weg. »Krieg zwischen Nord und Süd. Nein … Angriffskrieg des Nordens. Jawoll, Sir. Ich habe gekämpft. Oh ja, das habe ich. Gottverdammte Blaubäuche, gottverdammte Yankees. Hurensöhne.«

      Der Minenarbeiter zuckte zusammen, als er den Bärtigen herüber wanken sah. Vielleicht weil er Ärger erkannte, wenn er ihn sah, vielleicht war es auch der Geruch des Mannes, der stank wie ein Haufen verrottender Ochsenhäute.

      Cabe begutachtete ihn, und was er sah, gefiel ihm nicht. Dieses lange, strähnige Haar, dieser schwere, ganz und gar verknotete Bart, der so vergammelt aussah, als würde er damit Spucknäpfe auswischen. Seine Triefaugen waren rot umrandet, aber unter diesem Dunst von Alkohol … war der Mann genauso finster wie ein offenes Grab. Irgendein besoffener, ignoranter Hillbilly.

      Carny hörte auf, die Bar zu wischen. »Setz deinen Arsch hin, Orv. Setz dich einfach hin. Du kriegst noch einen Whiskey aufs Haus. Andernfalls kannst du dich einfach verpissen.«

      »Fick dich«, sagte der Hillbilly und kratzte sich an der Fußmatte, die sein Bart sein sollte. Er kam näher und mit ihm der Gestank von Urin. Die Flecken in seinem Schritt sagten, dass er eingepisst hatte, nicht zum ersten Mal. »Gottverdammter Krieg, jawoll Sir. Ich war dabei. Jawoll. Habe zwei Brüder in diesem gottverdammten Krieg verloren.« Er starrte Cabe an und mochte nicht, was er sah. »Bist ein Yankee, stimmt’s?«

      Cabe seufzte. »Nein, Konföderierter. Zweites Arkansas-Infanterieregiment. Hab meine Unschuld in der Schlacht am Wilson's Creek verloren und meine Seele in der Schlacht am Pea Ridge.«

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